Lebensdaten
1852 – 1918
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
österreichischer Sozialistenführer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118647075 | OGND | VIAF: 47555431
Namensvarianten
  • Adler, Victor
  • Adler, V.
  • Adler, Viktor

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Zitierweise

Adler, Victor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118647075.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kaufmann in Prag (israelitisch, seit Anfang der 80er Jahre katholisch);
    B Siegmund Adler (1853–1920), Rechtshistoriker in Wien;
    ⚭ Emma (Ps. Marion Lorm, Helene Erdmann) (1858-1935), Journalistin, Schriftstellerin, T d. Ignaz Braun, Eisenbahnbauunternehmer, Schw der Sozialdemokraten Adolf und Heinrich Braun;
    S Friedrich Wolfgang Adler (* 1879), erschoß am 21.10.1916 den österreichischen Ministerpräsidenten Graf Karl von Stürgkh, später Generalsekretär der Sozialistischen Internationale, Karl Adler, Schriftsteller und Arzt in Wien; 1 T.

  • Biographie

    A. absolvierte das Wiener Schottengymnasium (Benediktinerstift) und das Studium der Medizin an der Wiener Universität. Trotz seiner Abstammung betätigte er sich in der deutsch-nationalen Studentenbewegung, was damals bei Prager Juden keineswegs vereinzelt war, und gehörte der Burschenschaft „Arminia“ an. Er war zusammen mit seinem späteren Parteigenossen Engelbert Pernerstorfer, mit Heinrich Friedjung und vor allem mit Georg von Schönerer an der Verfassung des national-sozialen Linzer Programms beteiligt, das später, um den Programmpunkt eines scharfen Antisemitismus vermehrt, von Schönerer für die von ihm gegründete radikal deutsch-nationale (alldeutsche) Partei übernommen wurde. Die Verfasser dieses Programms gingen später sehr verschiedene Wege. - A., der sich 1883 in Wien als Arzt niedergelassen hatte, wurde unter dem Eindruck einer dem Arbeiterschutz und der Gewerbeinspektion geltenden Studienreise durch Deutschland, die Schweiz und England und der Begegnung mit August Bebel und Friedrich Engels entschiedener Sozialdemokrat. Sein Lebenswerk war die Einigung des österreichischen Proletariats und die Gründung der einheitlichen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs auf der Heinfelder Tagung (1.1.1889), deren Organ A.s 1886 begründetes Wochenblatt „Gleichheit“, nach dessen Verbot die „Arbeiterzeitung“ (seit 1895 „Tageblatt“) wurde.

    Trotz Ablehnung jedes politischen Terrors und verbindlicher Formen im rein menschlichen Verkehr wurde A. in den Jahren 1887 bis 1899, bei der damaligen Stellungnahme der Staatsgewalt zur Sozialdemokratie, 17mal gerichtlich verurteilt. Seit 1905 gehörte er dem österreichischen Abgeordnetenhaus an und wurde der einflußreichste Führer der Partei. Insbesondere trat er bei der Einführung des allgemeinen gleichen Wahlrechts (vom Kaiser im Januar 1907 sanktioniert) stark hervor. 1911 scheiterte sein Bemühen, die tschechische Sozialdemokratie in der österreichischen Gesamtpartei zu halten. In der sog. 2. Internationale spielte er eine bedeutende Rolle, insbesondere vertrat er leidenschaftlich den Friedensgedanken auf dem Baseler Sozialisten-Kongreß von 1912. Noch gegen Ende des Krieges nahm er 1917 an den ergebnislosen Stockholmer Friedensbesprechungen teil. Beim Zusammenbruch der österreich-ungarischen Monarchie wurde er, obwohl schon schwer krank, in der provisorischen Regierung der Republik Deutsch-Österreich Staatssekretär des Äußeren. Als solcher vertrat er ganz im Sinn der Ideale seiner Jugend mit äußerstem Nachdruck den Anschluß der Republik Deutsch-Österreich an das Deutsche Reich, welcher am 12.11.1918 von der provisorischen Nationalversammlung Deutsch-Österreichs einstimmig beschlossen wurde, einen Tag nach seinem Tode.

  • Werke

    Aufsätze, Reden u. Briefe, hrsg. v. Parteivorstand d. Sozialdemokrat. Arbeiterpartei Dt.-Österr.s, 5 Bde., 1922–25.

  • Literatur

    NÖB III, 1926, S. 152-72 (P);
    M. Ermers, V. A., Aufstieg u. Größe einer sozialist. Partei, 1932;
    Wininger I, 1925, VI, 1931/32;
    Enc. Jud. I, 1928;
    K. Renner, Im Wandel d. Zeiten, ²1946.

  • Autor/in

    Karl G. Hugelmann
  • Zitierweise

    Hugelmann, Karl Gottfried, "Adler, Victor" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 72-73 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118647075.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA