Lebensdaten
1508 – 1560
Geburtsort
Brandenburg/Havel
Sterbeort
Frankfurt/Oder
Beruf/Funktion
neulateinischer Dichter ; Gelehrter ; Philologe ; Humanist ; Diplomat
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116713550 | OGND | VIAF: 771155
Namensvarianten
  • Schuler, Georg
  • Sabinus, Georg
  • Schuler, Georg
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Zitierweise

Sabinus, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116713550.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Balthasar Schuler, Bürger in B., Vormund d. Martin Chemnitz (1522–86), luth. Theol. (s. NDB III);
    M Agneta N. N. (lebte noch Juni 1558 in B.);
    1) Wittenberg 1536 Anna (1522–47), T d. Philipp Melanchthon (1497–1560), Humanist, Reformator (s. NDB 16; TRE; DBE), u. d. Katharina Krapp(e) (1497–1557), 2) Königsberg (Preußen) 1550 Anna, T d. Christoph Cromer (Cramer, Cremer, Kromer), Kaufm. u. Ratsherr in Königsberg (Preußen);
    1 S, 5 T aus 1), u. a. Anna ( 1558 Eusebius Menius, * 1527, Prof. d. Phil. in Greifswald u. Wittenberg, s. Jöcher-Adelung, S d. Justus Menius, 1499–1559, luth. Theol., s. NDB 17), Katharina ( 1558 Michael Aeneas Meienburg, Schüler Melanchthons, S d. Michael Meienburg, 1555, Bgm. v. Nordhausen, s. ADB 52), 2 S aus 2); Schwager Philipp Melanchthon d. J. (1525–1605), Univ.notar in Wittenberg; Schwägerin Magdalena (1531–75, 1550 Caspar Peucer, 1525–1602, Prof. d. Math., dann d. Med. in Wittenberg, Rektor d. Univ., Leibarzt Kf. August v. Sachsen, s. NDB 20).

  • Biographie

    Geschult an Ovid, nach dessen Freund (vgl. Amores II, 18; Ex Ponto IV, 16) S. sich seit 1528 nannte, beherrschte er nicht nur die klassische Tradition, sondern erwies sich auf zahlreichen Reisen (u. a. Italien 1533, wo er Kontakt zu Pietro Bembo u. Girolamo Aleandro gewann; hierzu: Hodoeporicon itineris Italici, 1535) als genauer Beobachter und spannender Erzähler in ungekünstelter Sprache. 15jährig kam er zum Studium nach Wittenberg und wurde ein Lieblingsschüler des nur elf Jahre älteren Melanchthon, der ihm Gelegenheit bot, vom Augsburger Reichstag 1530 zu publizieren. S. erfuhr trotz zeitweiliger Spannungen stete Förderung durch seinen Schwiegervater, zudem durch Kf. Joachim I. von Brandenburg, Ebf. Albrecht von Mainz, Hzg. Albrecht von Preußen und Kf. Joachim II. von Brandenburg. Seine Gedichte sammelte S. seit 1538 unter dem Titel „Poemata“ (1544, 1558 u. 1563) in jeweils vermehrten Ausgaben. 1538 wurde er Professor für Rhetorik und Poesie in Frankfurt/Oder, 1544 erster Rektor der in Königsberg (Preußen) gegründeten Hochschule, deren Ausbau über das geplante akademische Gymnasium hinaus zur (unprivilegierten) Universität er durchsetzte. Mangels integrativer Fähigkeiten mußte S. 1547 vom Dauerrektorat zurücktreten und kehrte wegen der theol. Streitigkeiten um Andreas Oslander 1555 an die|Univ. Frankfurt zurück. Als kfl. Rat hielten ihn ausgedehnte Gesandtschaftsreisen von seinem Lehramt fern. Er war u. a. an den Verhandlungen mit Polen und Litauen zur Sicherung des Hzgt. Preußen für die Hohenzollern beteiligt. Schwer krank, kehrte S., einer der begabtesten und produktivsten humanistischen Dichter Deutschlands, 1560 aus Italien zurück und starb bald danach.|

  • Auszeichnungen

    Poeta laureatus;
    päpstl. Hofpfalzgraf;
    Hofrat (1544).

  • Werke

    Poemata, Leipzig 1563 (zwei Aufll., vollständigste Ausg., bis 1632 sieben Nachdrr.);
    Ovid/Sabinus, Metamorphosis seu fabulae poeticae, 1601, Nachdr. 1976;
    Caesares Germanici, Wittenberg um 1532;
    Elegia, 1530 u. ö.;
    Hendecasyllabi, 1548 Nachdr. in: J. Gruter, Delitiae poetarum Germanorum, V, 1612, S. 920-1176;
    Edd.:
    Lat. Gedichte dt. Humanisten, ausgew., übers. u. erl. v. H. C. Schnur, 1967, S. 338-59, ²1987;
    Galle u. Honig, Humanistenepigramme, Ausw. u. Übers. v. dems., Nachw., Kurzbiogrr., Anm. u. Bildausw. v. R. Kössling, 1982, ²1984;
    H. Wiegand. Hodoeporica, 1984;
    Humanist. Lyrik d. 16. Jh., Lat. u. dt., hg. v. W. Kühlmann, R. Seidel u. H. Wiegand, 1997, S. 499-545 u. 1240-70;
    W-Verz.:
    VD 16, I/17, 1991, S. 557-68 Nr. S. 76-141, II/2, 1997, S. 717 f.

  • Literatur

    ADB 30;
    Petrus Albinus, Vita Georgii Sabini Brandenburgensis, J. C., poetae laureati. consignata potissimum ex ipsius scriptis, denuo edidit et luculento commentario auxit Theodorus Grusius, 1724;
    M. Töppen, Die Gründung d. Univ. zu Königsberg u. d. Leben ihres ersten Rectors G. S., 1844;
    G. Ellinger, Gesch. d. neulat. Lit. Dtld.s im 16. Jh., II, 1929, S. 67-75, Nachdr. 1969;
    H. Scheible, in: Königsberger Professoren, S. 17-31, erneut in: durs., Melanchthon u. d. Ref., 1996, S. 533-47 (L);
    W. Kühlmann, Der Poet u. d. Reich. Pol., kontextuelle u. ästhel. Dimensionen d. Humanist. Türkenlyrik in Dtld., in: Europa u. d. Türken in d. Renaissance, hg. v. B. Guthmüller u. W. Kühlmann, 2000, S. 193-248;
    M. Höhle, Univ. u. Ref., Die Univ. Frankfurt (Oder) v. 1506-1550, 2002;
    L. Mundt, Hzg. Albrechts v. Preußen zweite Hochzeit (Königsberg 1550) in zeitgenöss. bukol. Darstellung, Zwei lat. Eklogen v. G. S. u. Andreas Münzer (Muncerus), in: Daphnis 32, 2003, S. 435-90;
    Altpreuß. Biogr. II;
    Killy: Contemporaries of Erasmus;
    Biogr. Lex. Brandenburg (P).

  • Porträts

    Abb. in: Marchia Resurge, hg. v. B. Kytzler, Ausst.kat. d. Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. N. F. 1, 1992, S. 30 f., Nr. 42-46 (Hzg. August Bibl., Wolfenbüttel, Kat. d. graph. Porträts A 18269).

  • Autor/in

    Heinz Scheible, Bernhard Ebneth
  • Zitierweise

    Scheible, Heinz; Ebneth, Bernhard, "Sabinus, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 320-321 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116713550.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Sabinus: Georg S., Philologe und neulateinischer Dichter, geboren am 23. April 1508 in Brandenburg, wo sein Vater Balthasar Schuler ein angesehener Bürger war. 1523 oder 1524 bezog er die Universität Wittenberg und genoß hier den Unterricht und die Freundschaft Melanchthon's, der ihn in sein Haus aufnahm und den er auf den Augsburger Reichstag von 1530 begleitete. In Wittenberg nahm er auch für seinen Familiennamen den Dichternamen Sabinus an. Eine innige Freundschaft verband ihn mit Joachim Camerarius, auch Eoban Hessus, Simon Lemnius u. A. standen ihm nahe und seit dem Augsburger Reichstage gelang es ihm, mannichfache Beziehungen zu Fürsten, geistlichen Würdenträgern und Hofleuten anzuknüpfen. Nach seiner Rückkehr aus Italien, wohin er sich 1533 begeben und wo er ebenfalls viele Beziehungen zu berühmten und einflußreichen Gelehrten und Dichtern einleitete — am wichtigsten war für ihn die Freundschaft mit Pietro Bembo — verlobte er sich mir Melanchthon's Tochter Anna und heirathete am 6. November 1536 die erst Vierzehnjährige. Die Ehe war keine glückliche. Es kam durch eine Reihe von unglücklichen Umständen zwischen den beiden Gatten zu Zerwürfnissen, die Melanchthon eine längere Zeit S. gegenüber tief verstimmten. Die größere Schuld bei diesem ehelichen Zwist wird S. zuzuschreiben sein, doch war auch Anna nicht frei von Schuld, und ob sich S. wirklich so weit hat hinreißen lassen, einen von ihm selbst angefertigten Liebesbrief unterzuschieben, um Anna der Untreue zeihen zu können, bleibt unsicher, da uns nur von der einen Partei die Zeugnisse vorliegen. Anna starb, wie vorgreifend gleich hier bemerkt sein möge, am 26. Februar 1547; S. heirathete im J. 1550 zum zweiten Male. — Von Joachim II. wurde S. 1538 als Professor der Beredsamkeit an die Universität Frankfurt a. O. berufen, wo er fünf Jahre lang mit Erfolg wirkte, bis ihn im J. 1544 Herzog. Albrecht I. von Preußen als Rector an seine neugegründete freie Schule in Königsberg berief; und als unmittelbar darauf diese Schule in eine Universität verwandelt wurde, ging auch S. als Rector an dieselbe über. In Königsberg, lebte S. in angesehener Stellung und in regem Verkehr mit Gönnern und Freunden, bis die seit der Berufung Osiander's (1549) an der Universität ausgebrochenen theologischen Streitigkeiten zu Zerwürfnissen unter den Lehrern der Universität führten und es infolgedessen auch zum Bruch zwischen dem Herzog und S. kam, wodurch dieser veranlaßt wurde, seine Stellung auszugeben (Anfang 1555). Er ging wieder als Professor und kurfürstlicher Rath nach Frankfurt a. O. und übernahm mehrfach im Auftrage Joachim's II. ehrenvolle Gesandtschaften nach Polen und Italien. Aus Italien zurückgekehrt, starb er in Frankfurt am 2. December 1560.

    Seine Thätigkeit als Philologe ist nicht von besonderer Bedeutung. Er veranstaltete eine werthlose Ausgabe von Cicero's Orator, die er seinen Vorlesungen zu Grunde legte. Von seinen Interpretationen römischer Dichter ist nur die Erklärung der Metamorphosen Ovid's gedruckt worden (zuerst 1554), und diesem Werk kann eine gewisse Bedeutung nicht abgestritten werden, da es uns einen Einblick in die Lehrmethode des Sabinus und die damals übliche Art der Interpretation überhaupt gestattet. S. bleibt keineswegs bei der Außenseite des Schriftstellers, der sprachlichen Erklärung, stehen, sondern er sucht in den Geist des Kunstwerks einzudringen und macht beständig auf den Plan des Dichters und einzelne poetische Schönheiten aufmerksam. Daneben sucht er die Interpretation auch in den Dienst der moralischen Unterweisung zu stellen, bei sehr vielen Fabeln wird am Schluß die Lehre formulirt, die sich aus der Erzählung ergibt und so die Betrachtung mit einer moralischen Nutzanwendung geschlossen. Verwandte Sagen werden zum Vergleich herangezogen. Deutungen, zum Theil rationalistischer Art, versucht, und öfter kehren Anspielungen auf Ereignisse und Zustände der Zeit des Erklärers wieder. Und überall ist auf die Ausnützung des römischen Dichters für die poetische Production Rücksicht genommen; für einzelne Stellen wird geradezu auf die Gegenstände hingewiesen, bei deren dichterischer Behandlung sie einfach herübergenommen und verwendet werden könnten, — Eine Anzahl von Normen für die poetische Production stellte S. in seinem Büchlein „De carminibus ad veterum imitationem artificiose componendis praecepta bona et utilia“ (zuerst 1551) zusammen. Er warnt in diesem kleinen Abriß einer Poetik vor allzu hastigem Hinwerfen der Verse und mahnt zu ruhiger Ueberlegung und sorgfältigem Ausfeilen. Er bestimmt sodann diejenigen Wortarten und Wendungen, die in der Poesie zu vermeiden oder nur in gewissen Fällen und in bestimmten Umschreibungen anzuwenden seien, und es ist ein Zeichen seines guten Geschmacks, daß er dabei die damals so beliebte Mischung lateinischer und griechischer Worte im Verse entschieden verurtheilt. Ueber Epitheta und einzelne Figuren wird gehandelt, und in mehreren Capiteln sind metrische Bemerkungen zusammengestellt. Im ganzen kann man von dem Werkchen sagen, daß es die einschlagenden Fragen mit Einsicht und Geschmack behandelt. — Auch als Historiker hat sich S. versucht und als Anfang einer geplanten Geschichte Karl's V. eine Beschreibung der Wahl und Krönung Karl's veröffentlicht (1544); ihr folgte die Erzählung von der Berathung Maximilian's über einen Türkenkrieg (1551). Auch der brandenburgischen Geschichte wandte er sich zu und beabsichtigte, eine Geschichte der sämmtlichen Markgrafen zu schreiben, führte aber nur die Biographieen zweier früheren Markgrafen, des Hugo und Dietrich, aus (1552). Der wirkliche historische Werth dieser Werke ist gering; der Hauptnachdruck ruht auf den sorgfältig stilisirten Reden, die nach dem Vorbild der antiken Geschichtschreiber eingeflochten sind.

    Weit mehr indessen als durch seine wissenschaftlichen Arbeiten, zieht uns S. durch seine dichterische Thätigkeit an. Die hervorragendste Stelle unter leinen Gedichten nehmen die sechs Bücher Elegieen ein, und unter den Elegieen wieder kommt den Liebesgedichten die größte Bedeutung zu. Denn wenn ihnen auch die Stücke andern Inhalts an Zahl weit überlegen sind, so zeichnen sie sich|doch dadurch aus, daß sie durchweg den Stempel des Erlebten tragen und von einem Hauche frisch individuellen Lebens angeweht sind, den wir bei den übrigen meist vergebens suchen. Wie bei Lotichius sind diese Gedichte nicht an. die Geliebte selbst gerichtet, sondern der Dichter erzählt von seiner Liebe, und zwar ist es Anna Melanchthon, der seine Lieder gelten. Schön führt der Dichter die Geliebte vor, wie sie ihm bei seiner Abreise nach Italien mit züchtig gesenktem Haupte und schamhaft niedergeschlagenen Augen als Pfand der Liebe einen Kranz überreicht. Doch wird diese schlichte Art der Erzählung verhältnißmäßig selten angewendet, meist bedient sich der Dichter der mythologischen Motive der Anakreontik. So zeigt ihm Amor die Geliebte und sofort zieht die Liebe in sein Herz ein. In einer andern Elegie wird ganz ähnlich wie in einem von Opitz übersetzten Gedicht Ronsard's erzählt, wie Venus ihren Sohn zu dem Dichter bringt und ihn bittet, sein Lehrer zu sein. Doch nicht in der Heilkunde, noch in der Rechtsgelehrsamkeit soll er ihn unterweisen, sondern in die Dichtkunst ihn einführen. Aber der Knabe erträgt die Zügel des Lehrers nicht; aus seinem Köcher nimmt er einen Pfeil, legt ihn auf den Bogen und trifft damit die Brust des Dichters mit den Worten: „Melanchthon's Tochter wird diese Wunde heilen“. Von Stund an ist sein Herz von Liebe zu Anna erfüllt; mit stürmischen Bitten beschwört er die Jungfrau, die Seine zu sein, und schließlich erhört sie ihn (III, 2). Der lange Brautstand veranlaßt ihn zu leidenschaftlichen Klagen, daß ihm die Geliebte nicht ganz zu Theil werde; da tritt Amor zu ihm und verheißt ihm baldige Erfüllung seiner Wünsche (III, 5).

    Aehnliche Einkleidungen gebraucht S. auch sonst, um eigene Erlebnisse und Empfindungen auszudrücken. So erzählt er von seinem Entschluß, der Poesie den Abschied zu geben und sich der goldverheißenden Rechtsgelehrsamkeit zuzuwenden. Da naht sich ihm die Muse und gewinnt ihn wieder für die Dichtkunst, indem sie ihn auf die Vergänglichkeit der irdischen Güter und die Unsterblichkeit des Sängers hinweist (III, 3). In einem andern Gedicht tritt Germania zu ihm und fordert ihn auf, ihre Geschichte zu schreiben (V, 3). Auch die Berufung nach Königsberg und die Gründung des dortigen Gymnasiums wird dem im schattigen Walde sich ergehenden und dort süße Weisen anstimmenden Dichter durch den Götterboten Hermes angekündigt (III, 5). Selten wird bei ähnlichen Gegenständen von diesen mythologischen Einkleidungen abgesehen, so in einem Gedicht an Petrus Bembus, in welchem der Dichter sich über die rauhe und wilde Zeit beklagt, die seine Muse zum Schweigen bringt, und die Hoffnung auf bessere Tage ausspricht, in denen er wieder die Leier rühren kann (III, 9). — Versucht man sonst, die Elegieen nach ihrem Inhalt zu gruppiren, so haben wir zunächst eine Reihe von Lobgedichten an vornehme Gönner, durch die wie ein rother Faden sich der Gedanke hindurchzieht, daß es der Mühe werth sei, die Gunst des Sängers sich zu erwerben, da er es allein sei, der die Unsterblichkeit verleihe. Andere Gedichte sind erzählend: so werden entweder einige damals angeblich vorgefallene Schaudergeschichten berichtet (I, 3. IV, 4) oder der Dichter wendet sich größeren Ereignissen seiner Zeit zu; er schildert etwa die Rückkehr Joachim's II. aus dem Türkenkrieg oder Karl's V. Einzug in Augsburg (I, 2 und 7). An sinnfälliger Schilderung fehlt es nicht, doch ruht auch hier der Hauptnachdruck auf den Reden, die einzelnen Personen in den Mund gelegt sind. Werden in dem zuletzt erwähnten Gedicht die Thaten Karl's in den beiden ersten Kriegen mit Franz I. angeführt, so haben diese auch sonst S. Stoff für seine Dichtungen gewährt. In einer Ekloge hat er die Gefangennahme Franz's besungen und ganz ähnlich wie bei den oben angeführten Einkleidungen wird in einer der längsten Elegieen Roma eine Klage in den Mund gelegt über das Schicksal, das sie bei der Erstürmung durch die|Kaiserlichen getroffen; dabei wird diese Eroberung in ihren Einzelheiten erzählt (V, 1). — Auch das so vielfach von den neulateinischen Dichtern behandelte Thema, die Türkengefahr, kehrt bei S. immer wieder. In einer Heroide klagt Germania dem Kaiser Ferdinand, daß sie von inneren Zwistigkeiten gequält, von äußeren Feinden bedrängt wird, und sie fordert ihn auf, sich an die Spitze der Deutschen zu stellen und die Türken zu bekriegen, die Gott in seine Hand geben werde (I, 4). Und auch der Dichter selbst redet Germanien an; er hält ihm leine jetzige Schwäche im Vergleich zu seiner früheren kriegerischen Tüchtigkeit vor und fordert es auf. jetzt seine Kraft zu zeigen, den Türken die geraubten Städte wieder zu entreißen und das Reich zu beschützen (III, 12). Es ist bei dieser Gesinnung natürlich, daß der brandenburgische Dichter Joachim's II. Türkenzug mit dem wärmsten Antheil begleitete. Daß er von Joachim's Rückkehr erzählte, ist schon berichtet. Aber auch bei seiner Abreise zum Türkenkrieg hat S. seinem Fürsten mehrere glückwünschende und siegverheißende Gedichte gewidmet und ihn als einen der wenigen Deutschen gefeiert, in deren Brust die alte Tüchtigkeit noch nicht erloschen sei (IV, 1 und 2). Und als später der Geschichtschreiber Paul Jovius den Joachim allein für den unglücklichen Ausgang des Türkenkrieges verantwortlich machte, suchte S. nicht allein in einem längeren Schreiben an Sleidan den Historiker von der Unrichtigkeit dieser Behauptung zu überzeugen, sondern er schrieb auch die Elegie: „An die Nachwelt“, in welcher er Joachim gegen die Vorwürfe des Jovius in Schutz nahm. — Das ganze zweite Buch der Elegieen nimmt das Reisegedicht ein, in welchem S. seine Reise nach Italien schildert. Sehenswürdigkeiten, Erlebnisse und denkwürdige Begebenheiten seiner Reise werden nach einander aufgezählt und beschrieben, meist ohne höheren Schwung; doch findet sich hier die bereits erwähnte Abschiedsscene, und für die großen Eindrücke des Hochgebirges ist der Dichter nicht unempfänglich geblieben und hat dieselben in angemessenen Worten wiedergegeben.

    Außer den Elegieen hat S. noch ein Buch Hendecasyllaben, zwei Bücher, in denen die deutschen Kaiser und ihre Thaten geschildert werden, zwei Eklogen, ein längeres Gelegenheitsgedicht und ein Buch Epigramme verfaßt. Die beiden Bücher handeln jeden Kaiser von Karl d. Gr. bis herunter auf König Ferdinand kurz und trocken in Distichen ab; es ist kalte und nüchterne Schulpoesie. Das Gleiche kann man von dem Gratulationsgedicht zur Hochzeit des Königs Sigismund von Polen sagen, wo nach einer in der neulateinischen Dichtung häufig wiederkehrenden Einleitung die einzelnen polnischen Könige vor Sigismund ebenso summarisch abgethan werden, wie die deutschen Kaiser. Die Epigramme enthalten neben Grabschriften und Sinnsprüchen auf Bilder kleine schwankartige Erzählungen, theils ohne ein fabula docet, theils mit bestimmt ausgesprochener Tendenz, die sich etwa gegen die Astrologen oder die Zwietracht der Fürsten richtet. Andere Epigramme wenden sich gegen schmeichelnde Poeten, Aufschneider, Wucherer, Gecken und Neider; einzelne Epigramme geißeln die Trägheit und Unwissenheit der Mönche. Auch Wortwitze finden sich, so wenn z. B. von einem gewissen Urban gesprochen wird, der aber beim Trinken immer sehr inurban wird. Gegen einen Verkleinerer Hussens wendet sich ein Epigramm, und schön wird von Huß gesagt, daß lebendiges Feuer seinen Geist durchglüht habe. Den auch von Stigel, Gigas und anderen zum Wittenberger Kreise gehörenden Poeten in Epigrammen angegriffenen Franzosen Stephan Dolet schont auch S. nicht, dagegen rühmt er überschwenglich die Poesieen seiner Schüler und Freunde Andreas Müncer und Johann Bocer.

    • Literatur

      Die Ausgaben der Schriften des Sabinus und die früheren Arbeiten über ihn verzeichnet die sorgfältige Arbeit von Max Töppen: Die Gründung|der Universität zu Königsberg und das Leben ihres ersten Rectors Georg Sabinus. Königsberg 1844. Ferner kann verglichen werden der Aufsatz: Anna Sabinus, in dem Buch von Muther: Aus dem Universitäts- und Gelehrtenleben des Zeitalters der Reformation. Erlangen 1866, in welchem der Verfasser jedoch zu stark gegen Sabinus Partei nimmt. Vgl. auch noch Erich Schmidt. Archiv für Litteraturgeschichte XI, 320 f.

  • Autor/in

    Georg Ellinger.
  • Zitierweise

    Ellinger, Georg, "Sabinus, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 30 (1890), S. 107-111 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116713550.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA