Lebensdaten
1895 – 1952
Geburtsort
Lautenburg (Westpreußen)
Sterbeort
Lugano (Schweiz)
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118587250 | OGND | VIAF: 56732700
Namensvarianten
  • Neumann, Alfred
  • Nejman, Al'fred
  • Neuman, Alfred
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Zitierweise

Neumann, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118587250.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wolff (1835–1921), Holzindustrieller;
    M N. N.;
    1924 Katharina (Kitty) Schatzberger ( 1979), T d. Verlegers Georg Müller (1877–1917, s. NDB 18).

  • Biographie

    N. verlebte seine Jugend- und Schulzeit in Berlin, Rostock und der franz. Schweiz, kam 1913 als Student nach München, promovierte hier zum Dr. phil. und trat als Volontär in den Georg Müller-Verlag ein, bis er unter der Leitung Ephraim Frischs Verlagslektor wurde und auch in der Redaktion von dessen Zeitschrift „Neuer Merkur“ mitarbeitete. Daneben setzte er seine romanistischen Studien fort, die ihn zu Nachdichtungen und Übersetzungen franz. klassischer und romantischer Dichtungen anregten. Als Hauptwerk seiner „romanistischen Zeit“ bezeichnete er selbst die Herausgabe und Übertragung der fünfbändigen Ausgabe der Werke Alfred de Mussets, die eine große literarkritische Biographie des Dichters enthält (1925). Am 1. Weltkrieg nahm N. als Soldat teil. 1918-20 war er Dramaturg an den Münchner Kammerspielen. Ersten Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa zu dieser Zeit folgten die Erzählung „Lehrer Taussig“ (1924) und der Roman „Die Brüder“ (1924), die sehr erfolgreich waren. In den folgenden Jahren lebte er abwechselnd in München als Nachbar Thomas Manns und in Fiesole bei Florenz. Die nächsten Veröffentlichungen, die in fast alle Kultursprachen übersetzt wurden, brachten den Durchbruch zu Weltruhm: Die Novelle „Der Patriot“ (1925), die Geschichte des Grafen Pahlen und der Ermordung des Zaren Paul I., die er im folgenden Jahr dramatisierte und mit der er, mit Fritz Wisten, dann mit Fritz Kortner in der Rolle des Zaren, auch große Bühnenerfolge hatte (verfilmt mit Emil Jannings), vor allem aber sein erster großer historischer Roman „Der Teufel“ (1926), die Geschichte des franz. Königs Ludwig XI. und seines bösen Dämons Oliver Necker. Die weiteren Werke beschäftigten sich mit dem Phänomen des Bösen in immer neuen historischen oder zeitgeschichtlichen Abwandlungen. „Kein deutscher Dichter [hat] die Psychologie der Macht und die intellektuelle Technik der politischen Intrige so konsequent dargestellt wie A. N.“ (H. Kesten). „Der Held, Roman eines politischen Mordes“ (1930) thematisierte das Zeitgeschehen der deutschen Gegenwart, die Morde an Walther Rathenau und Kurt Eisner. Er zog N. den Haß der Nationalsozialisten zu, so daß er 1931 München verließ und sich in Brannenburg/Inn, nahe der österr. Grenze, niederließ, um 1933 endgültig nach Florenz zu fliehen, wo er die Romanfolge über Napoleon III. „Neuer Cäsar“ (1934), „Das Kaiserreich“ (1936) und die essayistische Biographie „Königin Christine von Schweden“ (1936) schrieb. Bedrohung durch die Gestapo erzwang 1938 eine weitere Flucht nach Nizza, bis es N. im Februar 1941 gelang, mit Hilfe des amerik. Emergency Rescue Committee nach Amerika zu entkommen.

    Bis 1948 lebte N. in Kalifornien und schrieb hauptsächlich Drehbücher in engl. Sprache für Hollywood, arbeitete aber auch an dem|Roman „Der Pakt“ und 1943-44 an der Geschichte Hans v. Hentigs und der Geschwister Scholl (Es waren ihrer sechs, 1945). N. wurde 1946 amerik. Staatsbürger, blieb aber auch im Exil als einer der meistübersetzten deutschen Autoren erfolgreich. 1951 kehrte er nach Florenz zurück. Ein großer Roman, der seinem Verleger Georg Müller und dem deutschen intellektuellen Leben der 20er Jahre gelten sollte, gelangte nicht mehr zur Ausführung. – Kleist-Preis (1926).

  • Werke

    Weitere W u. a. Lyrik: Die Lieder vom Lächeln u. d. Not, 1917;
    Neue Gedichte, 1920. – Erzz.: Die Heiligen, Legendäre Geschichten, 1919;
    Rugge, 1920;
    Kg. Haber, 1927 (dramatisiert u. d. T. „Haus Danieli“, 1932);
    Marthe Munk, 1933 (zuerst 1924 im „Neuen Merkur“);
    Kl. Helden, 1934;
    Viele heißen Kain, 1958. – Dramen: Königsmaske, 1928;
    Frauenschuh, 1929 (Tragikomödie);
    Die Brautauktion, 1931 (Spiel nach Goldoni);
    Krieg u. Frieden, Nach d. Roman v. L. Tolstoj, 1955 (mit E. Piscator u. G. Prüfer). – Romane: Rebellen, 1928;
    Guerra, 1929;
    Narrenspiegel, 1932;
    Die Goldquelle, 1938;
    Der Pakt, 1950;
    Das Kind v. Paris, 1953. – Übers. u. Hg.: Alt- u. Neufranz. Lyrik in Nachdichtungen, 2 Bde., 1922;
    Lamartine de Prat, Girondisten u. Jakobiner, 1923;
    A. de Musset, Ges. Werke, 5 Bde., 1925 (mit e. Biogr.). – Ausgg.: Ges. Werke, 2 Bde., 1949 f.;
    Eine Auswahl aus s. Werk, Mit e. Einf., hg. u. kommentiert v. G. Stern, 1979. – Thomas Mann – A. N., Briefwechsel, hg. v. P. de Mendelssohn, 1977.

  • Literatur

    Aufbau XI, Nr. 45 v. 9.11.1945;
    W. H. Perl, Gespräch mit A. N., ebd. XII, Nr. 33 v. 16.8.1946;
    F. Kahn, ebd. XIII, Nr. 19 v. 9.5.1947;
    F. P., ebd. XVI, Nr. 44 v. 3.11.1950 (üb. N.s Europareise);
    K. Pinthus, ebd. XVIII, Nr. 41 v. 10.10.1952;
    L. Marcuse, ebd. XVIII, Nr. 42 v. 24.10.1952;
    ebd. Nr. 50 v. 12.12.1952;
    H. Kesten, Meine Freunde die Poeten, 1953, S. 200-06;
    Tagesspiegel v. 10.5.1966. Robert Neumann, Vorsicht Bücher. Parodien, 1969, S. 173-77 (üb. N.s „Rebellen“);
    J. M. Spalek, Verz. d. Qu. u. Materialien d. dt.sprachigen Emigration in d. USA. seit 1933, 1978, S. 673 ff.;
    P. Engel, in: Taunuskurier v. 2.10.1982;
    K. Umlauf, Exil, Terror, Illegalität, Die ästhet. Verarbeitung pol. Erfahrungen in ausgew. dt.-sprachigen Romanen aus d. Exil 1933-1945, 1982;
    Enc. Jud. 1971 (P);
    Wilpert-Gühring;
    Albrecht-Dahlke;
    BHdE II;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Renate Heuer
  • Zitierweise

    Heuer, Renate, "Neumann, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 137-138 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118587250.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA