Lebensdaten
1888 – 1948
Geburtsort
Lichtenberg (Braunschweig)
Sterbeort
Bad Tölz
Beruf/Funktion
Slawist ; Volkskundler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11871712X | OGND | VIAF: 64802291
Namensvarianten
  • Gesemann, Gerhard Friedrich Franz
  • Gesemann, Gerhard
  • Gesemann, Gerhard Friedrich Franz
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Gesemann, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11871712X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1861–1919), Volksschullehrer, S d. Gutsgärtners Gerhard u. d. Wilhelmine Wedemeyer;
    M Wilhelmine (1860–1947), T d. Schuhmachermeisters Andreas Schridde in Kirchberg b. Wolfenbüttel;
    Allenstein 1923 Kristel (* 1893), Dr. med., T d. Rechtsanwalts Dr. iur. Herm. Gradowski in Allenstein u. d. Ida Schlick;
    1 S.

  • Biographie

    G. studierte Philologie, war anfangs Germanist, wandte sich aber dann der Slawistik zu. Er lehrte an einem serbischen Gymnasium in Belgrad, habilitierte sich 1920 für Slawistik in München, wurde 1922 Extraordinarius an der Deutschen Universität in Prag, daselbst 1923 Ordinarius, 1933 Rektor. 1940 wirkte G. für kurze Zeit als Präsident des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts in Belgrad. Dann kehrte er nach Prag zurück. 1945 mußte er aus Prag flüchten, wobei er seine balkanische Spezialbibliothek, die größte und beste in ihrer Art in Europa, sowie zahlreiche Manuskripte (darunter eine Monographie über Gogol) einbüßte. In Bad Tölz fand er eine Zuflucht. – G. war vor allem Balkanforscher. Er kannte das Land durch zahlreiche Fußreisen und war mit dem Volke vertraut, ein hervorragender Kenner der serbokroatischen und bulgarischen Volksliteratur, Sagenforscher von Rang. Er suchte den Volkscharakter aus der Volksliteratur zu erschließen, womit er beispielgebend wirkte. Sein Hauptwerk ist „Heroische Lebensform, Zur Literatur und Wesenskunde der balkanischen Patriarchalität“ (1943), in dem er die gentil-heroische Sozial- und Geistesverfassung Alteuropas am überlebenden Beispiel der patriarchalen montenegrinischen Hirten zu erfassen sucht und wichtige Parallelen mit Altisland, Korsika und der peloponnesischen Maina herausarbeitet. Das Werk ist für die vergleichende historische Soziologie und Völkerpsychologie früheuropäischer Zustände grundlegend. Gruppenehre und „Prestigepolitik“, der Agon, die soziologischen Gefolgschaftstypen der Sippe und Klientel, die charakterologische Struktur der Blutrachepflicht sowie das Zerbrechen der alten gentilen Ordnungen durch die Eingriffe des zentralen Staatsapparats werden hier nach ihrer inneren Thematik geschildert und erhellt. In dem autobiographischen Roman „Die glücklichen Augen“ (1953) schildert G. seine Jugendgeschichte. Novellen von ihm sind noch unveröffentlicht.

  • Werke

    Weitere W u. a. Grundlagen e. Charakterol. Gogols, in: Jb. f. Charakterol. 1, 1924;
    Volkscharaktertypol. d. Serbokroaten, ebd. 5, 1928, S. 207-70;
    Soziolog. u. psycholog. Zusammenhänge in d. Sagenforschung, in: Zs. f. Völkerpsychol. u. Soziol. 4, 1928, S. 19-43;
    Die serbokroat. Lit., in: Hdb. d. Lit.wiss., hrsg. v. O. Walzel, 1930;
    Die Flucht, Aus e. serb. Tagebuch, 1935;
    Helden, Hirten u. Hajducken, Montenegrin. Volksgeschichten, 1935;
    Neue bulgar. Erzähler, 1936;
    Zweiundsiebzig Lieder d. bulgar. Volkes, übers. u. nachgedichtet, 1944.

  • Literatur

    W. E. Mühlmann, in: Zs. f. slav. Philol. 22, 1953/54, S. 237-43 (W).

  • Autor/in

    Wilhelm Emil Mühlmann
  • Zitierweise

    Mühlmann, Wilhelm Emil, "Gesemann, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 339 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11871712X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA