Lebensdaten
1833 – 1896
Geburtsort
Narva (Estland)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Komponist ; Violinist ; Musiklehrer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 119322897 | OGND | VIAF: 3278109
Namensvarianten
  • Ehm, W. (Pseudonym)
  • Ritter, Alexander
  • Ehm, W. (Pseudonym)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ritter, Alexander, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119322897.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1788–1839), aus im 17. Jh. v. Lübeck nach N. ausgewanderter Fam., Kaufm.;
    M Julie Momma (1794–1869), aus Hamburger Fam., zog 1841 nach Dresden, wo sie mit R. Wagner Freundschaft schloß u. diesen im späteren Schweizer Exil auch finanziell unterstützte (s. L);
    B Carl Gottfried (1830–91), Musiker, Dramatiker (s. M. Redlich, Lex. dt.balt. Lit., [1989];
    3 Schw;
    1854 Franziska (1829–95), Schausp., T d. Albert Wagner (1799–1874), Sänger, Regisseur am Residenztheater in Würzburg, N d. Ottilie (1811–83, Herrmann Brockhaus, 1806–77, o. Prof. d. oriental. Sprachen in Leipzig, s. NDB II) u. d. Richard Wagner (1813–83), Komp. (s. MGG; Riemann; New Grove; L);
    3 T u. a. Hertha (1873–1913, Siegmund v. Hausegger, 1872–1948, Komp., Dirigent, s. NDB VIII; L), Sängerin;
    N Marie ( Friedrich Rösch, 1862–1925, Komp., s. Riemann; L), Erika (1887–1963, Karl Ritter, 1888–1977, Regisseur, Produzent, s. NDB 21).

  • Biographie

    R. wuchs in Dresden auf, wo er beim 2. Konzertmeister der Hofkapelle, Franz Schubert, Violinunterricht erhielt. Zusammen mit seinem Freund Hans v. Bülow begründete er hier eine lebenslange Freundschaft mit Franz Liszt und Richard Wagner, dem er erstmals 1846 begegnete. Nach Studien bei Ferdinand David in Leipzig 1849-51 folgte R. 1854 Liszt nach Weimar, um dort den Posten des 2. Kapellmeisters anzutreten. 1856 wurde er für zwei Jahre Konzertmeister und Musikdirektor am Stadttheater Stettin. An einen zweijährigen, v. a. der Komposition gewidmeten Aufenthalt in Dresden schlossen sich als Zwischenstation Schwerin, wo seine Frau 1860 ein Engagement am Hoftheater antrat, und erneute Studien bei David in Leipzig an. 1863 übersiedelte R. nach Würzburg, wo er und seine Frau 19 Jahre lebten und zunächst gemeinsam am Theater wirkten. Von den vielfältigen künstlerischen Plänen in Würzburg ließen sich nur wenige verwirklichen, u. a. die Vorstellung der noch weitgehend unbekannten späten Streichquartette Beethovens. 1867 ging R. nach Paris, um sein Violinspiel bei Léonard und Massard zu vervollkommnen; gelegentlich trat er als Solist und Dirigent auf. 1873 war er kurzzeitig in Chemnitz tätig. Wirtschaftliche Schwierigkeiten nötigten ihn 1875, in Würzburg eine Musikalienhandlung zu eröffnen, die er 1882 wieder verkaufte.

    Aus der künstlerischen Stagnation führte ihn 1882 die Berufung zum 2. Konzertmeister der unter Bülows Leitung stehenden Meininger Hofkapelle. In diese Zeit fällt die Bekanntschaft mit Richard Strauss, der hier seit 1885 als 2. Kapellmeister engagiert war. 1883, 1884 und 1886 wirkte R. im Bayreuther Festspielorchester mit. Nach Bülows Rückzug 1886 folgte er Strauss nach München. Dort wurde R. zum Wortführer und Mentor einer Gruppe junger Komponisten, die er mit der Musik v. a. Wagners und Liszts, den Schriften Wagners und der Philosophie Schopenhauers vertraut machte. Zu dieser sog. „Ritterschen Tafelrunde“ gehörten neben Strauss u. a. Ludwig Thuille, Max v. Schillings, Hermann Bischof, Fritz Neff und Friedrich Rösch – Komponisten, die unter dem Namen „Münchner Schule“ in die Musikgeschichte eingingen (auch Arthur Seidl, späterer Hg. v. Schriften u. Briefen Nietzsches, sowie d. Dichter Josef Hofmiller gehörten dem Kreis an).

    R.s Bedeutung liegt weniger in seinem kompositorischen Schaffen als in seiner Rolle als Wegbereiter der Neudt. Schule. Viele der frühen Werke v. a. von Strauss und Thuille entstanden im geistigen Austausch mit R. Andererseits setzte sich Strauss für R.s Werk ein, und leitete u. a. die Uraufführung seiner Oper „Wem die Krone?“ (1890).

    Seine eindrucksvollsten kompositorischen Leistungen erreichte R. in seinen Liedvertonungen, die sich ganz in den Dienst des Textes stellen, dabei frühimpressionistische Klangwirkungen erzielen. R.s Opemeinakter lösten sich in der Wahl des Sujets als humoristische Einakter vom Wagnerschen Vorbild; seine symphonischen Dichtungen stehen in der Tradition Liszts.

  • Werke

    u. a. Opern: Der faule Hans, 1885;
    Wem die Krone?, 1890 (jeweils zu eigenem Libretto);
    ca. 60 Lieder, u. a.
    d. Zyklen Schlichte Weisen (F. Dahn), op. 2, Liebesnächte (Lenau, Leutrum, Eichendorff, Ritter), op. 4;
    Symphon. Dichtungen:
    Erot. Legende, 1890;
    Olafs Hochzeitsreigen, Symphon. Walzer, op. 22;
    Sursum corda, Eine Sturm- u. Drang-Phantasie, op. 23, 1894;
    Ks. Rudolfs Ritt zum Grabe, 1895;
    – Chorwerke, e. Streichquartett, e. Klavierquintett, Klavierstücke;
    Dichtungen:
    Libretto zu L. Thuille, Theuerdank, 1897 (Ps. W. Ehm);
    Tod u. Verklärung, Gedicht, nachträgl. (wohl 1890) verfaßt z. Drucklegung v. R. Strauss' gleichnamiger Symphon. Dichtung (1891);
    Schrr.
    u. a.: Verfall u. Reform, Eine Schilderung dt. Theaterzustände nebst e. Vorschlag z. Reorganisation d. Provinzialbühnen, 1865;
    Drei Kapitel v. Franz Liszt, v. d. hl. Elisabeth in Karlsruhe u. v. unserem ethischen Defekt, in: Bayreuther Bll. 13, 1890, S. 380-88;
    Was lehrt uns d. Festspielj. 1891, ebd. 15, 1892, S. 1-20;
    Tendenz – Sentenz, ebd. 18, 1895, S. 354-57 (mit H. v. Wolzogen).

  • Literatur

    F. Rösch, in: Musikal. Wbl. 29, 1898;
    S. v. Hausegger, A. R., Ein Bild seines Charakters u. Schaffens, hg. v. R. Strauss, 1907;
    R. Louis, Die dt. Musik d. Gegenwart, 1909;
    R. Strauss. Betrachtungen u. Erinnerungen, hg. v. W. Schuh, 1949, erw. ²1957, ³1981;
    W. Schuh, Richard Strauss, lugend u. frühe Meisterjahre, 1976;
    Richard Strauss – Ludwig Thuille, Ein Briefwechsel, hg. v. F. Trenner, 1980;
    Jugendstil-Musik? Münchener Musikleben 1890-1918, zus.gestellt v. R. Münster, 1987;
    Riemann;
    MGG;
    New Grove;
    New Grove²;
    zu Julie Mamma:
    Richard Wagner, Sämtl. Briefe, hg. v. d. Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth, III-XII, 1975-2001;
    Wagner-Briefe-Verz., hg. v. W. Breig, M. Dürrer u. A. Mielke, 1998.

  • Porträts

    Doppelportrait A. R. u. Richard Strauss, Öl/Lwd., v. L. Gf. v. Kalkreuth, 1890 (Garmisch, Richard-Strauss-Archiv);
    Phot., Abb. in: Hausegger (s. L).

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Ritter, Alexander" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 661-662 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119322897.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA