Lebensdaten
1838 – 1897
Geburtsort
Mirador bei Jalapa (Mexiko)
Sterbeort
Ahrweiler (Rheinland)
Beruf/Funktion
Chemiker ; Unternehmer ; Kokereifachmann
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 128633751 | OGND | VIAF: 57669990
Namensvarianten
  • Otto, Carlos
  • Otto, Friedrich Victor Carlos
  • Otto, Friedrich Victor Carl
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Zitierweise

Otto, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128633751.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Ludwig (1797–1840), ghzgl. hess. Landrichter, seit 1835 Landwirt u. Unternehmer in Mexiko;
    M Bertha Raven (1805–84);
    B Bruno (1829–1904), Eisenbahntechniker, preuß. Geh. Baurat;
    Hattingen/Ruhr 1866 Lina (1842–87), T d. Großbauern u. Unternehmers Wilhelm Hiby (1810–88) u. d. Caroline Unterste Pöting (1810–72);
    2 S Fritz (1876–1925), Carl (1887–1970), beide im Bereich d. Kokereianlagenbaus tätig, teilweise in d. Fa. Dr. C. Otto & Comp. GmbH, 4 T.

  • Biographie

    Nach dem Tod ihres Mannes kehrte O.s Mutter noch im selben Jahr mit ihren beiden Söhnen von Mexiko nach Gießen zurück, wo O. zunächst eine Privatschule und 1845-55 das Gymnasium besuchte. Anschließend immatrikulierte er sich an der Univ. Gießen zunächst für Kameralwissenschaften, wechselte dann zur Chemie, schloß dieses Studium 1858 mit der Promotion ab und setzte seine Ausbildung an der Bergakademie Freiberg (Sachsen) fort, wo er in engen Kontakt zur Metallhüttenkunde und durch Praktika zur dortigen Industrie kam. 1860 erhielt er die Stelle eines Chemikers bei der Firma „H. J. Vygen & Co.“ in Hochfeld bei Duisburg, die feuerfeste Steine vornehmlich für die rhein.-westfäl. Hüttenindustrie produzierte. Dem unter der Baisse der Montanindustrie und der preiswerten, zudem qualitativ hochwertigen brit. und belg. Konkurrenz leidenden Unternehmen erschloß er innerhalb kurzer Zeit neue Produkte, darunter glasierte säurefeste Gefäße und Steine für die Chemische Industrie, Retortenöfen für die Gasanstalten und Schmelztiegelöfen für die Gußstahlproduktion. 1862 wurde ihm die technische Leitung übertragen und 1864 Prokura erteilt. Mit dem Wittener Industriellen Louis Berger (1829–91), dem Direktor Franz Giesse (1838-|96) von der „Niederrheinischen Hütte“ (Hochfeld bei Duisburg) sowie Schwiegervater und Schwager Hiby als ersten Kommanditisten gründete O. – als alleinverantwortlicher Geschäftsführer – 1872 die Firma „Dr. C. Otto & Comp.“; später waren noch Carl Poensgen (1838–1921) und Theodor v. Rath (1808–76) als Gesellschafter beteiligt. Innerhalb eines Jahrzehnts entwickelte sich das Unternehmen zu einer der führenden deutschen Fabriken für feuerfeste Produkte. O. stellte schon 1875 Steine aus Quarzit mit Kalkbindung her, die damals Dinas und heute Silikasteine genannt werden.

    1876 erschloß O. dem Unternehmen während der allgemeinen Wirtschaftskrise neue Betätigungsfelder im Kokereianlagenbau. Er war vermutlich der erste Generalunternehmer, der dies in Verbindung mit einer eigenen Steinfabrik tat. Der technologische Durchbruch gelang ihm Anfang der 1880er Jahre mit Einführung der Nebenproduktengewinnung auf Kokereien. Damit begann die chemische Verwertung der (Stein-)Kohle im industriellen Maßstab, um den aufgrund neu entdeckter, vielfältiger Anwendungsmöglichkeiten für Teerdestillate (Farben, Pharmaka, Riechstoffe etc.) enorm gestiegenen Bedarf an Teer zu decken, dessen industrielle Gewinnung O., ungefähr zeitgleich mit Albert Hüssener (1837–1902), gegen den Widerstand der deutschen Eisenhüttenleute einführte. 1881 baute er auf eigene Rechnung zehn Koksöfen des Systems Coppée mit Nebenproduktengewinnung auf der Zeche „Holland“ in Wattenscheid bei Bochum, die nur mäßigen Erfolg zeitigten. Erst 1883, mit der Übernahme der 1881 Gustav Hoffmann (1847–1916) patentierten Siemens-Regenerativbeheizung von Koksöfen 1883 zur Inbetriebnahme einer 20 Kammern umfassenden Koksofenbatterie bei „Schacht Thies“ der Zeche „Pluto“ in Wanne begann das Zeitalter der „Otto-Hoffmann-Regenerativöfen“ in der Kokereiindustrie, die sich in den nächsten Jahren über das Ruhrgebiet hinaus im In- und Ausland verbreiteten, da sie über den eigenen Bedarf hinaus Gas erzeugten. O. war kein Erfinder, sondern ein risikobereiter Unternehmer und Innovator, der Neuentwicklungen in die Praxis umsetzte und zu komplexeren Systemen weiterentwickelte. Seine Firma war gegen Ende des 19. Jh. Deutschlands größter Teererzeuger. Um den Preisverfall für Nebenprodukte zu kontrollieren, bemühte O. sich um Bildung entsprechender Kartelle, befürwortete zudem eine Schutzzollpolitik. Die von ihm initiierte „Deutsche Amoniak-Verkaufs-Vereinigung“ (1895) und die „Deutsche-Teer-Verkaufs-Vereinigung“ (1897) wurden erst von Gustav Hilgenstock (1844–1913), seinem Nachfolger als Geschäftsführer, begründet und ein Jahrzehnt als Vorsitzender geleitet. O. war sozial engagiert, er begründete u. a. eine Fabrik-Krankenkasse (1873). – Mitgl. versch. Gremien d. Gde. Dahlhausen (Amtsbeigeordneter u. Gde.-Vorsteher); Mitbegr. (1879) u. Vors. d. Ver. dt. Fabriken feuerfester Producte.

  • Werke

    Über Prüfung d. Thone auf ihre Feuerfestigkeit, in: Polytechn. Journal 163, 1862, S. 193 f.;
    Die neuesten Resultate in bezug auf Gewinnung d. Nebenproducte b. Koksöfen, in: Stahl u. Eisen 4, 1884, S. 396-402.

  • Literatur

    VDI-Zs. 41, 1897, S. 1401 f.;
    Stahl u. Eisen 17, 1897, S. 989 f.;
    Glückauf 33, 1897, S. 948;
    75 J. Ver. Dt. Eisenhüttenleute 1860-1935, 1935, S. 70 (Sonderabdr. aus: Stahl u. Eisen 55, 1935, H. 48);
    H. Dieckmann, in: Das Werk 16, 1936, S. 526;
    F. M. Ress, Gesch. d. Kokereitechnik, 1957 (P);
    G. Lorenzen (mit Verwendung e. unvollendeten Entwurfs v. W. Bacmeister), Dr. C. O. u. seine Zeit, 1967 (Privatdr.);
    M. Rasch, in: Der Anschnitt 49, 1997, S. 180-89. – Eigene Archivstud.: Archiv d. Thyssen AG.

  • Porträts

    Fotos im Archiv d. Thyssen AG.

  • Autor/in

    Manfred Rasch
  • Zitierweise

    Rasch, Manfred, "Otto, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 707-708 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128633751.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA