Dates of Life
1540 oder 1539 – 1605
Place of birth
Schwaz (Tirol)
Place of death
Linz/Donau
Occupation
Jesuit
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 117621404 | OGND | VIAF: 74634905
Alternate Names
  • Scherer, Georg
  • Scherer, Georg aus Schwaz
  • Scherer, Georgio
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Inbound Links to this Person

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Scherer, Georg, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117621404.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    Eltern unbek.;
    7 Geschw u. a. Gallus S.J. (1567–1629), Hofprediger in Graz u. seit 1604 Kontroversprediger in Klagenfurt (s. B. Duhr, Gesch. d. Jesuiten, II, 1913).

  • Biographical Presentation

    Ausgestattet mit einem Stipendium des Wiener Magistrats, konnte der aus bescheidenen Verhältnissen stammende S. seit etwa 1550 das Jesuitengymnasium in Wien besuchen. 1559 trat er dem Wiener Kollegium der Jesuiten bei, wurde im folgenden Jahr noch als Student dessen Hauptprediger, erlangte 1564 den Magistergrad und wurde 1565 zum Priester geweiht. Als Prediger und Volksmissionar vertrat er die gegenreformatorischen Bestrebungen des ksl. Statthalters Ehzg. Ernst (1553–95) und des Wiener Bf. Johann Caspar Neubeck (um 1547–94) in den prot. Gebieten Ostösterreichs. Aufgrund der Breitenwirkung seiner populären Predigten und mehrerer durch S. veranlaßter Konversionen (z. B. 1569 jener d. späteren Kard. Melchior Klesl, 1553–1630) wurde er zum zeitweiligen Domprediger von St. Stephan (1567–94) sowie von Ks. Rudolf II. zum Hofprediger an der Wiener Hofburgkapelle (1577–1600) und Hofbeichtvater der Erzherzöge Ernst und Maximilian bestellt. So sehr S.s persönlicher Rigorismus sein treffsicheres Wirken als Kontroversprediger und Volksmissionar beförderte, so hinderlich wurde er für seine Amtsführung als Rektor des Wiener Jesuitenkollegs (1590–94), von der ihn der Provinzial schließlich entband. Bezeichnend ist auch seine, von der zwiespältigen Haltung des Ordens zu Teufelsaustreibungen und Hexenprozessen nicht ganz gedeckte Rechtfertigung der Verbrennung der Else Plainacher in Wien 1583 in einer öffentlichen Predigt (Christl. Erinnerung bey der Historien v. jüngst beschehener Erledigung einer Jungfrawen …, 1584).

    S.s Predigten richteten sich gegen die Lehre des Protestantismus, v. a. der Augsburger Konfession (Drey … Predigten/vonn d. Augspurg. Confession, gehalten in Wien 1580/81), und dessen populistische Angriffe gegen das Papsttum (Ob es wahr sey? Dass auff ein Zeit ein Bapst zu Rom Schwanger gewesen …, 1584). Sie verurteilten liturgische Gebräuche des Protestantismus (Eigentliche Abcontrafehung einer newen vnerhörten Monstrantzen …, 1588) sowie dessen innerkonfessionelle Zersplitterung (Der Lutherische Bettler Mantel, 1588). Doch auch mit Blick auf die eigene Konfession übte S. Kritik (Ein Prelaten Predig/Bey d. Christl. Leich/d. … Herrn Johann [Schretel] Abten S. Benedicti Ordens …, 1583). Zudem versuchte er, die Macht des habsburg. Kaisers gegenüber dem Partikularismus der prot. dominierten Landstände zu stärken, indem er einerseits gegen innere konfessionelle Gegner wie Josua Opitz (1542–85), Lukas Oslander (1534–1604) und Jakob Heerbrand (1521–1600) polemisierte und andererseits die äußeren Feinde in mehreren Türkenpredigten vor dem ksl. Heer in Ungarn 1593/94 und auf dem Landtag zu Preßburg (Scala Jakob, Die Himmels Leitter, 1595) angriff. 1600 wurde der kurz vor seinem Tod erblindete S. zum Superior der Missionsstation ins prot. Linz berufen, wo er die Sammelausgaben seiner Predigten, Traktate und Erbauungsschriften vorbereitete (Alle Schrifften/Bücher vnnd Tractätlein, 2 T., 1599/1600, ²1613/14).

    Sein Predigtstil ist gekennzeichnet durch die Entfaltung der theol. Thematik in volkstümlicher Sprache und bildhaften Beispielen. Er wurde später v. a. im österr. Raum von Prokop v. Templin (1608–80) und Abraham a Sancta Clara (1644–1709) fortgeführt. So stellen die Werke S.s, der neben Petrus Canisius (1521–97) als bedeutendster Jesuit Österreichs bezeichnet wurde (J. Wodka), einen Höhepunkt in der Entwicklung der gegenreformatorischen Predigtliteratur dar und finden als Beispiele gesellschaftspolitisch motivierter Polemik auch in der Geschichte der Publizistik Beachtung.

  • Works

    Weitere W Postill … vber d. Sontäglichen Euangelia durch d. gantze Jahr, 1603, ²1606, ³1608, Nachdr. 1614;
    Christl. Postill/Von Heyligen/vnnd uber die Fest/so ausser deß Sontags/durchs gantze Jahr hinumb in d. Cath. Kirchen offentlich gefeyeret werden …, 1605, ²1606;
    Catechismus oder Kinderlehr …, 1608, mehrere Nachdrr.;
    Bibliogr.:
    Sommervogel VII, 1896, Sp. 746-65, IX, 1900, Sp. 842 f.;
    W. Welzig u. a. (Hg.), Kat. gedr. dt.sprach. kath. Predigtslgg., I, 1984, Nr. 8, 10, 11;
    ebd., II, 1987, S. 761.

  • Literature

    ADB 31;
    Th. Wiedemann, Gesch. d. Ref. u. Gegenref. im Lande unter d. Enns, 5 Bde., 1879-86;
    C. Wolfsgruber, Die k. u. k. Hofburgkapelle u. d. k. u. k. geistl. Hofkapelle, 1905;
    Duhr I, 1907, S. 798-820;
    P. Weitlaner, G. S., ein Schwazer Schriftst. d. 16. Jh., in: Tiroler Heimatbl. 7, 1929, S. 243-46;
    Paul Müller, Ein Prediger wider d. Zeit, G. S., Ein Btr. z. Predigt u. Polemik d. Gegenref., 1933;
    L. Koch, Jesuiten-Lex., 1934, S. 1602 f.;
    E. Tomek, KGesch. Österr.s, II, 1949, S. 401-05;
    H. Zimmermann, in: Jb. d. Ges. f. d. Gesch. d. Protestantismus in Österr. 77, 1955, S. 91-124;
    J. Wodka, Kirche in Österr., 1959;
    G. Mierau, Das publizist. Werk v. G. S. SJ (1540–1605), Diss. Wien 1968 (ungedr.);
    L. Lukács SJ (Hg.), Catalogi Personarum et Officiorum Provinciae Austriae S.J., I, 1978, S. 775 f.;
    J. Wrba, Jesuiten als Domprediger in Wien (1553–1773), in: Btrr. z. Wiener Diözesangesch. 35, 1994, S. 11-13;
    J. Weißensteiner, Aus d. Gesch. d. Domkanzel u. d. Domprediger v. St. Stephan, ebd., S. 6-9;
    LThK³;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy;
    BBKL 22 (W, L);
    Hist. Lex. Wien.

  • Author

    Robert Pichl
  • Citation

    Pichl, Robert, "Scherer, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 689-690 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117621404.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Scherer: Georg S., Jesuit, geboren am 30. November 1539 zu Schwatz in Tirol, am 30. November 1605 zu Linz. Er trat 1559 in den Orden ein, wurde 1565 zum Priester geweiht, 1577 Hofprediger des Erzherzogs Matthias, 1590 Rector des Collegiums zu Wien, später Vorstand der Missionsanstalt zu Linz, zuletzt erblindet. S. wirkte 40 Jahre als Prediger eifrig und erfolgreich im Interesse der Gegenreformation in Oesterreich. 1569 bekehrte er den spätern Cardinal Klesl (s. A. D. B. XVI, 167), 1581 predigte er zu Wien ein Jahr lang über die Augsburgische Confession, 1585 einige Monate auf den Besitzungen des Herrn v. Schönkirchen (seine „Ursachen der Bekehrung der Herrschaft Ober- und Nieder-Hauseck“, 1586, sind abgedruckt bei Räß, Convertiten 2, 448), dann zu Weidhofen, 1586 und 1587 zu Krems. — Die Schriften von S., sämmtlich deutsch, wurden zusammen gedruckt in dem Prämonstratenserkloster Bruck bei Znaim in Mähren 1599, dann zu München 1614. Sie sind fast ausschließlich polemischen Charakters, zum Theil gegen Samuel Huber, Georg Nigrinus, Josua Opitius, Jakob Heerbrand, Lucas Osiander gerichtet, welche S. die Antwort nicht schuldig blieben. Zu nennen sind: „Gewisse und wahrhafte neue Zeitung aus Constantinopel von Hieremia, jetzigem Patriarchen daselbst, was sein und aller griechischen und orientalischen Kirchen Urtheil und Meinung sei von allen Artikeln Augsburgischer Confession“ 1583; „Katholische Glossa oder Erläuterung auf eine Epistel oder Sendschreiben der ubiquentlerischen Prädicanten zu Tübingen an den griechischen Patriarchen, sammt neuer Zeitung“ 1584, (veranlaßt durch die Correspondenz der Tübinger Theologen mit dem Patriarchen; S. wechselte darüber mit J. Heerbrand noch einige Streitschriften); „Gründlicher Bericht, ob es wahr sei, daß auf eine Zeit ein Papst zu Rom schwanger gewesen und ein Kind geboren habe“, 1584 (1586 ins Italienische, 1589 ins Lateinische übersetzt); „Bericht, ob der Papst zu Rom der Antichrist sei“, 1586; „Der lutherische Bettlermantel“, 1588 (die lutherische Lehre sei|lediglich eine Wiederholung alter Ketzereien); „17 fürnemmer Streitartikul .... erläutert; wider die ungeschickte Außklopffung des lutherischen Bettlermantels Jacobi Heerbrandi", 1590. Außer den polemischen Schriften sind zu erwähnen: „Catechismus oder Kinderlehre“, 1608 u. f.; „Postilla oder Auslegung der sonn- und festtäglichen Evangelien“ 1609 u. s.

    • Literature

      de Backer. — A. Klein, Gesch. d. Christenthums in Oesterreich IV, 289. — Th. Wiedemann, Gesch. der Reformation und Gegenreformation V, 314.

  • Author

    Reusch.
  • Citation

    Reusch, Heinrich, "Scherer, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 102-103 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117621404.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA