Lebensdaten
1906 – 1988
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Innenarchitekt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11859446X | OGND | VIAF: 54940872
Namensvarianten
  • Pinnau, Cesar
  • Pinnau, Cesar Fritz
  • Pinnau, Cäsar Fritz
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Pinnau, Cäsar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11859446X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus alter Hamburger Handwerkerfam.;
    V Christian Heinrich Cäsar (1872–1938), Tischlermstr. in H., S d. Tischlermstr. Hermann Adolph (* 1838), aus H.-Allermöhe. u. d. Johanna Catharina Stuck (* 1838), aus H.;
    M Conradine Wilhelmine (Minna) (1875–1943), T d. Lageristen Johann Eduard Christian Batty u. d. Johanna Friederike Wilhelmine Greve aus H.;
    1) Hamburg-Blankenese 1938 ( 1957) Sibylle Alexandrine (* 1917), Innenarchitektin u. Mitarbeiterin P.s, T d. Kaufm.Max Adolph Eduard Müller (1885–1963) u. d. Frida Anna Magdalena Paetau (1895–1969), 2) Hamburg 1957 Ruth Irmgard (* 1924), aus Stralsund, Dr. phil., Kunsthistorikerin (s. L), T d. Richard Michael Schultz (1881–1956), Kpt. z. See, u. d. Gertrud v. Jeczawitz (1893–1941);
    2 S, 1 T aus 1).

  • Biographie

    Nach der Handwerkslehre im väterlichen Betrieb 1921-25 arbeitete P. als Geselle in einer Einrichtungsfirma und anschließend 1927 in Berlin in einer Möbelfabrik mit Abendkursen in der Kunstgewerbeschule. Im selben Jahr wechselte er als Werkstudent nach München an die Staatsschule für Angewandte Kunst in die Architekturklasse von Richard Berndl (1875–1955); weitere Lehrer waren der Graphiker und Bühnenbildner Emil Preetorius (1883–1973) und der Bildhauer Joseph Wakkerle (1880–1959). Wesentliche Jahre der Praxis folgten 1930-37 im Büro von Fritz August Breuhaus de Groot (1883–1960), Düsseldorf, mit Entwürfen für repräsentative Wohn- und Verwaltungsbauten, Luxus-Liner und Verkehrsflugzeuge bis hin zu Möbeln und Gerät. Seit 1932 lehrte P. an der von Breuhaus in Berlin gegründeten privaten Kunstschule „Contempora Lehrateliers für neue Werkkust Eine seiner herausragenden Arbeiten war die funktionalistische Gestaltung des Passagiertrakts des Zeppelins LZ 129 (1931-35).

    Folgenreich wurde die Begegnung mit Albert Speer (1905–81), der P. 1937 aufforderte, das ehem. Reichspräsidentenpalais für den Staatsbesuch Mussolinis zu renovieren. Im selben Jahr eröffnete P. sein eigenes Büro in Berlin, wo er fortan überwiegend Staatsaufträge ausführte. Er übernahm den Innenausbau und die Einrichtung mehrerer Raumfolgen in der von Speer errichteten Neuen Reichskanzlei (1938) sowie in der von Ludwig Moshamer erbauten japan. Botschaft (1941). Für die von Speer konzipierte Nord-Süd-Achse Berlins entwarf er 1939/41 Projekte eines Hotel-Areals am Süd-Bahnhof, die Thermenanlagen und weitere Gebäude. P.s Arbeiten wirken im Kontext des Staatsklassizismus der NS-Architektur akademischer durchgebildet. 1942 wurde P. Professor an der Hochschule für bildende Künste Berlin. In Speers „Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombengeschädigter Städte“ war er u. a. mit den Planungen für Bremen betraut (mit Wilhelm Wortmann).

    P.s Tätigkeit für das NS-Regime schloß öffentliche Aufträge nach dem Krieg aus. In den überwiegend am Neuen Bauen orientierten Aufbaujahrzehnten fand er zu seiner zweiten Karriere als Privatarchitekt in Hamburg durch dezidiert der Tradition verpflichtete Ausstattungen und Bauten von Hotels, Schiffen und Wohnhäusern für Kaufleute, Reeder und Großindustrielle wie Rudolf August Oetker, Aristoteles Onassis, Konrad Henkel. Das herrschaftliche, zugleich anmutige Gepräge seiner – heute vom Abriß bedrohten – Villenbauten verlieh besonders dem zerstörten östlichen Alsterufer wieder eine unverwechselbare Identität. Althamburgische Landhaustradition evozieren seine Eibvillen (im Kolonialstil: Eibchaussee 245, 1951, als Oktogon: Baurs Park 3, 1986) und Wiederherstellungen klassizistischer Bauten (Landhaus Godeffroy, In de Bost 39, 1836/1953; Haus d. kgl. dän. Oberbaudir. Ch. F. Hansen, Palmaille 116, 1803/1973).

    Die charakteristische windschnittige Linie der Schiffsbauten (Luxusyacht Christina, 1951, für A. Onassis; Kombischiffe d. Hamburg Süd, die Cap San Diego, seit 1989 Museumsschiff, Hamburg Überseebrücke) ebenso wie die von P. dezidiert funktionalistisch entworfenen Industrie– und Verwaltungsbauten (in d. Nachfolge Mies van der Rohes: Hochhaus Hamburg Süd, Ost-West-Straße, 1959-64, sowie Olympic Tower, New York, 5th Avenue, 1970-74 f. d. Victory Development Corp. Aristoteles Onassis) lassen klassische Proportion, auch Eleganz und geschicktes Eingehen auf Bauaufgaben und städtebaulichen Kontext als durchgängige Qualitäten seines vielgestaltigen Œuvres erkennen.

  • Werke

    Weitere W Wohnhäuser in Hamburg: Haus Ritter 1949;
    Haus Weber 1950;
    Haus Kühne, 1950;
    Haus Neumann 1952;
    Haus Amsinck 1953;
    Haus Bohlen 1953;
    Haus Rantzau, 1954;
    Reihenhausanlage „Am Elbstrand“ in Hamburg-Blankenese, 1953;
    Kronberg (Taunus):
    Haus Fest, 1974;
    Hotels:
    Baden-Baden, Brenners Parkhotel, Erweiterungs- u. Innenausbauten 1955-88;
    Paris, Grand Hotel Le Bristol 1980;
    Cote d'Azur, Grand Hotel du Cap d'Antibes, 1974;
    Schiffe:
    Motoryacht Atlantis f. Stavros Niarchos, 1973;
    Super-Tanker Tina Onassis, 1953;
    Al-Malik Saud Al-Awal, 1954;
    Hamburg Süd, Santa-Klasse, 1950-53;
    Cap-Klasse, 1955-59;
    Cap San-Klasse 1961-62;
    Frachter u. Tanker d. Columbus Line. Globus- u. Schlieker-Reederei;
    Verw.- u. Ind.bauten:
    Frankfurt/M., Binding Brauerei, 1962-80;
    Carisio, Crespelano, Ferentino, Bari, Italien, Prinz Bräu, 1961-65;
    Hamburg, Condor Lebensversicherungen, Katharinenstr. 5-9, 1966;
    ebd., Dt. Ring Lebensversicherungen. Ost-West-Straße, 1978-89;
    Münster, RWB-Gruppe, 1980;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Hamburg. Architekturarchiv.

  • Literatur

    R. Wolters u. H. Wolff, Die Neue Reichskanzlei, o. J. (1941);
    L. O. Larsson, Die Neugestaltung d. Reichshauptstadt, Albort Speers Gen.bebauungsplan f. Berlin, 1978;
    J. C. Fest, C. P, Architekt, hg. v. R. I. Pinnau, 1982, ²1995 (W-Verz., P);
    W. Durth u. N. Gutschow, Träume in Trümmern, Stadtplanung 1940-1950, 1988, verkürzte Ausg. 1993;
    Architektur in Hamburg. Jb. 1989, hg. v. d. Hamburg. Architektenkammer, 1989. darin u. a. H. Frank, C. P. –Ein Hamburger Architekt, S. 142-47;
    R. I. Pinnau, C. P., Ein Architekt als Zeitzeuge, 1989 (P);
    W. Durth, Biogr. Verflechtungen 1900-1970, 1992;
    R. Lange, Hamburg – Wiederaufbau u. Neuplanung 1943-1963, 1994;
    ders., Architekturführer Hamburg, 1995;
    Architektur in Dtld. 1919-1939, Die Vielfalt d. Moderne, hg. v. J. Zukowsky, 1994;
    M. G. Davidson. Kunst in Dtld. 1933-1945, III/1 (1995);
    Hamburg-Lex., hg. v. F. Kopitzsch u. D. Tilgner, 1998;
    H. Weihsmann, Bauen unterm Hakenkreuz, Architektur d. Untergangs, 1998.

  • Autor/in

    Jörg Deuter
  • Zitierweise

    Deuter, Jörg, "Pinnau, Cäsar" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 453-454 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11859446X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA