Lebensdaten
1907 – 1989
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Erzähler ; Publizist ; Übersetzer ; Filmautor
Konfession
-
Normdaten
GND: 131495291 | OGND | VIAF: 7514443
Namensvarianten
  • Stern, Kurt
  • Stern, Curt
  • sthern, kurt

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Zitierweise

Stern, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd131495291.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus assimilierter jüd. Fam.;
    V Siegfried († um 1924), Fabr. in B.;
    M Toni Seckel (1881–1942 Auschwitz, 2] 1910 Max Flatow, 1875–1942 Auschwitz, Kaufhausdir. in B., Ziehvater v. S.), T e. Fabr. in Peine;
    1 B Walter (1905–30), 2 Schw Emma (1903–74, Fritz Unger, Kaufm.), emigrierte 1938 in d. USA, Ilse (1904–89, Ludwig Biro, 1898–1972, RA in Graz), emigrierte 1938 n. Palästina, kehrte 1945 n. Graz zurück;
    Paris 1932 Jeanne (1908–98), Journ., Publ., Übers., Film- u. Buchautorin (s. BHdE II; Kosch, Lit.-Lex.³; A, W, L), T d. Pierre Machin (1876–1960), Arb. in Paris, u. d. Françoise Pascual (1881–1965;
    1 T Lucienne (* 1935, Klaus Steinitz, * 1932, Dr. rer. oec. habil., Wirtsch.wiss., 1967–71 Leiter d. Abt. Prognose, 1971–79 d. Hauptabt. Wiss. u. Technik d. Staatl. Plankommission d. DDR, 1969 Prof., 1980–89 stellv. Dir. d. Zentralinst. f. Wirtsch.wiss. d. Ak. d. Wiss. d. DDR, 1989 korr. Mitgl. ders., 1990–93 Vorstandsmitgl. d. PDS, 1990 MdB, s. Kürschner, Gel.Kal. 2011; Biogr. Hdb. MdB, S d. Wolfgang Steinitz, 1905–67, Volkskundler, Finnougrist, Sprachwiss., Prof. an d. Humboldt-Univ. zu B., Vizepräs. d. Ak. d. Wiss. d. DDR, s. NDB 25), Dr. med., Fachärztin f. Pädiatrie in B. (s. W).

  • Biographie

    Nach dem Mittelschulabschluß begann S. 1924 eine kaufmännische Lehre und bereitete sich zugleich an der Abendschule auf das Abitur vor, das er 1927 ablegte. Anschließend studierte er in Berlin und Paris Literatur, Philosophie und Geschichte. Durch seinen Bruder Walter kam er in Kontakt mit der linken Jugend- und der Arbeiterbewegung und wurde 1927 Mitglied der KPD. 1930/31 war er Reichsleiter der „Kommunistischen Studentenfraktion“. Im April 1933 emigrierte S. mit seiner Frau nach Paris, wo er als Redakteur bei der von Willy Münzenberg herausgegebenen politisch-literarischen Monatsschrift „Unsere Zeit“ tätig war und mit literarischen Übersetzungen hervortrat. S. arbeitete im Schutzverband Dt. Schriftsteller (SDS) mit und war Teilnehmer an den internationalen „Kongressen zur Verteidigung der Kultur“ 1935 in Paris und 1937 in Madrid und Valencia.

    Seit Okt. 1936 nahm S. als Politkommissar der XI. Internationalen Brigade am Span. Bürgerkrieg teil. Er gab die ersten elf Nummern der dt. Brigadezeitung „Pasaremos“ heraus und wirkte in der Redaktion von „El Voluntario de la Libertad“ mit. Nach der Rückkehr nach Paris im Jan. 1938 arbeitete er eng mit antifaschistischen Autoren im Exil (u. a. Egon Erwin Kisch, André Simone, Gustav Regler) an der Zeitschrift „Der Gegen-Angriff“ und an der „Dt. Volkszeitung“ zusammen. Über seine Inhaftierung in franz. Lagern berichten seine Aufzeichnungen „Was wird mit uns geschehen? Tagebücher der Internierung 1939 und 1940“ (hg. v. Ch. Löser, 2006, Vorwort v. Ch. Wolf, P).

    Im Mai 1942 gelang S.s Familie von Marseille aus die Emigration nach Mexiko, wo er Redakteur der Monatsschrift „Freies Deutschland“ sowie Sekretär des Heinrich-Heine-Klubs wurde und wiederum eng mit Exilautoren wie Ludwig Renn, Bodo Uhse, André Simone und Theo Balk zusammenarbeitete. Vor allem zu Anna Seghers (1900–83) bestand seit der Pariser Zeit, vertieft durch die Gemeinsamkeit des mexikan. Exils, lebenslang ein enges freundschaftliches Verhältnis. Jeanne Stern hatte Seghers 1940 bei der Flucht ins unbesetzte Südfrankreich entscheidend geholfen und übersetzte (neben Arbeiten von Brecht, Hausmann, Kisch und Regler) einige ihrer Werke ins Französische.

    Im Sommer 1946 kehrte S. nach Deutschland zurück, wurde in (Ost-) Berlin Mitglied der SED und war zunächst in der Zentralleitung des Kulturbundes tätig, ehe ihn eine schwere Lungenkrankheit niederwarf, deren Heilung drei Jahre in Anspruch nahm. In dieser Zeit erschienen literarische Übersetzungen; besonders erfolgreich war die Übertragung der Erzählung „Das Schweigen des Meeres“ von Vercors (1948). Bekannt wurde S. 1952 durch den DEFA-Film „Das verurteilte Dorf“ (Buch u. Drehbuch mit Jeanne Stern; Regie: Martin Hellberg), der, ausgehend von einem authentischen Vorgang, den dramatischen Widerstand eines Eifel-Dorfes gestaltet, das einem US-Truppenübungsplatz weichen soll. Auch für den Film „Stärker als die Nacht“ (DEORG 1954; Regie: Slatan Dudow), der das Wirken einer antifaschistischen Widerstandsgruppe in der NS-Zeit darstellt, schufen S. und seine Frau die literarische Vorlage und das Drehbuch. 1960 folgte das Drehbuch für „Das Leben beginnt“ (Regie: Heiner Carow), einen Film über eine junge Liebe im Ost-West-Konflikt, 1962 der Dokumentarfilm „Unbändiges Spanien“ (Buch, Regie u. Kommentar: Kurt u. Jeanne Stern) unter Einbeziehung von Joris Ivens’ Film „Span. Erde“ (1937).

    1956 wurde S. Vorstands-, später zeitweilig auch Präsidiumsmitglied des Schriftstellerverbandes der DDR. Als Vorsitzender von dessen Vietnam-Solidaritätskomitee (seit 1966) initiierte er Hilfsaktionen für das vietnames. Volk. 1966/67 und 1968 reiste er mit seiner Frau nach Vietnam (Reisfelder-Schlachtfelder, Augenzeugenbericht über Vietnam im Krieg, 1967; Bevor d. Morgen graut, Vietnam zw. Krieg u. Sieg, 1969). Aufgrund der Restriktionen, denen unbequeme Schriftsteller und Künstler in der DDR ausgesetzt waren, geriet S. seit 1965 zunehmend in Widerspruch zur Kulturpolitik der SED; seine kritische Haltung gegenüber Indoktrination und Ausgrenzung erwies sich z. B. in der Biermann-Affäre 1976, bei der er sich an die Seite Stephan Hermlins und Christa Wolfs stellte.

  • Auszeichnungen

    A Weltfriedenspreis (1952);
    Nat.preis d. DDR 1. Kl. (1952) u. 2. Kl. (1954);
    Heinrich-Mann-Preis d. Ak. d. Künste d. DDR (1970, mit Jeanne Stern);
    Stern d. Völkerfreundschaft in Gold (1982);
    Orden d. Freundschaft d. Demokrat. Rep. Vietnam (1987).

  • Werke

    Weitere W Das Leben beginnt, 1959 (mit Jeanne Stern);
    Stärker als d. Nacht, Ein Filmszenarium (mit Jeanne Stern), 1954;
    Unbändiges Spanien, 1964 (Fotobd. mit Jeanne Stern);
    Vietnam in dieser Stunde, Künstler. Dok., hg. v. W. Bräunig u. a. (Hg. mit Jeanne Stern), 1968;
    Schauplatz Paris, 1972 (mit Jeanne Stern);
    Überss.:
    Vercors, Der Traum, Erz., in: Vercors, Waffen d. Nacht, Drei Erzz., 1949;
    Melpo Axioti, Tränen u. Marmor, Roman, 1950;
    Vercors, Clémentine, Erz. (1959), in: Vercors, Das Schweigen d. Meeres, Erzz., 1965;
    Was wird mit uns geschehen?, Tagebücher d. Internierung 1939 u. 1940, Mit e. Vorw. v. Ch. Wolf, hg. v. Ch. Löser in Zus.arb. mit Lucienne Steinitz, 2006;
    Nachlaß:
    Archiv d. Ak. d. Künste, Berlin.

  • Literatur

    K. Böttcher u. a., Schriftst. d. DDR, 1974;
    S. Heym, Der Winter unsers Mißvergnügens, Aus d. Aufzeichnungen d. OV Diversant, 1996;
    BHdE I;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1971–1998;
    Hdb. Exiltheater;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Dokumentarfilm:
    Jeanne u. K. S., DDR 1976 (BA, Filmarchiv Berlin).

  • Porträts

    Büste v. R. Hahne, 1967/68 (Privatbes., Berlin-Niederschönhausen).

  • Autor/in

    Christian Löser
  • Zitierweise

    Löser, Christian, "Stern, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 275-276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd131495291.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA