Lebensdaten
1692 – 1775
Geburtsort
Bibermühle bei Tölz
Sterbeort
Polling (Oberbayern)
Beruf/Funktion
katholischer Theologe ; Philosoph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118648861 | OGND | VIAF: 76393752
Namensvarianten
  • Amort, Thomas (Taufname)
  • Amort, Eusebius
  • Amort, Thomas (Taufname)
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Zitierweise

Amort, Eusebius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118648861.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kaspar Amort, Müller;
    M Ursula, T des Hans Paur ab der Schwaig bei Tölz;
    Groß-Ov Kaspar Amort der Ältere (s. 2).

  • Biographie

    A. trat nach Besuch des Jesuitengymnasiums in München in das damals blühende Augustiner-Chorherrenstift Polling ein, wo er 1709 Profeß ablegte. Fast 50 Jahre hat er hier Philosophie, Theologie und Kirchenrecht doziert. Ausgestattet mit ungewöhnlicher Arbeitskraft, ausgezeichnet durch vielseitiges Wissen und klaren Blick für die Erfordernisse der Zeit, war er unermüdlich tätig, um das gesamte geistige und besonders das religiöse Leben in Bayern zu fördern und zu bessern. A. war maßgebend beteiligt an der Gründung der gelehrten Gesellschaft „Der bayerische Musenberg“ (1720); in den von ihr veröffentlichten sechs Bänden „Parnassus Boicus“ (1722-40) publizierte er eine Reihe Abhandlungen. 1759 wurde er zum Gründungsmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Ein längerer Aufenthalt in Rom verschaffte ihm freundschaftliche Verbindung mit Benedikt XIV., mehreren|Kardinälen und Gelehrten wie L. A. Muratori, wie er auch sonst mit den geistig führenden Persönlichkeiten seiner Zeit in regem Briefwechsel stand (12 Foliobände Commercium litterarium in der Münchener Staatsbibliothek). Für das unter seiner maßgebenden Mitwirkung von dem Augsburger Bischof Joseph Landgraf von Hessen, dessen Theologe er war, 1747 gegründete Priesterseminar in Pfaffenhausen, das eine bessere, zeitgemäßere Priesterausbildung bieten sollte, schrieb er mehrere Lehrbücher. Mit unermüdlichem Eifer kämpfte er gegen Aberglauben und Wundersucht, Auswüchse ungesunder Frömmigkeit und des religiösen Volksglaubens. Freilich wurde er deswegen ungerecht verdächtigt. Zu einer erbitterten Kontroverse kam es, als A. sich gegen das Werk der spanischen Nonne Maria von Agreda, „Mistica Ciudad de Dios“ (Madrid 1670) wandte, das damals in Übersetzungen weite Verbreitung fand und trotz mancher berechtigter Angriffe sich höchsten Ansehens erfreute. Sein großes kritisches Werk über Privatoffenbarungen „De Revelationibus, Visionibus et Apparitionibus Privatis Regulae tutae ex Scriptura, Conciliis, SS. Patribus aliisque optimis Authoribus collectae, explicatae, exemplis illustratae“ (Augsburg 1744) ist von bleibendem Wert. Das Gleiche gilt von seinem nach den Grundsätzen der historisch-kritischen Methode verfaßten großen Werk über die Ablässe „De origine, progressu, valore ac fructu Indulgentiarum“ (Augsburg 1735), über das sich Klemens XII. und Benedikt XIV. anerkennend äußerten. Sein philosophisches Hauptwerk ist die „Philosophia ad normam Burgundicae“ (Augsburg 1730), für das ihm die „Philosophia burgundica“ (Paris 1705) des französischen Oratorianers Jean du Hamel das Vorbild war. A. bemüht sich mit der traditionellen scholastischen Philosophie unter Ablehnung überholter Spitzfindigkeiten die Ergebnisse der Naturwissenschaft in Einklang zu bringen. Zahlreich sind A.s z. T. noch ungedruckte Arbeiten auf theologischem Gebiet. Es sind auf handschriftlichen Studien beruhende Beiträge zur Kirchengeschichte, zur Geschichte seines Klosters und des Ordens der Augustiner-Chorherren, der Geschichte Bayerns und der Diözese Augsburg. Ferner verfaßte er ein dreibändiges Werk „Elementa iuris canonici“ (Augsburg 1757) und wandte sich gegen die Anschauungen des Febronius über den römischen Primat. Der Förderung einer ernsten, gesunden Frömmigkeit unter Klerus und Laien sollte eine Reihe aszetischer Schriften dienen. Von starkem Einfluß war seine Stellungnahme auf dem Gebiet der Moraltheologie, indem er gegenüber einem extremen Rigorismus und einem leichtfertigen Probabilismus mit dem sich auf ihn berufenden Alphons von Liguori das System des Aequiprobabilismus begründete: „Theologia eclectica moralis et scholastica“ (4 Bände, Augsburg 1752) und „Theologia moralis inter rigorem et laxitatem media“ (Venedig 1757).

  • Werke

    Weitere W A. schrieb über 70 Werke, viele nur handschriftl. in der Münchener Staatsbibliothek.

  • Literatur

    ADB I;
    W. Deinhardt, Der Jansenismus in dt. Landen, 1929, S. 57 ff.;
    H. Lais, E. A. u. seine Lehre üb. d. Privatoffenbarungen, Ein hist.-krit. Btr. z. Gesch. d. Mystik, 1941 (L, P);
    G. Schnürer, Kath. Kirche u. Kultur im 18. Jh., 1941, S. 241 ff.;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques II, 1914, Sp. 1332 f.

  • Autor/in

    Franz Xaver Seppelt
  • Zitierweise

    Seppelt, Franz Xaver, "Amort, Eusebius" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 256-257 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118648861.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Amort: Eusebius A., katholischer Theologe, geb. 15. Nov. 1692 in der Bibermühle bei Tölz, 5. Febr. 1775, genoß in München einen schlechten Schulunterricht und trat frühe in das Stift der regulirten lateranensischen Chorherren zu Polling. Hier ersetzte er durch eifriges Selbststudium die Mängel seiner früheren Ausbildung und verwerthete vom J. 1717 an sein breites Wissen als Lehrer der Philosophie und dann der Theologie im Hausstudium des Stiftes. Den strebsamen Mann wählte sich der Card. Lercari zum Theologen und verschaffte ihm mit einem längeren Aufenthalte in Rom die Gelegenheit, sich mit praktischen Erfahrungen und theoretischen Kenntnissen in hohem Maße zu bereichern. Was A. in Rom gesammelt hatte, das trug er 1735 heim nach Polling, welches von jetzt ab bis zu seinem Tode sein Aufenthaltsort blieb.

    Diese letzten 40 Jahre seines Lebens waren eine Zeit rüstiger, gedeihlicher Thätigkeit. Dieselbe galt zunächst dem Stifte, er wurde der eigentliche Gründer der stattlichen Bibliothek von Polling, belebte bei seinen Stiftsgenossen wissenschaftliches Streben und gab ihnen als Dechant das Beispiel seltener Pflichttreue. Aber auch nach draußen hin gewann er bedeutenden Einfluß durch seine litterärische Thätigkeit, welche nach der Rückkehr von Rom so rege wurde, daß die Zahl seiner Werke über 60 hinaufgestiegen ist. Sie berechtigen uns, ihn ohne Bedenken als den bedeutendsten theologischen Schriftsteller im damaligen katholischen Deutschland zu bezeichnen und trugen ihm zu Lebzeiten die besondere Anerkennung des Augsburger Bischofs, der ihn zu seinem Theologen ernannte, und die Ehre ein, von der bair. Akademie der Wissenschaften zum Mitglied gewählt zu werden.

    Amort's Schriften sind philosophischen, theologischen und kanonistischen Inhalts; sie kennzeichnen ihren Verfasser als einen Mann, dem es um universelle Bildung zu thun war und der sich, anderen kath. Theologen von damals so unähnlich, den wissenschaftlichen Bestrebungen seiner Zeit nicht entzog. Denn wie er schon früher ganz im Zeitgeschmacke sich für die Gründung einer gelehrten Gesellschaft begeistert hatte und ein eifriger Mitarbeiter im „Musenberge“, der Zeitschrift dieser Gesellschaft, gewesen war, so hat er später in seinem Lehrbuche der Philosophie ("Philosophia Pollingiana“, Augsb. 1730, 1 vol. fol.) die Resultate neuer naturwissenschaftlicher Untersuchungen für die philosophische Forschung zu verwerthen gesucht und auf Vereinfachung der scholastischen Methode, auf Beseitigung des schwerfälligen Apparates gedrungen, so sehr er auch im Grunde Scholastiker blieb und den Lehrgehalt der peripatetischen Philosophie gegen die Systeme der Neueren vertheidigte. Man bemerkt bei dem Philosophen A. das Streben, in manchen Beziehungen auszugleichen und zu vermitteln, eine Eigenschaft, welche er auch als dogmatischer Theologe nicht verleugnet. Er ist freilich auch als Dogmatiker im Wesentlichen über die Scholastik nicht hinausgekommen, aber er ging doch häufiger, als man es bei den scholastischen Theologen seiner Zeit gewöhnt war, auf die Väter zurück, ließ die mehr historische Methode nicht außer Acht ("Historia polem. dogmat. crit. de origine, progressu, valore et fructu indulgentiarum“, Venedig 1738, fol. Supplem. Augsb. 1739, fol.), und nannte deshalb nicht ohne Grund sein dogmatisches System eine „theologia eclectica.“ ("Theologia eclectica moralis et dogmatica“. Augsb. 1752, 4 voll. fol). Größere Versöhnlichkeit bewies er auch in der theologischen Controverse, indem er die Controverse gegen den Protestantismus unter Anknüpfung an dasjenige, welches dazumal die Helmstädter und andere billig denkende protestantische Männer zuzugeben geneigt waren, auf den Weg der friedlichen Verständigung hinüberzulenken suchte. ("Demonstratio critica religionis cath“. Venedig 1744.)

    Amort's vorzüglichste Bedeutung liegt auf dem Gebiete der Moraltheologie, da ihn vor allem zum Moralisten sein verständiges und sittlich ernstes Wesen|befähigte. Aus diesem Ernste schöpfte er den Muth, der jesuitischen Sittenlehre entgegenzutreten und den Probabilismus als verderblich zu brandmarken. Als er in dem Sinne bei der lat. Ueberarbeitung des casuistischen Lexikons von Pontas Aenderungen in dem franz. Originale vorgenommen und zudem seine Ansichten zusammenhängend in seinen Hauptwerken über Moraltheologie ("Theologia moralis“, Augsb. 1758, 2 voll. 4°; „Ethica christiana“, Augsb. 1758) vorgetragen hatte, sah er sich heftigen Angriffen ausgesetzt, denen er früher mit mehreren Streitschriften ("Controversiae novae morales“, Augsb. 1739; „Disquisitiones dogmaticae de controversiis in theologia morali insignibus“, Venedig 1745) begegnet war, indem er seinen Standpunkt mit aller Entschiedenheit vertheidigte. — Es entging A. ebenfalls nicht, wie wenig eine Frömmigkeit dem Geiste des Christenthums entspricht, welche sich mit Vorliebe von den ungesunden Producten der krankhaft erregten Phantasie exstatischer Nonnen nährt. Er schrieb deshalb sein bekanntes Buch: „De revelationibus, visionibus et apparitionibus“. (Augsb. 1744). Im ersten Theile desselben stellt er aus den Büchern älterer Schriftsteller eine Menge von Regeln zusammen, nach denen man bei Beurtheilung des Inhaltes von Revelationen verfahren müsse, und im zweiten wendet er selbst diese Regeln besonders auf die Offenbarungen der h. Gertrud und auf den Inhalt der „Ciudad mistica di Dios“ der Maria d'Agreda an. Man muß ihm dankbar sein für das mühevolle Zusammentragen von so viel sehr zerstreut liegendem Materiale, und es erregt nur Mitleid, wenn wir sehen, wie er sich abmüht, für die Blasphemien und sittlichen Monstrositäten, von denen z. B. das Buch der Maria d'Agreda strotzt, immer noch eine Deutung zu suchen, die ihnen ihren schlimmen Charakter nimmt. Kirchlicher Druck lastete eben auch auf A. und mit der Censurbehörde hatte er sich auseinander zu setzen, ehe seine Bücher ans Licht traten. —

    Von den kanonistischen Schriften Amort's endlich sind besonders diejenigen heute noch werthvoll, welche sonst unbekannt gebliebene Documente enthalten, nämlich die „Vetus disciplina canonicorum regular. et secular. ex docum. ineditis usque ad sec. 17. critice et moraliter expensa“. Venedig 1748, 2 voll. 4°, und die „Elementa jur. can. vet“. Ulm 1757, 3 voll.

    • Literatur

      Graf Savioli: Ehrendenkmal des Eus. Amort. (Gedächtnißrede in einer öffentl. Versammlung der Akademie der Wissenschaften 1777 zu München gehalten). Meusel, Lex. I. 87. Baader, Gel. Bayern I. 20.

  • Autor/in

    Woker.
  • Zitierweise

    Woker, Philipp, "Amort, Eusebius" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 408-409 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118648861.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA