Lebensdaten
1873 – 1956
Geburtsort
Bückeburg (Schaumburg-Lippe)
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Schriftstellerin
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118630954 | OGND | VIAF: 20473692
Namensvarianten
  • Strauß und Torney, Luise Elisabeth von (eigentlich)
  • Strauß und Torney, Luise von (eigentlich)
  • Diederichs, Lulu (verheiratete)
  • mehr

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Zitierweise

Strauß und Torney, Lulu von (geborene), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118630954.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Lothar (1835–1903, schaumburg-lipp. Namen- u. Wappenvereinigung mit d. Adelsfam. Torney), schaumburg-lipp. Flügeladjutant, preuß. Gen.major (s. BJ VIII, Tl.), S d. Victor (s. 1);
    M Kathinka (1843–1917), T d. Ortgies Harms, Gutsbes. in Kötteritzergroden b. Sande (Friesland), u. d. Caroline Klevemann (Klävemann), aus Oldenburg; 1 jüngerer B,3 ältere Schw;
    Bückeburg 1916 Eugen Diederichs (1867–1930, Verl., Dr. phil. h. c. (s. NDB III;W); kinderlos;
    3 Stief-S u. a. Niels Diederichs (1902–73, Peter Diederichs (1904–90, setzten d. väterl. Verlag fort, 1 Stief-T.

  • Biographie

    S. lebte zunächst in Bückeburg, wo sie die Schule für Höhere Töchter besuchte. Ihre Jugend, die sie 1943 in den Erinnerungen „Das verborgene Angesicht“ thematisierte, wurde entscheidend von ihrem Großvater, dem konservativen Schriftsteller Victor v. Strauß und Torney, bestimmt. Erste „Gedichte“ publizierte sie 1898, ein Achtungserfolg gelang ihr 1901 mit der Novelle „Bauernstolz“ ( ²1921, zahlr. Nachdrr.). Nach 1900 stand sie in Verbindung zum Göttinger Schriftstellerkreis um Börries v. Münchhausen (1874–1945), lernte Hermann Löns (1866–1914) kennen und trat mit Theodor Heuss (1884–1963) in einen 13jährigen Briefwechsel. In den 1920er Jahren wirkte S. als Lektorin maßgeblich am literarischen Programm des Diederichs Verlags ihres Ehemannes in Jena mit, der sich immer stärker völkisch-national ausrichtete. Nach dem Tod ihres Gatten zog sie sich aus dem Verlagswesen zurück, arbeitete erfolgreich als Herausgeberin und Übersetzerin und verwaltete das Werk ihres Mannes. Seit 1934 stand sie neben Agnes Miegel (1879–1964) – die sie ebenso wie Ina Seidel (1885–1974) seit dem Jahrhundertwechsel kannte – auch mit der völkischen Schriftstellerin Josefa Berens-Totenohl (1891–1969) in engem Kontakt.

    Anerkennung fand S. v. a. wegen ihrer in der Tradition der Romantik stehenden Balladen (z. B. „Die Wasser“, „Schwesterseele“, „Erfüllung“, alle in: Neue Balladen u. Lieder, 1907), die sich im Frühwerk finden, und als konservative Vertreterin eines „naturalistischen“ westfäl. Bauernromans. Diese viel gelesenen, häufig historischen Romane waren geprägt durch holzschnittartige Bauernfiguren und religiös-verbrämte Dorfgeschichten aus dem westfäl.-bückeburg. Raum, in denen anti-modernistisch die elementaren Gewalten „Blut“ und „Erde“ das Schicksal des Einzelnen bestimmen. Auch wenn S. gesellschaftliche Konflikte in einem vorgegebenen ländlichen Milieu schilderte, sind deutliche Anklänge an die auf die Betonung von Gemeinschaft bedachte „Blut-und-Boden-Literatur“ der Nationalsozialisten unverkennbar. S., die im Okt. 1933 das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ auf Adolf Hitler mitunterzeichnete, fand mit ihren historischen Stoffen, Sagen und Anekdoten die Anerkennung der NS-Machthaber. 1940/41 wirkte S. an der dichterischen Fassung des sog. Volkstestamentes („Die Botschaft Gottes“) mit, einer tendentiell völkischen Bibel-„Übersetzung“, die biblische Texte und christl. Glauben zum Produkt griech.-german. Volkstums stilisieren wollte. Die Veröffentlichung des „Instituts zur Erforschung des jüd. Einflusses auf das dt. kirchliche Leben“ griff die im 19. Jh. üblich gewordene Bibelkritik auf, um ein „unjüd.“ Neues Testament zu schaffen. S.s Werke werden heute nur mehr literaturhistorisch rezipiert.

  • Auszeichnungen

    A Fastenrath-Preis (1912);
    Ebner-Eschenbach-Preis (1921);
    Goethe-Medaille f. Kunst u. Wiss. (1943).

  • Werke

    Balladen u. Lieder, 1902;
    Aus Bauernstamm, Roman, [1902];
    Eines Lebens Sühne, Novelle, 1904;
    Das Erbe, Novelle, 1905;
    Hinter Schloß u. Riegel u. andere Erzz., 1905;
    Ihres Vaters Tochter, Roman, 1905;
    Die Dorfgesch. in d. modernen Lit., 1906;
    Der Hof am Brink, Das Meerminneke, Zwei Gesch., 1907;
    Lucifer, Roman, 1907;
    Sieger u. Besiegte, Novellen, 1909;
    Judas, Roman, 1911;
    Die Legende v. d. Felsenstadt, Novelle, 1911;
    Aus d. Chronik niederdt. Städte, 1912;
    Reif steht d. Saat, Neue Balladen, 1919;
    Der Tempel, Ein Spiel aus d. Renaissance, 1921;
    Der Jüngste Tag, Roman, [1922];
    Das Fenster, Novelle, 1923;
    Das Leben d. hl. Elisabeth, 1926;
    Dt. Frauenleben in d. Zeit d. Sachsenks. u. Hohenstaufen, 1927;
    Vom Biedermeier z. Bismarckzeit, Aus d. Leben e. Neunzigjährigen, [1932/33];
    Auge um Auge, 1933;
    Eugen Diederichs, Leben u. Werk, Ausgew. Briefe u. Aufzeichnungen, 1936 (Hg.);
    Erde d. Väter, Ausgew. Gedichte, [1936];
    Auslese, [1938];
    Das Kind am Fenster, Erz., 1938;
    Der Judashof, Eine niederdt. Erbhofgesch., [1940];
    Schuld, Erz., 1940;
    Das goldene Angesicht, Gedichte, 1943;
    Tulipan, Balladen u. Erzz., 1966;
    Briefe:
    Theodor Heuss u. L. v. S. u. T., Ein Briefwechsel, hg. v. N. Diederichs, 1965;
    Agnes Miegel, Brief an e. Freundin, in: Schaumburg.Lipp. Heimatbl. 13, 1962, Nr. 11;
    Bibliogr.:
    E. Metelmann, in: Die Neue Lit. 34, 1933, S. 505 ff. (P);
    W. G. Oschilewski, Über L. v. S. u. T., Mit e. Bibliogr., 1944 (P).Nachlaß: u. a. Stadtarchiv Bielefeld;
    Univ.- u. Landesbibl. Münster;
    Fritz-Hüser-Inst., Dortmund;
    Stadtbibl. Hannover;
    DLA Marbach;
    Heine-Inst., Düsseldorf;
    Landesbibl. Kiel;
    Staats- u. Univ.bibl. Göttingen;
    Univ.bibl. Erlangen-Nürnberg;
    Univ.- u. Landesbibl. Jena.

  • Literatur

    L. Wiesinger, L. v. S. u. T., Die Dichterin u. ihr Werk, Diss. Wien 1936;
    H. Langenbucher, Volkhafte Dichtung d. Zeit, 1941;
    L. Zander, Die Balladen d. L. v. S. u. T., Eine Würdigung nach Gehalt u. Gestalt, Diss. Greifswald 1951;
    H. Wunderlich, in: Schaumburg-Lipp. Mitt. 18, 1967, S. 107–22 (P);
    B. Jerke: Wie wurde d. NT zu e. sog. Volkstestament „entjudet“?, Aus d. Arb. d. Eisenacher „Inst. z. Erforsch. u. Beseitigung d. jüd. Einflusses auf d. dt. kirchl. Leben“;
    in: L. Siegele-Wenschkewitz (Hg.), Christl. Antijudaismus u. Antisemitismus, Theologische u. kirchl. Programme Dt. Christen, 1994, S. 201–34;
    G. Horn, L. v. S. u. T.-Diederichs, Ein Beispiel weibl. Anpassung;
    in: dies. (Hg.), Entwurf u. Wirklichkeit, Frauen in Jena 1900 bis 1933, 2005, S. 311–24;
    Ulf Diederichs, Agnes Miegel, L. v. S. u. T. u. d. Haus Diederichs, Die Gesch. e. lebenslangen Freundschaft, 2005 (P);
    G. Horn, Die NS-Univ. Jena ehrt d. Frauen, Lisa Sauckel u. L. v. S. u. T.-Diederichs, in: C. Amlacher u. a. (Hg.), Anpassung, Verfolgung, Widerstand, Frauen in Jena 1933–1945, 2007, S. 91–96;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1973, S. 99 f. (P);
    Kosch, Lit.Lex.³ (W, L);
    Lit. in Nazi-Dtld. (P);
    Killy;
    Westfäl. Autorenlex. III (W, L, P);
    BBKL XI;
    Munzinger;
    Wedel, Autobiogrr. Frauen.

  • Autor/in

    Wolfgang Delseit
  • Zitierweise

    Delseit, Wolfgang, "Strauß und Torney, Lulu von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 520-521 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118630954.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA