Lebensdaten
1897 – 1978
Geburtsort
Dux (Duchcov, Böhmen)
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117718173 | OGND | VIAF: 37700839
Namensvarianten
  • Pinl, Maximilian
  • Pinl, Max
  • Pinl, Maximilian

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Pinl, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117718173.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max, Chemiker, Leiter d. Stadtapotheke in D.;
    M Anna Czermak;
    ⚭ Johanna Kascke.

  • Biographie

    Vom Staatsobergymnasium Teplitz-Schönau kam P. 1915 direkt an die Reserve-Offiziersschule in Gablonz. 1916 geriet er in russ. Kriegsgefangenschaft, aus der er im Frühjahr 1918 floh. Bis Kriegsende leistete er Militärdienst in Aussig, begann dann ein Studium an der Bergakademie in Leoben, wandte sich aber an der Univ. Wien der Mathematik und Theoretischen Physik zu. Seine Lehrer waren Philipp Furtwängler (1869–1940), Hans Hahn (1879–1934), Josef Lense (1890–1985), Kurt Reidemeister (1893–1971) und Wilhelm Wirtinger (1865–1945). 1926 wurde er mit der Arbeit „Über ametrische Mannigfaltigkeiten im euklidischen Raum von fünf und mehr Dimensionen“ als erster Schüler Lenses promoviert. Er wandte sich zu ergänzenden Studien nach Prag, wo er den Kontakt mit Georg Pick (1859–1942) und Ludwig Berwald (1883–1942) suchte, und nach Berlin. 1926-|35 bestritt er seinen Lebensunterhalt als Statistiker und Mitarbeiter am „Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik“. Nachdem das Jahrbuch sein Erscheinen eingestellt hatte, habilitierte sich P. 1936 an der Deutschen Univ. Prag mit der Arbeit „Quasimetrik auf totalisotropen Flächen“. 1938-45 war er formal Dozent in Prag. Weil er aus seiner Auffassung von der Gültigkeit der Relativitätstheorie keinen Hehl machte und für die auf diesem Gebiet tätigen, bedrohten Kollegen eintrat, wurde er nach Errichtung des Reichsprotektorates Böhmen und Mähren für ein halbes Jahr von der Gestapo in Haft genommen und von der Universität verwiesen. 1940-43 war P. bei den Messerschmitt-Flugzeugwerken in Augsburg tätig, die ihn mit theoretischen Arbeiten zur Gasdynamik betrauten. Anschließend führte er bis 1945 bibliographische Arbeiten für die Luftfahrtforschungsanstalt in Braunschweig durch. 1945 konnte er sich an die Univ. Köln umhabilitieren (1948 apl. Prof.). Eine gleichzeitige Berufung nach Greifswald nahm er nicht an, sondern ging 1949 an die Univ. Dacca (Bangla Desh), von wo er 1954 als Diätendozent nach Köln zurückkehrte, 1957 zum ao. Professor ernannt und 1962 emeritiert wurde. Es folgten Gastprofessuren in Atlanta (Georgia, 1962/63), Moscow (Idaho, 1963/64) und Münster (1964–67). Nach Köln zurückgekehrt, widmete er sich im Auftrag der Deutschen Mathematiker-Vereinigung der Erforschung der Schicksale von verfolgten Mathematikern unter dem NS-Regime („Kollegen in dunkler Zeit“).

    P.s mathematische Arbeiten behandeln Themen aus der Differentialgeometrie und dem Gebiet der Partiellen Differentialgleichungen mit Anwendungen auf Geometrie und Gasdynamik sowie insbesondere die Relativitätstheorie. Sein Hauptaugenmerk galt Ausnahmefällen, um sie erweiterten Theorien unterzuordnen. So untersuchte er in höherdimensionalen Räumen die zweidimensionalen Flächen mit verschwindender metrischer Grundform und gliederte sie in die Finsler-Berwaldsche Krümmungstheorie ein. P. wurde so zum Wegbereiter der Isotropen Geometrie. Wichtige Ergebnisse erzielte er auch in der Theorie der Minimalflächen und der Minimalhyperflächen, einem bis heute aktuellen Teil der Differentialgeometrie.

  • Werke

    u. a. Zur Existenztheorie u. Klassifikation totalisotroper Flächen, in: Compositio Mathematica 5, 1937, S. 208-38;
    Zur Theorie d. kompressiblen Potentialströmungen, in: Zs. f. Angew. Math. u. Mechanik 21, 1941, S. 193-203, 341-50 (mit H. Behr-bohm), 22, 1942, S. 305-11;
    Binäre orthogonale Matrizen u. integrallose Darstellungen isotroper Kurven, in: Math. Ann. 121, 1949, S. 1-20;
    Ch. Loewners Transformationstheorie d. partiellen Differentialgleichungen d. Gasdynamik in: Jb. f. d. Reine u. Angewandte Math. 199, 1958, S. 174-87;
    Kollegen in e. dunklen Zeit, in: Jber. d. Dt. Math.-Vereinigung 71, 1969, S. 167-228, 72, 1971, S. 165-89, 73, 1972, S. 153-208, 75, 1973/74, S. 178-180 (mit A. Dick), 77, 1976, S. 161-64 (mit dems.);
    Mathematicians under Hitler, in: Year Book of the Leo Baeck Inst., 1973, S. 130-82 (mit L. Furtmüller). – Übers.: V. Hlavatý, Differentialgeometrie d. Kurven u. Flächen u. Tensorrechnung, 1939;
    ders., Differentielle Liniengeometrie, 1945 (beide aus d. Tschech.);
    G. Vranceanu, Vorlesungen über Differentialgeometrie, 1961 (aus d. Franz.).

  • Literatur

    M. Kracht, in: Jb. d. Dt. Math.-Vereinigung 83, 1981, S. 119-24 (W-Verz.);
    M. Toepell, Mitgll.verz. d. Dt. Math.-Vereinigung 1890-1990, 1991;
    Pogg. VII a;
    Biogr. Lex. Böhmen.

  • Autor/in

    Rudolf Fritsch
  • Zitierweise

    Fritsch, Rudolf, "Pinl, Max" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 452-453 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117718173.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA