Lebensdaten
1882 – 1962
Geburtsort
Rosenberg (Böhmen)
Sterbeort
Tel Aviv (Israel)
Beruf/Funktion
Musikpädagoge ; Kulturpolitiker ; Mäzen ; Pianist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118722085 | OGND | VIAF: 18017224
Namensvarianten
  • Kestenberg, Leo
  • Cestenberg, Leo

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Kestenberg, Leo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722085.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (* 1856), Kantor in R., dann Oberkantor d. jüd. Gemeinde in Reichenberg/Böhmen;
    M Julie Fischer (* 1860);
    1908 N. N.;
    2 T.

  • Biographie

    Nach Gymnasialstudien in Reichenberg besuchte K. als Schüler von F. Kullak, Hermann Scholtz, F. B. Busoni und Gustav Dippe die Neue Akademie der Tonkunst in Berlin und war anschließend in Dresden Kompositionsschüler von F. Draeseke. Zunächst als Pianist und Klavierlehrer der Ausbildungsklassen des Sternschen Konservatoriums und des Klindworth-Scharwenka-Konservatoriums zu Berlin tätig, wandte er sich nach der Gründung des Zentral-Bildungsausschusses der SPD (1906) bevorzugt der Bildungsarbeit in dieser Partei zu, indem er künstlerische Kommissionen gründete, dem Berliner Volkschor ins Leben rief und den Verband der Volksbühnenvereine präsidierte. Langjährige Beschäftigung mit musikpädagogischen Fragen führten am 1.12.1918 zu seiner Berufung als künstlerischer Beirat und Referent für musikalische Angelegenheiten in das preußische Kultusministerium. 1921 erfolgte seine Ernennung zum Professor an der Hochschule für Musik in Berlin, 1922 zum Leiter der neu errichteten Musikabteilung des Zentralinstituts für Erziehung. Mit den von diesem jährlich veranstalteten Reichs-Schulmusikwochen beginnt, angeregt unter anderem durch die damalige musikalische Jugendbewegung und begleitet von einer Reihe musikpädagogischer Veröffentlichungen sowie wichtiger Chorgesang-, Kirchenmusik- und Schulmusikkongresse, K.s noch heute als vorbildhaft geltendes großes musikerzieherisches Reformwerk (Kestenberg-Reform) Gestalt zu gewinnen, dessen Durchführung der preußische Landtag 1923 beschloß. Mit ihm erhielt die Musikerziehung neue Aufgabenbereiche und breiteste Wirkungsmöglichkeiten, die im Sinne des sozialdemokratischen Ideals der Massenbildung Normen für Musikunterricht und Musikpflege in Hort und Kindergarten (1928), Volksschule (1927), mittlerer (1925), höherer (1924) und Hoch-Schule (1922), sowie für die Ausbildung und staatliche Prüfung von Schulmusikern und Privatmusiklehrern setzte. Dieses freilich nur zum Teil realisierte Programm, das unter anderem die Erhebung des Berliner Kirchenmusikinstituts zur Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik und die Berufung von Busoni, Hans Pfitzner, Arnold Schoenberg, Heinrich Kaminski, Fritz Jöde, Paul Hindemith und Franz Schreker an die Berliner Hochschule für Musik im Gefolge hatte, brachte K. 1929 die Ernennung zum Ministerialrat ein. 1933 aus allen Ämtern entfernt, ließ er sich in Prag nieder, wo er als Referent für Musikerziehung im tschechoslowakischen Schulministerium tätig war sowie unter anderem eine Internationale Gesellschaft für Musikerziehung gründete. 1938 emigrierte er nach Paris|und ließ sich 1939 in Israel nieder, wo er die administrative Leitung des Palestine Orchestra erhielt. 1945 gründete er das Schulmusiklehrinstitut in Tel-Aviv, an dem er, zusammen mit Herzl Schmueli, bis ins hohe Alter Seminare für Musikerzieher in Kindergärten, Volks- und Mittelschulen abhielt.

  • Werke

    Beethoven, Fidelio, Einführung, 1909;
    Musikerziehung u. Musikpflege. 1921;
    Beethoven-Feier, Anregungen, 1926;
    Schulmusikunterricht in Preußen, 1927;
    Der Musiklehrer, ³1928;
    Musikpäd. Gegenwartsfragen, 1928;
    Musikpflege im Kindergarten, 1929;
    Schulmusik u. Chorgesang, 1930;
    Der Privatunterricht in d. Musik, ⁵1932;
    Bewegte Zeiten, Musisch-musikant. Lebenserinnerungen, 1961;
    Aufsätze in: Die Musik (Berlin), Musik im Leben (Augsburg), Zs. f. Schulmusik (Wolfenbüttel), Zs. f. Musikwiss. (Leipzig), The musical Times (London), La musique dans l'éducation (Paris) u. Musik im Unterricht (Mainz).

  • Literatur

    K. Zuschneid, Neue Wege z. musikal. Erziehung, in: Die Musik 15/1, 1923, S. 432 ff.;
    10 J. Zentralinst. f. Erziehung u. Unterricht 1915–25, 1925;
    G. Braun, L. K. u. d. Schulmusikerziehung in Preußen, Diss. Kiel 1952;
    H. Fischer, in: Zs. f. Musik 113, 1952, S. 632 f.;
    ders., Das Reformwerk L. K.s, in: Musik u. Bildung in unserer Zeit, 1961, S. 46 ff.;
    ders., in: Musik im Unterricht 53, 1962, S. 73 ff.;
    E. Preußner, ebd. 43,1952, S. 317 ff.;
    H. J. Moser, Ein Ordner d. staatl. Musikpflege, in: Musikerziehung 6, 1952/53, S. 98 f.;
    G. Braun. Die Schulmusikerziehung in Preußen v. d. Falkschen Bestimmungen b. z. K.-Reform, 1957;
    H. Mersmann, in: Die Musikforschung 15, 1962, S. 209 ff.;
    J. Wulf, Musik im 3. Reich, 1963;
    U. Günther. Die Schulmusikerziehung v. d. K.- Reform b. z. Ende d. 3. Reiches, 1967;
    Enc. Jud. (P);
    MGG VII (W, L), u. Suppl. (L);
    Riemann.

  • Autor/in

    Othmar Wessely
  • Zitierweise

    Wessely, Othmar, "Kestenberg, Leo" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 552-553 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118722085.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA