Lebensdaten
1658 – 1730
Geburtsort
Bologna
Sterbeort
Bologna
Beruf/Funktion
Offizier ; Geograph
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118640968 | OGND | VIAF: 27075563
Namensvarianten
  • Marsigli, Luigi Ferdinando Conte di
  • Marsili, Luigi Ferdinando Conte di
  • Marsigli, Luigi Ferdinando Conte di
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Zitierweise

Marsili, Luigi Ferdinando Conte di, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118640968.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Bologneser Adel;
    V Carlo;
    M Margerita Contessa Ercolani.

  • Biographie

    Die Eltern ermöglichten M. eine natur- und geisteswissenschaftliche Ausbildung sowie Bildungsreisen nach Padua, Rom, Neapel und sogar nach Istanbul. Dort gelang es dem 21jährigen, Kontakte zu Wissenschaftlern zu knüpfen, insbesondere zu dem Polyhistor Hüseyin Hezārfenn. Mit deren Hilfe konnte M. sein erstes bedeutendes Werk, eine Monographie über die Strömungen des Bosporus, verfassen. Über Griechenland und Dalmatien zurückgekehrt, berichtete M. der päpstl. „Congregatio de Propaganda Fide“ über die Verhältnisse im Osman. Reich und legte auch seine Kenntnisse über militärische und maritime Anlagen dar. Er trat als Genieoffizier und Kartograph in kaiserliche Dienste und befehligte im Frühjahr 1683 die Arbeiten zum Bau von Feldbefestigungen an der Raab gegen das herannahende osman. Heer. Am 2. Juli 1683 wurde er schwer verwundet, von Tataren gefangen, als Sklave verkauft und im Belagerungsheer von Wien als Küchengehilfe und Kaffeekoch verwendet. Er nützte die Zeit zum Studium des osman. Heerwesens, bis er von seinen Verwandten nach neunmonatiger Gefangenschaft losgekauft wurde. Wieder im kaiserlichen Heer, leitete M. die Befestigungsarbeiten westungar. Städte und war 1685 beim Entsatz von Gran (Esztergom) ebenso führend beteiligt wie bei der Belagerung der türk. Hauptfestung Ofen (Buda) im Hochsommer 1686 durch ein Koalitionsheer. Bei der Erstürmung dieses gewaltigen Bollwerks gelang es M., einen beträchtlichen Teil der dortigen Handschriftenbibliothek zu retten und seinen bereits beachtlichen Sammlungen einzuverleiben. An der Eroberung Belgrads 1688 durch Kf. Max Emanuel v. Bayern in Planung und Durchführung hervorragend beteiligt, wurde M. im folgenden Jahr zum Oberst befördert. Bereits 1691/92 hielt er sich in einer Friedensmission neuerlich in Istanbul auf. Den Höhepunkt seiner kartographisch-diplomatischen Tätigkeit erreichte M. jedoch, als er zum kaiserlichen Bevollmächtigten für die Grenzziehung bei und nach den Verhandlungen zum Friedensschluß von Karlowitz für die Gebiete Österreichs, Venedigs und des Osman. Reiches bestimmt wurde. Er war 1699-1701 mit dieser schwierigen Aufgabe beschäftigt (24.1.1700 Generalwachtmeister). Im Span. Erbfolgekrieg kommandierte M. gemeinsam mit General Philipp Gf. Arco die Besatzung von Breisach. Als sie gegenüber dem franz. General Tallard am 5.9.1703 kapitulierten, wurde Gf. Arco zum Tode verurteilt und M. ging aller Ehren und Ämter verlustig.

    Er widmete sich fortan vornehmlich seinen wissenschaftlichen Interessen, allerdings mit zwei Ausnahmen: Im kriegerischen Konflikt Kaiser Josephs I. mit Papst Clemens XI. um das Reichslehen Comacchio im Frühsommer 1708 befehligte M. glücklos die schlecht ausgerüsteten päpstlichen Truppen, und während der Türkengefahr 1715, als die venezian. Besitzungen angegriffen wurden, übernahm er das Kommando an der adriat. Küste des Kirchenstaates. Währenddessen hatte M. die erste türk. Beschreibung über die Belagerung Wiens im Westen bekannt gemacht. Er publizierte sodann 1726 ein sechsbändiges geographisch-historisches Werk über den östlichen Teil des Donaugebietes und arbeitete an einer geographisch-militärischen Beschreibung des Osman. Reiches, das postum (1732) im Druck erschien. Neben weiteren selbständigen Werken veröffentlichte er zahlreiche Abhandlungen in gelehrten Sammelwerken, etwa im „Giornale di Venezia“. Er stiftete seiner Vaterstadt eine gelehrte Akademie, das „Istituto delle Scienze“. Seine Bibliothek, die er der Öffentlichkeit übergab, ist hinsichtlich ihres Bestandes an oriental. Handschriften die zweitgrößte Italiens.

  • Werke

    u. a. Bevanda asiatica, istoria medica del cavè o sia caffé, 1685;
    Osservazioni intorno al Bosforo Tracio overo canale di Constantinopoli, 1681;
    Dissertazione Epistolare del Fosforo minerale ossia della Pietra illuminabile Bolognese, 1698;
    Exposé de ce qui est arrivé à L. F. M. au sujet de la reddition de Brisac, 1705;
    Hist. physique de la Mer, 1725;
    Danubius Pannonico-mysicus, observationibus geographicis, historicis, physicis perlustratis, 6 vol., 1726 f. (franz. 1744);
    Autobiografia di L. F. M., hrsg. v. E. Lovarini, 1930;
    Scritti inediti di L. F. M., hrsg. v. Comitato Marsiliano, 1930;
    Stato militare dell'-Impero Ottomanno/L'état militaire de l'Empire Ottoman, 1732 (Nachdr. 1972 mit bio-bibliograph. Einführungen u. mit Register v. Richard F. Kreutel).

  • Literatur

    M. Landau, Rom, Wien, Neapel während d. Span. Erbfolgekriegs, 1885;
    M. Longhena, Il conte L. F. M., 1930;
    H. Wurm, in: Biograph. Lex. z. Gesch. Südosteuropas III, 1979, S. 107 ff.;
    R. Oberardi, Potere e costituzione a Vienna fra Sei e Settecento, Il buon ordine di L. F. M., 1980;
    P. Broucek, E. Hillbrand u. F. Vesely, Hist. Atlas z. zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683, 1983;
    Die Bulgar. Gebiete u. d. Bulgaren in d. Slgg. d. Kriegsarchivs Wien (1664–1878), Ausst.kat. Wien 1986, S. 18 ff;
    L. Herczeg, L'autobiografia di L. F. M. e l'Ungheria, in: Venezia, Italia, Ungheria fra Arcadia e l'illuminismo, Rapporti italo-ungheresi dalla presa di Buda alla rivoluzione francese, 1982, S. 65-83;
    Wurzbach 17.

  • Autor/in

    Peter Broucek
  • Zitierweise

    Broucek, Peter, "Marsili, Luigi Ferdinando Conte di" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 259-260 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118640968.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA