Lebensdaten
1902 – 1966
Geburtsort
Mülheim/Rhein bei Köln
Sterbeort
Sankt Moritz (Kanton Graubünden)
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weber, Otto Heinrich
  • Weber, Otto
  • Weber, Otto Heinrich

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Zitierweise

Weber, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139403.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1875–1948, 2] Lina Weber, 1887–1959), aus Volkartshain b. Grebenhain (Hessen), Ober-Ing. in K., S d. Christian Bernhard (1843–86), Bauer in Hessen, zuletzt in Röschen (Oberschwaben), u. d. Margaretha Weber (1842–79), aus Volkartshain;
    M Emma Köster (1869–1925), aus Strundorf b. Mülheim/Rhein;
    2 Schw Berta (1904–92), zuletzt in Düsseldorf, Martha (1906–n. 1979, Wilhelm Winterberg, 1907–91, 1934–46 Pfarrer d. Bekennenden Kirche in Koblenz, mehrfach v. d. Gestapo wegen regimekritischer Predigten verhaftet, später Pfarrer in Wuppertal, 1968–73 Sup. d. Kirchenkreises Bonn, s. L);
    Köln-Mülheim 1934 Anita (1907–2003), T d. Wilhelm Eugen Baumann (1868–1930), aus Reutlingen, Monteur, u. d. Pauline Eisele (1874–1952), aus Waiblingen;
    2 S Lothar Otto Heinrich (* 1941), Tillmann Wilhelm Eugen (* 1942), 4 T Renate (1936–79), zuletzt in G., Hildegard (* 1937), Ursula (* 1939), Ulrike Jeanette (* 1948).

  • Biographie

    W., der durch rhein. ref. und freikirchliche Traditionen geprägt wurde, besuchte 1908– 12 die ev. Pestalozzi-Volksschule, danach das Realgymnasium in Mülheim/ Rhein, wo er sich seit 1914 in einem Schülerbibelkreis engagierte. Nach dem Abitur 1921 studierte W. Ev. Theologie in Bonn, 1922 verbrachte er ein Gastsemester in Tübingen. Prägend für ihn wurden der konservative Systematische Theologe und Neutestamentler Adolf Schlatter (1852–1938) und die „Dialektische Theologie“ Karl Barths (1886–1968). 1925–27 absolvierte W. sein Vikariat in Herchen/ Sieg, wo er bereits seit 1923 als Hilfslehrer gearbeitet hatte und nun auch als Realschullehrer tätig wurde. Nachdem er 1927 sein 2. Theol. Examen abgelegt hatte, wurde er vom Ref. Bund als Dozent an der Theol. Schule Elberfeld berufen (Dir. seit 1930). Hier feierte er seit 1928 die „Deutsche Revolution“ der Nationalsozialisten als Geschichtsoffenbarung Gottes und unterstützte die vom dt.-christlichen Reichsbischof Ludwig Müller (1883–1945) betriebene Politik der „Gleichschaltung“ der ev. Kirchen (NSDAP-Mitgl. 1.5.1933). Seit Sept. 1933 Geistlicher Minister in Müllers Reichskirchenregierung, trat W. im Dez. 1933 nach der programmatischen Berliner Sportpalastkundgebung der Dt. Christen aus der dt.-christlichen Bewegung aus, blieb aber bis Ende 1934 kommissarischer Vertreter der Reformierten in der Reichskirchenregierung.

    1934 wurde W. ohne Promotion und Habilitation als Professor für Ref. Theologie an die Univ. Göttingen berufen. Hier veröffentlichte er seine antisemitisch gefärbte, vielgelesene und 1945 revidierte „Bibelkunde des Alten Testaments“ (Bd. 1, ¹⁻⁴1935, ⁷1949; Bd. 2 ¹⁻³1935, ⁵1948; Ausg. in 1 Bd. ⁸1959, ¹²1983), wurde Mitherausgeber der NS-nahen Zeitschrift „Deutsche Theologie“ (Obmann d. NS-Dozenten-Bundes in d. Theol. Fak. 1936) und begründete mit seiner Übersetzung von Calvins „Institutio Christianae Religionis“ (3 Bde., 1936–38) seinen Ruf als Calvin-Experte. Auf der Grundlage der „Bibelkunde“ wurde W. 1938 bei dem fanatischen Nationalsozialisten Emanuel Hirsch (1888–1972), einem radikalen Antipoden Barths, zum Lic. theol. promoviert. 1943 zur Wehrmacht eingezogen, kehrte er 1944 an die Univ. Göttingen zurück (Dekan 1938–43, 1944 / 45, 1950 / 51, 1957 / 58, Rektor 1958 / 59).

    Im Entnazifizierungsverfahren als entlastet (Kategorie V) eingestuft, trieb W. die Popularisierung von Barths „Kirchlicher Dogmatik“ voran (Karl Barths Kirchl. Dogmatik, Ein einführender Ber., 1950, ⁵1963, mit e. Nachtrag v. H.-J. Kraus zu Bd. IV, ⁶1967, 111989, engl., franz., japan. Übers.). Unterstützt wurde er von seinem Fakultätskollegen und Freund Ernst Wolf (1902–71), einem einflußreichen linken Nationalprotestanten, dessen Kritik an der Westorientierung der Bundesrepublik er teilte. Große wissenschaftliche Anerkennung fanden W.s „Grundlagen der Dogmatik“ (Bd. 1, 1955, ⁷1987, Bd. 2, 1962, ⁷1987; engl. Übers.). W. war Mitherausgeber des „Evangelischen Kirchenlexikons“ (3 Bde. u. 1 Reg.bd., 1955–61) und Herausgeber des „Heidelberger Katechismus“ (1963, ⁵1996).

    W. hatte bereits vor 1945 ref. Leitungsgremien angehört (Mitgl. d. Ref. Arb.ausschusses 1936 u. d. Dt. Ref. Kirchenausschusses 1939; assoziiertes Mitgl. d. Ref. im Geistl. Vertrauensrat d. Dt. Ev. Kirche 1940–45). 1958 wurde er Presbyter der ref. Gemeinde Göttingen, 1963–65 war er Landessynodaler der Ev.-ref. Kirche in Nordwestdeutschland, 1950–65 Mitglied im Moderamen des Ref. Bunds. W. war Mitglied des „Beratungsausschusses“ zur Gründung der Univ. Bremen und 1964–66 deren erster Gründungsrektor. Über diese Funktionen und als 2. stellv. Vorsitzender der Volkswagen-Stiftung (1961–66) gewann er erheblichen hochschulpolitischen Einfluß. Zu W.s Schülern zählen Walter Herrenbrück (* 1939) und Jürgen Moltmann (* 1926).

  • Auszeichnungen

    |Dr. theol. h. c. (Debrecen 1938, Edinburgh 1961).

  • Werke

    Weitere W Das Lebensgefühl unserer Zeit als Frage an d. Kirche, 1932, ²1933;
    Gottesdienst u. ev. Verkündigung, Eine Auseinandersetzung mit d. liturg. Reformbestrebungen d. Gegenwart, 1933;
    Jahwe, d. Gott, u. Jahwe, d. Götze, 1933;
    Die Hugenotten u. d. dt.-franz. Problem, 1938, ²1940;
    Die Treue Gottes u. d. Kontinuität d. menschl. Existenz, Ges. Aufss., Bd. 1, 1967;
    Die Treue Gottes in d. Gesch. d. Kirche, Ges. Aufss., Bd. 2, 1968 (darin: H. Schröder, Bibliogr. O. W., Auswahl, S. 162–68).

  • Literatur

    |R. P. Ericksen, Die Göttinger Fak. im Dritten Reich, in: H. Becker u. a. (Hg.), Die Univ. Göttingen unter d. NS, Das verdrängte Kap. ihrer Gesch., 1987, S. 61–87;
    V. v. Bülow, O. W. (1902–1966), Ref. Theologe u. Kirchenpolitiker, 1999 (P);
    G. Plasger (Hg.), O. W., Impulse u. Anfragen, 2002;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    RGG⁴;
    BBKL 16 (W, L);
    Personenlex. Protestantismus;
    Munzinger;
    zu Wilhelm Winterberg: I. Gregorius u. Th. M. Schneider in: Gegen den Strom geschwommen, Die Koblenzer Pfarrer W. W. (1907–1991) u. Wilhelm Rott (1908–1967), hg. v. Ev. Kirchenkreis Koblenz, 2007, S. 23–55.

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Weber, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 508-509 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139403.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA