Wirsung, Marcus
- Lebensdaten
- um 1460 – 1521
- Geburtsort
- Augsburg
- Beruf/Funktion
- Drucker ; Kaufmann in Augsburg ; Apotheker ; Buchhändler ; Verleger ; Kaufmann ; Buchdrucker ; Musikdrucker ; Musikverleger ; Buchhändler
- Konfession
- katholisch?
- Normdaten
- GND: 120963507 | OGND | VIAF: 164942784
- Namensvarianten
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- Wirsung, Marx
- Wirsung, Markus
- Würsung, Marcus
- Wirschung, Marcus
- Wirsing, Marcus
- Virsungus, Marcus
- Wirsung, Marcus
- Wirsung, Marx
- Wirsung, Markus
- Würsung, Marcus
- Wirschung, Marcus
- Wirsing, Marcus
- Virsungus, Marcus
- Würsung, Marx
- Würsung, Marcus
- Vuirsung, Marcus
- Wyrsung, Marcus
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Wirsung, Marx (Marcus) (Wirsing, Würsung, Wyrsung)
| Kaufmann, Buchführer, Druckereibesitzer, * um 1460 Augsburg, † Ende 1521 Augsburg.
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Genealogie
Aus seit 1452 in A. nachweisbarer Fam.;
V →Georg (I) († 1489/90), Kaufm. in A.;
M N. N.;
⚭ 1) Augsburg 1485 Veronica (?) († v. 1501?), T d. Paul Christell († 1503), Kaufm. in A., 2) Augsburg 1501 Agatha, T d. →Leonhard (I) Sulzer (1458–1533), Kaufm. in A.;
mind. 2 (?) S aus 2) →Christoph (n. 1501–71, ref., ⚭ Anna v. Furtenbach), hielt sich bis 1520 in Italien auf, Apotheker in A., Übers. v. Fernando de Rojas’ „La Celestina“ aus d. Span. ins Dt., 1520 in W.s Offizin gedr., ²1534, Vf. e. dt. Sonetts u. e. 14 000 Rezepte umfassenden Rezeptslg. „Ain new Artzney-Buch“, 1568 mit zahlr. Aufll. u. Übers. ins Holländ. 1589 u. Engl. 1598, Übers. v. Schrr. →Bernardino Ochinos aus d. Ital., befreundet mit →Konrad Gesner, zuletzt in Heidelberg (s. W, L), →Hieronymus, 1541 Apotheker in A.;
E Maria († 1571, ⚭ →Christoph [v.] Ehem, 1528–92, Patrizier in A., Jur., kurpfälz. Kanzler, s. NDB IV;
Verwandte →Markus († 1552), Apotheker, Buchdrucker in A., →Hieronymus (1512–72), Arzt in A., →David (1554–92), Dr. med., Stadtarzt in A. (s. Gen. 2), →Johann Georg (s. 2). -
Biographie
Ob W., dessen Lebensdaten nicht genau bekannt sind, in Basel und Freiburg (Br.) studierte, wie bislang in der Forschungsliteratur vertreten wird, ist nicht gesichert (vermutlich liegt eine Namensverwechslung vor). Wahrscheinlich erlernte er den väterlichen Beruf des Kaufmanns, wofür auch seine erste Eheverbindung spricht. 1485 ist er in Augsburg anläßlich seiner Heirat nachweisbar; 1496 erwarb er ein Haus mit Apotheke bei St. Moritz – ob er jedoch diese selbst führte, ist fraglich. Vielmehr handelte er in größerem Stil mit Gewürzen (und Heilpflanzen?), wobei er in Geschäftsverbindungen mit der europaweit agierenden Welser-Gesellschaft stand.
Bislang nicht bekannt ist, ob er darüber hinaus – wie seine Söhne–Bank- und Wechselgeschäfte in Antwerpen und Venedig tätigte.
Durch seine zweite Ehe 1501 erhielt er Zutritt zur Herrenstube des Augsburger Patriziats.
Seit 1502 wandte sich W. auch dem Buchhandel zu und eröffnete 1518 – zusammen mit dem Stadtarzt und Apotheker Dr. med. →Sigmund Grimm (um 1480 – v. Okt. 1530) – eine Druckerei, deren Betriebsleiter der Halbbruder von Grimm und gelernte Buchdrucker →Simprecht Ruff († n. 1535) wurde.
W. und Grimm verbanden, neben ihrer beruflichen Tätigkeit und Zugehörigkeit zur wirtschaftlichen und sozialen Führungsschicht Augsburgs, auch gemeinsame gelehrte und humanistische Interessen. Beide zählten zum erweiterten Kreis der ‚Sodalitas Augustana‘ um →Konrad Peutinger (1465–1547). In diesen Zusammenhang ist z. B. die Publikation „De bello Gothorum“ von Agathias de Myrina (VD16 A-612) von 1519 einzuordnen. Das Druckprogramm insgesamt war zunächst auf ein gelehrtes humanistisches Publikum ausgerichtet. So wurden viele Schriften von →Erasmus von Rotterdam (1466/69–1536) in Deutsch und Latein publiziert. Eine Reihe ihrer Autoren gehörte zu dem Humanistenkreis, der im Dienst von Ks. →Maximilian I. (1459–1519) stand. Mit dem Tod W.s Ende 1521 änderte sich die Ausrichtung tiefgreifend – die Druckerei stellte sich auf die Publikation von Reformationsschriften um. Trotzdem ging Grimm 1527 in Konkurs, und die Druckerei von Grimm und W., aus der rund 350 Drucke hervorgegangen sind, wurde geschlossen. Zu ihren herausragenden Werken außerhalb des regulären Druckprogramms gehört der Notendruck des „Liber selectarum cantionum“, der 1520 von →Ludwig Senfl (1489/91–1543), Hofkapellmeister Ks. →Maximilians I., herausgegeben wurde, sowie der monumentale Augsburger Stadtplan des Goldschmieds →Georg Seld (um 1454–1527) von 1521.
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Werke
|Reimpaargedicht v. e. erot. Abenteuer mit e. Wäscherin (Nürnberg GNM, Slg. Merkel Hs. 2° 966, fol. 76);
– Hg.: Turnierbüchlein, 1518 (VD16 W 1175 f.);
– fast vollst. W-Verz.: VD 16;
– zu Christoph: Das Heidelberger Artzney Buch 1568 d. C. W., hg. v. U. Schofer u. K. Pfister, 2011 (Faks.);
–Qu StadtA Augsburg. -
Literatur
|E. Schott, Btrr. z. Gesch. d. Carmeliterklosters u. d. Kirche v. St. Anna in Augsburg, in: Zs. d. hist. Ver. f. Schwaben u. Neuburg 5, 1878, S. 259–327, bes. S. 284 u. ebd. 7, 1880, S. 164–232, bes. S. 230 f.;
M. Radlkofer, Die humanist. Bestrebungen d. Augsburger Ärzte im 16. Jh., ebd. 20, 1895, S. 25–52;
A. Gamba u. K.-A. Doehnel, Johann Georg W., e. Augsburger Med. u. Gel., ebd. 82, 1989, S. 95–103;
A. Kirchhoff, Buchhändler. Geschäftspapiere aus d. Jahren 1523 bis 1530, in: Archiv f. Gesch. d. dt. Buchhandels 8, 1880, S. 286–95;
A. Haemmerle, Die Hochzeitsbücher d. Augsburger Bürgerstube u. Kaufleutestube bis z. Ende d. Reichsfreiheit, 1936, Nr. 106 (Wirsung) u. Nr. 201 (Grimm);
H. Grimm, Die Buchführer d. dt. Kulturbereichs, in: Archiv f. Gesch. d. dt. Buchwesens 7, 1967, Sp. 1153–1772, Nr. 175 f.;
G. Gensthaler, Das Medizinalwesen d. freien Reichsstadt Augsburg bis z. 16. Jh., 1973;
H.-J. Künast, „Getruckt zu Augspurg“, Buchdruck u. Buchhandel in Augsburg zw. 1468 u. 1555, 1997;
W. Reinhard (Hg.), Augsburger Eliten d. 16. Jh., 1997, Nr. 1485, 1486 u. 1294;
P. Geffcken u. M. Hä|berlein (Hg.), Rechnungsfragmente d. Augsburger Welser-Ges. (1496–1551), Oberdt. Fernhandel am Beginn d. neuzeitl. Weltwirtsch., 2014;
Augsburger Stadtlex.;
Vf.-Lex. MA²;
– zu Christoph: ADB 43;
J. Wilde, Christopherus W., d. bedeutendste Apotheker d. 16. Jh., in: Süddt. Apotheker-Ztg. 77, 1937, S. 737–39;
K. V. Kish u. U. Ritzenhoff (Hg.), Die Celestina-Übers. v. C. W., Ain hipsche Tragedia (Augsburg 1520), Ainn recht liepliches Buechlin (Augsburg 1534), 1984;
K. Pfister u. U. Schofer, „Allen Hausvattern entsprüngender nutz“, Das Heidelberger „Artzney Buch“ d. Apothekers C. W. (1500–1571), 2009;
BLÄ;
VD 16;
Augsburger Stadtlex.;
Repert. Academicum Germanicum. -
Autor/in
Hans-Jörg Künast -
Zitierweise
Künast, Hans-Jörg, "Wirsung, Marx (Marcus) (Wirsing, Würsung, Wyrsung)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 280-281 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120963507.html#ndbcontent