Lebensdaten
1859 – 1935
Beruf/Funktion
Kunsthändler ; Kunstsammler
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117299421 | OGND | VIAF: 37690184
Namensvarianten
  • Thannhauser, Heinrich

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Zitierweise

Thannhauser, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117299421.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus jüd. Familie, die um 1717/18 aus Thannhausen (Schwaben) vertrieben wurde u. 1869 in München ansässig wurde;
    V Jonas (1833–90), Textilhändler in München;
    M Michie (Mina) (1828–94), aus Mönchsdeggingen (Ries), T d. Baruch Thannhauser (Loeb Danhauser) (1782–1862) u. d. Hanna Kutz (1797–1862);
    Om Abraham (1824–88), Tabakhändler (s. Gen. 3);
    1 B Gabriel (* 1853), 6 Schw u. a. Fanny Gift (* 1855), Lina Neumann (* 1856), Jette (* 1857), Selma (1861–1938, Heinrich Rosengart, 1850–1921, Bettfedernfabr. in München, s. NDB 22*), Johanna Kahn (* 1863), Pauline (* 1864);
    München 1891 Charlotte Nachtigall (1870–1910), aus Nürnberg;
    S Justin (s. 2);
    N Siegfried Rosengart (1894–1985), Kunsthändler u. -sammler in Luzern (s. NDB 22; HLS);
    Vt Joseph (1856–1917), Bes. e. Porzellanmanufaktur, KR (s. Gen. 3), Siegfried (s. 3).

  • Biographie

    T. lernte den Beruf des Maßschneiders und führte 1885–97 ein Geschäft für Damenkonfektion und 1901 die Fa. „Süddeutsche Beleuchtungsindustrie Heinrich Thannhauser“. 1905 gründete er zusammen mit dem ehemaligen Opernsänger Franz Josef Brakl (1854–1935) in dessen Haus in der Goethestraße 65 die „Moderne Kunsthandlung“, die vornehmlich mit Werken der Münchner Secession und der Künstlergemeinschaft „Scholle“ handelte, aber auch 1908 mit Unterstützung von Paul Cassirer die erste Retrospektive van Goghs in Deutschland präsentierte. 1909 trennte sich T. von Brakl und eröffnete im Nov. desselben Jahres im Arco-Palais seine ‚Moderne Galerie‘ mit einer rund 200 Gemälde umfassenden Ausstellung renommierter dt. zeitgenössischer Kunst (u. a. M. Liebermann, F. v. Uhde) und 55 Bildern franz. Impressionisten; diese Leihgaben des Pariser Kunsthändlers Paul Durand-Ruel (1831–1922) boten den bis dahin umfassendsten Überblick über diese Kunstströmung in Deutschland. Die von dem Architekten Paul Wenz (1875–1965) gestalteten Galerieräume, von Kandinsky als die „vielleicht schönsten Ausstellungsräume in ganz München“ bezeichnet, boten auf nahezu 300 m² Platz für mehrere parallele Ausstellungen; sie waren wie private Wohnräume gestaltet und ließen sich flexibel nutzen. Im Dez. 1909 präsentierte die eben gegründete Neue Künstlervereinigung München (NKVM) dort ihre Aufsehen und Empörung hervorrufenden Werke. Im Sept. 1910 stellte die NKVM wieder bei T. aus, diesmal gemeinsam mit den von Kandinsky eingeladenen Vertretern der Fauvisten und Kubisten. Zusammen mit Herwarth Walden (1878–1941) und den Pariser Kunsthändlern Bernheim-Jeune zeigte T. im Nov. 1912 erstmals in Deutschland die ital. Futuristen. 1910 stieß Franz Marc zur NKVM, und als sich 1911 der „Blaue Reiter“ hiervon abspaltete, gewährte T. auch dieser Gruppierung Aufnahme in seiner Galerie. In den folgenden Jahren untermauerte er seinen Rang durch mehrere Ausstellungen franz. Impressionisten und Postimpressionisten, die er in Zusammenarbeit mit Berliner und Pariser Kunsthändlern als Wanderausstellungen organisierte und damit den Künstlern zu größerer Breitenwirkung verhalf. T., dessen Konzept in der Präsentation von Werken „erster deutscher und ausländischer Maler“ bestand, setzte jedoch nicht nur auf die Avantgarde, sondern auf eine Mischung aus jungen und etablierten Künstlern, was ihm auch in schwierigen Zeiten gute Geschäfte ermöglichte. Dabei nutzte er moderne Werbemittel (Plakate, Kataloge) und organisierte Vorträge renommierter Kunsthistoriker für das Publikum. T. vertrat zahlreiche dt. Künstler, u. a.|Liebermann, Kollwitz, Macke, Marc, Klee und Kandinsky, und etablierte sich als bedeutendster dt. Vermittler Gauguins. Durch die Freundschaft mit Witwe und Sohn Theo van Goghs entwickelte sich T. zu einem der führenden van Gogh-Händler. Internationale Ausstellungen beschickte er mit Bildern aus seiner Galerie, und zahlreiche berühmte Werke wurden aus seinem Haus für Museen angekauft, u. a. Manets „Frühstück im Atelier“ an die Neue Pinakothek in München. Seit 1921 zog sich T. krankheitsbedingt zunehmend aus dem Geschäft zurück und übersiedelte 1934 in die Schweiz.

  • Porträts

    P Öl/Lwd., v. M. Oppenheimer, um 1912 (Bayer. Staatsgem.slgg.), Abb. in: Bilski, Die „Moderne Galerie“ (s. L zu 2), S. 60;
    Öl/Lwd., v. M. Liebermann, 1916 (Kunstmus. Bern), Abb. ebd., S. 31.

  • Autor/in

    Eva Chrambach
  • Zitierweise

    Chrambach, Eva, "Thannhauser, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 79-80 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117299421.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA