Lebensdaten
1719 – 1787
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Salzburg
Beruf/Funktion
Komponist ; Musiker
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 118584588 | OGND | VIAF: 2513222
Namensvarianten
  • Mozart, Johann Georg Leopold
  • Mozart, Leopold
  • Mozart, Johann Georg Leopold
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Zitierweise

Mozart, Leopold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118584588.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Georg (1679–1736), Buchbindermeister in A., S d. Franz (1649–94), Fuggerscher Stiftungsmaurermeister in A. (s. ThB), u. d. Anna Härrer (Hairer, Hainrich) (1656–1715) aus Buch am Buchrain (Oberbayern);
    M Anna Maria (1696–1766), T d. Christian Sulzer (um 1663–1744), Webermeister in A., u. d. Maria Dorothea Baur (1672–1742);
    Ur-Gvv David d. J. (um 1620/22-85), Baumeister in A. (s. ThB);
    Gr-Ov Hans Georg (1647–1719), Maurermeister d. Domkap. in A. (s. ThB);
    Salzburg 1747 Anna Maria Walburga (1720–78), T d. Wolfgang Nikolaus Pertl (1667–1724), Jurist, wirkl. Hofkammersekr. in S., Gerichtspfleger in St. Gilgen, u. d. Eva Rosina Barbara Altmann, verw. Puxbaumer (1681–1755);
    3 S (2 früh †), Wolfgang Amadeus (s. 2), 4 T (3 früh †), Maria Anna (Nannerl) (1751–1829, Johann Baptist Franz Frhr. Berchtold v. Sonnenburg, 1736–1801), Pianistin (s. ÖBL; New Grove); Verwandter Anton (1573–1625), Maler in A. (s. ThB).

  • Biographie

    M. besuchte 1727-35 das Gymnasium und anschließend bis 1736 das Lyzeum der renommierten Augsburger Jesuitenschule zu St. Salvator. Nach dem Tode des Vaters verließ er die Schule mit dem Abgangszeugnis der Rhetorenklasse. In der Erwartung, er werde sich für den geistlichen Stand entscheiden, ermöglichten ihm Gönner der Familie ein Universitätsstudium. 1737 immatrikulierte er sich an der Salzburger Benediktiner-Universität, wo er das Fach Philosophie belegte und nebenher auch Mathematik und Geschichte hörte. 1738 erwarb er den akademischen Grad eines Baccalaureus der Philosophie (mit öffentlicher Belobigung); im September 1739 wurde er – wegen ungenügenden Vorlesungsbesuches – von der Universität relegiert: ein offenbar mit Absicht provozierter Abgang. Danach fand er sein Auskommen als Kammerdiener des Salzburger Kanonikus und Präsidenten des fürsterzbischöfl. Konsistoriums, Johann Baptist Gf. v. Thurn-Valsássina und Taxis, dem er sich 1740 mit der Dedikation seines eigenhändig gestochenen op. 1, der 6 Triosonaten, per chiesa e da camera', erkenntlich zeigte. Mit Unterstützung seines neuen Dienstherren konnte er sich als Komponist profilieren: seit 1741 entstanden etliche Passionsmusiken (Oratorien), geistliche Kantaten und lat. Schulopern, von denen aber nur die gedruckten Libretti erhalten sind. Die offenbar von Beginn an erstrebte Anstellung bei der Salzburger Hofkapelle glückte nur auf Umwegen; erst im Juni 1747 wurde M. eine endgültige und voll besoldete Stelle als Violinist zugesprochen, womit seine materielle Existenz gesichert war. Zusätzlich zu seinen Verpflichtungen in der Hofkapelle hatte er den Violin- und seit 1777 auch den Klavierunterricht der Sängerknaben des Kapellchores zu übernehmen, 1757 erfolgte seine Ernennung zum „Hof- und Cammer-Componisten“, ein Jahr später rückte er auf den Posten des 2. Violinisten vor. Mit dem Aufstieg zum Vizekapellmeister 1763 hatte er den Endpunkt seiner Laufbahn am Salzburger Hof erreicht.

    1756 war M.s pädagogisch-theoretisches Hauptwerk, der „Versuch einer gründlichen|Violinschule“, erschienen, der seinen bleibenden Ruhm begründete. Bereits 1755 hatte Lorenz Mizler – allerdings erfolglos – M.s Aufnahme in die Leipziger „Sozietät der Musicalischen Wissenschaften“ betrieben; auch der einflußreiche Berliner Musiktheoretiker Friedrich Wilhelm Marpurg suchte seine aktive Mitarbeit. Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammt die anonyme „Nachricht von dem gegenwärtigen Zustande der Music … zu Salzburg“ im dritten Band der „Historisch-kritischen Beyträge“ Marpurgs (1757) aus M.s Feder. Um 1760 stand M. auf der Höhe seines Schaffens. Kurze Zeit später jedoch gab er, wie seine Tochter Maria Anna in ihren Aufzeichnungen für Friedrich Schlichtegroll schrieb, „die Unterweisung auf der Violin und das Componiren ganz auf, um alle von seinem Dienste freye Zeit auf die musikalische Erziehung dieser zwey Kinder zu wenden“. Die späteste datierte Komposition ist die Sinfonie in D-Dur Nr. 25 von 1771; in den Breitkopf-Katalogen wurden Werke M.s letztmals 1775 angeboten. Ein „Spätwerk“ existiert nicht.

    Die Wende in M.s Leben trat ein, als die geniale Begabung seines Sohnes Wolfgang Amadeus erkennbar wurde. Das „Wunder …, welches Gott in Salzburg hat lassen gebohren werden“ (Brief an Hagenauer, 30.7.1768), bedurfte nicht allein der sorgsamsten Pflege und Erziehung, es mußte einer ungläubigen Welt geradezu verkündigt werden. „Ich bin diese Handlung dem allmächtigen Gott schuldig, sonst wäre ich die undanckbarste Creatur“, schreibt er in demselben Brief. So dienten die zahlreichen Kunst- und Bildungsreisen, die M. seit 1762 teils mit der ganzen Familie, teils mit Wolfgang allein unternahm, zugleich auch diesem Ziel. Sie waren finanziell riskant und stellten, je länger je mehr, die Geduld des fürstlichen Dienstherren auf eine harte Probe. Sicherlich werden sie auch mit dazu beigetragen haben, Wolfgangs Gesundheit zu schwächen – wie andererseits die künstlerische Entwicklung des Wunderkindes ohne diese Reisen kaum vorstellbar ist.

    Der zweite Lebensabschnitt M.s kann nicht mehr aus sich selber heraus, sondern nur in Verbindung mit und in Bezug auf die Biographie Wolfgangs verstanden werden. Es war, als hätte der Vater sein eigenes autonomes Leben aufgegeben, um nunmehr als dienende Figur in das seines Sohnes zu treten. Sein gleichwie gearteter Anteil am Frühwerk Wolfgangs bis in die zweite Hälfte der 1760er Jahre ist beträchtlich, auch wenn er nicht immer so deutlich in die Augen fällt wie im Autograph der ersten Sinfonie KV 16 (1764) oder des „Gallimathias Musicum“ KV 32 (1766). Seine Rolle als Korrektor, Redaktor und Kopist ist nicht leicht zu überschätzen. Es gibt kaum ein Autograph Wolfgangs aus diesen frühen Jahren ohne Änderungen oder Zusätze von der Hand des Vaters, und auch noch in späterer Zeit erscheinen häufig Autoren- und Datierungsvermerke als nachträgliche Zusätze von M.s Hand: Die Salzburger Autographe des Sohnes wurden offenbar in peinlicher Ordnung aufbewahrt (was man von den Werken M.s nicht sagen kann) und 1768 in einem ersten Werk-Verzeichnis erfaßt. Je nach Erfordernis übernahm M. die Rolle des Lehrers, Erziehers und Privatsekretärs und fungierte als Kammerdiener, Impresario oder Reisemanager. Und schließlich war es immer wieder der diplomatische M., der zwischen Wolfgang und dem Fürsterzbischof Colloredo, der eine zunehmende Aversion gegen beide Mozarts entwickelte, gütlich zu vermitteln wußte – sei es auch um den Preis eigener Zurücksetzung. Das spätere Leben M.s war nicht frei von Tragik und Verbitterung. Hilflos mußte er in Salzburg aus der Ferne miterleben, wie die Reise nach Mannheim und Paris, zu der Wolfgang 1778 in Begleitung der Mutter aufbrach, zu einem Fiasko wurde, wie der Sohn außer Kontrolle zu geraten drohte, wie die Gattin in Paris erkrankte und starb. Er konnte nicht mehr eingreifen, als es 1781 in Wien zum endgültigen Bruch mit Colloredo kam. Die Hochzeit Wolfgangs mit Constanze Weber 1782 – in den Augen M.s eine schlimme Mesalliance – mußte er ohnmächtig geschehen lassen. Am Ende waren all seine ehrgeizigen Pläne gescheitert: Wolfgang hat nie die glänzende Anstellung erhalten, die M. für ihn erträumte. Im Frühjahr 1785 zu Besuch in Wien, erlebte er immerhin die Triumphe seines Sohnes mit, sah – nicht ohne Mißtrauen – den Wohlstand des Haushalts und hörte mit Stolz und Genugtuung die berühmten Lobesworte Joseph Haydns. Wolfgangs finanzielle Katastrophe mitzuerleben, blieb ihm erspart. Vereinsamt und zurückgezogen starb M. 1787 an der „Auszehrung“.

    Seit den 1960er Jahren ist eine unverkennbare Neuorientierung innerhalb der Forschung zu beobachten. Aufgrund eingehender Handschriften- und Echtheitsuntersuchungen begann sich die Erkenntnis durchzusetzen, daß M. kein „mediokrer“ sondern in Wirklichkeit ein bedeutender Komponist war, der allerdings auf sehr unterschiedlichem Niveau komponierte, je nach Anlaß und Besteller. So konnte es letzlich auch nicht überraschen,|daß eine Anzahl von ehedem Wolfgang zugeschriebenen Werken sich als Kompositionen des Vaters entpuppten – z. B. die Messen (Fragmente) KV 116 (90 a) + KV⁶ Anh. A 18-19 und KV 115 (166 d), die Lieder KV 149-151 (125 d-f), das Menuett KV 64 und manche andere Kleinigkeiten aus dem autographen Nachlaß M.s, der durch Schriftverwechslung in die Überlieferung der Werke Wolfgangs geraten war. Zu fragen wäre auch, ob die Sinfonie KV 81 (731) nicht doch von M. stammen könnte (D-Dur Nr. 14), ebenso wie die Sinfonie KV 76/42 a. Neben dieser entschiedenen Aufwertung der kompositorischen Leistungen M.s beginnt man immer mehr auch die Vielseitigkeit seiner Begabungen auf literarischem und philosophischen Gebiet zu entdecken.

  • Werke

    Eigenhändiges Verz. um 1755/56, in: F. W. Marpurg, Hist.-krit. Beyträge z. Aufnahme d. Musik, III, 1757, S. 183;
    Versuch e. gründl. Violinschule, 1756, ²1769/70, erw. ³1787, ⁴1800, niederländ. 1766, franz. 1770, zahlr. weitere unautorisierte Ausgg. u. Überss.Ausführl. Verz. in: New Grove;
    für d. Sinfonien ferner C. Eisen, The Symphonies of L. M. and their Relationship to the Early Symphonies of W. A. Mozart, Diss. Cornell Univ. 1986 (mit themat. Verz.);
    ders., Vorwort zu: L. M., Ausgew. Werke I: Sinfonien, 1990 (mit themat. Verz.);
    von d. von M. 1757 erwähnten u. später verschollenen 5 Flötenkonzerten ist jüngst d. dritte in G-Dur wiederaufgefunden worden (Klavierauszug Ricordi 1994, ed. N. Delius). – Briefe, Reisenotizen: Gesamtausg., ges. v. W. A. Bauer u. O. E. Deutsch, erl. v. J. H. Eibl, 1962-75.

  • Literatur

    ADB 22;
    F. Schlichtegroll, Nekr. auf d. J. 1791, 2. Jg., 2. Bd., 1793, S. 82-112;
    M. Seiffert, Ausgew. Werke v. L. M., DTB Jg. 9/2, 1908 (Vorrede grundlegend, im einzelnen überholt);
    E. F. Schmid, L. M., in: Lebensbild(er) Bayerisch Schwaben III, 1954, S. 346-68;
    W. Plath, Btrr. z. Mozart-Autographie I: Die Hs. L. M.s, in: Mozart-Jb. 1960/61, S. 82-117;
    ders., Zur Echtheitsfrage b. M., ebd. 1971/72, S. 19-36;
    ders., L. M.s Notenbuch f. Wolfgang (1762) – e. Fälschung?, ebd., S. 337-41;
    ders., L. M. 1987, in: L. M. u. Augsburg, 1987, S. 11-25 (alle Btrr. wieder in: ders., Mozart-Schrr., hrsg. v. M. Danckwardt, 1991);
    ders., L. M.s Pastoralmesse: unecht?, in: Acta Mozartiana 21, 1974, S. 16-18;
    A. A. Abert, Methoden d. Mozartforschung, in: Mozart-Jb. 1964, S. 22-27 (zu d. „Lambacher“ Sinfonien v. L. M. u. W. A. M.);
    dies., Stilist. Befund u. Qu.lage, Zu M.s Lambacher Sinfonie KV Anhang 221 = 45a, in: FS H. Engel, 1964, S. 43-56;
    R. Münster, Wer ist d. Komp. d. „Kindersinfonie“?, in: Acta Mozartiana 16, 1969, S. 76-82;
    W. Senn, Das wiedergefundene Autograph d. Sakramentslitanei in D v. L. M., in: Mozart-Jb. 1971/72, S. 197-216;
    A. Weinmann, Neue Ergebnisse d. RISM-Quellenforschung, in: Österr. Musikzs. 29, 1974, S. 440-42 (z. großen D-Dur-Serenade);
    J. Mančal, Neues üb. L. M., ebd. 42, 1987, S. 282-91;
    ders., L. M. (1719-1787), in: L. M. z. 200. Todestag, Ausst.kat. Augsburg 1987;
    ders., M., Zum Verhältnis L. M.s zu Wolfgang „Amadé“ M., in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben 84, 1991, S. 191-245, 85, 1992, S. 233-71;
    ders. u. W. Plath (Hrsg.), L. M. – Auf d. Wege zu e. Verständnis, 1994;
    A. Rosenthal, L. M.s „Violinschule“ Annotated by the Author, in: Mozart Studies, ed. C. Eisen, 1991, S. 83-99;
    C. Eisen, The Mozart's Salzburg Copyists, ebd., S. 253-307;
    P. Eder OSB, Nannerl Mozarts Notenbuch v. 1759 u. bisher unbeachtete Parallelüberlieferungen, in: Mozart Stud. 3, hrsg. v. Manfred Hermann Schmid, 1993, S. 37-67;
    MGG;
    Riemann mit Erg.bd.;
    New Grove. – Zur Fam.: H. Schuler, W. A. M., Vorfahren u. Verwandte, 1980. – Zu Anna ( 1715):
    ders., Anna Mozart, 1984.

  • Porträts

    Kupf. v. J. A. Fridrich n. M. G. Eichler, in d. 1. Aufl. d. Violinschule 1756, Abb. in MGG;
    Gem. v. P. A. Lorenzoni (?), um 1765 (Mozart Mus., Salzburg), Abb. in New Grove.

  • Autor/in

    Wolfgang Plath
  • Zitierweise

    Plath, Wolfgang, "Mozart, Leopold" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 238-240 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118584588.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Mozart: Johann Georg Leopold M., jüngster der drei Söhne des Buchbinders Johann Georg M. und der Anna Maria Peterin, verwittweten Banneger, wurde am 14. November 1719 zu Augsburg geboren, legte hier den Grund einer tonkünstlerischen und gelehrten Bildung in der Schule des Benedictinerklosters St. Ulrich, studirte später die Rechte auf der blühenden Hochschule zu Salzburg, ward aber durch Mittellosigkeit genöthigt die Stellung als Kammerdiener eines Grafen Thurn anzunehmen. Seine tonkünstlerischen Leistungen als Tonsetzer, Spieler der Violine, des Claviers und der Orgel wie als Lehrer vermittelten ihm 1743 einen Dienst als Hofmusiker, später als Concertmeister und Hofcomponist in der Kapelle des Erzbischofs Leopold (Firmian). Am 21. November 1747 heirathete er Anna Marie, die Tochter des Nicolaus Pertl, Pflegecommissars vom Stift St. Gilgen. Von sieben Sprößlingen dieser Ehe starben fünf im zarten Kindesalter. Die überlebende Tochter war Maria Anna Nepomuzena Walburgis, geb. am 30. Juli 1751 zu Salzburg, ebendaselbst am 29. October 1829 als Wittwe des Reichsfreiherrn v. Berchtold zu Sonnenburg, eines Amtsnachfolgers von Nicolaus Pertl zu St. Gilgen. Marianne (Nannerl) war seit 1820 erblindet. — Von Wolfgang, dem jüngsten der Kinder, handelt der folgende Bericht. Derselbe kommt auf Leopold eingehender zurück. — Dieser|fand seine kunstgeschichtliche Bedeutung vornehmlich in seiner einflußreichen Beziehung auf seine beiden musikalischen Kinder, namentlich auf den Sohn. Seit 1762 unternahm M. mit beiden, beziehungsweise mit Wolfgang — auch in Begleitung der Mutter — Kunstreisen in Deutschland, Frankreich, England, Holland und Italien. Behufs der Repräsentation nach Außen hatte ihn der Erzbischof Sigismund (Schrattenbach) zu seinem Vicekapellmeister ernannt. Unter Hieronymus (Colloredo) wurde er erzbischöflicher Kapellmeister und Organist an der Metropolitankirche (1778). Vereinsamt und verstimmt starb er in diesem Dienst am 28. Mai 1787. Seine Gattin ward ihm zu Paris am 3. Juli 1778 in der Trennung durch den Tod entrissen. —

    Bevor seines Sohnes schöpferischer Drang sich bethätigte, bewährte M. eine ansehnliche Fruchtbarkeit als Tonsetzer auf den Gebieten der Kirchenmusik und geistlichen Gattung in Messen, Litaneien, Offertorien, zwölf Oratorien. Er schrieb ferner Instrumentalmusik: 30 große Serenaden und eine Menge Symphonien, davon 18 thematisch verzeichnet 1762 bei Breitkopf; eine derselben in G ist von Wolfgang. — Concerte für Blasinstrumente in großer Anzahl. — Theatralisches, Pantomimen, Trios, Divertimente, Märsche, Balletmusik. — Sonaten; drei solche erschienen in Würzburg; sechs radirte er 1740 selbst in Kupfer. — Gelegenheitsstücke mit und ohne Programm: Pastoralsymphonie, Soldatenmusik, türkische und sogar chinesische Versuche, Bauernhochzeit mit festlichem Pistolenschießen und Pfeifen auf dem Finger ad libitum, musikalische Schlittenfahrt, deren ausführliches Programm Otto Jahn mitgetheilt hat. — „Der Morgen und Abend, den Innwohnern der hochfürstl. Residenzstadt Salzburg melodisch und harmonisch dargebracht“, zwölf Charakterstücke für das Hornwerk (Orgel) der Citadelle Hohensalzburg. Salzburg 1759. — Seine kunstpädagogischen Grundsätze entwickelte er sehr klar in einem Lehrwerk: „Versuch einer gründlichen Violinschule“, Augsburg, J. J. Lotter, 1756. — Das Werk ward von kritischen Autoritäten als das erste seiner Gattung wegen seiner Vortrefflichkeit sehr geschätzt, erlebte häufige Auflagen und wurde ins Holländische, Französische und andere Sprachen übersetzt. — Leopold M. ward 1755 zum correspondirenden Mitgliede einer 1738 errichteten „Societät der musikalischen Wissenschaften“ zu Leipzig berufen. 1759 adressirte eine von Marpurg angeregte Berliner Gesellschaft zur Veröffentlichung kritischer Briefe über Tonkunst ihren ersten Brief an Leopold M.: „weil man keinen glücklicheren Anfang zu machen wisse, als mit seinem Namen“. — Man richtete die Briefe nur an namhafte Autoritäten. — Eingehendere Quellenschriften über Leopold M. am Fuß des folgenden Artikels. Alle dort hervorgehobenen Werke enthalten auch Nachrichten über W. A. Mozart's väterlichen Mentor. L. M.

  • Autor/in

  • Zitierweise

    M., L., "Mozart, Leopold" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 421-422 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118584588.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA