Lebensdaten
1822 – 1894
Geburtsort
Mitau
Sterbeort
Dorpat
Beruf/Funktion
Chemiker ; Physiologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 122400755 | OGND | VIAF: 54469789
Namensvarianten
  • Schmidt, Ernst Carl Heinrich
  • Schmidt, Carl
  • Schmidt, Ernst Carl Heinrich
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schmidt, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122400755.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph Heinrich (1787–1866), Apotheker in M., S d. Levin Michael (1740–1815), Rektor u. Adjunkt d. dt. Predigers, seit 1782 Pastor in Goldingen, u. d. Margarethe Elisabeth Brasche;
    M Caroline Dorothea Adelheide (1803–35), T d. Ernst Daniel Bursy (1756–1831), Pastor in Blieden u. Grenzhof, Propst, Konsistorialrat, u. d. Maria Magdalena Schulz;
    3 B u. a. Heinrich Rudolph (1826–89), Apotheker in M. u. Hasenpoth;
    8 Schw u. a. Thekla (1834–1914, Karl Lichtenstein, Apotheker);
    Halb-Schw Maria (1838–79, Oswald Chomse), Wilhelmina (* 1841, Friedrich Bursy, Rat am kurländ. Kameralhof, S d. Karl Bursy, 1791–1870, Arzt in M., 1849-67 Insp. d. kurländ. Med.verw., Wirkl. Staatsrat, s. Dt.balt. Biogr. Lex.);
    Dorpat 1851 Antonie Elisabeth Sophie (1833–1912), T d. Alexander v. Hueck (1802–42), Prof. f. Anatomie an d. Univ. Dorpat, 1838 Mitgründer u. 1841 Präs. d. Gel. Estn. Ges., Kollegienrat (s. Dt.balt. Biogr. Lex.), u. d. Amalie Jencken (1811–98);
    2 S Oskar (1854–1917, Adele Strauß), Dr. med., Ordinator am Moskauer Findelhaus, seit 1890 prakt. Arzt in Moskau, Carl (* 1859, Caroline Frederike Hesselberg, * 1872), Elektroing. b. d. „Edison Gesellschaft“ in Berlin u. b. Schuckerts Elektrischen Werken in Nürnberg;
    3 T Adelheide (1853–1917), Marie (* 1856, Christoph Ferdinand Waldhauer, 1853–1907, Arzt, Kreisarzt in Windau), Thekla (1870–1946, Bernhard v. Bursy, 1863–1909, Mag. d. klass. Philol., bis 1899 PD an d. Univ. Kiew, 1901-05 Prof. f. griech. Philol. am Hist.-Philol. Inst. in Nežin, Ukraine, s. Dt.balt. Biogr. Lex.);
    N Hugo Lichtenstein (1869–1902), Hist., Stadtarchivar in D., Sekr. d. Gel. Estn. Ges. (s. Dt.balt. biogr. Lex.).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des „Gymnasium illustre“ in Mitau absolvierte S. 1838-41 eine Lehre als Apotheker-Gehilfe bei Wilhelm Rose (1792–1867) in Berlin, ehe er sich an der dortigen Universität für das Fach Medizin immatrikulierte. Er setzte seine Studien 1843/44 bei Justus v. Liebig (1803–73) in Gießen fort, wo er 1844 zum Dr. phil. promoviert wurde (Über Pflanzenschleim u. Bassorin). Auf Empfehlung Liebigs wechselte S. nach Göttingen zu Friedrich Wöhler (1800–82), Rudolph Wagner (1805–64) und Julius Vogel (1814–80). 1845 erwarb er dort mit der Dissertation „Zur vergleichenden Physiologie der wirbellosen Thiere“ den medizinischen Doktorgrad. Im selben Jahr für einige Monate an der St. Petersburger Militärmedizinischen Akademie unter Nikolai Pirogow (1810–81) beschäftigt, erhielt S. 1846 auf Initiative des Physiologen Friedrich Bidder (1810–94) eine Privatdozentur für physiologische und pathologische Chemie an der Univ. Dorpat. Er entfaltete eine rege Forschungstätigkeit, die ihn u. a. zu seiner „Charakteristik der epidemischen Cholera“ (1850) sowie der gemeinsam mit Bidder verfaßten Schrift „Die Verdauungssäfte und der Stoffwechsel“ (1852) führte. Dieses noch heute als „Klassiker“ der Physiologie angesehene Werk enthält den Nachweis, daß es sich bei der freien Säure des Magensaftes um Salzsäure handelt, und eine in ihren wesentlichen Punkten unverändert gültige Theorie der Gallenfunktion und des Gallenkreislaufs. Bahnbrechend waren auch die von Bidder und S. erstmalig ausgeführten Analysen zur Stoffwechsel-Gesamtbilanz des tierischen Organismus.

    1850-52 hatte S. die Professur für Pharmazie an der Univ. Dorpat inne und wurde anschließend o. Professor der Chemie. Zu Beginn seiner Amtszeit konnte er den vom ihm wesentlich konzipierten Neubau des chemischen Laboratoriums im Hauptgebäude der Universität beziehen, der im Zarenreich lange als vorbildlich galt. Bis zum Ende seiner Dienstzeit (1892) widmete sich S. fast ausschließlich den Gebieten der Agrikultur-, Geo-, Hydro- und Umweltchemie. Durch seine Arbeiten beeinflußte er die Entwicklung der zuvor rein empirisch betriebenen Landwirtschaft im Baltikum maßgeblich, etwa durch eine allgemeine Theorie der russ. Schwarzerde, und lieferte einen zu seiner Zeit unerreichten Beitrag zur Hydrologie und Hydrochemie Osteuropas sowie Nordasiens. S., dessen Leistungen schon zu seinen Lebzeiten große Anerkennung fanden, gilt heute als einer der Begründer der Biochemie.

  • Auszeichnungen

    russ. HR (1850);
    Kollegienrat (1853);
    Staatsrat (1857);
    Wirkl. Staatsrat (1869);
    St. Stanislaus-Orden (II. Kl., 1862, I. Kl. 1879);
    russ. St. Annen-Orden (II. Kl., 1872, I. Kl. 1893);
    Mitgl. bzw. Ehrenmitgl. zahlr. wiss. Ges.

  • Werke

    Entwurf e. allg. Unters.methode d. Säfte u. Excrete d. thier. Organismus, 1846;
    De microcrystallometria ejusque in chemia physiologica et pathologica momento, 1846;
    De digestionis natura, ac de ratione qua oscalas calcis per sanguinem in secreta organismi varia transeat, 1846;
    Die Diagnostik verdächtiger Flecke in Criminalfällen, Ein physiolog.-chem. Btr. z. gerichtl. Medicin, 1848;
    ca. 120 Publl. in wiss. Zss.

  • Literatur

    S. S. Zaleski, in: Berr. d. dt. chem. Ges. 27, 1894, S. 963-78;
    anonym, Zur Erinnerung an C. S., 1895 (P);
    F. C. Bing, Friedrich Bidder and C. S., A biogr. Sketch, in: Journal of Nutrition 103, 1973, S. 639-48;
    I. Käbin, Die med. Forsch. u. Lehre an d. Univ. Dorpat/Tartu 1802-1940, 1986, S. 84-97 (P);
    R. S. Roß u. K. Hansel (Hg.), C. S. u. Wilhelm Ostwald in ihren Briefen, 2000 (P);
    R. S. Roß (Hg.), Tageb.aufzeichnungen, Briefe u. wiss. Reiseberr. d. Dorpater Chemikers C. S. aus d. J. 1842 bis 1881, 2002 (W-Verz., P);
    ders., C. S. als physiol. Chemiker, in: I. Kästner u. R. Pfrepper (Hg.), Naturforsch., Experiment u. Klinik, Dt.-russ. Beziehungen in d. naturwiss. Med. d. 19. Jh., 2002, S. 159-89 (P);
    I. Brennsohn, Die Ärzte Estlands v. Beginn d. hist. Zeit bis z. Gegenwart, Ein biugraph. Lex., 1922, S. 513;
    BLÄ;
    Dt.balt. Biogr. Lex.;
    Pagel;
    Pogg. II-IV; |

  • Quellen

    Qu In Dtld. u. Estld. nachgewiesene Autographen wurden v. Roß (2002) ed. u. ausführt annotiert; Amburger-Archiv d. Osteuropa-Inst. (München); Eesti Ajalooarhiiv (Tartu); Latvijas Valsts Vestures Arhivs (Riga); Rossiiskii Gosudarstvennyi Istoricheskii Arkhiv (St. Petersburg).

  • Porträts

    R. Behling, Der Personalbestand d. Univ. Dorpat 1850–70, 1907 (Univ.bibl. Erlangen-Nürnberg);
    T. Ilomets u. H. Palamets (Hg.), Univ. Tartu/Alma Mater Tartuensis 1632-1982, 1982, S. 57;
    A. Koop, 350 J. Univ. Tartu, 1982, S. 21.

  • Autor/in

    R. Stefan Roß
  • Zitierweise

    Roß, R. Stefan, "Schmidt, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 199-200 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122400755.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA