Dates of Life
1849 – 1929
Place of birth
Klein-Flottbeck bei Altona
Place of death
Rom
Occupation
Reichskanzler
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118517023 | OGND | VIAF: 32076100
Alternate Names
  • Bülow, Bernhard Heinrich Martin Fürst von
  • Bülow, Bernhard Fürst von
  • Bülow, Bernhard Heinrich Martin Fürst von
  • more

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Bülow, Bernhard Fürst von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118517023.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Bernhard s. (1);
    Wien 1886 Maria Anna Zoë Rosalia, geschiedene Gräfin Dönhoff, Stief-T des italienischen Ministerpräsidenten Marco Minghetti (1818–86), T des Fürsten Domenico Beccadelli di Bologna dei Principi di Camporeale und der Laura Acton (Cousine 2. Grades des Historikers Lord John Acton, 1834–1902); kinderlos;
    N Bernhard Wilhelm s. (3).

  • Biographical Presentation

    Für den Werdegang B.s wurde bestimmend, daß sein Vater seit der gemeinsamen Tätigkeit am Bundestag in Frankfurt mit Bismarck befreundet war und von diesem 1873 zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gemacht wurde. Die Mutter vermittelte ihren Söhnen einen großbürgerlichen Einschlag, wie sie denn eine glückliche Kindheit in der Umgebung von Frankfurt und Hamburg verbrachten. Ihr Bildungsweg führte sie über die Gymnasien von Frankfurt und Neustrelitz, wohin die Familie 1862 übergesiedelt war, zur Latina in Halle, die als besondere Pflegestätte preußischer Staatsgesinnung galt. B. bekannte sich später betont zur humanistischen Bildungsidee, von der pietistischen Tradition der Franckeschen Stiftung scheint er weniger beeindruckt worden zu sein. Er verließ die Schule als ein junger Kavalier mit glänzenden formalen Fähigkeiten, der seinen brennenden Ehrgeiz geschickt zu verbergen wußte. Er widmete sich dem Studium der Rechte an der Akademie in Lausanne sowie den Universitäten Berlin und Leipzig. Als Kriegsfreiwilliger bei den Bonner Husaren nahm er noch am deutsch-französischen Kriege teil. Den vorbereitenden Justiz- und Verwaltungsdienst leistete er in Metz ab und wandte sich 1874 der diplomatischen Laufbahn zu. Als Legations- und Botschaftssekretär kam er nach Rom, Petersburg und Wien. 1877 wurde er Geschäftsträger in Athen, ein Jahr später dem Sekretariat des Berliner Kongresses zugeteilt. Anschließend wirkte er unter dem Fürsten Hohenlohe als Botschaftssekretär in Paris, ab 1884 als Botschaftsrat in Petersburg, ab 1888 als Gesandter in Bukarest. 1894 wurde er Botschafter in Rom und schließlich auf Betreiben seiner Freunde, des Kaiserfreundes Grafen Philipp zu Eulenburg und des Geheimrats Fritz von Holstein, im Oktober 1897 als Nachfolger H. von Marschalls zum Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ernannt. Ausschlaggebend für diese Laufbahn wurde trotz der Protektion, die er genossen hatte, die Persönlichkeit B.s. Er war der geistreichste und gewandteste der Höflinge, die den Thron Wilhelms II. umgaben. Durch feinfühliges Eingehen auf das impulsive Temperament und die selbstherrlichen Neigungen des Kaisers gewann er dessen Sympathien und übte zeitweise einen günstigen Einfluß auf ihn aus. Auch verstand er mit den Parlamenten umzugehen und durch seine mit klassischen Zitaten geschmückten Reden die Öffentlichkeit zu beeindrucken. So wurde er bald der unentbehrliche Ratgeber der Majestät und löste im Oktober 1900 den alten Fürsten Hohenlohe in den Ämtern des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten ab. B. war der geborene Diplomat und erfüllte zunächst die Hoffnungen, die man auf ihn setzte. Er befreite die deutsche Außenpolitik vom Zickzackkurs, der seit dem Sturze Bismarcks gesteuert worden war, und entwarf ein vertretbares Programm deutscher Weltpolitik. Er forderte für die wachsende und selbstbewußte Nation „einen Platz an der Sonne“ und die Gleichberechtigung mit den übrigen imperialistischen Mächten, die sich mit neu belebtem Ausdehnungsdrang den noch herrenlosen Gebieten des Erdballes zuwandten. Deutschland wollte einen angemessenen Anteil an überseeischen Besitzungen und Stützpunkten haben; es wollte auch überall mitreden, wo die Großmächte ihr Spiel auf der Weltbühne spielten. Der Start dieser Weltpolitik wurde durch den schnellen Wechsel der Machtkonstellationen, insbesondere durch den britisch-russischen Gegensatz, begünstigt. So konnte B. 1897 Kiautschou, bald darauf die Karolinen und Samoa erwerben. Er unterstützte auch den von Tirpitz vorgetriebenen Bau der Flotte, der ihm eine notwendige Folge des stetig wachsenden deutschen Welthandels zu sein schien. Schließlich förderte er den Bau der Bagdadbahn und das Vordringen des Reiches im Nahen Osten, obgleich es die Spannungen mit England und Rußland verstärkte.

    B. stellte sich als den Hüter des Bismarckschen Erbes hin und deutete seine Anfangserfolge als Zeichen eines unaufhaltsamen Aufstiegs. Er verkannte dabei, daß sein betriebsamer Opportunismus mit den Grundsätzen der auf den Kontinent beschränkten Sicherheitspolitik des Reichsgründers unvereinbar war and überall Mißtrauen erweckte. Wenn B. die Erhaltung des Dreibundes zum Leitmotiv seiner Staatskunst machte, so hätte er bei dem natürlichen Gegensatz zwischen dem Zarenreich und der Donaumonarchie unbedingt Rückhalt bei England suchen müssen. Denn seit dem Abschluß des französisch-russischen Zweibundes war das Reich wirklich zwischen England und Rußland gestellt. Es war eine Illusion, wenn man in der Wilhelmstraße glaubte, trotzdem noch eine Politik der freien Hand führen zu können. Infolgedessen irrte man zwischen London und Petersburg hin und her. Als das englisch-russische Verhältnis sich zuspitzte, strebte man beharrlich nach einer Annäherung an Rußland, die England gefügiger machen sollte. Doch weder die Unterstützung der russischen Ostasienpolitik, noch das Werben des Kaisers um den jungen Zaren Nikolaus II. erreichten ihren Zweck. Vor allem führten sie nicht zur Lockerung der französisch-russischen Allianz, die seit ihrem Abschluß eine ständige Drohung für die Sicherheit der Mittelmächte war. Wie falsch B. und sein intimer Berater Holstein die europäische Gesamtlage beurteilten, wurde dann offenbar, als England bei dem herannahenden Burenkonflikt seine Isolierung aufgeben wollte und Deutschland als Partner für eine antirussische Politik zu gewinnen suchte. Am Schluß der von der Chamberlain-Gruppe des britischen Kabinetts angeregten Verhandlungen über eine deutsch-englische Annäherung wurde der deutsche Vorschlag, ein Bündnis auf der Basis der Gleichberechtigung abzuschließen, zurückgewiesen; denn das Inselreich wollte nicht Mitglied der Dreibundgruppe werden, die es schon um die Jahrhundertwende für gefährdet hielt.

    Nach dem Scheitern dieser Verhandlungen baute England sein System der Ententen zur Eindämmung der deutschen Weltpolitik auf. Es begünstigte die Zurückdrängung Rußlands aus Ostasien durch das verbündete Japan, welche das Zarenreich veranlaßte, sich wieder Europa zuzuwenden. Im April 1904 wurde die Entente cordiale mit Frankreich abgeschlossen, in der dieses auf seine Rechte und Ansprüche in Ägypten verzichtete und dafür freie Hand in Marokko erhielt, wobei die deutschen Rechte einfach übergangen wurden. Der Versuch der Gegenwirkung des Reiches führte in der ersten Marokkokrise bis an den Rand des Krieges, scheiterte jedoch auf der anschließenden Konferenz von Algeciras (1906), auf der Deutschland von seinen Verbündeten nur schwach unterstützt wurde. Die drohende Vereinsamung des Reiches zeichnete sich ab. England begann die militärische Zusammenarbeit mit Frankreich and ging dann 1907 eine zweite Entente mit Rußland ein, das sich schnell aus den Wirren der Revolution erhob und dem Balkan wieder zukehrte. Auch diese Entente bestand ihre Feuerprobe in der bosnischen Annexionskrise von 1908. B. fühlte sich durch sie zu einer bedingungslosen Unterstützung Österreich-Ungarns verpflichtet. Er prägte damals das bekannte ominöse Wort von der „Nibelungentreue“ und bewies dadurch, wie sehr er Bismarck mißverstand. Durch die energische deutsche Vermittlungsaktion wurde Rußland zum Einlenken genötigt; doch der Prestigeerfolg, den B. errang, wurde mit einer tiefgehenden Verstimmung der Russen bezahlt. Daß der Kanzler dem stärker werdenden Druck durch eine Verstärkung der Seerüstungen zu begegnen suchte, offenbart, in welch verhängnisvollem Kreise er sich bewegte. Er hinterließ seinem Nachfolger Aufgaben, die kaum noch zu lösen waren.

    Auch in der Innenpolitik, die ihm wesensfremd war, half sich B. mit diplomatischen Mitteln. Er regierte mit wechselnden Mehrheiten; aber eine autoritative Stellung über den Parteien wie Bismarck konnte er nicht mehr erringen. Im Gegensatz zu diesem scheute er offene Machtkämpfe. Seine Kunst der Menschenbehandlung bewährte sich besonders im Umgang mit den Parteiführern, die er für seine Pläne zu gewinnen suchte. Deren Stellung wurde so stark, daß große Entscheidungen gegen die Parteien nicht mehr durchgesetzt werden konnten. So geriet das Reich allmählich in ein halbparlamentarisches System. Doch die Kraft, die notwendige Verfassungsreform einzuleiten, brachten weder die Parteien noch der Kanzler auf, der die privilegierte Stellung der Konservativen in Preußen nicht anzutasten wagte. B. übernahm von Johannes von Miquel das Ziel, die sogenannten staatserhaltenden Parteien zum Kampfe gegen die revolutionäre Sozialdemokratie zu sammeln. Dadurch, daß er die Interessengegensätze der bürgerlichen Gruppen auf den Gebieten der Finanz- und Wirtschaftspolitik ausräumte, entwickelte er seine „Politik der mittleren Linie“. So konnte er Ende 1902 den neuen Zolltarif mit erhöhtem Schutz für die Landwirtschaft durchsetzen und auf dieser Grundlage in den nächsten Jahren auch die Handelsverträge erneuern. Die dringend notwendige Finanzreform blieb jedoch in den Anfängen stecken. Es war ein Krebsschaden, daß die ständig wachsenden|Ausgaben des Reiches durch Erhöhung und Vermehrung der indirekten Abgaben bestritten werden mußten. Die außerordentlichen Aufwendungen für die Niederwerfung der Aufstände in den afrikanischen Schutzgebieten zwangen B., Ende 1905 eine erhebliche Vermehrung der Einnahmen und die Einführung einer Erbschaftssteuer zu fordern. Da er erkrankte, ließ er die Zügel schleifen, und die Parteien zerpflückten die Reformvorlagen. Das Zentrum und die Sozialdemokratie lehnten sogar den Nachtragshaushalt für die Fortführung der Kämpfe in den Kolonien ab. Daraufhin wurde der Reichstag aufgelöst, und der Kanzler machte die Durchführung einer kraftvollen Kolonial- und Wehrpolitik zu seinem Programm, für das er sogar die Freisinnigen gewann. Er appellierte mit Erfolg an den Patriotismus der Wähler und konnte dann eine Mehrheit aus den konservativen und liberalen Parteien bilden, den sog. Block. Dieser sollte das Zentrum daran hindern, seine Schlüsselstellung im Reichstag zu mißbrauchen. Es schien so, als ob sich eine verantwortliche Zusammenarbeit zwischen der Regierung und den Mehrheitsparteien anspinnen ließe.

    Doch diese Wandlung wurde jäh unterbrochen, als Ende Oktober 1908, also zu dem Zeitpunkt, in dem der Druck der Ententen spürbar wurde und die Weltöffentlichkeit durch die Annexion Bosniens und der Herzegovina bereits erregt war, der Londoner „Daily Telegraph“ ein aufsehenerregendes Interview veröffentlichte. In ihm waren Gespräche zusammengefaßt, die der Kaiser ein Jahr zuvor auf Schloß Highcliffe (Insel Wight) mit seinem Gastgeber, dem deutschfreundlichen Obersten Stewart Wortley, und einigen andern Persönlichkeiten geführt hatte. Darin hob der Herrscher hervor, daß sein Wille die deutsche Politik bestimme und daß er im Gegensatz zu mächtigen Strömungen der deutschen öffentlichen Meinung sich immer für eine Freundschaft mit England eingesetzt habe. So habe er sich während des Burenkrieges gegen französisch-russische Interventionswünsche taub gestellt und sogar Ratschläge für eine wirksame Kriegführung gegeben. Diese taktlosen Äußerungen wurden jenseits des Kanals mit offenem Hohn quittiert und mußten die Verantwortlichen aller beteiligten Mächte aufbringen. - In Deutschland erregten sie einen Sturm der Entrüstung. Alle Parteien forderten Sicherungen, die die Wiederholung solch peinlicher Zwischenfälle ausschließen und weitere Auswüchse des persönlichen Regiments verhindern sollten. Die Regierung mußte zugeben, daß der Entwurf des Interviews dem Kanzler, der damals in Norderney weilte, zur Prüfung zugeleitet worden sei. Er habe ihn jedoch nicht selbst gelesen, sondern sich auf seine Untergebenen verlassen und infolgedessen als der eigentlich Verantwortliche seinen Rücktritt angeboten, den der Kaiser aber abgelehnt habe. Die auch in den „Denkwürdigkeiten“ wiederholte Behauptung B.s, er habe das „mit ganz unleserlicher Schrift“ geschriebene Manuskript nicht gelesen, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit; ebenso die Vermutung, B. habe die Veröffentlichung zugelassen, um den Kaiser bloßzustellen und ihn sich bei der erwarteten Krise zu verpflichten. So kann man also heute nur sagen, daß B.s stillschweigende Billigung des Interviews einen erstaunlichen Mangel an Augenmaß bezeugt. Den Reichstag beruhigte er indessen durch die vom Kaiser bestätigte Erklärung, der Monarch werde in Zukunft auch in Privatgesprächen die für die Autorität der Krone notwendige Zurückhaltung üben. Dabei ließ es der Reichstag bewenden und versäumte die Gelegenheit, die verfassungsrechtliche Stellung des Kaisers eindeutig zu klären. Die Annahme B.s, daß er auf diese Weise seine Stellung gegen eine rührige Kamarilla gefestigt habe, erwies sich jedoch als irrig. Denn bei den Haushaltsberatungen 1909, die durch eine schwere Krankheit des Kanzlers wieder in Verwirrung gerieten, brach der Block auseinander. Die von B. für eine Gesundung der Finanzen als unerläßlich geforderte Reichserbschaftssteuer wurde von den Konservativen zusammen mit dem Zentrum verworfen. B. reichte daraufhin sein Abschiedsgesuch ein, und der Kaiser ließ ihn ohne weiteres fallen, da er ihm seine Haltung in der Krise des Vorjahres nicht verzeihen konnte.

    Nach seinem Sturz lebte B. meist in der Villa Malta in Rom. Seine Stunde schien noch einmal wiederzukommen, als er im Dezember 1914 zum Sonderbotschafter in Rom ernannt wurde. Er versuchte, Italien vom Kriegseintritt auf der Seite der Ententemächte zurückzuhalten, jedoch ohne Erfolg. Als Bethmann Hollweg nach der Friedensresolution im Juli 1917 zurücktrat, wollten die gegen seine schwache Führung aufbegehrenden Parteien und die Oberste Heeresleitung B. zu seinem Nachfolger machen. Doch die Kandidatur scheiterte am Widerstand des Kaisers. Daß der Enttäuschte in der Folgezeit nicht davor zurückschreckte, mit revolutionären Kreisen Fühlung zu nehmen, offenbart, daß ein mehr oder minder geschickt verhüllter Wille zur Macht die eigentliche Triebfeder seines Wesens war.

    Dieser Wille bezeugt sich auch in seinen Schriften. Seine Reden, die noch während|seiner Amtszeit veröffentlicht wurden, sollten ebenso für seinen Ruhm werben wie die Würdigung seiner Außenpolitik, die er zunächst als Beitrag zum 25jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers und dann 1916 unter dem Titel „Deutsche Politik“ erscheinen ließ. Die Tendenz einer unbeirrbaren Selbstrechtfertigung hatten auch die umfangreichen „Denkwürdigkeiten“, die nach seinem Tode veröffentlicht wurden. B. suchte darin die Verantwortung für die Fehlschläge seiner Politik unter allen Umständen auf seine Mitarbeiter abzuwälzen, die zum großen Teil als unzulänglich und charakterlos hingestellt wurden. Auch schreckte der Urheber nicht davor zurück, den Kaiser und seine Freunde in süffisanter Weise bloßzustellen. Trotz der peinlichen Selbstenthüllung, die den Kredit zum großen Teil zerstörte, den B. von seiner Mitwelt erhalten hatte, werden die Memoiren doch immer ein bedeutsames Quellenwerk für die wilhelminische Ära bleiben. Denn B. erweist sich in ihnen nicht nur als ein geistreicher Schriftsteller, sondern als ein Hauptrepräsentant des wilhelminischen Kaisertums, das sein Gepräge durch den Impressionismus erhielt. Durch eine gesteigerte Reizsamkeit und einen impulsiven Geltungsdrang waren seine Vertreter mehr einer Welt des Scheins als einem wesenhaften Sein verhaftet. Stets darauf bedacht, sich den ewig wechselnden Umständen anzupassen, konnte B. mit seiner virtuosen Eleganz, seinem bedenkenlosen Opportunismus und seiner spielerischen Skepsis als ein erfolgreicher Diplomat gelten. Da es ihm dabei als einem Nachfahren der klassischen Diplomatie vor allem auf das Finassieren ankam, erweckte er überall Mißtrauen und bewies dadurch, daß ihm die schöpferischen Eigenschaften fehlten, die erst den Staatsmann ausmachen: die unlösbare Bindung an das Sittengesetz, ein unbestechlicher Wirklichkeitssinn und die Kraft, das Staatsleben nach diesen Maßstäben zu gestalten.

  • Works

    Weitere W Diplomat. Berr., in: Die große Politik d. europ. Kabinette 1871-1914, 1926-27;
    Denkwürdigkeiten, hrsg. v. F. v. Stockhammern, 4 Bde., 1930-31 (P);
    Gf. B.s Reden nebst urkundl. Btrr. z. seiner Politik, hrsg. v. J. Penzler, Bd. 3 hrsg. v. O. Hoetsch, 1903–1909.

  • Literature

    A. Tardieu, Le Prince de B., 1909;
    J. Haller, Die Aera B., 1922;
    W. Becker, Fürst B. u. England 1897-1907, 1927;
    Dtld. u. d. Mächte vor d. Krieg in amtl. Schrr. d. Fürsten B. v. B., Ohne seine Mitwirkung hrsg. v. einem Ungenannten, 2 Bde., 1929;
    Th. Eschenburg, Das Kaiserreich am Scheidewege, Bassermann, B. u. d. Block, 1929;
    F. Spectator, B. u. d. Kaiser, 1930;
    Front wider B., hrsg. v. F. Thimme, 1931;
    P. Herre, B. u. seine Denkwürdigkeiten, 1931;
    A.O.Meyer, Besprechung in: DLZ, 1931;
    F. Härtung, in: Zs. f. Politik, 1931;
    H. v. Eckardstein, Die Entlassung B.s, 1931;
    S. A. Kaehler, Legende u. Wirklichkeit im Lb. B.s, = Breslauer Univ.-Rede, 1932;
    E. Eyck, Das persönl. Regiment Wilhelms II., Erlenbach-Zürich 1948;
    W. Neumann, Die Innenpolitik d. Fürsten B. v. 1900-1906, Diss. Kiel 1949 (ungedr.);
    H. G. Hartmann, Die Innenpolitik d. Fürsten B. 1906-1909, Diss. Kiel 1950 (ungedr.);
    K. Neumann, Reichstag u. Außenpolitik während d. B.-Zeit unter bes. Berücksichtigung d. dt.-engl. Verhältnisses, Diss. Hamburg 1951 (ungedr.);
    W. Schüssler, Die Daily Telegraph-Affäre, 1952.

  • Portraits

    Holzschnitte in: LIZ 103, 1894, S. 206, 109, 1897, S. 26, 115, 1900, S. 608;
    Zeichnung v. Max Liebermann, 1907 (Slg. August Scherl Berlin).

  • Author

    Ludwig Zimmermann
  • Citation

    Zimmermann, Ludwig, "Bülow, Bernhard Fürst von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 729-732 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118517023.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA