Lebensdaten
1650 – 1718
Geburtsort
Lucca
Sterbeort
Lucca
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118998315 | OGND | VIAF: 76399690
Namensvarianten
  • Martinelli, Domenico
  • Martineli, Domenico
  • Martinelli Spoletano, Domenico
  • mehr

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Zitierweise

Martinelli, Domenico, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118998315.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paolino ( vor 1660). Feldmesser;
    M Chiara Pallavicini.

  • Biographie

    Nach dem Wunsch des Vaters erhielt M. eine erste Ausbildung als Feldmesser in Lucca. Er schlug sodann die geistliche Laufbahn ein und wurde 1673 zum Priester geweiht, widmete sich jedoch zunehmend architektonischen Studien. 1678 übersiedelte er nach Rom und studierte an der Accademia di San Luca. 1679 und 1680 erhielt er hier den ersten Preis der Architekturklasse und wurde 1683 zum Professor für Architektur und Perspektive gewählt. Neben seiner Lehrtätigkeit sind in den folgenden Jahren nur kleinere Planungen von Altären und Kapellen für seine Heimatstadt sowie riesige Phantasieprojekte einer Memorialkirche und eines Landschlosses Francavilla für den poln. König Jan III. Sobieski überliefert. Trotz der geringen Praxis als Architekt übersiedelte M. 1690 auf Wunsch adeliger Bauherren nach Wien und hielt sich während der folgenden 15 Jahre fast ausschließlich nördlich der Alpen auf. Sein strenger, an der klassischen Richtung des röm. Barock von Carlo Rainaldi und Carlo Fontana geschulter Stil war zunächst überaus erfolgreich. M. entwarf zahlreiche Stadtund Gartenpaläste in Wien, darunter das Palais Harrach (seit 1690), das Palais Kaunitz-Liechtenstein (seit 1691) und den Gartenpalast Liechtenstein (seit 1691). Er schuf Landschlösser für Böhmen und Mähren und wurde auch für Planungen der Paläste Sternberg und Kolowrat nach Prag weitervermittelt. Sein wichtigster Gönner. Dominik Andreas Gf. Kaunitz, nahm ihn auf seine diplomatischen Reisen nach Deutschland und Holland mit. M. studierte dort technische Einrichtungen von Mühlen und Brauereien und wurde von Kaunitz auch für Bauplanungen an Kf. Johann Wilhelm von der Pfalz und Lothar Franz v. Schönborn empfohlen. Nach Wien zurückgekehrt (1698), erhielt er zunächst noch einige größere Aufträge für Schloß Landskron (Böhmen) und für Umbauten am Kloster Hradisch b. Olmütz. Mehr und mehr beschränkte sich seine Tätigkeit aber auf die eines Hausarchitekten für Gf. Kaunitz. Neben dem großzügigen Ausbau von Austerlitz b. Brunn zum Residenzschloß (seit 1691) des Reichsvizekanzlers waren es zumeist kleinere Umbauten von Landpfarrkirchen und Wirtschaftsbauten in Mähren. Nach einem kurzen Aufenthalt in seiner Heimat (1699/1700) kehrte M. für weitere fünf Jahre nach Wien und Mähren zurück, fand hier jedoch nur wenige neue Aufträge (Gestütshof in Neu-Kaunitz, Entwürfe für Ungar.-Brod). Nach dem Tod des Gf. Kaunitz (1705) kehrte M. endgültig nach Italien zurück. Für kurze Zeit lehrte er noch in Rom an der Accademia di San Luca, mußte sich jedoch bald wegen Erfolglosigkeit nach Lucca zurückziehen, wo er 1718 verarmt starb.

    Die Bedeutung M.s liegt in seiner Rolle als Vermittler von Ideen der röm. Barockarchitektur in den Bereich nördlich der Alpen im Jahrzehnt 1690-1700. Während zur selben Zeit Joh. Bernhard Fischer v. Erlach den hochbarocken Stil Berninis und Borrominis vertrat, pflegte M. eher die klassisch-strenge Richtung der ital. Barockarchitektur. Dieser Stil war besonders für den Palastbau im letzten Jahrzehnt des 17. Jh. in Mitteleuropa bestimmend und bezeichnet in der Architektur dieser Zeit einen entwicklungsgeschichtlich wichtigen, wenn auch kurzlebigen Abschnitt. Obwohl M. keine Schüler herangebildet hat – lediglich der in Prag tätige G. B. Alliprandi ist deutlich von M.s Stil geprägt –, wurden einzelne seiner in zahlreichen Projekten niedergelegten Ideen noch bis in die Mitte des 18. Jh. aufgegriffen und weiterverarbeitet.

  • Werke

    Weitere W Lucca, Altäre in S. Andrea u. S. Nicolo, 1680/90. – Neu- u. Umbauten v. Landkirchen u. Wirtsch.bauten in Mähren: Letonitz, Rausnitz. –| Projekte f. Poläste in Wien: Sinzendorf, Obizzi, Czernin: Prag: Sternberg, Kolowrat, Martinitz;
    Böhmen. Mähren, Polen u. Dtld. (Mainz, Düsseldorf, Würzburg). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Lucca. Biblioteca Statale; Mailand. Civiche Raccolte d'Arte, Castel Sforzesco, Collezione Martinelli.

  • Literatur

    G. B. Franceschini, Memorie della vita di D. M., 1772 (P);
    H. Tietze. D. M. u. s. Tätigkeit in Österreich, in: Jb. d. Kunsthist. Inst. Wien 13, 1919, S. 1-46 (P);
    D. Frey, J. B. Fischer v. Erlach, in: Wiener Jb. f. Kunstgesch. NF 1, 1921/22, S. 93-214;
    H. G. Franz, Stud. z. Barockarchitektur in Böhmen u. Mähren, 1943;
    E. Hubala, Schloß Austerlitz in Südmähren, in: Stifter-Jb. 5, 1957, S. 174-200;
    Z. Rewski, Architekci G. B. Colombo i D. M. a Jan III Sobieski, in: Bjuletin historii sztuki 9, 1947, S. 322-40;
    V. Richter, Náčrt činnosti D. M. na Moravě, in: Sborník prací filozofické Fakulty Brněnské Univerzity F 7, 1963, S. 49-88;
    H. Lorenz, D. M.s Projekt f. Schloß Austerlitz (Slavkov u. Brna) in Mähren, in: Umění 29, 1981, S. 250-58;
    ders., D. M. u. Prag, ebd. 30, 1982, S. 21-34;
    ders., D. M. in Mähren, in: Sborník prací filosofické Fakulty Brněnské Univerzity F 30/31, 1987, S. 43-51;
    ders., D. M. u. d. österr. Barockarchitektur, 1990;
    ThB. – Eigene Archivstud.

  • Porträts

    Stich v. A. Gianelli n. e. verschollenen Gem. v. G. B. Gaulli (Il Baciccia), Abb. in: Franceschini (s. L) u. H. Tietze (s. L).

  • Autor/in

    Hellmut Lorenz
  • Zitierweise

    Lorenz, Hellmut, "Martinelli, Domenico" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 294-295 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118998315.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA