Winckler, Johann Heinrich
- Lebensdaten
- 1703 – 1770
- Geburtsort
- Wingendorf bei Lauban (Oberlausitz)
- Sterbeort
- Leipzig
- Beruf/Funktion
- Physiker ; Naturforscher ; Philosoph ; Klassischer Philologe
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 117582115 | OGND | VIAF: 59865300
- Namensvarianten
-
- Winkler, Johann Heinrich
- Winckler, Johann Heinrich
- Winkler, Johann Heinrich
- Winkler, J. H.
- Winkler, Johann H.
- Winkler, Johannes Heinrich
- Winkler, Johannes Henricus
- Winkler, Johannes H.
- Winkler, Joannes Henricus
- Winkler, J.H.
- Winkler, Ioannes Henricus
- Winkler, Io. Henricus
- Winkler, Io. Henricvs
- Winklern, Johann Heinrich
- Winklerus, Ioannes Henricus
- Winklerus, Io. Henricus
- Winklerus, Joannes Henricus
- Winklerus, Jo. Henricus
- Winklerus, Johannes Henricus
- Winklerus, Johannes H.
- Winckler, Johann H.
- Winckler, J. H.
- Winckler, J.H.
- Wincklerus, Joannes Henricus
- Wincklerus, Johann Heinrich
- Wincklerus, Johann H.
- Wincklerus, Johannes Heinricus
- Wincklerus, Johannes Henricus
- Wincklerus, Johannes H.
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Win(c)kler, Johann Heinrich
| Physiker, Naturforscher, Philosoph, Philologe, * 12.3.1703 Wingendorf bei Lauban (Oberlausitz), † 18.5.1770 Leipzig. (evangelisch)
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Genealogie
V →Johann, 1705 Mühlenpächter in Bertelsdorf (Uniegoszcz) b. Lauban, 1719 Pächter d. Obermühle v. Lauban;
M Helena N. N., aus Bertelsdorf;
mehrere Geschw;
⚭ 1731 →Johanna Christina (v. 1706–49), übernahm n. frühem Tod ihrer Eltern d. Haushaltung ihres Gvm August Hartung (s. u.), unterstützte W. b. dessen experimentellen Arbb., T d. →Christoph Beerbaum († 1706), Schneider in Leipzig, u. d. Johanne Christine Hartung († 1723);
Gvm d. Ehefrau →August Hartung († 1730). -
Biographie
W., dessen Familie 1705 ins schles. Bertelsdorf gezogen war, wurde von seiner Mutter im Schreiben und Lesen unterrichtet. Später begeisterte ihn →Gabriel Lange für die lat. Sprache. 1714 besuchte W. das Lyzeum in Lauban, wo er getrennt von seiner Familie lebte, bis sein →Vater 1719 die Laubansche Obermühle pachtete. Mit Hilfe eines Stipendiums der Stadt Lauban studierte W. seit 1724 ev. Theologie, Philosophie und Alte Sprachen an der Univ. Leipzig. Zu seinen wichtigsten Lehrern zählten →Johann Gottlob Pfeiffer (1667–1740), →Johann Andreas Rüdiger (1673–1731)|und →Christian Ludovici (1663–1724). 1728 beschäftigte sich W. intensiv mit →Christian Wolffs (1679–1754) aufgeklärter Philosophie. 1731 lehrte W. als vierter Kollege an der Thomasschule in Leipzig, an der er bereits seit einigen Jahren Philosophie und Naturlehre unterrichtet hatte. Zur selben Zeit wirkten dort auch →Johann Sebastian Bach (1685–1750), für dessen verlorengegangene Kantate „Froher Tag, verlangte Stunden“ W. das Libretto schrieb, sowie →Johann Matthias Gesner (1691–1761), der später in Göttingen Experimente zur Elektrizität durchführte. Seit 1737 bot W. außerdem eine private mathematischphysikalische Experimentalvorlesung an. 1739 erhielt er eine ao. Professur für Philosophie an der Univ. Leipzig, 1742 eine o. Professur für griech. und lat. Sprache und 1750 eine o. Professur für Physik. Parallel setzte W. vermutlich seinen privaten „Physic“ -Kurs fort.
An seinen Vorlesungen nahm in den 1760er Jahren auch der junge Student →Johann Wolfgang Goethe (1749–1832) teil. Zwischen 1744 und 1767 war W. achtmal Rektor der Univ. Leipzig.
W. trug im dt. Sprachraum wesentlich zur Etablierung des Wissensfeldes der Elektrizität bei. 1742 in den Gelehrtenkreis um den ehemaligen kursächs. Kabinettsminister und Anhänger Wolffs, →Ernst Christoph Gf. v. Manteuffel (1676–1749), eingeladen, stieß er vermutlich über →Christian August Hausen (1693–1743) auf das Thema Elektrizität. W. verbesserte die kurz zuvor von Hausen und →Georg Mathias Bose (1710–1761) wiederbelebte Hauksbeesche Elektrisiermaschine durch einen Federtrittbrett-Antrieb sowie die Verwendung kreidebestreuter Reibekissen und den Einsatz mehrerer Reibekörper; W. arbeitete eng mit Handwerkern zusammen, v. a. mit →Johann Friedrich Gießing und →Johann Andreas Hollweg. Manteuffel erwies sich als wichtiger Mittler bei der europaweiten Verbreitung der W.schen Elektrisiermaschine, zu deren Abnehmern auch die Royal Society zählte.
W. veranstaltete teils großangelegte Elektrizitätsvorführungen und gilt daher als wichtiger Popularisierer sämtlicher elektrischer Phänomene, die in der ersten Hälfte des 18. Jh. erstmals von gelehrten Kreisen und einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen wurden. Durch Manteuffels Vermittlung besuchten zahlreiche hochrangige Zuschauer, darunter Angehörige der sächs. Königsfamilie, W.s Schauexperimente, u. a. die Vorführung der soeben entdeckten Leidener Flasche, eine Frühform des Kondensators. W. beschäftigte sich mit der medizinischen Wirkung von Elektrizität, versuchte ihre Geschwindigkeit zu bestimmen und beschrieb als einer der ersten Gewitter als elektrisches Phänomen. Insbesondere durch W.s Publikationen zur Elektrizität in den „Philosophical Transactions“ reichte die Rezeption seiner Arbeiten weit über den dt. Sprachraum hinaus.
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Auszeichnungen
|Mitgl. d. Dt. Ges. Leipzig (um 1726);
Kollegiat am gr. Fürstenkollegium d. Univ. Leipzig (1745);
ausw. Mitgl. d. Royal Soc. (1747);
Senior d. Ges. d. freien Künste Leipzig, d. Univ. Leipzig u. d. phil. Fak.;
Decemvir d. Univ. Leipzig. -
Werke
Weitere W Institutiones philosophiae wolfianae, 1735;
Unters. v. dem Seyn u. Wesen d. Seelen d. Thiere, 6 T., 1742–45;
Gedanken v. d. Eigenschaften, Wirkungen u. Ursachen d. Electricität, 1744;
Die Eigenschaften d. electr. Materie u. d. electr. Feuers, 1745;
Die Stärke d. electr. Kraft d. Wassers in gläsernen Gefäßen, 1746;
Novum reique medicae utile Electricitatis inventum, in: Philosophical Transactions 45, 1748, S. 262–70;
Grundriß z. e. ausführl. Abh. v. d. Electricität, 1750;
Anfangsgründe d. Physik, 1753;
Unterss. d. Natur u. Kunst, 1763. -
Literatur
|ADB 43;
E. G. Baldinger, Biogr. jetzlebender Aerzte u. Naturforscher in u. außer Dtld., Bd. 1, 2, 1770 (W-Verz.);
G. F. Otto, Lex. d. seit d. fünfzehenden Jh. verstorbenen u. jetztlebenden Oberlausiz. Schriftst. u. Künstler, Bd. 3 u. Suppl., 1803 u. 1821 (W-Verz.);
F. Fraunberger, Ill. Gesch. d. Elektrizität, 1985, S. 72–80;
J. L. Heilbron, Electricity in the 17th and 18th Centuries, A Study of Early Modern Physics, 1979;
O. Hochadel, Öff. Wiss., 2003, S. 44–53;
ders., Im Hörsaal, an d. Pleiße u. v. d. Peterstor, Elektrizität im Leipzig d. Aufklärung, in: D. Döring u. C. Hollberg (Hg.), Erleuchtung d. Welt, Sachsen u. d. Beginn d. modernen Wiss., Bd. Essays, 2009, S. 256–63;
C. C. Köhler, Gel. Frauen d. Frühen Neuzeit in Leipzig, in: Leipziger Gesch.ver. (Hg.), Leipziger Stadtgesch., Jb. 2011, 2012, S. 47–100;
W. Herr, Spät u. scheinbar plötzlich, Zu d. Hintergründen d. markanten Etablierungsverlaufs d. Elektrizität (1730–1748), 2012;
Zedler;
Sächs. Biogr.;
Forscher u. Erfinder;
– Qu Briefe in Univ.bibl. Leipzig, Staatsbibl. z. Berlin, DLA Marbach, GNM Nürnberg u. Stadtgeschichtl. Mus. Leipzig;
Slgg. d. Physikal. Inst. d. Univ. Leipzig, u. a. „Winkler-Ludwigscher Apparat“ u. Slg. W. (Verbleib unbek.);
Univ.archiv Leipzig, u. a. e. biogr. Überblick mit W-Verz. u. urkundl. Qu. -
Autor/in
Wiebke Herr -
Zitierweise
Herr, Wiebke, "Win(c)kler, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 246-247 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117582115.html#ndbcontent
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Winckler, Johann Heinrich
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Biographie
Winckler: Johann Heinrich W., Philosoph wolffianischer Richtung, geboren am 12. März 1703 zu Wingendorf in der Oberlausitz, wurde 1739 außerordentlicher, 1742 ordentlicher Professor an der Universität in Leipzig, woselbst er im J. 1770 starb. Goethe hat als Leipziger Student bei W. Vorlesungen gehört. (Vgl. Wahrheit und Dichtung, Buch VI.) Unter den Schriften Winckler's sind am bekanntesten die „Institutiones Philosophiae Wolfianae utriusque, contemplativae et activae, usibus academicis accommodatae“ (Lips. 1735).
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Literatur
Zedler's Universallexikon LVII, 558 ff.
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Autor/in
O. Liebmann. -
Zitierweise
Liebmann, Otto, "Winckler, Johann Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 376 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117582115.html#adbcontent