Lebensdaten
1870 – 1956
Geburtsort
Langweid/Lech
Sterbeort
Litembo (Tansania)
Beruf/Funktion
Benediktiner ; Schriftsteller ; Dokumentarfilmer
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Weber, Josef (Taufname)
  • Weber, Norbert (Ordensname)
  • weber, norbert
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Zitierweise

Weber, Norbert (Ordensname), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139396.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus bayer. Angest.- u. Bauernfam.;
    V Joseph (1825–1907, 1] N. N.), Bahnwärter in Langweid, Memmingen u. Aichach, S d. Joseph (1800–70), Kleinbauer in Haus b. Kötzting, u. d. Anna Maria Höllmair (1802–77);
    M Walburg (1829–1911), T d. Leonhard Heidenreich (1789?-1838), Kleinbauer in Bäumenheim, u. d. Katharina Huber (1789?-1862);
    1 B Maximilian (1869–1944), Pfarrer in Steindorf b. Mering u. Holzhausen b. Buchloe;
    1 Schw Marianne (* 1872, wohl früh †).

  • Biographie

    W. verbrachte seine Kindheit in Langweid, Memmingen und Aichach. Seit 1886 besuchte er das Kleine Seminar, seit 1892 das Priesterseminar in Dillingen. Mitstudenten aus dem Missionskloster St. Ottilien weckten sein Interesse für das Missionsleben, so daß W. nach der Priesterweihe 1895 in Dillingen von der Diözese Augsburg zur St. Benediktus-Missionsgenossenschaft in St. Ottilien wechselte, wo er 1896 seine Profeß ablegte. Seit 1900 Subprior, wurde er 1902 zum ersten Abt der Gemeinschaft gewählt (Abtsweihe 1903). Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die rechtliche Konsolidierung der 1884 begründeten Klostergemeinschaft, die 1904 als eigene Kongregation dem Benediktinerorden eingegliedert wurde. Dagegen gelang es W. nicht, den Schwesternzweig zu halten, der 1904 zur eigenständigen Kongregation der Missionsbenediktinerinnen von Tutzing erhoben wurde. Aufgrund des raschen Wachstums der Gemeinschaft initiierte W. eine umfangreiche Bautätigkeit in St. Ottilien (u. a. Errichtung d. dominanten südl. Klosterneubaus 1910 / 11 mit Refektorium u. Bibl.). Nach der Erhebung der Tochterklöster Münsterschwarzach und Schweiklberg zu Abteien erhielt St. Ottilien 1914 den Titel Erzabtei, und W. wurde Erzabt. Visitationsreisen führten ihn 1905 nach Ostafrika, 1911 nach Korea, 1924–26 auf die Philippinen, nach Korea und China, 1927 nach Argentinien und Brasilien.

    Während des 1. Weltkriegs stellte W. Teile des Klosters als Lazarett zur Verfügung. In der Nachkriegszeit wuchsen in der Klostergemeinschaft die Spannungen zwischen demokratischen und autoritären Kräften, zwischen denen W. erfolglos zu vermitteln suchte. Seine Bitten um Resignation 1919, 1921 und 1928 wurden vom benediktinischen Abtprimas Fidelis v. Stotzingen (1871–1947) abgelehnt. Um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der wachsenden Gemeinschaft zu beseitigen, verfügte W. 1926 eine hohe Finanzinvestition. 1929 drohte der Erzabtei Konkurs und Zwangsversteigerung. Nach einer außerordentlichen Visitation 1930 wurde W. mit P. Chrysostomus Schmid (1883–1962) ein Koadjutor zur Seite gestellt. 1931 resignierte W. und übersiedelte in das Missionsgebiet der ostafrikan. Abtei Peramiho, wo er in der Station Litembo eine Kunstwerkstatt aufbaute, die Altäre und Figuren für den Kirchenbedarf herstellte. Anläßlich seines Goldenen Abtjubiläums besuchte er 1952 / 53 nochmals die dt. Heimat.

    Bekannt wurde W. nicht nur als erster Erzabt von St. Ottilien, in dessen Amtszeit sich die kleine Missionsgesellschaft zu einer über 1000 Mitglieder starken Kongregation entwickelte, die nach 1914 neue Missionsgebiete in Südafrika, China, Argentinien, Venezuela, den USA, Spanien, der Schweiz und auf den Philippinen erschloß, sondern auch wegen seiner vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten. Seine schriftstellerischen Werke zu aszetischen, kirchen- und missionsgeschichtlichen Themen erreichten teilweise hohe Auflagen. Seit den 1920er Jahren wandte sich W. durch missionarisch-ethnologische Filmdokumentationen, die bislang nur teilweise aufgearbeitet sind, an eine breite Öffentlichkeit. In neuerer Zeit haben v. a. W.s ethnologische Studien zu Korea in Buch und Film als bedeutende Dokumentationen korean. Alltagskultur internationales Interesse erweckt.

  • Auszeichnungen

    |Kg.-Ludwig-Kreuz f. Kriegsverdienste in d. Heimat (1916);
    preuß. Rote Kreuz-Medaille III. Kl. (1916);
    Dr. theol. h. c. (München 1922).

  • Werke

    |u. a. Euntes in mundum universum, Gedanken über d. Ziele, welche unserer Missionstätigkeit gesteckt sind, 1908;
    Lage d. Heidenmission, 1910, ³1916;
    Heldenzeiten d. japan. Kirche, 1911, ³1923;
    Menschensorge f. Gottes Reich, Gedanken über d. Heidenmission, 1913, ⁵1923;
    Soz. u. rel. Bedeutung d. Heidenmission, 1914, ³1917;
    Sorgenkinder, Rundgang durch d. Aussätzigendörfer im Süden v. Dt.-Ostafrika, 1914, ³1922;
    Im Lande d. Morgenstille, Reiseerinnerungen an Korea, 1915, ²1923;
    Lilienblüten am Kreuzesstamm, 1916, ⁴1922;
    Gottes Wege, Ein Blick in d. korean. Missionsgesch., 1917, ³1922;
    Seelenweihnacht, Ein Ermuntern z. freudigen Gottsuchen, 1919, ⁴1926;
    Die Hl. Weide, Eine Erz. aus d. korean. Missionsleben, 1919, ²1928;
    Dtld. u. Armenien, in: Hochland 17, 1920, S. 13–25;
    In d. Diamantenbergen Koreas, 1927;
    P. Lukas Etlin OSB, Ein Lb., 1930;
    Filme u. a.: Reise n. d. fernen Osten, 1924 / 25;
    Die Perle d. Ostens, 1925;
    Im Lande d. Morgenstille, 1925 (P);
    Kim u. Marra, Eine korean. Hochzeit, 1925;
    Nachlaß: Archiv d. Erzabtei Sankt Ottilien (v. a. Tagebücher, P);
    Archive d. Erzabtei Beuron, d. Abtei Münsterschwarzach, d. Diözese Augsburg, d. Primatialabtei S. Anselmo (Dok., Korr.).

  • Literatur

    L Ch. Schmid, in: Benediktin. Mschr., 1956, S. 218– 22 (P);
    S. Brechter, Mönch u. Missionar, Erzabt N. W. z. Gedächtnis, in: Die kath. Missionen, 1956, S. 113–16 (P);
    F. Renner (Hg.), Der fünfarmige Leuchter, 4 Bde., 1971–93, v. a. Bd. 2, S. 1–43 (P);
    ders., in: Lb. aus d. Bayer. Schwaben 11, 1977, S. 327–47 (P);
    ders., St. Ottiliens Gründungen in Lateinamerika unter Erzabt N. W. n. d. ersten Weltkrieg, in: B. Doppelfeld, Mönche u. Missionare, 1988, S. 103–12;
    Ph. N. Maucher, Arb. schafft Missionserfolg, Gedanken zu „Euntes in mundum universum“ v. Erzabt N. W., ebd., S. 41–55;
    C. Schäfer, Erzabt N. W. OSB (1870–1956) als Filmemacher, in: Jb. St. Ottilien 96, 1999, S. 49–53 (P);
    ders., Stella Maris, Größe u. Grenzen d. ersten Erzabtes v. St. Ottilien P. N. W. OSB 1870–1956, 2005 (P);
    G. Sieber u. C. Schäfer, Beständigkeit u. Sendung, FS St. Ottilien, 2003, S. 103–79 (P);
    Y. J. Lee, Publizist, Filmemacher u. Sammler, Erzabt N. W. u. d. kath. Mission im kolonialen Korea, in: M. Büttner u. a. (Hg.), Montagen z. Herrschaftspraxis in d. klass. Moderne, 2013, S. 127–59;
    A. Layer, Schwäb. Ehrenbuch, 1985 (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Autor/in

    Cyrill Schäfer
  • Zitierweise

    Schäfer, Cyrill, "Weber, Norbert" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 506-508 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139396.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA