Lebensdaten
1777 – 1843
Geburtsort
Brandenburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
romantischer Dichter
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118534556 | OGND | VIAF: 44298932
Namensvarianten
  • Fouqué, Friedrich Baron de la
  • Motte-Fouqué, Friedrich Baron de la
  • Motte Fouqué, Friedrich de la
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Fouqué, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118534556.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Adelsgeschl. d. Normandie, 1684 ausgewandert;
    V Heinr. Aug. Karl (1727–98), Gutsbes., S d. Heinr. Aug. (1698–1774), preuß. Gen. d. Inf. (Freund Friedrichs d. Gr.), u. d. Elis. Madeleine Masson;
    M Marie Louise (1740–88), T d. Wolff Frdr. v. Schlegell u. d. Anna Luise v. Korff;
    1) Bückeburg 1798 ( 1802) Marianne (1783–1862), T d. Ernst v. Schubaert (1744–1829), preuß. Gen.-Major (s. Priesdorff III, S. 272 f.), u. d. Wilhelmine Freiin v. Künsberg, 2) Nennhausen 1803 Caroline (1774–1831), Schriftstellerin, verw. v. Rochow, T d. Gutsbes. Aug. v. Briest u. d. Caroline v. Zinnow, 3) Berlin 1833 Albertine (1806–76), T d. Chirurgen Carl Bernh. Tode (1764–1837);
    1 T aus 2), 2 S aus 3), u. a. Frdr. (1843–1921), Gen.-Major;
    2 Stief-S, 1 Stief-T, u. a. Gustav v. Rochow ( 1847), preuß. Min., Theodor v. Rochow (1794–1854), preuß. Gen. u. Gesandter (s. Priesdorff VI, S. 91 f.);
    E Frdr. (1874–1944), Komponist (s. MGG IV; Komp. u. Mss. in Sächs. Landesbibl. Dresden.

  • Biographie

    F. verlebte seine Jugend in märkischen Schlössern und Gutshäusern (1777-79 Brandenburg, 1780-87 Sakrow, 1788-94 Lentzke); hinzu kamen alljährliche Winteraufenthalte in den Residenzen. Bis zum 17. Jahre unterrichteten ihn Hauslehrer, als letzter der aus der Frühromantik bekannte A. L. Hülsen, dem F. bedeutende Förderung in Sprachen und Literatur verdankte. 1794 trat er als Kornett bei den Weimar-Kürassieren ein und nahm am Sommerfeldzug in der Pfalz teil; auf dem Rückmarsch lernte er im Mai 1795 in Minden Elisabeth von Breitenbauch kennen, das Urbild der „Undine“. 1796-99 wurde das Regiment nach Bückeburg verlegt – dort ehelichte F. die Tochter seines Kommandeurs –, anschließend für 1 Jahr in den Raum Gronau-Elze; dann erfolgte die Rückkehr in die Friedensgarnison Aschersleben. Hier nahm F. 1802 seinen Abschied. Eine neue Ehe schloß er 1803 mit C. von Rochow, später ebenfalls Schriftstellerin, und zog auf deren Gut Nennhausen, wo er bis 1833 gelebt und dieses zu einem der gesellschaftlichen Mittelpunkte des literarischen Deutschland gemacht hat. Am Feldzug 1813 nahm er als Freiwilliger Jäger teil (Schlachten bei Lützen, Dresden, Kulm, Leipzig) und wurde als Major entlassen. 1815 führte ihn eine Reise in die Hansestädte, 1822 eine andere bis Prag. Mäzenin, Vertraute, auch Schlüsselgestalt mehrerer Dichtungen wurde ihm damals Prinzessin Marianne von Hessen-Homburg. Als er 1833 eine um 30 Jahre jüngere Frau heiratete, zerfiel er mit seinen früheren Verwandten, zumal nachdem der französische Schriftsteller Ch. Fournel eine zweideutige Rolle in seinem Hause zu spielen begann. 1834-40 lebte F., unter relativ gedrückten Verhältnissen, in Halle, danach, bis zu seinem Tode, in Berlin. – F., ohnehin von geringer Ruhefähigkeit, in dem schon als Kind durch verwirrenden Ortswechsel die Mentalität des „Irrenden Ritters“ vorbereitet worden war und der sich, infolge ausschließlichen Verkehrs in Adels- und Offizierskreisen, über die Wirklichkeit seiner Zeit nur selektiv unterrichtete, brachte nach fleißigsten, aber einseitigen Handübungen unter Anleitung A. W. Schlegels – der ihn auch 1803, in der „Europa“, dem Publikum vorstellte - den „Ritterroman“ (an mittelhochdeutsche Epik anlehnend) zu anachronistischer Perfektion. Gleich allen Vertretern des „romantischen Historismus“ ging auch er aus von Johannes von Müller, der ihm mehrfach Stoff- und Namensquelle wurde; in formaler Hinsicht ergab folgenreiche Anregung der damals vielgeltende „dialogisierte Roman“, zum Beispiel C. G. Cramers „Hasper a Spada“ (F.s Neckname beim Regiment). Aus seinen ernst zu nehmenden germanistischen Studien ging – noch vor den Untersuchungen Grimms und von der Hagens – ab 1808 eine Nibelungen-Trilogie hervor sowie die dichterische Neuformung zahlreicher weiterer Edda-Stoffe. Seine glänzende sprachliche Begabung und die nationale Erregung um 1813 machten ihn für kurze Jahre zum Publikumsliebling; Burschenschafter und Junges Deutschland erkannten jedoch bald seine retrograde Richtung: nach 1820 hatte er Geltung nur noch bei „Thron und Altar“; hier hat er Friedrich Wilhelm IV. bedenklich beeinflußt. Größte, auch heute noch nicht erschöpfte Wirkung erzielte die (autobiographische) „Undine“, einer jener seltenen Grenzfälle des Dichterischen, der nach Sprache und Fabel sowohl primitiv-mystisches wie auch tragisch-individuelles Nacherleben erlaubt und eben deshalb alle Kreise erreichte. Nennenswerte Schüler hat F. nicht gehabt, obschon Richard Wagner sich mehrfach an seinen Motiven entzündete. Anmerkenswert war die Ausstrahlung des Werkes in den skandinavischen (Öhlenschläger, Ingemann, Atterbom) und den angelsächsischen Sprachraum (Scott, Poe, Carlyle).

  • Werke

    Weitere W u. a. Romane u. Erzz.: Alwin, 1808;
    Das Galgenmännlein, 1810;
    Undine, 1811 (Vertonungen u. a.: E. Th. A. Hoffmann, 1813/14;
    Girschner, 1830 [Teilaufführung];
    Lortzing, 1845;
    Heinr. Schmidt, Ballett;
    H. W. Henze, Ballett, 1958, Choreographie v. F. Ashton);
    Der Todesbund, 1811;
    Die beiden Hauptleute, 1812;
    Die 14 glücklichen Tage, 1812;
    Der Zauberring, 1813;
    Sintram u. s. Gefährten, 1814;
    Sängerliebe, 1816;
    Adler u. Löwe, 1816;
    Alethes v. Lindenstein, 1817;
    Welleda u. Ganna, 1818;
    Schön Irsa, 1818;
    Die vier Brüder v. d. Weserburg, 1820;
    Gunlaugur Drachenzunge, 1826;
    Abfall u. Buße, 1844;
    Joseph u. s. Geige, 1845. – Schauspiele: Der Held d. Nordens, 1810;
    Eginhard u. Emma, 1811;
    Die Fam. Hallersee, 1813;
    Die Pilgerfahrt, 1816;
    Die Zaubrer u. d. Ritter, 1816;
    Baldur d. Gute, 1818;
    Hermann, 1818;
    Gelimer, 1837 (ungedr.). – Epen: Corona, 1814;
    Parcival, 1831 (ungedr.). – Ausw.-Ausg.: F.s Werke, 1bändige Ausw., hrsg. v. W. Ziesemer (mit Biogr., Einführung, Anm., P);
    Ausw. v. M. Koch, 2 Bde., 1894 (Kürschners Dt. Nat.lit.) – Autobiogr. Schrr.: F., eines dt. Schriftstellers Halbjh., hrsg. v. H. Kasten, 1930 (1. Kurzfassung e. Selbstbiogr. v. 1828, Nachwort, Register u. Anm. fehlerhaft);
    Lebensgesch., aufgezeichnet durch ihn selbst, 1840. – Überss.: Cervantes, Th. Moore, H. Ch. Andersen, Cl. Livijn, Racine. – Hrsg. u. Redakteur: Chamisso, Peter Schlemihl, 1814;
    Eichendorff, Ahnung u. Gegenwart, 1815;
    S. Ch. Pape, Gedichte, 1821;
    Frauentaschenbuch, 1815-21.

  • Literatur

    ADB VII;
    Briefe an F., 1848;
    Goedeke VI, S. 115-31 u. 803 f., XI, 1, S. 490-92, XIV, S. 188-203;
    W. Pfeiffer, F.s Undine, Diss. Heidelberg 1902;
    E. Hagemeister, F. als Dramatiker, Diss. Greifswald 1905;
    T. Bratu, F.s Lyrik, Diss. Berlin 1907;
    O. Ed. Schmidt, F., Apel, Miltitz, 1908;
    M. Kämmerer, F.s Held d. Nordens, Diss. Rostock 1910;
    L. Jeuthe, F. als Erzähler, Diss. Breslau 1910;
    Th. Krämer, Das romant. Ritterepos b. F., Diss. Münster 1913;
    C. Groß, F. u. d. Frauentaschenbuch, Diss. ebd. 1925;
    J. Schwabe, F. als Hrsg. literar. Zss. d. Romantik, Diss. Breslau 1937;
    Arno Schmidt, F. u. einige seiner Zeitgenossen, ²1960 (aufgrund umfangreicher Archivstud., Verz. d. älteren angelsächs. u. skandinav. Überss. d. Werke F.s, P);
    Kosch;
    Körner;
    Eppelsheimer;
    K. Lorenzen, in: MGG IV, Sp. 602-04 (W, L, P);
    Frels. – Zu Gvv Heinr. Aug.: ADB VII;
    Priesdorff I, S. 286-89 (L, P);
    Rößler-Franz;
    zu 2. Frau Caroline:
    Kosch;
    Körner;
    Frels.

  • Porträts

    Zeichnung v. Ph. Veit, 1814, Abb. vor d. Winterheft d. „Jahreszeiten“, auch b. Ziesemer (s. W);
    Stich v. F. Fleischmann, 1818, nach Gem. v. W. Hensel, Abb. in: G. Könnecke, Bilderatlas, 1909, S. 121;
    Gem. v. C. Bardua, 1822/26, Abb. in: Wilpert, Literatur in Bildern;
    Bleistiftzeichnung, 1837 (Marbach, Schiller-Nat.Mus.), Abb. b. A. Schmidt (s. L).

  • Autor/in

    Arno Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Arno, "Fouqué, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 306-307 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118534556.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fouqué: Friedrich Heinrich Karl de la Motte-F., „der märkische Dichterfürst, der gesellschaftliche Mittelpunkt der romantischen Schule“, geboren 12. Febr. 1777 zu Brandenburg a. d. Havel, 23. Jan. 1843 in Berlin. Von einem Candidaten A. F. Sachse unterrichtet, sollte F. eigentlich in Halle die Rechte studiren, trat aber aus Begeisterung für den Soldatenstand, angeregt durch die Zeitereignisse, bereits 1794 als Cornet in das Kuirassierregiment Herzog von Weimar und betheiligte sich als solcher am Rheinfeldzug. Zurückgekehrt,|verheirathete er sich in Aschersleben, doch trennte er diese Ehe später wieder und ehelichte die verwittwete Frau von Rochow. In Aschersleben, wie später in Bückeburg, wo er in Garnison lag, widmete er seine freien Stunden dem Studium der Litteratur, machte 1802 in Weimar Goethe's und Schiller's Bekanntschaft und zog sich dann nach seiner zweiten Verheirathung ganz vom Militär zurück um fürderhin auf dem Gute seiner Frau, Nennhausen, nur im Dienste der Musen thätig zu sein. Das Erste, was er veröffentlichte waren die „Dramatischen Spiele von Pellegrin“, 1801, herausgegeben von A. W. v. Schlegel, mit dem F. in einem sehr freundschaftlichen Verhältnisse lebte und der für Fouqué's Talent große Hochachtung hegte (vgl. u. A. Holtei, Briefe an Tieck III. S. 337). Als 1813 die Kriegsdrommete erscholl und Deutschland sich aufraffte das Joch des Corsen abzuschütteln, griff auch F. wieder zum Schwert, trat als Lieutenant zu den freiwilligen Jägern und focht als treuer Soldat in den namhaftesten der damaligen Schlachten. Gesundheitsrücksichten zwangen ihn jedoch zur Aufgabe der militärischen Laufbahn; als Major und mit dem Johanniterkreuz geschmückt schied er aus dem Dienst. Litterarisch seitdem ununterbrochen thätig, siedelte er 1831 nach dem Tode seiner Frau nach Halle über, hielt dort Vorlesungen über Geschichte und Litteratur und gab sich, von mancherlei Sorgen bedrückt, einer pietistischen Richtung hin, die ihn die moderne Welt in dunklen Farben erblicken ließ. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen der in früheren Jahren ein Freund der Fouqué’schen Schriften gewesen war, berief den Dichter, ihn seiner Sorgen entlastend, 1842 nach Berlin, wo ein Schlaganfall am 23. Jan. 1843 dem Leben Fouqué's ein Ende machte. — Einer der productivsten deutschen Dichter hat sich F. auf fast allen Gebieten der schönen Litteratur versucht, aber trotz der Zahl und Mannigfaltigkeit seiner Schriften ist er heute nahezu vergessen; nur die vorzüglichste seiner Arbeiten, die Erzählung „Undine“ (Berl. 1811, 17. Aufl. 1870) erfreut sich auch heute noch wohlverdienter Beliebtheit. Diese Erzählung gehört zu den lieblichsten und sinnigsten Blüthen der romantischen Schule, gleich glücklich im Inhalt, wie anmuthend in der Form spricht sie das Geheimniß der Romantik aus: „die Beseelung der elementaren Natur“. Eine gleiche Höhe hat F. nie wieder erreicht und wenn auch seine Romane aus der Ritterzeit und aus der nordischen Sage und Mythe durchaus nicht arm sind an Zügen echter Poesie, lebhafter Phantasie und wohlthätiger Wärme, so fehlt es ihnen doch zu sehr an scharfer Charakteristik und an Verinnerlichung des Stoffes, Mängel, die durch die Manirirtheit der Form und durch starke Betonung der Aeußerlichkeiten nur noch schärfer hervortreten. Der poetisch bedeutendste dieser Ritterromane dürfte der „Zauberring“ (3 Bde. Nürnberg 1813. 3. Aufl. Braunschweig 1855) sein, der besonders durch die Mannigfaltigkeit und das lebendige Colorit der Scenerie anzieht. Dem Zauberring waren schon vorausgegangen die Romane „Historie von dem edlen Ritter Galmy und einer schönen Herzogin von Bretagne" (1806), „Allwin“ (1808); es folgten ihm „Der Todesbund“ (Kleine Romane Berlin 1814—19, Bd. 1 separat 1815), „Die Fahrten Thiodulf's, des Isländers" (1815, 2. Aufl. 1848), „Sängerliebe" (1816), „Der Verfolgte“ (1821), „Wilde Liebe“ (1822), „Der Refugié“ (1824), „Abfall und Buße" (1844) u. a., ebenso verschiedene Novellen, wie die seltsamen Schöpfungen „Mandragora“ (1827) und „Fata Morgana“ (1830), die bereits in die Periode des Niedergangs von F.'s dichterischer Schöpfungskraft fallen. Nicht minder zahlreich wie seine Romane sind Fouqué's Dramen, die wohl Kraft, kecken Aufschwung der Phantasie, auch sprachliche Schönheiten aufzuweisen haben, aber auch die Schwächen der erzählenden Werke, wozu vor Allem der Mangel einer wirklich dramatischen Anlage sich gesellt. Das bedeutendste und großartigst angelegte seiner Dramen ist ohne Zweifel „Der Held des Nordens“ (1808, 3 Bde.), eine|dem Philosophen Fichte gewidmete Trilogie, die aus den Dramen „Sigurd der Schlangentödter", „Sigurds Rache“ und „Aslauga“ sich zusammensetzt und ihren Stoff der Niflungasage der Edda entnimmt. Von seinen übrigen Dramen sind zu nennen: die 1804 in Berlin erschienenen „Dramatischen Spiele“, mit denen F., wie schon erwähnt, unter dem Namen Pellegrin seine litterarische Laufbahn eröffnete, ferner die zwei Schauspiele (1805) „Der Falke" und „Das Reh", das dramatische Spiel „Die Zwerge" (1805. 1816), „Eginhard und Emma" (1811), mehrere „Vaterländische Schauspiele" (1811), „Alboin der Longobardenkönig", ein Heldenspiel (1813), „Dramatische Dichtungen für Deutsche. Neue vaterländische Schauspiele" (1813), von denen das Trauerspiel „Die Familie Hallersee“ und das dramatische Gedicht „Die Heimkehr des großen Kurfürsten“ auch als „Schauspiele für Preußen" (1813) edirt wurden. Zwei Jahre später veröffentlichte er ein Vorspiel „Tassilo der Baiernherzog", hierauf die Trauerspiele „Die Pilgerfahrt" (1816), „Die zwei Brüder“ (1817), „Liebesrache“ (1817), „Hieronymus Stauf“ (1819) und einen hochinteressanten „Don Carlos“ (1824). Verschiedene der angeführten Dramen erhalten ein besonderes Interesse durch die in ihnen angebrachten Reimkünsteleien, Assonanzen und Alliterationsgebände; die Bühne aber blieb ihnen wegen des völligen Mangels an streng dramatischer Form und Anlage verschlossen. Fouqué's lyrische Gedichte gefallen meist durch Leichtigkeit und Glanz, so daß sie Heine nicht mit Unrecht „süße lyrische Colibri's“ nennt; von seinen Epen zeichnet sich „Corona“ (1814), das in ottave rime verfaßt ist und großentheils zeitgeschichtliche Stoffe verwendet, durch Gleichmäßigkeit der Bearbeitung und südliche Bildersprache aus. Auch als Verfasser „Geistlicher Lieder“ (1823) und „Geistlicher Gedichte“ (herausgegeben von Albertine de la M.-F. und bevorwortet von Kletke, Berlin 1846) ist F. aufgetreten, ebenso hat er Kriegslieder geschrieben, verschiedene Jahrbücher und mit Fr. Laun 1818 Geschichten, Sagen und Dichtungen „Aus der Geisterwelt" herausgegeben, sich als Mitarbeiter an periodischen Schriften betheiligt, auch einen sehr unbedeutenden „Altsächsischen Bildersaal" (1818—1820) u. A. verfaßt. Die Schriften aus der letzten Periode seines Lebens sind — außer einigen schon genannten — „Die Welt-Reiche zu Anfang der Jahre 1835—40 (Gedichte, 1835—40), „Von der Liebeslehre" (1837), „Goethe und einer seiner Bewunderer“ (1840), „Der Pappenheimer Cuirassier“ (1842), „Jacob Böhme, ein biogr. Denkmal“ (1831), „Preußische Trauersprüche und Huldigungsgrüße für das Jahr 1840“ (1840) u. a.; auch redigirte er mit F. v. Alvensleben die „Zeitung für den deutschen Adel“ (Leipzig und Nordhausen 1840—42). 1840 gab er seine „Lebensgeschichte“ und 1841 „Ausgewählte Werke, Ausgabe letzter Hand“ in 16 Bänden heraus. F. war das traurige Loos beschieden seinen Ruhm zu überleben, schon nach 1820 versagte das Publicum seinen Schriften die früher reichlich bewiesene Theilnahme; eine spätere Zeit wollte nichts mehr von seiner litterarischen Eigenart wissen; man vergaß dabei, wie Gottschall (a. u. a. O. S. 460) treffend bemerkt, „daß die romantische Ironie bei ihm erloschen war, daß eine ernste edle vaterländische Gesinnung seine großen Werke beseelte und die germanistische Richtung, der wir so bedeutende wissenschaftliche Resultate verdanken, die Schuld des Rühmenswerthen und auch des Tadelnswerthen trug, das seine Dichtungen charakterisirt.“

    Fouqué's dritte Frau, Albertine Tode, die er in Halle geheirathet hatte und die erst in den siebenziger Jahren als Pensionärin der Schillerstiftung starb, ist ebenfalls als Schriftstellerin, u. a. als Verfasserin des Romans „Reinhold“ (1865, 2 Bde.) nicht unbekannt geblieben, doch wird sie an Reichthum der Production weit übertroffen durch seine zweite Gattin Karoline Auguste, geb.|v. Briest, die 1773 auf dem Gute Nennhausen bei Rathenow geboren, erst (seit 1789) mit einem Herrn v. Rochow, und nachdem sie von diesem geschieden, seit 1803 mit F. vermählt am 20. Juli 1831 in Nennhausen starb. Geistvoll und von schönem Aeußern, beherrschte sie F., mit dem sie das Loos theilte, vor dem Ende vergessen zu sein. Sie schrieb eine große Anzahl Romane, Novellen und Erzählungen ("Roderich“, 1807; „Frau des Falkensteins“, 1810; „Die Spanier und der Freiwillige in Paris", „Feodora“, 1814; „Edmunds Wege und Irrwege“, 1815; „Das Heldenmädchen aus der Vendée", 1816; „Frauenliebe", 1818; „Ida", „Lodoiska und ihre Tochter", 1820; „Die blinde Führerin", „Heinrich und Maria“, 1821: „Vergangenheit und Gegenwart“, „Die Herzogin von Montmorency", 1822; „Die Vertriebenen“, 1823; „Bodo von Hohenried“, 1825 u. A.), veröffentlichte 1821 „Briefe über Berlin“, 1826, „Die Frauen in der großen Welt, Bildungsbuch beim Eintritt in das gesellige Leben“, gab mit Amalie v. Hellwig 1812—13 zwei Jahrgänge eines „Taschenbuchs der Sagen und Legenden“ heraus.

    • Literatur

      Vgl. zur Charakteristik Fouqué's besonders Gottschall, Deutsche Nationallitteratur, Breslau 1875, I. S. 459—471; ferner Blätter f. litt. Unterhaltung 1842, Nr. 323 ff. Augsb. Allg. Ztg. 1843, Beil. zu Nr. 55. Brandes, Die Hauptströmungen der Litteratur des 19. Jahrh. II. S. 304—31; Briefe an Fouqué, herausg. von Kletke, Berlin 1848. Fr. W. Gubitz, Erlebnisse ebd. 1869. III. S. 111—115. Allg. litter. Correspondenz 1877 Nr. 4 u. 5.

  • Autor/in

    Joseph Kürschner.
  • Zitierweise

    Kürschner, Joseph, "Fouqué, Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 198-201 unter Fouqué, Friedrich Heinrich Karl [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118534556.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA