Lebensdaten
1877 – 1962
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Neurologe ; Psychiater
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136570356 | OGND | VIAF: 79098591
Namensvarianten
  • Pötzl, Otto
  • Pötzl, Otto
  • Poetzl, Otto
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Zitierweise

Pötzl, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136570356.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard (Ps. Kleinpetz, 1851–1914), Journalist, Schriftst., Ehrenbürger d. Stadt W. (s. ÖBL), S e. Advokaten;
    M Josefine Höbert;
    1930 Anna Lubojacky (* 1891);
    1 S Johannes (Hans) (1930–93), Prof. f. physikal. Elektronik an d. TH Wien, Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (s. Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. 144).

  • Biographie

    Nach seiner Reifeprüfung am Wiener Schottengymnasium 1895 schrieb sich P. an der Medizinischen Fakultät der Univ. Wien ein und wurde im Januar 1901 promoviert. 1905-21 wirkte er als Assistent, später als Oberarzt an der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik unter Julius Wagner-Jauregg (1857–1940) in Wien. 1911 habilitierte sich P. in den Fächern Psychiatrie und Neurologie mit der Arbeit „Über die Hirnschwellung und ihre Beziehungen zur Katatonie“. 1919 wurde er ao. Professor, 1922 erhielt er den Ruf als o. Professor für Psychiatrie an die Univ. Prag. 1928 kehrte er als Nachfolger Wagner-Jaureggs nach Wien zurück und blieb bis 1945 Vorstand der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik.

    P. war einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener medizinischen Schule. Die Fächer Psychiatrie und Neurologie verband er mit Fachbereichen wie Biologie, Chemie, Physik, Psychoanalyse, Psychologie sowie mit Mathematik und Kunstgeschichte; sein Spezialgebiet war die Hirnpathologie. Am bekanntesten wurden seine Arbeiten über verschiedene Störungen der zeitlichen und räumlichen Wahrnehmung, über Verkehrt- und Schiefsehen, kortikal bedingte Polyopsien sowie Störungen des Tiefensehens. P. veröffentlichte mehrere Monographien: „Über die reine Worttaubheit“ (1919) und „Über die Agraphie“ (mit Georg Hermann, 1926), ein Standardwerk über die Hirnpathologie der Störungen des Schreibens. Die zahlreichen Forschungen P.s über das visuelle System des Menschen fanden 1928 in der Publikation „Die optisch-agnostischen Störungen“ ihren Niederschlag. Hier faßte er die Störungen der höheren optischen Leistungen zusammen und arbeitete das Syndrom „reine Wortblindheit-Farbagnosie“ heraus, dessen gesetzmäßige Lokalisation er als Folge von Läsionen im Bereich des Gyrus lingualis der dominanten Hemisphäre erkannte (Pötzlsches Syndrom). P. hat die Methoden und Auffassungen der klassischen, lokalistisch eingestellten Neuropathologie weitergeführt und zu einem neurophysiologisch orientierten Konzept der großhirnpathologischen Störungen umgewandelt. Mit „Über die Beziehungen des Großhirns zur Farbenwelt“ (1958) schloß er eine Lücke in der Hirnpathologie. P. galt als einer der wenigen Psychiater im deutschen Sprachraum, der an seiner Klinik eine Vorlesung über die Psychoanalyse eingeführt und die Eröffnung einer psychotherapeutischen Ambulanz befürwortet hat. 1917-33 war er Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Unter Psychoanalytikern sind seine tachistoskopischen Experimente (1917), die den experimentellen Nachweis für das Unbewußte lieferten, berühmt geworden. Die Trauminhalte bestehen aus Tagesresten, die im indirekten Sehen unbewußt und als unterschwellige Reize wahrgenommen werden; für den Inhalt eines Teiles der Halluzinationen gelten dieselben Gesetze. Die moderne Werbepsychologie greift gelegentlich auf diese Erkenntnisse P.s zurück.

  • Werke

    u. a. Experimentell erregte Traumbilder in ihren Beziehungen z. indirekten Sehen, in: Zs. f. d. gesamte Neurol. u. Psychiatrie 37, 1917, S. 3 f.;
    Zur Metapsychol. d. „dejà vu“, in: Imago 12, 1926, S. 393-402;
    Die opt. Allästhesie, 1928;
    Der Schlaf, Mitt. u. Stellungnahme z. derzeitigen Stande d. Schlafproblems, 1929 (mit C. Economo, E. Pick. H. Molitor, A. Strasser);
    Hirnpathol. u. Tiefenpsychol., in: V. Krankt (Hg.), Hdb. d. Neurosenlehre u. Psychotherapie, 1960;
    Preconscious Stimulation in Dreams, Associations, and Images. Classical Studies, 1960 (mit R. Allers, J. Teler).

  • Literatur

    H. J. Urban (Hg.), Fs. z. 70. Geb.tag v. Prof. O. P., 1949 (W, L);
    H. Hoff, in: Wiener Klin. Wschr. 74, 1962, S. 369 f.;
    ders., G. Harrer, ebd. 80, 1968, S. 826 f.;
    E. Pichler, in: Wiener Med. Wschr. 112, 1962, S. 579 f.;
    Wolfgang Huber, Psychoanalyse in Österr. seit 1933, 1977;
    E. Jones, Sigmund Freud, Leben u. Werk, II, III, 1962;
    E. Lesky, Die Wiener Med. Schule im 19. Jh., 1978;
    E. Mühlleitner, Biogr. Lex. d. Psychoanalyse, 1992;
    A. Kreuter, Dt.sprachige Neurologen u. Psychiater, III, 1996, S. 1115-21 (W, L);
    Hist. Lex. Wien.

  • Autor/in

    Elke Mühlleitner
  • Zitierweise

    Mühlleitner, Elke, "Pötzl, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 576-577 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136570356.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA