Lebensdaten
1853 – 1921
Geburtsort
Langendembach (Thüringen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bibliothekar ; Buchhistoriker ; Cicero-Forscher
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118795783 | OGND | VIAF: 76304745
Namensvarianten
  • Schwenke, Georg Paul
  • Schwenke, Paul
  • Schwenke, Georg Paul
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schwenke, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795783.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus thür. Pfarrerfam.;
    V Bernhard (1816–85), Pfarrer in L., S d. Traugott Friedrich (1772–1839), Pfarrer in L.;
    M Caroline (1824–1909), T d. Christian Karl Lindig (1788–1864), Pfarrer in Grosskamsdorf; Gr-Tante Wilhelmine (1780–1871), Vertraute d. Caroline v. Wolzogen, der Schwägerin Schillers (s. L);
    Eisenach 1880 Anna (1855–1936), T d. Anton Ludwig Schomburg (1825–1901), Kaufm. in Eisennach, u. d. Bertha Habicht (1829–1905);
    1 S Karl Hermann (1883–1923), Dr. iur., Landger.rat in Lyck (Ostpr.), Mittenwalde (Mark) u. Schwerin, 3 T u. a. Elsbeth (1887–1935), Dr. phil., Lyzeumsdir.;
    E Peter Boerner(-Schwenke) (* 1926), Dr. phil., Kustos am Goethe-Mus. d. Anton u. Katharina-Kippenberg-Stiftung, Düsseldorf, Hg. d. dtv-Gesamtausg. v. Goethes Werken., 45 Bde., 1961–63, Prof. f. German Studies in Bloomington (Indiana, USA) (s. B. Filaretow, Lex. dt.balt. Wissenschaftler, 1994; L).

  • Biographie

    S. besuchte 1865–70 das Gymnasium in Eisenach, begann 1870 in Leipzig ein Studium der Theologie und wurde als Kriegsfreiwilliger im Dt.-franz. Krieg verwundet. 1871 nahm er sein Studium, nun in der Klassischen Philologie, an der Univ. Breslau wieder auf und wurde 1875 bei Anton Geuther (1833–89) in Jena mit der Dissertation „De Ciceronis librorum de duorum natura fontibus Graecis“ promoviert, im selben Jahr folgte die Staatsprüfung für das höhere Lehramt und der Eintritt in den Dienst der Universitätsbibliothek Greifswald (1875 Hilfsarbeiter u. Assistent, 1876 Kustos), wo ihn Max Perlbach (1848–1921) in das Bibliothekswesen einführte. 1879 arbeitete S. unter der Leitung Emil Steffenhagens (1838–1919) an der Universitätsbibliothek Kiel, 1887 wurde er als Unterbibliothekar nach Göttingen versetzt, wo Karl Dziatzko (1842–1903) S.s spätere Forschungen zur Geschichte des älteren Buchdrucks und der alten Einbände anregte. 1893 wurde S. als Nachfolger Karl Gerhards (1847–1921) zum Direktor der Universitätsbibliothek in Königsberg (Pr.) ernannt. Hier organisierte er die Verwaltung neu, setzte das Pflichtexemplarrecht durch und verband die Universitätsbibliothek Königsberg im dt. Leihverkehr mit Berlin und den höheren Lehranstalten Ost- und Westpreußens. Durch die Ausstellung der Silberbibliothek Hzg. Albrechts anläßlich der 350-Jahrfeier der Universität und den Nachweis, daß 17 von 20 Bänden von einheimischen Künstlern gestaltet worden waren, lenkte er die Aufmerksamkeit nicht nur der Fachwelt auf Königsberg. Als Mitbegründer und erster Vorsitzender des Vereins Dt. Bibliothekare (1900) sowie als Mitgestalter des „Jahrbuchs der dt. Bibliotheken“ führte S. in Deutschland die laufende Bibliotheksstatistik ein. 1899 wurde er als Direktor der Druckschriftenabteilung der Kgl. Bibliothek nach Berlin unter dem Generaldirektor August Wilmanns (1833–1917) berufen. Die von Friedrich Althoff neu geschaffene Stelle eines ersten (bibliothekarischen) Direktors an der Kgl. Bibliothek wurde 1906 mit S. besetzt, der auch dem neu geschaffenen ministeriellen Beirat für Bibliotheksangelegenheiten angehörte. Er setzte sich für eine Vermehrung des Fachpersonals und neue Ausbildungswege ein. 1914 führte S. den Umzug in das neue von Ernst v. Ihne geplante Gebäude Unter den Linden durch. Durch Übernahme inländischer Büchersammlungen versuchte S., den weitgehehenden Wegfall von Neuerwerbungen ausländischer Literatur während des 1. Weltkrieg zu kompensieren. Einige Monate nach seiner Versetzung in den Ruhestand 1921 verstarb S. an einem Schlaganfall. Er hinterließ seine Handbibliothek als Ausbildungsbibliothek für den Nachwuchs (Sammlung Schwenke), seinen brieflichen Nachlaß sowie seine Sammlung zur Geschichte des alten Bucheinbands (Durchreibungen von Buchbinderstempeln) der Handschriftenabteilung.

    S. galt als hervorragender Kenner des europ. und nach seiner Amerika-Reise 1911/12 auch des amerik. Buch- und Bibliothekswesens; dennoch betrachtete er die sich entwickelnde Bibliotheks- und Buchwissenschaft als angewandte Philologie. Die Methoden seiner wissenschaftlichen Arbeiten sind in erster Linie historisch-philologische, wie schon die frühen Arbeiten „Die Silberbibliothek Hzg. Albrechts von Preußen“ (1894, mit K. Lange), „Zur altpreuß. Buchdruckergeschichte 1492–1523“ (Slg. bibl.wiss. Arbb. 8, 1895 u. 13, 1900) und „Hans Weinrich und die Anfänge des Buchdrucks in Königsberg“ (1896) zeigen.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ges. d. Bibliophilen, Weimar, d. Maximilian-Ges., d. Ges. f. Typenkunde u. d. Ehrenausschusses d. Gutenberg-Ges.;
    preuß. Roter Adler-Orden (IV. Kl. 1901, III. Kl. 1911);
    preuß. Kronenorden (III. Kl. 1908, II. Kl. 1914);
    Kommandeurskreuz II. Kl. d. schwed. Nordsternordens (1918);
    Geh. Reg.rat (1905);
    Rat 3. Kl. (1906).

  • Werke

    Weitere W u. a. Unterss. z. Gesch. d. ersten Buchdrucks, 1900;
    Die Donat u. Kalendertype, 1903;
    Die Berliner Druckerei d. Hans Weiß 1540–47, in: Aus d. ersten Zeiten d. Berliner Buchdrucks, 1910 (mit E. Voullième);
    Hg.:
    Zbl. f. Bibl.wesen, 1904–1921;
    FS z. Gutenbergfeier, 1900;
    Seltene Drucke d. Kgl. Bibl., 1. Die Türkenbulle Pabst Calixtus III, 1911, 2. Die 42zeilige Bibel v. Johs. Gutenberg, Mainz 1450–1453, Faks.-Neudr. 1, 1913;
    – Die Schwenke-Slg. Got. Stempel- u. Einbanddurchreibungen, nach Motiven geordnet u. n. Werkstätten bestimmt u. beschrieben v. I. Schunke, fortgef. v. K. v. Rabenau, i. A. d. Staatsbibl. zu Berlin, Preuß. Kulturbes. hg. v. H. Lülfing, 2 Bde., 1996;
    Digitalisierung d. „Schwenke-Slg.in Arbeit.

  • Literatur

    L W. Schultze, Die Schrr. P. S., in: Btrr. z. Bibl.- u. Buchwesen, P. S. z. 20. März 1913 gewidmet, 1913,|S. 516 (W-Verz., P);
    ders., H. Naetebus, E. Kunert, A. v. Harnack, H. Degering, P. S., Ansprachen, in: Zbl. f. Bibl.wesen. 39, 1922, S. 57–81 (P);
    S. Eschke, P. S., Eine Bibliogr. d. Schrr. v. u. über ihn, Dipl.arb. Wiss. Bibl. Berlin 1977 (W- Verz.);
    W. Schochow, P. S. als Bibliothekar, Bibl.politiker u. Buchwiss., in: Bibl. u. Wissenschaft 35, 2002, S. 207–20;
    P. S., Bibliothekar u. Buchwissenschaftler, Btrr. d. Symposiums in d. Hzg.-August-Bibl. am 29. u. 30. Nov. 2004, hg. v. M. Knoche u. a., Bibl. u. Wissenschaft 38, 2005 (W, L, P), darin u. a. P. Boerner-Schwenke, P. S. zw. Amt u. Zuhause, S. 5–28, W. Schochow, Die Berliner Staatsbibl. u. ihr Umfeld, 2005, S. 219–31(P);
    M. Komorowski, P. S. in Königsberg 1893–1899, Seine Königsberger Zeit im Spiegel d. Korr. mit Karl Dziatzko, in: Regionaler Kulturraum u. intellektuelle Kommunikation v. Humanismus bis ins Za. d. Internet, FS f. Klaus Garber, hg. v. A. A. Walter, 2005, S. 391–411;
    E. Alberti, Lex. schleswig-holstein.-lauenburg. u. eutin. Schriftst. v. 1866–82, II, 1882;
    J. N. Weisfert, Biogr.-lit. Lex. f. d. Haupt- u. Residenzstadt Königsberg u. Ostpreußens, ²1898;
    H. Paalzow, in: DBJ III, S. 238–42;
    K. Bader, Lex. dt. Bibliothekare, 1925;
    I. Gundermann, in: Altpreuß. Biogr. III;
    Qu
    Personalakten Staatsbibl. Preuß. Kulturbes., Hs. Abt.;
    zu Wilhelmine:
    Langendembacher Pfarrerstochter die treue Seele Schillers, in: Heimatgeschichten aus d. Orlatal 10, 2005, H. 1, S. 22–25.

  • Autor/in

    Johannes Buder
  • Zitierweise

    Buder, Johannes, "Schwenke, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 67-69 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118795783.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA