Lebensdaten
1880 – 1945
Geburtsort
Offenbach (Pfalz)
Sterbeort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Kulturphilosoph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11859494X | OGND | VIAF: 13099833
Namensvarianten
  • Queich, Hermann (Pseudonym)
  • Platz, Hermann
  • Queich, Hermann (Pseudonym)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Platz, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11859494X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1848–1915), Landwirt u. Bierbrauer in O.;
    M Maria Ulrich (1855–1925);
    1907 Paula Kurtz (1884–1960), aus Rippberg (Odenwald); 4| S Rudolf (1909–52), Dr. med., Chefarzt, Wilhelm (1910–65), Dr. phil., Oberstudienrat, zeitweilig b. d. UNESCO tätig, Hermann (1914–69), Jurist, Min.rat, Günther (* 1915), Kaufm., mußte d. Med.studium abbrechen, weil er wegen „bündischer Umtriebe“ u. Kontakten z. kath. Jugendarbeit, z. T. auch in Frankreich, 1943 v. NS-Volksger.hof zu eineinhalb J. Gefängnis verurteilt wurde, 1 T Hildegard (* 1925, Dr. iur. Heinz Rugo, * 1922, Min.rat).

  • Biographie

    P. legte 1900 in Landau (Pfalz) das Abitur ab. Von Marc Sangnier (1873–1950) für die Ideen einer christl. Demokratie und Friedensbewegung gewonnen, kam er auch mit Carl Sonnenschein (1876–1929) und dessen Sekretariat Sozialer Studentenarbeit in Mönchengladbach in Verbindung. Er studierte in Würzburg, München und Münster Theologie, dann Philologie. In Würzburg hörte er 1900-02 zusammen mit seinem Freund Theodor Abele (1879–1965) den Theologen Herman Schell (1850–1906), dessen kirchlicher Spiritualismus sie lebenslang zu engagierter Arbeit in Kirche und Gesellschaft anregte. 1905 wurde P. in Münster mit der Arbeit „Über lautlich-begriffliche Wortassimilationen“ zum Dr. phil. promoviert. 1907 legte er das Staatsexamen für den Höheren Schuldienst (Deutsch, Engl., Franz.) ab und wurde Studienrat in Düsseldorf. Nach dem 1. Weltkrieg, an dem P. 1915-18 teilnahm, wurde er Studienrat in Bonn, 1920 Lehrbeauftragter und 1924 auf Veranlassung von Ernst Robert Curtius (1886–1956) o. Honorarprofessor der Univ. Bonn für franz. Geistes- und Kulturgeschichte.

    Um Abele und P. bildete sich ein Kreis engagierter Freunde, dem außer Heinrich Brüning (1885–1970) und Robert Schuman (1886–1963) die Philosophen Paul Simon (1882–1946) und Alois Dempf (1891–1982) angehörten. 1913 initiierte diese Gruppe (insbes. durch Impulse Abeles) zusammen mit Franz X. Münch (1883–1940), dem späteren Generalsekretär des Kath. Akademikerverbands, unter der Ägide Ildefons Herwegens OSB (1874–1946) in Maria-Laach die deutsche Liturgische Bewegung und begründete den Kath. Akademikerverband. P. brachte Romano Guardini (1885–1968), der sich der Liturgischen Bewegung anschloß, 1922 mit der Jugendbewegung „Quickborn“ (Burg Rothenfels) zusammen. Angeregt u. a. durch seinen Freund Carl Muth (1867–1944), setzte P. sich in zahlreichen Schriften für die deutschfranz. Verständigung im Sinne eines christl. Europa ein und gab 1925-29 die Zeitschrift „Abendland“ heraus, die zu einem internat. Forum europ. christl. Demokratie wurde und eine föderative politisch-kulturelle Einigung Europas erstrebte. Zu den Mitarbeitern und Lesern gehörten u. a. Brüning, der österr. Bundeskanzler Ignaz Seipel (1876–1932), der ital. Christdemokrat Luigi Sturzo (1871–1951) und dessen Schüler Aleide De Gasperi (1881–1954). Seit 1929 gab P. die Schriftenreihe „Studien zur abendländischen Geistes- und Gesellschaftsgeschichte“ heraus. Am 11.8.1925 hielt er die Verfassungsrede vor den Repräsentanten des Reichs im Berliner Reichstag. Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Una Sancta“ (1925-27), die am 11.4.1927 von Rom untersagt wurde, gab er ökumenische Impulse. Später wandte er sich mit seinen Freunden vom Kath. Akademikerverband ab und wurde tragendes Mitglied des einflußreichen „Werl-Soester-Kreises“ in Werl (Westfalen) um Abele. Als Erzieher gab er der akademischen Jugend, die er regelmäßig um sich versammelte, Anstöße. Während des Dritten Reichs gehörte P. dem Widerstand an; in seinem Bonner Haus wurden 1934 die in ev. und kath. Pfarren im gesamten Reich verlesenen „Studien zum Mythus des 20. Jh.“ (200 000 Exemplare) als Gegenschrift zur Ideologie Alfred Rosenbergs vorbereitet (unter Beteiligung u. a. v. Karl Barth, 1886–1968, Erik Peterson, 1890–1860, Alois Dempf und dem Initiator der Aktion Wilhelm Neuß, 1880–1965). Am 23.3.1935 wurde P. der Uni-versitäts-Lehrauftrag entzogen. Am 28.5.1945 wurde er auf Anregung Robert Schumans zum Leiter der Kulturabteilung im Oberpräsidium der Nord-Rheinprovinz berufen (faktisch als erster Kultusminister des späteren Landes Nordrhein-Westfalen). Bald darauf verstarb er jedoch nach einer Halsoperation.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Früchte e. sozialstudent. Bewegung, Zugleich Einf. in d. geistige Leben u. d. Lit. d. soz. Katholizismus in Krankreich, 1913;
    Im Ringen d. Zeit, Sozialeth. u. sozialstudent. Skizzen, 1914;
    Zeitgeist u. Liturgie, 1921 (2. umgestaltete u. verm. Aufl. v. „Krieg u. Seele“, 1916);
    Geistige Kämpfe im modernen Frankreich, 1922;
    Großstadt u. Menschentum, 1924;
    Um Rhein u. Abendland, 1924;
    Das Religiöse in d. Krise d. Zeit, 1928;
    Dtld. u. Frankreich, Versuch e. geistesgeschichtl. Grundlegung d. Probleme, 1930;
    Der geistige Umbruch in Frankreich, 1932;
    Pascal, Der um Gott ringende Mensch, 1937;
    Freundschaft als Leben (Theodor Abele in Treue zugeeignet), o. J.;
    Pascal in Dtld., o. J.;
    Die Welt d. Ahnen, Werden u. Wachsen e. Abendländers im Schöße v. Heimat u. Fam., dargest. f. seine Kinder, hg. v. Rudolf Platz, 1948 (Autobiograph. Skizzen).

  • Literatur

    E. M. Lange, in: Hochland 28, 1930/31, H. 1, S. 85-88;
    M. Kuhn, in: Die Besinnung 1, 1946, H. 5, S. 226-29;
    J. Antz, in: Päd. Rdsch. 1, 1947, S. 3-8 (P);
    V. Berning, H. P. (1880-1945), Romanist u. kath. Kulturphilosoph, Zum Gedenken an e.|christl. Demokraten d. abendländ. Europa, in: ders. (Hg.), H. P. (1880-1945), Eine Gedenkschr., 1980, S. 11-31 (darin Btrr. v. A. H. Berning, H. Lutz, H. R. Schlette u. M. Schlüter-Hermkes; W-Verz., P);
    ders., Die Begründung d. kath. Akademikerverbandes, Geistesgeschichtl. Voraussetzungen u. Wirkungen im dt. Katholizismus, in: Renovatio, Zs. f. d. interdisziplinäre Gespräch 49, H. 4, 1993, S. 189-200;
    ders., Der dt. Katholizismus am Ausgang d. Weimarer Rep. unter Berücksichtigung d. „Kath. Akademikerverbands“, Eine Replik, in: D. Breuer u. G. Cepl-Kaufmann (Hg.), Moderne u. NS im Rheinland, Vorträge d. Interdisziplinären Arbeitskreises z. Erforsch, d. Moderne im Rheinland, 1997, S. 577-642;
    V. Carl, Lex. Pfälzer Persönlichkeiten, 1998 (P). – Eigene Archivstudien (u. a. Privatarchiv d. Vf.);
    Mitt. d. Familien Platz, Abele u. Dempf sowie August Heinrich Berning (einschließl. schriftl. hinterlassener Memoiren).

  • Porträts

    Ölgem. u. Linolschnitt v. E. Hase, ca. Mitte d. 20er J.;
    Totenmaske, Dez. 1945 (alle in Fam.bes.).

  • Autor/in

    Vincent Berning
  • Zitierweise

    Berning, Vincent, "Platz, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 519-521 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11859494X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA