Lebensdaten
1851 – 1914
Geburtsort
Regenwalde (Pommern)
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
klassischer Philologe ; Professor der klassischen Philologie in Göttingen
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116918365 | OGND | VIAF: 12434961
Namensvarianten
  • Leo, Friedrich
  • Leo, F.
  • Leo, Federico
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Zitierweise

Leo, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116918365.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1814 - n. 1885, isr., seit 1843 ev.), Dr. med., Geh. Sanitätsrat, Arzt in R., dann in Bonn, S d. Joel Levin, dann Julius Leo, Kaufm. in Königsberg (Preußen), u. d. Henriette Spitzer;
    M Bertha (1819–87), T d. Kaufm. Salomon Rosenheim in Königsberg (Preußen) u. d. Rosa Simon;
    um 1881/83 Cécile (1858–1928), T d. Gutsbes. Sebastian Hensel u. d. Julie von Adelson; Gvv d. Ehefrau Wilhelm Hensel ( 1861), Maler (s. NDB VIII);
    2 S, 1 T, u. a. Ulrich (s. 2).

  • Biographie

    Aufgewachsen in Bonn, studierte L. Klass. Philologie zunächst 1868-71 in Göttingen mit einer halbjährigen Unterbrechung als Kriegsfreiwilliger im Krieg 1870/71, dann bis 1873 in Bonn, wo er bei Bücheler und Usener die Blütezeit der „Bonner Schule“ erlebte (mit G. Kaibel, K. Reinhardt, F. v. Duhn, F. Schultheiß, G. Dehio, H. Delbrück). Der Promotion 1873 folgte eine längere Italienreise. Staatsexamen und Lehramtskandidatur in Berlin 1874/75 blieben ein Intermezzo auf dem Weg zum Universitätslehrer. Nach einer weiteren Italien- und Griechenlandreise 1875/76 erfolgte 1877 die Habilitation in Bonn. Schon in der Berliner Zeit war L. durch Wilamowitz' Vermittlung in Mommsens Monumenta-Unternehmen eingetreten und hatte die Edition des Venantius Fortunatus übernommen (1881); sie ist bis heute als grundlegende kritische Ausgabe unersetzt. Im selben Jahr wurde L. als Extraordinarius nach Kiel berufen. Schon vorher hatte er sich mit einer Edition der Tragödien Senecas (1878/79), in deren Einleitungsband die Habilitationsschrift aufgegangen ist, als derjenige bekannt gemacht, der Wilamowitz' ganzheitliche Betrachtung antiker Kultur und Geistigkeit in der Latinistik zu verwirklichen in der Lage war. So wurde L. bereits 1883 als Ordinarius nach Rostock berufen, 1888 nach Straßburg, 1889 nach Göttingen, wo er bis zu seinem Tod gelehrt hat, davon 9 Jahre (bis 1897) zusammen mit Wilamowitz. An der Leitung des Thesaurus linguae Latinae und der Organisation der Sammelarbeit war er von Anfang an maßgeblich beteiligt.

    Seit 1883 hatte L. sich der röm. Komödie und besonders Plautus zugewandt. Nach einer Reihe von Einzeluntersuchungen legte er 1885 den 1. Band einer geplanten Gesamtausgabe des Plautus vor. Doch mit der ihm eigenen nüchternen Selbstkritik verwarf er ihn bald als auf zu schmalem Fundament gebaut und begann die Arbeit von neuem. 1895 publizierte er gleichzeitig seine epochemachenden „Plautinischen Forschungen“ (²1912) und die 1. Hälfte der neuen Gesamtausgabe des Plautus, 1896 die 2. Was hier allein für die Textgeschichte, nicht nur des Plautus speziell, sondern exemplarisch der lat. Autoren insgesamt geleistet ist, tritt dem Vorbild, den analogen Forschungen von Wilamowitz im griechischen Bereich, ebenbürtig an die Seite. Darüber hinaus ist der Ertrag für die Geschichte der altlat. Sprache, die Entwicklung der röm. Metrik, die Geschichte des antiken Dramas und seiner Motive so erheblich, daß die Forschung noch heute davon zehren kann. Plautus samt seinen griech. Vorlagen ist bis an L.s Lebensende eines seiner wichtigsten Forschungsgebiete geblieben. Ein anderes war die antike Biographie. Die formengeschichtliche Untersuchung über die griech.-röm. Biographie (1901, Nachdr. 1965) ist zwar heute in den Resultaten wegen ihres allzu starren Schematismus in der Beschreibung historisch gewachsener Formen überholt, die Materialbeherrschung aber und die zahlreichen unanfechtbaren „Nebenresultate“, etwa zur Überlieferung und Typik hellenistischer „Sachliteratur“, machen sie zu einem fundamentalen Werk für jegliche Forschung in diesem Bereich. L.s besondere literaturwissenschaftliche Begabung zur Synthese auch über das Gebiet seiner Philologie hinaus zeigt sich dann in seiner Untersuchung über den „Monolog im Drama“ (1906); es sind die Horizonte der Weltliteratur, in denen Genese und Fortentwicklung eines dramatischen Kunstmittels unter ihren historischen Bedingungen betrachtet und dargestellt werden. Von L.s Geschichte der röm. Literatur ist nur der 1. Band, über die archaische Zeit, erschienen (1913, Neudr. 1958). Dieser ist jedoch von seiner Bedeutung, die ihn, bei aller Verschiedenheit des Urteils und der Wertung, Mommsens Röm. Geschichte gleichberechtigt an die Seite stellt.

    L. war der bedeutendste Latinist des ausgehenden Historismus. Sein Verdienst vor allem ist es, daß Wilamowitz' vornehmlich im Bereich der Gräzistik konzipierter Ansatz einer umfassenden Altertumskunde auch in der Latinistik verwirklicht wurde und so die Einheit des Fachs „Klassische Philologie“ gewährleistet blieb. Für die Zukunft speziell der Latinistik hat L. durch die Erforschung des eigentlich Römischen in der lat. Literatur – was schon bei ihm gelegentlich „Römertum“ heißt und später geradezu eine Parole geworden ist – wesentliche Impulse gegeben.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Göttinger Ak. d. Wiss. (1889).

  • Werke

    Weitere W Quaestiones Aristophaneae, Diss. Bonn 1873;
    Rede z. Säcularfeier Karl Lachmanns, 1893;
    Die plautin. Cantica u. d. hellenist. Lyrik, 1897;
    Rede z. Feier d. 150j. Bestehens d. Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, 1901;
    Heyne, in: Festschr. z. Feier d. 150j. Bestehens d. Kgl. Ges. d. Wiss. z. Göttingen, 1901, S. 155-234;
    Die Originalität d. röm. Lit., 1904;
    Der saturn. Vers, 1905;
    Die röm. Lit. d. Altertums, in: Die Kultur d. Gegenwart, hrsg. v. P. Hinneberg, T. I, Abt. VIII, 1905, S. 313-73, ³1912, S. 401-82;
    Der Monolog im Drama, Ein Btr. z. griech.-röm. Poetik, 1908;
    Zu Franz Büchelers Gedächtnis, in: Nachrr. d. Göttinger Ges. d. Wiss., Geschäftl. Mitt., 1908, S. 85-101 (= Wesen u. Rang d. Philol., Zum Gedenken an H. Usener u. F. Bücheler, hrsg. v. W. Schmid, 1969, S. 50-55);
    Die röm. Poesie in sullan. Zeit, in: Hermes 49, 1914, S. 161-95 (= Kl. Schr. I, S. 249-82);
    Kriegserinnerungen an 1870-71, mit Einl. v. U. v. Wilamowitz-Moellendorff, 1914;
    Ausgew. Kl. Schrr., hrsg. u. eingel. v. E. Fraenkel. 2 Bde., 1960 (W-Verz. in I, S. XLV-LVII).

  • Literatur

    M. Pohlenz, in: Neue Jbb. f. d. Klass. Altertum, Gesch. u. dt. Lit., 1914, 1. Abt., 33. Bd., S. 297-316 (P);
    P. Wendland, Rede auf F. L., in: Nachrr. d. Göttinger Ges. d. Wiss., Geschäftl. Mitt. 1914, 1, S. 3-24;
    E. Fraenkel, in: Internat. Mschr. f. Wiss., Kunst u. Technik 8, 1914, S. 1-14;
    ders., Einl. zu: F. L., Ausgew. Kl. Schrr. I, 1960, S. XIII-XLIII;
    H. J. Mette, Nekr. e. Epoche: Hermann Usener u. s. Schule, ein wirkungsgeschichtl. Rückblick auf d. J. 1856-1979, in: Lustrum 22, 1979/80, S. 39-41;
    DBJ I (Tl.).

  • Porträts

    Bildnisse Göttinger Professoren aus 2 Jhh., hrsg. v. M. Voit, 1937, Nr. 195.

  • Autor/in

    Ulrich Schindel
  • Zitierweise

    Schindel, Ulrich, "Leo, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 241-242 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116918365.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA