Lebensdaten
1889 – 1979
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Berlin (Ost)
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118599720 | OGND | VIAF: 114129978
Namensvarianten
  • Vieth von Golßenau, Arnold (eigentlich)
  • Vieth von Golßenau, Arnold Friedrich
  • Renn, Ludwig
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Zitierweise

Renn, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599720.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Vieth v. Golßenau (1856–1938), Dr. phil., Prof. f. Math. u. Erzieher am sächs. Hof, S d. Viktor (1803–86), k. u. k. Major, u. d. Karoline Hammani (1823–94);
    M Bertha (1867–1949), T d. Friedrich Raspe, Apotheker in Moskau; ledig.

  • Biographie

    R. begann 1910 nach dem Abitur eine Offizierslaufbahn im 1. Kgl.-Sächs. Leibgrenadier-Rgt. Nr. 100 und kämpfte im 1. Weltkrieg an der Westfront. Befürworter der Revolution 1918/19, kehrte er 1919 als gewählter Führer|eines Bataillons nach Dresden zurück und war seit 1920 Hundertschaftsführer der sozialdemokratisch ausgerichteten Sicherheitspolizei. Während des Kapp-Putsches weigerte er sich, auf revolutionäre Arbeiter zu schießen, und quittierte den Dienst. 1920-23 und 1926/27 studierte er Russisch, Jura, Nationalökonomie, Kunstgeschichte und Geschichte in München, Göttingen und Wien. Während der Inflationszeit war er in Dresden im Kunsthandel tätig. 1925/26 wanderte er durch Deutschland, Südeuropa, die Türkei und Ägypten. Die Lektüre von Marx, Lenin und John Reed sowie das Miterleben polizeilicher Gewalt gegen demonstrierende Arbeiter beim Kampf um den Justizpalast in Wien im Juli 1927 wurden für R. Ausgangspunkt für sein politisches Handeln: Seit Oktober 1927 hielt er unter seinem Künstlernamen R. an der VHS Zwickau Vorlesungen für Arbeiter über die Geschichte Chinas und trat im Jan. 1928 der KPD bei. Seit Sept. 1928 veröffentlichte die „Frankfurter Zeitung“ im Vorabdruck seinen Roman „Krieg“ (gedr. 1928). Aus der Sicht des Soldaten L. R. beschrieben, begründete dieser R.s literarischen Ruhm (Überss. in 39 Sprachen). R. wurde 1928 Mitglied des Roten Frontkämpferbunds und Sekretär des Bunds Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller Deutschlands (BPRS) in Berlin (bis 1932). 1929-32 war er Mitherausgeber der Monatsschrift des BPRS „Die Linkskurve“ (Nachdr. 1978–87) und seit 1930 der Zeitschrift „Aufbruch“. 1929/30 unternahm er Reisen in die Sowjetunion. Sein zweiter Roman „Nachkrieg“ (1930) thematisiert die innenpolitischen Kämpfe 1918–20. Während eines militärtechnischen und kriegshistorischen Vortrags an der Marxistischen Arbeiterschule Berlin (MASCH) wurde R. im Nov. 1932 verhaftet. Im Jan. 1933 entlassen, wurde er nach dem Reichstagsbrand in „Schutzhaft“ genommen und im Jan. 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu 30 Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Freilassung aus Bautzen im Aug. 1935 floh er im Jan. 1936 über die Schweiz nach Spanien. Seit Oktober war R. Kommandeur des Thälmann-Bataillons und Stabschef der XI. Internat. Brigade im Span. Bürgerkrieg, bevor er 1937/38 im Auftrag der republikanischen Regierung eine Vortragsreise durch Nordamerika, Kanada und Kuba unternahm, um Hilfe für das republikanische Spanien zu organisieren. 1938 zurückgekehrt, wurde er in Cambrils zum Direktor der Offiziersschule der Volksarmee ernannt. Beim Rückzug der „Interbrigaden“ über die franz. Grenze 1939 wurde R. im Lager St-Cyprien interniert, kam aber bald durch die Hilfe Louis Aragons frei und ging ins mexikan. Exil, wo er als Professor an der indian. Univ. Morelia 1940/41 moderne europ. Geschichte und Sprachen lehrte. 1941-46 stand R. der Bewegung „Freies Deutschland“ und dem „Lateinamerik. Komitee der freien Deutschen“ als Präsident vor. 1947 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er Mitglied der SED und übernahm die Leitung des Kulturwissenschaftlichen Instituts sowie die Professur für Anthropologie an der TH Dresden. Im selben Jahr trat er dem Schriftstellerverband bei und wurde 1948 Vorsitzender des Kulturbunds Sachsen. 1949 lehrte er Kulturgeschichte an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden. 1951 wechselte er an die Berliner Humboldt-Universität. Seit 1952 lebte er als freier Schriftsteller in Ost-Berlin.

    R. veröffentlichte neben Reise- und Lebensberichten auch militärhistorische und politische Abhandlungen, jedoch überwiegend – auf Anregung des Kulturbunds – Kinderbücher. Diese stellten mit ihrer Fiktionalität eine neue Herausforderung für R. dar, dessen Anspruch bis dahin eine Literatur chronistischen Stils war. R. gilt als Mitbegründer der proletarisch-revolutionären Literatur in der DDR.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (TH Dresden 1949);
    Mitgl. d. Dt. Ak. d. Künste d. DDR (1952);
    Vizepräs. d. Liga f. Völkerfreundschaft d. DDR (1961);
    Präs. d. Ges. „Neue Heimat“ (1964-75);
    Ehrenpräs. d. Ak. d. Künste (1969–75) u. d. PEN-Zentrums d. DDR (1971);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Schriftst.verbands (1973);
    Kinderbuchpreis d. Min. f. Kultur (1954 u. 1961);
    Nat.-preis II. u. I. Kl. (1955/61);
    Hans-Beimler-Medaille (1956);
    Medaille Kämpfer gegen d. Faschismus (1958);
    Vaterländ. Verdienstorden (1959), dazu Ehrenspange in Gold (1974);
    Held d. Arbeit (1964);
    Erich-Weinert-Medaille (1969);
    Karl-Marx-Orden (1969);
    Gr. Stern d. Völkerfreundschaft (1979).

  • Werke

    Weitere W In vorderster Linie, Aus d. Aisne-Champagne-Schlachl, 1917;
    Krieg, 1928;
    Nachkrieg, 1930;
    Rußlandfahrten, 1932;
    Vor gr. Wandlungen, 1936;
    Warfare, the Relation of War and Society, 1939;
    Adel im Untergang, 1944 (dt. 1947);
    Trini, Die Gesch. e. Indianerjungen, 1954;
    Der span. Krieg, 1955 (seit 1959 u. d. T.: Im Span. Krieg);
    Der Neger Nobi, 1955;
    Herniu u. d. blinde Asni, 1956;
    Meine Kindheit u. Jugend, 1957 (Autobiogr);
    Herniu u. Armin, 1958;
    Herniu, 1959;
    Camilo, Eine ungewöhnl. Gesch. aus Kuba, 1963;
    Ausweg, 1967;
    Zu Fuß z. Orient, 1964;
    Krieger, Landsknecht u. Soldat, 1974 Übers.: E. Abreu-Gómez, Gesch. v. d. Maja-Indianern, 1948. – Schallplatte: Der span. Krieg, L. R. liest, 1984. – Bibliogrr.: Albrecht-Dahlke, 1972;
    G. Kreusel, L. R., 1989.

  • Literatur

    A. Auer, L. R., Ein ungewöhnl. Leben, 1964;
    J. Schildt, Schriftst., Methode u. erzähler. Eigenart L. R.s, Diss. Jena 1966;
    E. Mertens, L. R., Lit.soziolog.|u. persönlichkeitstheoret. Aspekte d. biograph. Entwicklung d. Offz. Arnold Friedrich Vieth v. Golßenau z. Schriftst. L. R., Diss. Münster 1981;
    R. Rösch, Zur kulturpol. u. lit. Wirksamkeit L. R.s in d. J. 1947 bis 1951, Diss. PH Zwickau 1984;
    K. Hammer, „Einmal d. Wahrheit üb. d. Krieg schreiben“, L. R.s „Krieg“ im Urteil der Zeitgenossen, in: Kriegserlebnis u. Legendenbildung, 1999, S. 283-90;
    Dt. Exil-Lit., 1970;
    Lex. dt.sprachiger Schriftst., 1974;
    Wer war wer im Dritten Reich, 1983;
    Lex. d. Kinder- u. Jugendlit., 1984 (P);
    BI-Schriftst.lex., 1988;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes, 1989, S. 76-78;
    Berliner Biogr Lex., 1993;
    Lex. sozialist. Lit., 1994 (P);
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    B. Hergemöller, Mann f. Mann, 1998;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1971–98, 1999;
    Wer war Wer Deutsche Demokratische Republik;
    Kunisch-Wiesner;
    BHdE II;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Kai-Britt Albrecht
  • Zitierweise

    Albrecht, Kai-Britt, "Renn, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 426-428 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599720.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA