Lebensdaten
1886 – 1951
Geburtsort
Wien
Sterbeort
New Haven (Connecticut, USA)
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Essayist ; Textilindustrieller ; Journalist ; Philosoph ; Kulturphilosoph ; Textilingenieur
Konfession
jüdisch, seit 16.·Juli 1909 römisch-katholisch
Normdaten
GND: 118515551 | OGND | VIAF: 59079659
Namensvarianten
  • Pseudonym: K. L. Hib
  • Broch, Hermann
  • Pseudonym: K. L. Hib
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Broch, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118515551.html [28.03.2024].

CC0

  • Hermann Broch war Schriftsteller (Romancier, Dramatiker, Lyriker, Essayist), Philosoph (Werttheoretiker, Menschenrechtstheoretiker), Massenpsychologe (Massenwahntheorie) und politischer Analytiker (Theorie der Demokratie). Sein internationaler Ruhm basiert auf der Romantrilogie „Die Schlafwandler“ (1930–1932) und dem Roman „Der Tod des Vergil“ (1945). Sie sind markante Beiträge zur literarischen Moderne im 20. Jahrhundert und werden in der Literatur- und Kulturwissenschaft im Zusammenhang mit Erzählwerken der klassischen europäischen Moderne von James Joyce (1882–1941), André Gide (1869–1951), Alfred Döblin (1878–1957) und Robert Musil (1880–1942) diskutiert.

    Lebensdaten

    Geboren am 1. November 1886 in Wien
    Gestorben am 30. Mai 1951 in New Haven (Connecticut, USA)
    Grabstätte Union District Cemetery in Killingworth (Connecticut, USA)
    Konfession jüdisch, seit 16. Juli 1909 römisch-katholisch
    Hermann Broch, Hermann Broch Museum (InC)
    Hermann Broch, Hermann Broch Museum (InC)
  • Lebenslauf

    1. November 1886 - Wien

    1892 - 1904 - Wien-Innere Stadt

    Schulbesuch (Abschluss: Matura)

    Volksschule Werdertorgasse; k. k. Staats-Realschule Schottenbastei

    1904 - 1905 - Wien

    einsemestriges Studium der Philosophie und Mathematik (ohne Abschluss)

    Universität

    1904 - 1907 - Wien-Margareten; Mülhausen (Elsaß, heute Mulhouse, Frankreich)

    Fachschulstudium zum Textilingenieur (Abschluss: Diplom)

    Höhere Lehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie; Obere Spinn- und Webeschule

    1907 - 1927 - Teesdorf (Niederösterreich)

    kaufmännischer Leiter

    Spinnfabrik Teesdorf

    1914 - 1918 - Teesdorf

    ehrenamtlicher Leiter

    Rotes-Kreuz-Lazarett für Leichtverwundete

    1925 - 1930 - Wien

    Studium Generale (ohne Abschluss)

    Universität

    1930 - 1938 - Wien; Salzkammergut; Tirol

    freier Schriftsteller

    13. März 1938 - Oktober 1938 - Wien; London; St. Andrews (Schottland); New York City

    Verhaftung; Flucht; Emigration

    1938 - 1951 - New York City; seit 1942 Princeton (New Jersey, USA); seit 1949 New Haven (Connecticut, USA)

    freier Schriftsteller

    30. Mai 1951 - New Haven (Connecticut, USA)
  • Genealogie

    Vater Josef Broch 12.1.1852–14.10.1933 jüdisch; aus Proßnitz (Mähren, heute Prostějov, Tschechien); Textilwarenhändler; Mitbesitzer einer Spinnerei bzw. Weberei in Wien bzw. Teesdorf (Niederösterreich)
    Großvater väterlicherseits Abraham Broch 1797–2.3.1879 jüdisch; aus Proßnitz; Kaufmann
    Großmutter väterlicherseits Julie Judith Broch, geb. Spitz geb. 1820 jüdisch; aus Breßnitz (Böhmen, heute Březnice, Tschechien); Hausfrau
    Mutter Johanna Broch, geb. Schnabel 18.7.1863–22.12.1942 jüdisch; aus Fünfhaus bei Wien; Hausfrau; gest. im Ghetto Theresienstadt
    Großvater mütterlicherseits Hermann Schnabel 8.6.1823–15.1.1883 jüdisch; aus Trebitsch (Mähren, heute Třebíč, Tschechien); Fell- und Ledergroßhändler; gest. in Rudolfsheim bei Wien
    Großmutter mütterlicherseits Franziska (Fanny) Schnabel, geb. Fleischmann 1834–3.9.1916 jüdisch; aus Sobotischt (Ungarn, heute Sobotište, Slowakei); Hausfrau; gest. in Baden bei Wien
    Bruder Friedrich (Fritz) Josef Broch 17.12.1889–6.10.1967 jüdisch, seit Juli 1909 römisch-katholisch; Textilfabrikant in Teesdorf; emigrierte 1938 in die USA; gest. in Cambridge (Massachusetts, USA)
    Schwägerin Alice (Liesl) Broch, geb. Wassermann, gesch. Perutz 8.9.1898–15.9.1999 aus Wien; Hausfrau in Wien; emigrierte 1938 in die USA; Caféhausbesitzerin in Cambridge; gest. in Dallas (Texas, USA); 1918–1929 verh. mit Paul D. Perutz (1885–1956), Textilfabrikant in Wien; seit Oktober 1941 verh. mit Fritz Broch
    1. Heirat 11.12.1909 in Baden-Weikersdorf bei Wien (St. Helenen-Kapelle)
    Ehefrau Franziska Broch, geb. von Rothermann 6.8.1884–17.12.1974 römisch-katholisch; aus Félszerfalva (Ungarn, heute Hirm, Burgenland); Hausfrau; gest. in Laßnitzhöhe bei Graz
    Schwiegervater Rudolf Ritter von Rothermann 10.9.1835–27.2.1903 römisch-katholisch; aus Wiener-Neustadt; 1850 Übersiedlung in das ungarische Burgenland, wo sein Vater, der Lutheraner Peter Daniel Rothermann (1804–1890) in Félszerfalva (Hirm) eine Zuckerfabrik gründete; 1878 österreichischer Adel (Ritterstand); gest.in Félszerfalva
    Schwiegermutter Marie von Rothermann, geb. Hann römisch-katholisch; Hausfrau
    Sohn Josef Maria Hermann Friedrich (Armand, Pitz) Broch, seit 1932 Hermann Friedrich Broch de Rothermann 4.10.1910–7.11.1994 Dolmetscher und Übersetzer; 1932 von seinem Onkel Rudolf Ritter von Rothermann (1867–1947) adoptiert; emigrierte 1940 in die USA; gest. in New York City
    Schwiegertochter Eva Agathe Broch (de Rothermann), geb. Wassermann, verh. (Broch) Pierrakos 30.3.1915–11.3.1979 aus Wien; Tänzerin, Psychotherapeutin; Tochter des Jakob Wassermann (1873–1934), Schriftsteller, und der Julie Wassermann-Speyer (1876–1963), Schriftstellerin; Scheidung 1949; seit 1972 verh. mit John Pierrakos (1921–2001) Psychotherapeut; gest. in New York City
    Scheidung 13.4.1923 in Wien
    2. Heirat 5.12.1949 in New York City
    Ehefrau Elsbeth Luise Aimée Annemarie (Bouche, Bouchi) Meier Graefe-Broch, geb. Epstein, verw. Meier Graefe 14.10.1905–27.1.1994 evangelisch-lutherisch; aus Berlin; Grafikerin, Malerin, Kunsthandwerkerin; 1925–1935 verh. mit Julius Meier Graefe (1867–1935), Kunsthistoriker; emigrierte 1940 in die USA; gest. in Sanary-sur-Mer (Frankreich)
    Schwiegervater Walther Leo Epstein 11.5.1874–3.2.1918 jüdisch, seit 1895 evangelisch-lutherisch; Architekt in Berlin; Sohn des Joseph Karl Epstein (1850–15.12.1904), Fabrikbesitzer in Breslau (heute Wrocław, Polen), und der Marie Epstein (1850–24.5.1929), geb. Friedenthal;
    Schwiegermutter Elsbeth (Else) Luise Epstein, geb. Kohn 22.3.1880–31.12.1944 aus Nürnberg; ermordet im KZ Auschwitz
    Onkel der Ehefrau Friedrich (Fritz) Ludwig Epstein 27.1.1882–22.12.1943 jüdisch, später evangelisch-lutherisch; Chemiker; Wissenschaftliches Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft; bis 1933 Abteilungsleiter im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie und Elektrochemie, Berlin; emigrierte 1934 nach Frankreich; ermordet im KZ Auschwitz; Sohn des Joseph Karl Epstein (1850–15.12.1904), Fabrikbesitzer in Breslau, und der Marie Epstein (1850–24.5.1929), geb. Friedenthal
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    Broch, Hermann (1886 – 1951)

    • Vater

      Josef Broch

      12.1.1852–14.10.1933

      jüdisch; aus Proßnitz (Mähren, heute Prostějov, Tschechien); Textilwarenhändler; Mitbesitzer einer Spinnerei bzw. Weberei in Wien bzw. Teesdorf (Niederösterreich)

      • Großvater väterlicherseits

        Abraham Broch

        1797–2.3.1879

        jüdisch; aus Proßnitz; Kaufmann

      • Großmutter väterlicherseits

        Julie Broch

        geb. 1820

        jüdisch; aus Breßnitz (Böhmen, heute Březnice, Tschechien); Hausfrau

    • Mutter

      Johanna Broch

      18.7.1863–22.12.1942

      jüdisch; aus Fünfhaus bei Wien; Hausfrau; gest. im Ghetto Theresienstadt

      • Großvater mütterlicherseits

        Hermann Schnabel

        8.6.1823–15.1.1883

        jüdisch; aus Trebitsch (Mähren, heute Třebíč, Tschechien); Fell- und Ledergroßhändler; gest. in Rudolfsheim bei Wien

      • Großmutter mütterlicherseits

        Fanny Schnabel

        1834–3.9.1916

        jüdisch; aus Sobotischt (Ungarn, heute Sobotište, Slowakei); Hausfrau; gest. in Baden bei Wien

    • Bruder

      Fritz Broch

      17.12.1889–6.10.1967

      jüdisch, seit Juli 1909 römisch-katholisch; Textilfabrikant in Teesdorf; emigrierte 1938 in die USA; gest. in Cambridge (Massachusetts, USA)

    • 1.·Heirat

      in

      Baden-Weikersdorf bei Wien (St. Helenen-Kapelle)

      • Ehefrau

        Franziska Broch

        6.8.1884–17.12.1974

        römisch-katholisch; aus Félszerfalva (Ungarn, heute Hirm, Burgenland); Hausfrau; gest. in Laßnitzhöhe bei Graz

    • 2.·Heirat

      in

      New York City

      • Ehefrau

        Franziska Broch

        6.8.1884–17.12.1974

        römisch-katholisch; aus Félszerfalva (Ungarn, heute Hirm, Burgenland); Hausfrau; gest. in Laßnitzhöhe bei Graz

  • Biografie

    Broch wuchs als Sohn jüdischer Eltern im Textilviertel des I. Bezirks in Wien auf und besuchte hier seit 1897 die k. k. Staats-Realschule. Nach der Matura 1904 studierte er an der Höheren Lehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie in Wien und besuchte seit 1906 die Obere Spinn- und Webeschule in Mülhausen (Elsaß, heute Mulhouse, Frankreich), wo er 1907 sein Diplom als Textilingenieur erwarb. Bald wurde er in die kaufmännische Leitung der väterlichen Spinnfabrik Teesdorf in Teesdorf (Niederösterreich) mit ihren rund 800 Arbeitern eingebunden; 1927 verkaufte er die Firma. Mitte 1909 konvertierte Broch zum Katholizismus, um Franziska von Rothermann (1884–1974) heiraten zu können.

    Neben seiner Verwaltungsarbeit betrieb Broch autodidaktisch das Studium der Philosophie, v. a. des Neukantianismus der Marburger Schule, und veröffentlichte zwischen 1913 und 1922 Aufsätze zur Wert- und Geschichtstheorie, literarische Versuche und Rezensionen sowie politische Stellungnahmen in kulturkritischen und wissenschaftlichen Zeitschriften, wie „Der Brenner“, „Die Aktion“, „Die Rettung“, „Summa“, „Moderne Welt“, „Der Friede“, „Prager Presse“, Kantstudien“ und „Neue Rundschau“. Von 1925 bis 1930 absolvierte er ein Studium Generale an der Universität Wien, wo die Mehrzahl seiner Lehrer dem Wiener Kreis angehörte und neopositivistische Positionen vertrat, so etwa Moritz Schlick (1882–1936) und Rudolf Carnap (1891–1970).

    Literarisch schulte sich Broch an zeitgenössischen Romanciers wie James Joyce (1882–1941), zu dessen 50. Geburtstag er im Frühjahr in der Wiener Volkshochschule Ottakring die Rede „James Joyce und die Gegenwart“ hielt. In ihr zog Broch Parallelen zwischen dem Erzähler im „Ulysses“ von Joyce und dem Beobachter in der Einsteinschen Relativitätstheorie. Als Schriftsteller über Deutschland hinaus erlangte er Bekanntheit durch seine Romane „1888. Pasenow oder die Romantik“ (1930), „1903. Esch oder die Anarchie“ (1931) und „1918: Huguenau oder die Sachlichkeit“ (1932), die zusammengefasst unter dem Titel „Die Schlafwandler“ bekannt sind und von 2007 bis 2009 als Hörspiele bearbeitet wurden (Komposition und Regie: Klaus Buhlert, geb. 1950). Die Einzeltitel der Trilogie markieren die Stationen eines kulturellen europäischen Zerfalls, illustriert an den wilhelminischen Titelfiguren; Broch wollte den Wertezerfall in der europäischen Gesellschaft in ihrer postreligiösen Tendenz veranschaulichen. Sein nächster Roman, „Die Unbekannte Größe“ (1933), handelt von einem jungen Mathematiker, der Probleme hat, neben der Rationalität der Wissenschaft die Irrationalität von Emotionen als lebensbestimmend anzuerkennen. Das Buch wurde wenig beachtet. Als kulturkritischer Essayist trat Broch in dieser Zeit v. a. durch seinen Beitrag „Das Böse im Wertsystem der Kunst“ hervor, der 1933 in der „Neuen Rundschau“ erschien und in dem er Kitsch als Kennzeichen eines Imitationssystems (mit dem auch die NS-Ideologie gemeint war) definierte.

    1933 gerieten Brochs Werke in Deutschland auf die Liste der vom nationalsozialistischen Regime verbotenen Bücher, so auch sein jüngstes Werk, die Tragödie „Die Entsühnung“ (1932), ein Industriedrama, das neben den Wirtschaftskonflikten die Religionskrise der Zeit zum Thema hatte. Die Uraufführung fand 1934 am Schauspielhaus Zürich statt. Im selben Jahr behandelte er das gleiche Thema in der Komödie „Aus der Luft gegriffen oder Die Geschäfte des Baron Laborde“. Sie kam erst in den 1980er Jahren in Wien (Akademietheater) und in Berlin (Schillertheater) auf die Bühne. In einem weiteren Roman, der den Titel „Die Verzauberung“ tragen sollte, aber unvollendet blieb, beabsichtigte Broch, sich zwischen 1934 und 1936 mit der nationalsozialistischen Gesellschaft und ihren kriminellen Führerfiguren zu beschäftigen: Ein Landarzt erzählt darin, wie ein Blut- und Bodenideologe sich mithilfe von Massenwahn, Ritualmord und Verfolgung die Minderheit einer Dorfbevölkerung gefügig macht.

    1936/37 verfasste Broch eine gegen den Nationalsozialismus und dessen antijüdischen Rassismus gerichtete „Völkerbund-Resolution“. Im Namen der Menschenrechte protestierte er hier gegen die Ausgrenzung und Verfolgung von Minoritäten. Für die Resolution wollte er die Unterstützung europäischer Friedensorganisationen und des Völkerbunds gewinnen. Sie konnte nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland im März 1938 nicht mehr erscheinen und wurde erst 1973 gedruckt. Am Tag des „Anschlusses“ wurde Broch in Altaussee (Salzkammergut) verhaftet und für drei Wochen interniert. Im Juli floh er nach Großbritannien und im Oktober 1938 in die USA, wo er in New York City, seit 1942 bei der Familie seines Freundes, des Philosophen und Soziologen Erich von Kahler (1885–1970), in Princeton (New Jersey, USA) lebte. Broch half Hubertus Prinz zu Löwenstein (1906–1984), dem Präsidenten der American Guild for German Cultural Freedom, bei der Unterstützung anderer Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich.

    In Princeton konzentrierte sich Broch auf zwei Projekte: Zum einen verfasste er den Roman „Der Tod des Vergil“, der 1945 im New Yorker Exilverlag Pantheon Books auf Deutsch und Englisch erschien. In dem Werk sah Broch Vergil (70-19 v. Chr.) in einer Zeitenwende stehen: Ein von Not, Angst, Mythenkrise, Zwietracht und Krieg erfülltes Heute hofft auf den Beginn einer Friedens-Ära unter neuen religiösen Vorzeichen. Der Roman fand großen Zuspruch auch unter Schriftstellern und Publizisten der Emigration wie Thomas Mann (1875–1955) und Hannah Arendt (1906–1975). Zum anderen setzte Broch bis 1948 seine 1939 begonnene Arbeit an der „Massenwahntheorie“ fort, die Fragment blieb. Bei seinen Analysen und Empfehlungen ging es ihm in diesem Werk um die Durchsetzung international akzeptierter Menschenrechte zur Verhinderung eines erneuten Zivilisationsbruchs.

    In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich Broch mit zwei weiteren Projekten: Sein erst 1975 vollständig veröffentlichter Essay „Hofmannsthal und seine Zeit“ (1947/48) ist eine kulturkritische Arbeit, die die Position des führenden „Jung-Wien“-Autors im Kontext des Fin de Siècle skizziert. Broch vermied dabei einen nostalgischen Blick, wie er etwa in Stefan Zweigs (1881–1942) „Die Welt von gestern“ (1942) zu finden ist, und konzentrierte sich auf die Darstellung von „Assimilierung“. Broch diagnostizierte fehlenden Ernst in der Politik, die Akzeptanz einer Untergangsstimmung und zu viel Imitatives (Neo-Gotik, Neo-Renaissance) in der Kultur der 1880er Jahre, die er mit dem Begriff der „fröhlichen Apokalypse“ charakterisierte. Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) habe sich in seinen besten Arbeiten (etwa im „Andreas“-Fragment) gegen die Kitsch-Tendenzen seiner Zeit behaupten können; gleichwohl gehörte Brochs Bewunderung mehr dem Gesellschaftskritiker Karl Kraus (1874–1936).

    Brochs anderes Projekt dieser Zeit, der Roman „Die Schuldlosen“ (1950), ist eine Fortsetzung der „Schlafwandler“. In „Die Schuldlosen“ übernahm er mehrere 1933 verfasste Novellen, die er aber überarbeitete und durch neue Erzählungen ergänzte. Thema des Romans ist die Frage, wie im Wilhelminismus, in der Weimarer Republik und seit der nationalsozialistischen Machtergreifung die kommende Menschheitskatastrophe erkennbar gewesen sei. Broch beantwortete sie mit dem Hinweis auf die Gleichgültigkeit gegenüber dem Nebenmenschen, in der er die Ursache für den Zivilisationsbruch sah.

    In seiner letzten Veröffentlichung zu Lebzeiten, dem Anfang 1950 in der „Neuen Rundschau“ erschienenen Essay „Trotzdem: Humane Politik. Verwirklichung einer Utopie“ ging es Broch um Friedenssicherung, internationale Zusammenarbeit und um die globale Durchsetzung der Menschenrechte. Obgleich seine Romane und Essays in viele Sprachen übersetzt wurden, waren seine Werke nie populär. In der Literatur- und Kulturwissenschaft erfährt Broch hingegen bis heute wegen der Tiefgründigkeit seiner Romane und der interdisziplinären Ansätze seiner essayistischen Arbeiten eine anhaltende Rezeption.

  • Auszeichnungen

    1938 Mitglied der American Guild for German Cultural Freedom, New York City
    1938 Mitglied der German Academy of Arts and Sciences in Exile, New York City
    Ende Juni–Anfang August 1939 Fellow in Yaddo. A Retreat for Artists, Saratoga Springs (New York)
    1940/41 Fellow der John Simon Guggenheim Memorial Foundation, New York City
    1942 Preis der American Academy of Arts and Letters, New York City
    1942–1944 Fellow der Rockefeller Foundation, New York City
  • Quellen

    Nachlass:

    Hermann Broch Archives, Beinecke Rare Book & Manuscript Library, Yale University Library, New Haven (Connecticut, USA). (zahlreiche Korrespondenzen, Manuskripte, Typoskripte des dichterischen und essayistischen Werks, Fotografien)

    Hermann-Broch-Archiv, Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar. (umfangreiche Korrespondenzen mit Daniel Brody, Chef des Rhein-Verlags in Zürich, mit seiner Freundin Ruth Norden und seiner zweiten Frau Annemarie Meier-Graefe Broch; Fotografien, Manuskripte bzw. Typoskripte – u. a. die 4. Fassung des Vergilromans –, Illustrationen zum „Tod des Vergil“ von Peter Lipman-Wulf)

    Hermann Brochs „Wiener Bibliothek“, Bibliothek der Universität Klagenfurt. (philosophische und mathematische Bibliothek)

    Hermann Broch Museum, Teesdorf bei Wien. (Lebenszeugnisse, Briefe, Artefakte, Fotografien, Illustrationen zum „Tod des Vergil“ von Peter Lipman-Wulf, zwei Porträts von Georg Kirsta)

    Weitere Archivmaterialien:

    Lockwood Memorial Library, University of Buffalo (New York), Untermeyer (Jean Starr) Collection, Poetry Collection. (Korrespondenz mit Jean Starr Untermeyer, 4. Fassung des Vergilromans mit vielen handschriftlichen Korrekturen Brochs hin zur fünften Fassung des Buchs sowie drei Fassungen der Übersetzung des „Tod des Vergil“ in das amerikanische Englisch von Jean Starr Untermeyer)

    Daniel A. Reed Library, State University of New York at Fredonia (New York), Stefan Zweig Collection. (Teilkorrespondenz mit Stefan Zweig)

    Leo Baeck Institute, New York City, German Exile Literature Collection. (Korrespondenz 1939–1951, u. a. mit Victor Polzer, Broch-Plastik von Irma Rothstein und Illustrationen zum „Tod des Vergil“ von Peter Lipman-Wulf)

    Princeton University Library mit der Harvey S. Firestone Memorial Library, Princeton (New Jersey), Hermann Broch Collection. (Korrespondenz u. a. mit Sidney Schiff alias Stephen Hudson und Jean Starr Untermeyer sowie Typoskripte aus der Exilzeit)

    Lilly Library, Indiana University, Bloomington (Indiana). (Korrespondenz mit dem S. Fischer Verlag)

    Hoover Institution der Stanford University, Stanford (Kalifornien), Eric Voegelin Archive. (Korrespondenz mit Eric Voegelin)

    Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar, H. G. Adler-Nachlass (Briefe). (Korrespondenz mit H. G. Adler)

    Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Darmstadt, Frank-Thiess-Nachlass. (Korrespondenz mit Frank Thiess)

    Deutsches Exilarchiv 1933–1945, Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main. (Exilbriefe im Kontext der Zusammenarbeit mit der American Guild for German Cultural Freedom)

    Bundesarchiv, Koblenz, Nachlass Volkmar Zühlsdorff. (Korrespondenz mit Volkmar Zühlsdorff)

    Brenner Archiv, Universität Innsbruck. (Korrespondenz mit Ludwig von Ficker, frühe Manuskripte und Typoskripte)

    Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur im Literaturhaus Wien, Broch-Sammlung. (Manuskript des „Tagebuchs für Ea von Allesch“, Briefe an Alice Schmutzer u. Gedichtmanuskripte)

    Österreichisches Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Brochiana. (Korrespondenz mit Ernst Schönwiese, George Saiko u. Herbert Zand)

    Wienbibliothek im Rathaus, Wien, Brochiana. (Korrespondenz mit Friedrich Torberg und Briefe im Nachlass von Elsa Spitzer, u. a. an Alban Berg u. Franz Theodor Csokor)

    Zentralbibliothek Zürich, Elias Canetti Nachlass. (Korrespondenz mit Elias u. Veza Canetti)

    ETH Zürich, Thomas Mann Archiv. (Teilkorrespondenz mit Thomas Mann)

  • Werke

    Selbstständige Schriften zu Lebzeiten:

    1888. Pasenow oder die Romantik, 1930, engl. 1932, schwed. 1932. (Die Schlafwandler, Bd. 1)

    1903. Esch oder die Anarchie, 1931, engl. 1932. (Die Schlafwandler, Bd. 2)

    1918: Huguenau oder die Sachlichkeit, 1932, engl. 1932. (Die Schlafwandler, Bd. 3)

    Die Entsühnung. Drama, 1932.

    Die unbekannte Größe. Roman, 1933, engl. 1935.

    Aus der Luft gegriffen oder Die Geschäfte des Baron Laborde. Komödie in drei Akten, 1934.

    James Joyce und die Gegenwart. Rede, 1936.

    Der Tod des Vergil, 1945, engl. 1945.

    Die Schuldlosen. Roman in elf Erzählungen, 1950.

    Aufsätze und Essays zu Lebzeiten:

    Logik einer zerfallenden Welt. Essay, in: Frank Thiess (Hg.), Wiedergeburt der Liebe, 1931, S. 361–380.

    Das Böse im Wertsystem der Kunst. Essay, in: Die neue Rundschau 34 (1933), S. 157–191.

    Irrationale Erkenntnis in der Musik, in: Arnold Schoenberg zum 60. Geburtstag, 1934, S. 49–60.

    Erwägungen zum Problem des Kulturtodes, in: das silberboot 5 (1936), S. 251–256.

    James Joyce und die Gegenwart. Rede zu Joyces 50. Geburtstag, 1936.

    Die mythische Erbschaft der Dichtung. Für Thomas Manns 70. Geburtstag, in: Die neue Rundschau, Sondernummer v. 6.6.1945, S. 68–76.

    The Style of the Mythical Age, in: Rachel Bespaloff, On the Iliad, 1947, S. 9–33.

    Geschichte als moralische Anthropologie. Erich Kahlers „Scienza Nuova“, in: Hamburger Akademische Rundschau 3 (1948/49), S. 406–416.

    Trotzdem: Humane Politik, Verwirklichung einer Utopie. Essay, in: Die neue Rundschau 61 (1950), S. 1–31.

    Hugo von Hofmannsthals Prosaschriften, in: Die neue Rundschau 62 (1951), S. 1–30.

    Werkausgaben:

    Gesammelte Werke in zehn Bänden:

    Bd. 1: Gedichte, hg. u. eingel. v. Erich Kahler, 1953.

    Bd. 2: Die Schlafwandler. Romantrilogie, 1952.

    Bd. 3: Der Tod des Vergil. Epische Dichtung, 1952.

    Bd. 4: Der Versucher. Roman. Aus dem Nachlaß hg. u. mit einem Nachw. versehen v. Felix Stössinger, 1953.

    Bd. 5: Die Schuldlosen. Roman in elf Erzählungen. Mit einer Einf. v. Hermann J. Weigand, 1954.

    Bd. 6: Dichten und Erkennen. Essays I, hg. u. eingel. v. Hannah Arendt, 1955.

    Bd. 7: Erkennen und Handeln. Essays II, hg. v. Hannah Arendt, 1955.

    Bd. 8: Briefe. Von 1929 bis 1951, hg. u. eingel. v. Robert Pick, 1957.

    Bd. 9: Massenpsychologie. Schriften aus dem Nachlass, hg. u. eingel. v. Wolfgang Rothe, 1959.

    Bd. 10: Die Unbekannte Größe und frühe Schriften mit den Briefen an Willa Muir, hg. u. eingel. v. Ernst Schönwiese. Ersted. der Briefe an Willa Muir, hg. u. mit einem Vorw. versehen v. Eric W. Herd, 1961.

    Kommentierte Werkausgabe in dreizehn Bänden, hg. v. Paul Michael Lützeler:

    Bd. 1: Die Schlafwandler. Eine Romantrilogie, 1978.

    Bd. 2: Die Unbekannte Größe. Roman, 1977.

    Bd. 3: Die Verzauberung. Roman, 1976.

    Bd. 4: Der Tod des Vergil. Roman, 1976.

    Bd. 5: Die Schuldlosen. Roman in elf Erzählungen, 1974.

    Bd. 6: Novellen. Prosa. Fragmente, 1980.

    Bd. 7: Dramen, 1979.

    Bd. 8: Gedichte, 1980.

    Bd. 9/1: Schriften zur Literatur 1: Kritik, 1975.

    Bd. 9/2: Schriften zur Literatur 2: Theorie, 1975.

    Bd. 10/1: Philosophische Schriften 1: Kritik, 1977.

    Bd. 10/2: Philosophische Schriften 2: Theorie, 1977.

    Bd. 11: Politische Schriften, 1978.

    Bd. 12: Massenwahntheorie. Beiträge zu einer Psychologie der Politik, 1979.

    Bd. 13/1: Briefe 1: 1913–1938, 1981.

    Bd. 13/2: Briefe 2: 1938–1945, 1981.

    Bd. 13/3: Briefe 3: 1945–1951, 1981.

    Briefeditionen:

    Hermann Broch/Daniel Brody, Briefwechsel 1930–1951, hg. v. Bertold Hack/Marietta Kleiß. Mit einer Vorbemerkung v. Herbert G. Göpfert u. einer Broch-Bibliographie v. Klaus W. Jonas, 1971.

    Hermann Broch, Briefe über Deutschland 1945–1949. Die Korrespondenz mit Volkmar von Zühlsdorff, hg. u. eingel. v. Paul Michael Lützeler, 1986.

    Zettelwirtschaft. Briefe an Gertrude von Eckardt-Lederer von Friedrich und Elisabeth Gundolf, Hermann Broch, Joachim Ringelnatz und Berthold Vallentin, hg. v. Sander L. Gilman. Mit einem Vorw. v. Hartmut Steinecke, 1992, S. 193–251.

    „Hermann Broch“, in: George Saiko, Briefe, hg. v. Adolf Haslinger unter Mitarbeit v. Regina Slawitschek, 1992, S. 5–107.

    Jeffrey B. Berlin, Der unveröffentlichte Briefwechsel zwischen Antoinette von Kahler und Hermann Broch unter Berücksichtigung einiger unveröffentlichter Briefe von Richard Beer-Hofmann, Albert Einstein und Thomas Mann, in: Modern Austrian Literature 27 (1994), H. 2, S. 39–76.

    Hermann Broch, Das Teesdorfer Tagebuch für Ea von Allesch, hg. v. Paul Michael Lützeler, 1995.

    Hannah Arendt/Hermann Broch. Briefwechsel 1946 bis 1951, hg. v. Paul Michael Lützeler, 1996.

    Ronald Speirs/John White, Hermann Broch and H. G. Adler. The Correspondence of Two Writers in Exile, in: Comparative Criticism. An Annual Journal 21 (1999), S. 131–200, dt. H. G. Adler und Hermann Broch. Zwei Schriftsteller im Exil. Briefwechsel, hg. v. Ronald Speirs/John J. White, 2004.

    Der Tod im Exil. Hermann Broch/Annemarie Meier-Graefe. Briefwechsel 1950/51, hg. v. Paul Michael Lützeler, 2001.

    Freundschaft im Exil. Thomas Mann und Hermann Broch, hg. v. Paul Michael Lützeler, 2004.

    Hermann Broch/Ruth Norden, Transatlantische Korrespondenz. 1934–1938 und 1945–1948, hg. v. Paul Michael Lützeler, 2005.

    Hermann Broch, „Frauengeschichten“. Die Briefe an Paul Federn 1939–1949, hg. v. Paul Michael Lützeler, 2007.

    Hermann Broch/Eric Voegelin, Ein Briefwechsel im Exil. 1939–1949, hg. v. Thomas Hollweck, 2007, Nachdr. u. d. T. Briefwechsel 1939–1949, in: Sinn und Form (2008), H. 2, S. 149–174.

    Hermann Broch/Ernst Schönwiese, Eine literarische Korrespondenz, hg. v. Sonja Gindele, 2008, S. 59–112.

    Ralf Georg Czapla, „nach Maß gearbeitet“. Hermann Brochs Gedichte für die Tänzerin Claire Bauroff. Mit einer Edition des Briefwechsels Bauroff – Broch und von Auszügen aus der Korrespondenz Bauroff – Burgmüller“, in: Jahrbuch zur Kultur und Literatur der Weimarer Republik 12 (2008), S 69–113.

    Hermann Broch, Briefe an Erich von Kahler (1940–1951), hg v. Paul Michael Lützeler, 2010.

    Verlorener Sohn? Hermann Brochs Briefwechsel mit Armand 1925–1928, hg. v. Paul Michael Lützeler, 2010.

    „Sich an den Tod heranpürschen ...“. Hermann Broch und Egon Vietta. Briefwechsel 1933–1951, hg v. Silvio Vietta/Roberto Rizzo, 2012.

    Hermann Broch/Frank Thiess, Briefwechsel 1929–1938 und 1948–1951, hg. v. Paul Michael Lützeler, 2018.

    Bibliografien:

    Klaus W. Jonas unter Mitarbeit von Herta Schwarz, Bibliographie Hermann Broch, in: Hermann Broch/Daniel Brody, Briefwechsel 1930–1951, hg. v. Bertold Hack/Marietta Kleiß, 1971, Sp. 1081–1168.

    Klaus W. Jonas, Bibliographie der Sekundärliteratur zu Hermann Broch 1971–1984, in: Hermann Broch, hg. v. Paul Michael Lützeler, 1986, S. 333–357.

    Sarah McGaughey, Hermann-Broch-Bibliographie (1985–2014), in: Hermann-Broch-Handbuch, hg. v. Michael Kessler/Paul Michael Lützeler, 2016, S. 552–626.

  • Literatur

    Thomas Koebner, Hermann Broch. Leben und Werk, 1965.

    Manfred Durzak, Hermann Broch in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, 1966.

    Manfred Durzak, Hermann Broch. Der Dichter und seine Zeit, 1968.

    Paul Michael Lützeler, Hermann Broch. Ethik und Politik. Studien zum Frühwerk und zur Romantrilogie „Die Schlafwandler“, 1973.

    Manfred Durzak, Hermann Broch. Dichtung und Erkenntnis. Studien zum dichterischen Werk, 1978.

    Paul Michael Lützeler, Hermann Broch. Eine Biographie, 1985.

    Friedrich Vollhardt, Hermann Brochs geschichtliche Stellung. Studien zum philosophischen Frühwerk und zur Romantrilogie „Die Schlafwandler“ 1914–1932, 1986.

    Michael Kessler/Paul Michael Lützeler (Hg.), Hermann Broch. Das dichterische Werk. Neue Interpretationen, 1987.

    Rudolf Koester, Hermann Broch, 1987.

    Paul Michael Lützeler/Michael Kessler (Hg.), Brochs theoretisches Werk, 1988.

    Stephen D. Dowden (Hg.), Hermann Broch. Literature, Philosophy, Politics, 1988.

    Monika Ritzer, Hermann Broch und die Kulturkrise des frühen 20. Jahrhunderts, 1988.

    Hannah Arendt, Hermann Broch, in: dies., Menschen in finsteren Zeiten, hg. v. Ursula Ludz, 1989, S. 131–171.

    Klaus Amann/Helmut Grote (Hg.), Die Wiener Bibliothek Hermann Brochs. Kommentiertes Verzeichnis des rekonstruierten Bestandes, 1990.

    Paul Michael Lützeler, Die Entropie des Menschen. Studien zum Werk Hermann Brochs, 2000.

    Paul Michael Lützeler, Hermann Broch 1886–1951. Marbacher Magazin 94, 2001.

    Michael Kessler (Hg.), Hermann Broch. Neue Studien. Festschrift für Paul Michael Lützeler zum 60. Geburtstag, 2003.

    Paul Michael Lützeler (Hg.), Hermann Broch. Visionary in Exile. The 2001 Yale Symposium, 2003.

    Paul Michael Lützeler (Hg.), Freundschaft im Exil. Thomas Mann und Hermann Broch, 2004.

    Thomas Eicher/Paul M. Lützeler/Hartmut Steinecke (Hg.), Hermann Broch. Politik, Menschenrechte – und Literatur?, 2005.

    Alice Stašková/Paul Michael Lützeler (Hg.), Hermann Broch und die Künste, 2009.

    Paul Michael Lützeler, Hermann Broch und die Moderne. Roman, Menschenrecht, Biographie, 2011.

    Michael Kessler/Paul Michael Lützeler (Hg.), Hermann-Broch-Handbuch, 2016.

    Jürgen Heizmann/Bernhard Fetz/Paul Michael Lützeler (Hg.), Hermann Broch und die Ökonomie, 2018.

    Graham Bartram/Sarah McGaughey/Galin Tihanov (Hg.), A Companion to the Works of Hermann Broch, 2019.

    Paul Michael Lützeler/Thomas Borgard (Hg.), Hermann Broch und die österreichische Moderne, 2023.

    Lexikonartikel:

    Esther Schöler, Art. „Broch, Hermann“, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, 1955, S. 619 f. (Onlineressource)

    N. N., Art. „Broch, Hermann“, in: Archiv Bibliographia Judaica, Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Bd. 4, 1996, S. 73–85.

    Wolfgang Fasching, Art. „Broch, Hermann“, in: Traugott Bautz (Hg.), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 15, 1999, Sp. 327–357.

    Daniel Hoffmann, Art. „Broch, Hermann“, in: Andreas B. Kilcher (Hg.), Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur, 2002, S. 88–90.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Gemälde und Zeichnungen:

    Ölgemälde und Rötelzeichnung v. Georg Kirsta (1900–1955), beides 1926 (im Stil der Neuen Sachlichkeit), Hermann Broch-Museum, Teesdorf (Niederösterreich).

    Farbige Pastellskizze v. Hans Fronius (1903–1988), 1937, in: Religiöse Sammlung-Hans Fronius im Stift Sankt Florian in St. Florian bei Linz, Österreich.

    Zeichnung v. Rudolph von Ripper (1905–1960), Sommer 1939, Hermann Broch Archiv, Beinecke Rare Book & Manuscript Library, Yale University Library, New Haven (Connecticut, USA).

    Karikaturen v. Hermann Friedrich Broch de Rothermann (1910–1994), späte 1920er Jahre, v. Alois Derso (1888–1964), Mitte der 1940er Jahre, und v. Willis Birchman (1911–1951), 1949, Broch Archiv, Beinecke Rare Book & Manuscript Library, Yale University Library, New Haven (Connecticut, USA).

    Plastiken:

    Büste v. Irma Rothstein (1906–1971), 1946, Leo Baeck Institute, New York City. (Onlineressource)

    Büste v. Susanne Peschke-Schmutzer (1911–1991) und Paul Peschke (1907–1991), 1966, Broch-Museum, Teesdorf (Niederösterreich).

    Büsten v. Anna Mahler (1904–1988), 1934, Emmy Ferand (1894–1984), 1934, und Gina Plungian (1910–1962), 1947, verschollen bzw. Verbleib ungeklärt.

    Fotografien:

    Fotografien, in: Broch Archiv, Beinecke Rare Book & Manuscript Library, Yale University Library, New Haven (Connecticut, USA), Broch-Archiv des Deutschen Literaturarchivs, Marbach am Neckar, und Broch-Museum, Teesdorf (Niederöstereich).

  • Autor/in

    Paul Michael Lützeler (St. Louis, Missouri, USA)

  • Zitierweise

    Lützeler, Paul Michael, „Broch, Hermann“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118515551.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA

  • Genealogie

    V Josef (1852–1933), Fabrikant in Teessdorf;
    M Johanna Schnabel (1863–1942 [Theresienstadt]);
    1) Franziska Rothermann, 2) Annemarie, Wwe des Kunstschriftstellers Julius Meier-Graefe (1867–1935); 1 S.

  • Biographie

    B. studierte Philosophie, Mathematik und Maschinenbau in Wien und Mühlhausen. Er diplomierte am Mühlhausener Technikum und wurde Direktor eines Textilkonzerns und Syndikus des österreichischen Industrieverbandes in Wien. - Von 1928 ab widmete er sich ausschließlich schriftstellerischer und wissenschaftlicher Arbeit. 1938 wurde er verhaftet. Nur mit Hilfe ausländischer Freunde (u. a. J. Joyce) gelang ihm die Emigration nach USA. - Mittelpunkt seines Schaffens ist die „Konzentration auf das Sterbensphänomen“, vor allem im ‚Tod des Vergil‘ (New York 1945 [auch englisch], Zürich 1947). Am Anfang seiner Dichtungen steht die „gefügelockernde Arbeit des Todes“ - stilistisch der Zerfall des Romans in eine Vielzahl isolierter Gattungsschichten (Schlafwandler) -, am Ende die im Angesicht des Todes freigewordene schöpferische Kraft der noch unerforschten Tiefenschichten der Menschenseele - stilistisch die neue Einheit einer, lyrischen Prosa' (Vergil). Die gleiche Bemühung um Überwindung von Tod und Vernichtung kennzeichnen B.s massenpsychologische und theoretisch-politische Forschungen. - Er erhielt 1941/42 den Guggenheimpreis, 1942/44 die Rockefellerstiftung der Universität Princeton.

  • Werke

    Ges. Werke, 1953 ff.;
    Die Schlafwandler, Romantrilogie, Zürich 1931/32 (engl. London 1932, schwed. Stockholm 1932, 1. Bd.);
    Logik einer zerfallenden Welt, Essay, in: Wiedergeburt d. Liebe, Wien 1931, hrsg. v. F. Thieß;
    Die unbek. Größe, Roman, 1933 (engl. London 1935);
    Das Böse im Wertsystem d. Kunst, Essay, in: Die neue Rdsch., Jg. 34, 1933, S. 157-91;
    Die Entsühnung, Drama, 1933;
    James Joyce u. d. Gegenwart, Rede, Wien 1936;
    Der Tod d. Vergil, Betrachtungen H. B.s z. Stil seines Werkes, in: Hamburger ak. Rdsch., Jg. 2, 1947/48, S. 496-501;
    Die myth. Erbschaft d. Dichtung, in: Die neue Rdsch., Stockholm 1945, S. 68-76;
    Die Schuldlosen, Roman in elf Erzählungen, 1950;
    Trotzdem: humane Politik, Verwirklichung einer Utopie, Essay, in: Die neue Rdsch., Jg. 61, 1950, S. 1-31;
    Brief an einen Kritiker, in: Merkur, Jg. 5, 1951, S. 701-03;
    Hugo v. Hofmannsthals Prosaschrr., in: Die neue Rdsch., Jg. 62, 1951, S. 1-30;
    Patmos, 12 Lyriker, 1935, hrsg. v. E. Schönwiese;
    unveröff. Mss.: Romanfragment, Demeter' u. Massenpsychol. u. a. (Yale Univ. Library, New Haven).

  • Literatur

    E. Vietta, H. B., in: Die neue Rdsch., Jg. 45, 1934, S. 574-85;
    In memoriam, in: Der Monat, Jg. 3, 1951, S. 616-29 (P);
    W. Vordtriede, H. B.: Der Tod d. Vergil, in: Die neue Rdsch., Jg. 56, Stockholm 1945, S. 373-75;
    H. Burgmüller, Zur Ästhetik d. modernen Romans, in: Die Fähre, Jg. 1, 1946, S. 111-20;
    H. Arendt, H. B. u. d. moderne Roman, in: Der Monat, Jg. 1, 1949, S. 147|bis 151;
    H. Politzer, „Zur Feier meines Ablebens“, ebenda, Jg. 3, 1951, S. 630-32 (P);
    Jenseits v. Joyce u. Kafka, in: Die neue Rdsch., Jg. 63, 1952, S. 152 bis 159;
    C. Menck, Advent u. Niemandsland, in: Wort u. Wahrheit, Jg. 6, Wien 1951, S. 751-56;
    E. Kahler, Rede üb. H. B., in: Die neue Rdsch., Jg. 63, 1952, S. 232-43;
    Kosch, Lit.-Lex. I (L, W).

  • Autor/in

    Esther Schöler
  • Zitierweise

    Schöler, Esther, " Broch, Hermann " in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 619-620 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118515551.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA