Lebensdaten
1863 – 1954
Geburtsort
Vilsen bei Diepholz
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Industriechemiker ; Teerforscher ; Unternehmer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 1108852416 | OGND | VIAF: 5959641
Namensvarianten
  • Spilker, Heinrich Ludwig Adolf
  • Spilker, Adolf
  • Spilker, Heinrich Ludwig Adolf
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Zitierweise

Spilker, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1108852416.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus brem. Fam.;
    V Gustav (1820–1903), Kaufm.;
    M Friederike Margaretha Wilhelmine Köppen (1833–1901);
    Grabow (Meckl.) 1894 Martha Bolbrügge (1869–1933);
    1 S Gerhard (1895–1969), Dr. phil., Vorstandsmitgl. d. Dt. Hydrierwerke AG in Rodleben.

  • Biographie

    Nach Realgymnasium in Osnabrück und Apothekerlehre in Nienburg/Weser studierte S. an der Univ. Berlin seit 1885 Chemie, Physik, Botanik und Bakteriologie. Nach Ablegung der pharmazeut. Staatsprüfung und Ableistung seiner Militärzeit (Oberapotheker d. Res.) wurde S. 1888 in Erlangen zum Dr. phil. promoviert (Ein Btr. z. Kenntnis stickstoffhaltiger Abkömmlinge d. Salicylsäure). 1889 trat er bei der größten dt. Teerdestillation in Erkner bei Berlin, der späteren „AG für Teer- und Erdölindustrie“ ein, wo er zum Leiter des Laboratoriums und um die Jahrhundertwende zum Werksdirektor aufstieg. Ihm gelang erstmals die Isolierung zahlreicher Substanzen aus den Destillaten des Steinkohlenteers, u. a. Cumaron (1890, mit G. Krämer), Inden und Cyclopentadien.

    S. regte den 1890/91 erfolgten Neubau der Nebenproduktgewinnungsanlage (v. a. Benzol) auf der Friedenshütte in Oberschlesien an, die zum Vorbild für die Neugestaltung solcher Anlagen wurde. Um 1900 besuchte er mehrmals die Erdöllagerstätten in Galizien und führte eine literarische Kontroverse mit dem Chemiker Carl Engler (1842–1925) über die Theorie der Erdölbildung. Auf Veranlassung von August und Fritz Thyssen plante und baute S. 1904–06 eine Zentraldestillation mit einer Jahreskapazität von 120 000 t in Duisburg-Meiderich, wo die Kokereirückstände verschiedener rhein.-westfäl. Montanunternehmen verarbeitet wurden. S. hatte erkannt, daß die Verwertung des Steinkohlenteers in großen Gemeinschaftsanlagen erfolgen mußte, weil nur so die lediglich in geringen Mengen vorhandenen, aber wertvollen Bestandteile des Teers, wie Anthracen, Phenol oder Kresol rentabel gewinnbar waren. 1905–36 war er Generaldirektor der „Gesellschaft für Teerverwertung“ (GfT), die die genannte Destillerie betrieb. Schon 1908 wurden in Meiderich 25% mehr Teer als geplant verarbeitet und 1909/10 in Alsdorf bei Aachen sowie 1911/12 in Rauxel weitere Anlagen gebaut. S.s Konzept hatte sich erfolgreich durchgesetzt. 1913 verarbeitete die GfT insgesamt 300 000 t Teer mit hohem Gewinn. 1908 publizierte S. sein Standardwerk „Kokerei und Teerprodukte der Steinkohle“ (⁵1933, mit O. Dittmer u. O. Kruber), mit dem er sich den Ruf des führenden Fachmanns der Kokerei- und Teerchemie erwarb.

    Im 1. Weltkrieg entwickelte S. viskose Teeröle für Schmierzwecke und trug zur Minderung des Treibstoffmangels bei. 1927 erwarb die GfT die „Preßwerk AG“ in Essen, wo aus Phenolen Kunstharzartikel (Bakelite) hergestellt wurden. Technische Probleme, der Druck der Weltwirtschaftskrise und die Konkurrenz der IG Farbenindustrie (Leuna, Braunkohlenhydrierung) zwangen ihn 1930 zur Aufgabe der halbtechnischen Kohleverflüssigungsanlage in Meiderich, wo er zusammen mit Friedrich Bergius (1884–1949) Steinkohle mittels Hydrierung in flüssige Treibstoffe umwandeln wollte. Unter seiner Leitung waren zahlreiche bedeutende Chemiker zeitweise in Meiderich beschäftigt, darunter Eduard Moehrle (1889–1956), Rudolf Weißgerber (1869–1928) und Carl Zerbe (1894–1950).

  • Auszeichnungen

    preuß. Verdienstkreuz f. Kriegshilfe (1917);
    Friedrich-August-Kreuz II. Kl. (1917);
    Ehrenbürger d. TH Karlsruhe (1921);
    Dr.-Ing. E. h. (Karlsruhe 1926);
    Liebig-Denkmünze d. Ver. Dt. Chemiker (1933);
    Ehrenvors. d. Ver. Dt. Chemiker (1933);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Mineralölforsch. (1936);
    Carl-Engler-Medaille ders. Ges. (1937).

  • Werke

    Kokerei u. Teerprodukte d. Steinkohle, 1908, ⁵1933 (mit O. Dittmer, O. Kruber).

  • Literatur

    Ges. f. Teerverwertung mbH (Hg.), Ges. f. Teerverwertung mbH Duisburg-Meiderich 1905–30, 1930, S. 29–33 (W-Verz., P);
    H. Ihlder, in: Angew. Chemie 46, 1933, S. 457–59 (P);
    Öl u. Kohle 12, 1936, S. 309–11 (W-Verz.);
    Pharmazeut. Ztg. 81, 1936, S. 370 f.;
    Erdöl u. Kohle 6, 1953, S. 364;
    ebd. 7, 1954, S. 134;
    M. Rasch, A. S., Werkleiter, in: W. Burkhard (Hg), Niederrhein. Unternehmer, 1990, S. 160 f.;
    Pogg. VI u. VII a (W-Verz.);
    Wenzel;
    Rhdb. (P);
    Dt. Apotheker-Biogr., Erg.bd.

  • Autor/in

    Manfred Rasch
  • Zitierweise

    Rasch, Manfred, "Spilker, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 698 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1108852416.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA