Dates of Life
1806 – 1877
Place of birth
Darmstadt
Place of death
Seeheim an der Bergstraße
Occupation
Großherzog von Hessen-Darmstadt
Religious Denomination
lutherisch
Authority Data
GND: 113795297 | OGND | VIAF: 42524054
Alternate Names
  • Ludwig III. von Hessen
  • Ludwig III. von Hessen-Darmstadt
  • Ludwig III.
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Relations

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Citation

Ludwig III., Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd113795297.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Ghzg. Ludwig II. ( 1848, s. NDB 15);
    B Prinz Alexander (1823–88), österr. u. hess. General (s. NDB I);
    Schw Marie (1824–80, 1841 Kaiser Alexander II. v. Rußland, 1818–81);
    1) München 1833 Mathilde (1813–62), T d. Kg. Ludwig I. v. Bayern ( 1868, s. NDB 15) u. d. Therese Prn. v. Sachsen-Hildburghausen, 2) (morganat.) 1868|Magdalene, seit 1868 Baronin v. Hochstädten (1846–1917), T d. Hofküchenknechts Joh. Heinrich Appel u. d. Louise Christiane d'Amour; kinderlos;
    N Ghzg. Ludwig IV. ( 1892, s. NDB 15).

  • Biographical Presentation

    L. erhielt gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Carl und dem ihm zugeordneten künftigen Generaladjutanten Hermann v. Trotha eine sorgfältig geplante, vielseitige und moderne Erziehung, die nach einem frühen Auslandsaufenthalt in Lausanne 1819/20 eine soldatische Grundausbildung, zwei Studienjahre in Leipzig und seit 1827 ausgedehnte Bildungsreisen nach Österreich, Norditalien, Frankreich, Belgien und England einschloß. Um den militärischen Aufgabenbereich, der dem nunmehrigen Erbgroßherzog am Tag seiner Hochzeit mit Prinzessin Mathilde v. Bayern Ende 1833 mit der Ernennung zum Generalleutnant und Inspekteur der hess. Infanterie übertragen wurde, hat er sich intensiv gekümmert. Sein besonderes Interesse galt Ausbildung und Ausrüstung. An der Gestaltung der Uniformen, insbesondere auch an der seit 1840 eingeführten Uniformierung der Zivilbeamten, hat er mit eigenhändigen Entwürfen mitgewirkt. Naturbegeistert, persönlich jovial und aufgeschlossener als Ghzg. Ludwig II., wurde er im revolutionären März 1848 zum Hoffnungsträger der liberalen Bewegung.

    Als „Mitregent“ vollzog L. nach der de facto-Abdankung des wenige Monate später verstorbenen Vaters die Entlassung des langjährigen Staatsministers du Thil, die Ernennung des Oppositionsführers Heinrich v. Gagern zum neuen Regierungschef und die Genehmigung der sog. Märzforderungen. Flugblätter feierten ihn bereits als „König aller Hessen“. Für die ihm von den konstitutionellen Monarchisten zugedachte Führungsrolle fehlten allerdings die Voraussetzungen. Persönlich wohlmeinend, aber gewissenhaft bis zur Pedanterie und ausgesprochen entscheidungsschwach, überließ sich der in seinen Ansichten letztlich doch konventionellkonservative Regent weitgehend der Leitung seiner Minister. Dies galt für die gemäßigte Reformpolitik Gagerns und seines Nachfolgers Carl Jaup in den Revolutionsjahren, dann verstärkt nach der 1850 vollzogenen Rückwendung zur österreich-orientierten Bundespolitik für die Regierung des erzkonservativen Ministerpräsidenten Reinhard v. Dalwigk, dem L. allerdings auch in seiner progressiven Wirtschaftspolitik – Gründung der Bank für Handel und Industrie und Bau der privat finanzierten „Ludwigs-Bahn“ – freie Hand ließ. Eine unmittelbare Einwirkung der kath. Großherzogin auf die von der Opposition als „klerikal“ kritisierte Zusammenarbeit Dalwigks mit Bischof v. Ketteler in Mainz ist nicht zu belegen. In der Niederlage von 1866 verhinderte der massive Einsatz Kaiser Alexanders II. von Rußland zugunsten des Darmstädter Schwagers die drohende Abtrennung Oberhessens. In die Mediatisierung im Rahmen des preuß. geführten Reiches, der die großdeutsch-partikularistische Politik Dalwigks mit Unterstützung des Großherzogs bis zuletzt widerstrebte, hat sich L. nach der von Bismarck im Frühjahr 1871 erzwungenen Entlassung Dalwigks resigniert gefügt. Die notwendige Anpassung überließ er dem an die Spitze des Ministeriums berufenen Berliner Gesandten Karl Hofmann und für den militärischen Bereich Prinz Ludwig (IV.), dem designierten Nachfolger, der mit seiner engl. Frau Alice zunehmend auch die Repräsentationsaufgaben übernahm. Die morganatische Zweitehe des 1862 verwitweten L. mit der Ballettänzerin Magdalena Appel trennte die private Lebenssphäre vom offiziellen Hof und wirkte damit fast wie eine „innere Emigration“.

  • Literature

    ADB 19;
    W. Velke u. F. Soldan, Die Landgrafen u. Großherzöge v. Hessen-Darmstadt, 1894 (P v. P. Hahn);
    E. Vogt, Die hess. Pol. in d. Zeit d. Reichsgründung, 1914;
    Die Tagebücher d. Frhr. R. v. Dalwigk zu Lichtenfels a. d. J. 1860–71, hrsg. v. W. Schüßler, 1920.

  • Portraits

    Gem. v. G. L. Glaeser (Jugendbildnis), v. J. Stieler, v. R. H. Kröh, 1873 (Schloßmus. Darmstadt);
    Miniaturen v. G. Nehrlich u. a., 1830/50 (ebd.), Abb. in: Miniaturenslg. d. Ghzg. Ernst Ludwig v. Hessen, 1917;
    Lith. u. Phot. (Stadtarchiv Darmstadt).

  • Author

    Eckhart G. Franz
  • Citation

    Franz, Eckhart G., "Ludwig III." in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 397-398 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd113795297.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Ludwig III., Großherzog von Hessen und bei Rhein (1848—1877), war geboren zu Darmstadt am 9. Juni 1806, also in den letzten Tagen des heiligen römischen Reichs deutscher Nation, als Erstgeborner des Groß- und Erbprinzen Ludwig, späteren Großherzogs Ludwig II. und dessen Gemahlin Wilhelmine, geb. Markgräfin von Baden. Seinen ersten Unterricht empfing er von dem als Realschuldirector in Friedberg verstorbenen Dr. Dieffenbach, sowie von dem Hofprediger Dr. Zimmermann. Im Sommer 1819 begab sich der Prinz zu einem fast zwei Jahre andauernden Aufenthalte nach Lausanne. Nach der Rückkehr aus der Schweiz begannen unter Leitung höherer Offiziere militärische Studien. Im Herbst 1823 bezog L. die Hochschule zu Leipzig und widmete sich dort während zweier Jahre seiner höheren wissenschaftlichen Ausbildung. Auf diese Studienzeit folgten größere Reisen, welche der Prinz gemeinschaftlich mit seinem jüngeren Bruder Karl im Frühjahr 1827 antrat. Sie besuchten Baiern, Oesterreich. Ober- und Mittelitalien. Die weiteren Ziele, Rom und Neapel, mußten einer lebensgefährlichen Erkrankung des Prinzen wegen zu Florenz aufgegeben werden. An diese Reise schloß sich noch ein längerer Aufenthalt in Frankreich und Belgien an. Im April 1830 bestieg der Vater Ludwigs III. den hessischen Thron. Am 26. December 1833 wies er dem Sohn das dessen Neigungen am meisten entsprechende Arbeitsfeld an, indem er ihn zum Inspecteur der Infanterie ernannte. An demselben Tage hatte sich der Erbgroßherzog mit der ältesten Tochter Königs Ludwig I. von Baiern, der Prinzessin Mathilde, in München vermählt. Der Ehe sind Nachkommen nicht entsprossen. Zur Theilnahme an der Regierung wurde L. in den Märztagen des Jahres 1848 berufen. Der alternde Vater, den körperliche Leiden noch mehr niederdrückten, glaubte in dem populären Sohn den Mann zu finden, der geeignet war, der Bewegung des Jahres 1848 wirksam zu begegnen und übertrug demselben am 5. März 1848 in der staatsrechtlichen Form einer Mitregentschaft die Regierung. Er hatte sich nicht getäuscht. Das Volk empfing den Fürstensohn, der von München herbeieilte, um dem Rufe seines Vaters Folge zu leisten, mit lautem Jubel. Rasche, liberale, aber feste Maßregeln, unter denen die Ernennung Heinrich v. Gagerns zum leitenden Minister besonders befriedigte, raubten der beginnenden Bewegung jeden Anlaß. Während im benachbarten Baden die Revolution, wenn auch nur für kurze Zeit, Siegerin über Fürst und Verfassung wurde, blieb Hessen, wenn auch nicht ganz verschont, so doch verhältnißmäßig wenig berührt. Bereits am 16. Juni 1848 starb Großherzog Ludwig II. und Erbgroßherzog L. folgte ihm als Ludwig III. So sehr er zur Milde neigte und so sehr es seinem Wesen entsprach, den berechtigten Wünschen seines Volks nach seinen Einrichtungen Rechnung zu tragen, so entschieden bekämpfte er die Tendenzen des Umsturzes, wie sie sich namentlich im J. 1849 in Baden und einigen hessischen Bezirken, besonders in Rheinhessen, zeigten. Hessische Truppen waren es vor allen Anderen, die mit den preußischen gegen die Auswüchse der Bewegung in Baden und der Rheinpfalz zu Felde zogen und die Ordnung wiederherstellten. Die rückläufige Bewegung, die sich im Anfang der fünfziger Jahre in Deutschland überhaupt geltend machte, blieb naturgemäß nicht ohne Einfluß auf des Großherzogs Regierung. Freiherr v. Dalwigk wurde an die Spitze der Geschäfte berufen und es begann für das Großherzogthum eine Zeit, die man füglich reactionär nennen kann. Viele Einrichtungen, die das Jahr 1848 gebracht, wurden beseitigt und nur zu häufig auf die vor diesem Jahre vorhandenen zurückgegriffen. Wie wenig freilich der Großherzog persönlich diesen Maßnahmen geneigt war, beweist, daß er, obwol er aus Gründen der Staatsraison die Wiedereinführung der Todesstrafe gebilligt hatte, doch niemals ein Todesurtheil bestätigte. Nicht zu verkennen ist, daß des Freiherrn v. Dalwigk Regierung, mag man sonst über sie denken, wie man will, doch in Einem sich große Verdienste um das Land erworben hat. Dieses Eine ist die Hebung des Volkswohlstandes. Handel und Gewerbe, die Landwirthschaft, überhaupt alle Erwerbszweige fanden lebhafte Förderung. Der Straßenbau des Großherzogthums war mustergiltig. Zahlreiche Eisenbahnen wurden gebaut; die Gründung von Creditinstituten wurde gefördert. Das Jahr 1866 fand den Großherzog und seine Truppen auf österreichischer Seite. Der unglückselige, aber nothwendige Bruderkrieg kostete dem Lande einen althessischen Gebietstheil, das sogenannte Hinterland, die Kreise Vöhl, Biedenkopf und Battenberg, dem Großherzog Persönlich die ihm erst kurz vorher zugefallene Souveränität über die Landgrafschaft Hessen-Homburg, deren Fürstenhaus im Mannesstamme erloschen war. Die erwähnten Landestheile kamen an Preußen. Der Gebietszuwachs war nur gering. Erwähnenswerth ist die Erwerbung des vormals kurhessischen Bades Nauheim. Die Gründung des norddeutschen Bundes führte eine große Veränderung in Hessen herbei. Die Provinz Oberhessen wurde dem neuen Bunde zugefügt; die hessischen Truppen traten in eine Militärconvention mit Preußen; die seither thurn- und taxis’sche Post wurde ebenfalls von diesem Staate übernommen. Der Zwist des Jahres 1866 war bald vergessen. Die 1870er Ereignisse fanden den Großherzog und die Hessen als treue, rückhaltlose Mitkämpfer gegen den französischen Angriff. Die Errichtung des Deutschen Reichs war für die Hessen und ihren Großherzog etwas Selbstverständliches. Der Minister v. Dalwigk nahm seine Entlassung. Minister Hofmann, der nachmalige Präsident des Reichskanzleramtes, dann Staatssecretär von Elsaß-Lothringen, übernahm die Leitung der Geschäfte. Es begann nun eine freiheitliche und friedliche Arbeit im Innern. Das Verhältniß des Staates zur Kirche, das sich während der Regierung des Herrn v. Dalwigk in einer für den ersteren ungünstigen Weise entwickelt hatte, wurde entsprechend dem Vorgange Preußens geregelt, die innere Verwaltung auf der Grundlage der Selbstverwaltung neu organisirt. Dem in den Dienst des Reichs übertretenden Minister Hofmann folgte der in gleichem Sinne thätige Minister v. Starck. Mitten in diesen Arbeiten wurde der Großherzog durch den Tod abberufen. Er starb, etwas über 71 Jahre alt, am 13. Juni 1877. Seine Gemahlin Mathilde von Baiern war ihm schon am 25. Mai 1862 im Tode vorangegangen. Im J. 1868 hatte er sich in morganatischer Ehe mit Magdalene Freiin v. Hochstätten vermählt. Ludwig III. Nachfolger wurde sein Neffe Ludwig IV. Des Fürsten Bild würde unvollständig sein, wollte man seine persönlichen Eigenschaften vergessen. Die Milde und Liebenswürdigkeit seines Wesens gewannen ihm die Herzen seines Volkes. Bedeutende Kenntnisse, unterstützt durch ein eminentes Gedächtniß, rasche Auffassungsgabe und scharfes Urtheil erhoben ihn auch in dieser Beziehung über die Menge. Seine Liebe zur Kunst, insbesondere zur Musik, bethätigte sich besonders in der Pflege seines Hoftheaters, das während seiner Regierung sich ebenbürtig neben die ersten Bühnen Europa's stellte.

  • Author

    Walther.
  • Citation

    Walther, "Ludwig III." in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 559-560 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd113795297.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA