Lebensdaten
erwähnt 1066, gestorben nach 1081
Beruf/Funktion
Geschichtsschreiber
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11850052X | OGND | VIAF: 84951025
Namensvarianten
  • Adam von Bremen
  • Adam, von Bremen
  • Adam
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Adam von Bremen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11850052X.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    A. stammte aus Ostfranken, wohl aus der Nähe von Würzburg. Vielleicht besuchte er die Bamberger Domschule und kam als Abgesandter Bambergs mit Erzbischof Adalbert von Bremen (1043–72) zusammen. Jedenfalls wurde er, schon ein Freund Adalberts, zwischen Mai 1066 und April 1067 canonicus im Bremer Domstift. Nach einer Reise zu König Svend Estridsen von Dänemark (wohl 1067/68) ist A. 1069 urkundlich als Domscholaster (magister scholarum) von Bremen, gelegentlich auch als Urkundenschreiber (und Diktator?) bezeugt. Nach dem Tode Erzbischof Adalberts begann A. seine Hamburgische Kirchengeschichte. Seit 1075/76, nach der Überreichung eines Widmungsexemplars an Erzbischof Liemar (1072–1101), arbeitete A. mit verschiedenen Helfern noch Nachträge und Ergänzungen (Scholien) in das jetzt verlorene Handexemplar ein; diese reichen bis etwa 1081, spätestens bis 1085, welches Jahr das späteste Todesdatum für A. sein muß.

    A.s Werk, in der Folgezeit viel benutzt und weit verbreitet, ist in vier Bücher eingeteilt. Die beiden ersten erzählen in unbewußter, naiver Tendenz die Geschichte Bremen-Hamburgs und seiner Oberhoheit im europäischen Norden bis 1043. Das 3. Buch enthält eine warme, aber nicht kritiklose Biographie des Erzbischofs Adalbert, der als historische Persönlichkeit aus Charakter und Schicksal psychologisch eindringlich verstanden und zugleich in den Rahmen einer Reichsgeschichte Norddeutschlands gestellt wird. Im 4. Buch gibt der „Tacitus des germanischen Nordens (Hampe) eine Descriptio insularum aquilonis, eine Völker- und Länderkunde Nordeuropas mit den ersten Berichten über Island, Grönland und die nordischen Winland-Fahrer, mit echten geographischen Erkenntnissen, wenn auch gelegentlich mit gutgläubig hingenommenen, aus der Antike überkommenen oder zeitgenössischen Seefahrermärchen. Fußend auf vielen erzählenden Quellen, unter Benutzung eines großen Urkundenschatzes, kanonistischer und patristischer Literatur, sammelte A. die Berichte König Svends und vieler anderer Gewährsmänner und verarbeitete das ganze Material zu einem nach klassischen Stilmustern (Sallust!) - wenn auch von der Bamberger Schule abweichenden - durchgeformten Werk, das er doch wieder unfertig zurücklassen mußte. So erhebt sich trotz mancher falscher Einzelheit, trotz schwieriger Fragen der Handschriften-Verhältnisse und der Überlieferungsgeschichte, die A.s Bedeutung strittig machten und noch die neueste Forschung beschäftigen, sein Werk durch vorsichtiges reifes Urteil, durch psychologisches Verständnis für Menschen und Völker, durch nüchterne und forschungsgebundene Wahrheitsliebe hoch über die Reihe der Bistums- und Klostergeschichten des 11. Jahrhunderts.

  • Werke

    Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum (Hamburg. Kirchengesch.), hrsg. v. B. Schmeidler in SS rer. Germ., ³1917;
    Übers. v. S. Steinberg in: GDV 44, ³1926;
    Faksimile-Ausg.: Adami Bremensis Gesta Hammaburg. eccl. pont. Codex Havniensis, hrsg. v. C. A. Christensen, Kopenhagen 1948.

  • Literatur

    ADB I;
    B. Schmeidler, Einl. z. Ausg. (1917) u. z. Übers. (1926);
    ders., Neuere Lit. üb. A. v. B., in: Ztschr. d. Ver. f. Lübische Gesch. u. Altertumskde. 16, 1914, S. 111-21;
    ders., Hamburg-Bremen u. Nordosteuropa vom 9.-11. Jh., 1918;
    dazu A. Brackmann, Die neuesten F z. älteren Hamburger Gesch., in: Ztschr. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. 24, 1921, S. 61-85;
    P. Wieselgren, A. of Bremen's Hiring, Studier tillagnade A. Kock, 1930, S. 500-11;
    S. Bolin, När avslutade mäster A. Gesta Hammaburg. eccl. pont., Vetenskaps-Societeten i Lund, Arsbok 1931, S. 13 ff.;
    A. Otto, Btrr. z. Textgesch. d. A. v. B., in: NA 49, 1932, S. 10-55;
    L. Weibull, Geo-ethnograph. Interpolationen d. A. v. B., in: Hanseat. Gesch. bll. 58, 1933; dazu
    B. Schmeidler, in: NA 50, 1933, S. 221-28;
    C. Erdmann, Stud. z. Brieflit. Dtld.s im 11. Jh. (Schrr. d. Reichsinst. I), 1938, S. 115;
    M. Bünding, Das Imperium Christianum u. d. dt. Ostkriege v. 10.-12. Jh., 1940, S. 17 ff.;
    E. Wienecke, Unterss. z. Religion d. Westslawen, 1940;
    W. Roeßler, Von Snorri Sturlusons Heimskingla z. A. v. B.s Hamburg. Kirchengesch., Diss. Bonn 1942 (ungedr.);
    Wattenbach-Holtzmann I, S. 566-72;
    S. Bolin, Zum Codex Havniensis, Gamlev Kgl. Samling 2296 quarto, Classica et mediaevalia 10, Kopenhagen 1948, S. 131-58.

  • Autor/in

    Joachim Leuschner
  • Zitierweise

    Leuschner, Joachim, "Adam von Bremen" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 49-50 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11850052X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Adam von Bremen: einer der bedeutendsten Geschichtschreiber des Mittelalters, kam 1068 nach Bremen, wo durch den Erzbischof Adalbert (1045—72) eine sehr rege Thätigkeit, auch auf wissenschaftlichem Gebiet, ins Leben gerufen war, wurde sogleich unter die Zahl der Domherren aufgenommen und erscheint 1069 als Scholasticus. Wie lange er als Vorsteher der Domschule gewirkt hat, wissen wir nicht; nach 1075, 12. Oct. eines unbekannten Jahres ist er gestorben. — A. scheint ein Obersachse gewesen zu sein und verdankt seine Bildung vielleicht der Magdeburger Domschule. Mit einer ansehnlichen Zahl alter Schriftsteller ist er vertraut, und der Ehrenname eines Magisters zeigt, daß er den vollständigen Kreis der damaligen höhern Schulbildung sich angeeignet hatte. In der Schreibart ist vorzüglich Sallust sein Vorbild. Von lebhaftem Streben nach geographischen und geschichtlichen Kenntnissen erfüllt, hat A. einen Aufenthalt bei dem Dänenkönig Sven Estrithson benutzt, um sich von diesem über Geschichte und Beschaffenheit der Nordlande belehren zu lassen. Die weitreichende Missionsthätigkeit der Bremer Kirche gewährte ihm außerdem reiche Gelegenheit, Nachrichten von vielen Seiten einzuziehen, und die Bibliothek der Kirche eine nur theilweise auch uns noch erhaltene, Fülle geschichtlicher Werke, welche er mit Sorgfalt und Einsicht benutzt hat, wie nicht minder auch die Urkunden des Archivs, unter welchen sich aber schon damals Fälschungen befanden. Erst nach dem Tode Adalberts begann A. die lange vorbereitete Ausarbeitung seines Werkes: „Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum“. Denn Hamburg war noch der eigentliche Sitz des Erzbisthums, obwol wegen wiederholter feindlicher Zerstörungen die Residenz nach dem frühzeitig damit verbundenen Bremen verlegt war. Je mehr A. sich seiner eigenen Zeit nähert, um so belebter und reichhaltiger wird seine Darstellung, deren drittes Buch ganz der Wirksamkeit des Erzbischofs Adalbert gewidmet ist, an welchem er mit treuer Liebe hängt, ohne die Fehler und Schwächen des Mannes zu verkennen oder zu verbergen. Die hohe Stellung Adalberts giebt Adams Werk eine große Bedeutung auch für die Reichsgeschichte; fast einzig in seiner Art aber steht das vierte Buch des Werkes da, unter dem Titel: „Descriptio insularum Aquilonis“, eine förmliche Geographie der Nordlande und baltischen Küsten, so weit man sie damals in Bremen kannte. Noch bei Lebzeiten des Königs Sven, der 1076 starb, ist das Werk vollendet. Schon frühzeitig ist es mit Randglossen versehen, von vielen Schriftstellern benutzt, und hat immer seine Geltung als die zuverlässigste Grundlage für die Geschichte jener Gegenden behauptet. — Die erste kritische Ausgabe gab nach sorgfältiger Vorbereitung J. M. Lappenberg in den Mon. Germ. Scriptt. Vol. VII und bes. Abdruck 1846. Uebersetzung von Dr. Laurent mit Vorwort von Lappenberg 1850.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Adam von Bremen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 43 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11850052X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA