Lebensdaten
um 1666 – 1726
Geburtsort
in der Languedoc (Frankreich)
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118778463 | OGND | VIAF: 59880140
Namensvarianten
  • Delafosse, Louis Rémy
  • Delafosse, Charles Louis Rémy
  • Fosse, Charles Louis Rémy de la
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Zitierweise

Fosse, Louis Rémy de la, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118778463.html [03.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    N. N.;
    1 S.

  • Biographie

    Nach Aufhebung des Ediktes von Nantes war F., über dessen Herkunft und Ausbildung nichts bekannt ist, als Réfugié zur Auswanderung gezwungen und wurde zum 1.1.1706 von Kurfürst Georg Ludwig als „Hof- und Premierarchitekt“ nach Hannover berufen. Mit seinen Bauten in der Landeshauptstadt setzten anstelle der bis dahin vorherrschenden italienischen Stileinflüsse des Barocks nun französische ein. Sein bedeutendstes Werk, das 1710-12 erbaute und 1881 abgebrochene Landständehaus in Hannover, verkörperte den Typ des französischen Adelspalais. 1709/10 arbeitete F. an großartigen, leider unausgeführt gebliebenen Plänen zum Wilhelmshöher Schloßbau für Landgraf Karl von Hessen-Kassel und trat 1710/11 mit dem Umbauentwurf des Darmstädter Reithauses zum Operntheater in Beziehungen zu Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt, seinem späteren Hauptbauherrn, bei dem er 1715 als „Major-Ingenieur und Oberbaumeister“ in Dienste trat und, abgesehen von einer Frankreichreise im Winter 1718/19, die er als Hugenotte unter dem Decknamen Le Rouge durchführen mußte, bis zu seinem Tode das gesamte Zivil- und Militärbauwesen sowie die Wasserbauarbeiten am Rhein leitete. Seine Hauptaufgabe war die Planung der Darmstädter Residenz ab 1715, die erst 1804 nach veränderten Plänen vollendet werden konnte, ferner gleichzeitig der Bessunger Herrengarten mit der 1719 begonnenen Orangerie, die qualitativ zu seinen erfreulichsten Leistungen zählt. Seine Kirchenbauentwürfe blieben meist unausgeführt. In Südwestdeutschland muß F. beträchtliches Ansehen genossen haben, wie seine Mannheimer Schloßplanung um 1720 für Kurfürst Karl Philipp beweist. Die imposante architektonische Komposition des dortigen Schlosses ist F. zu verdanken, wenn auch entsprechend den kollektivistischen Baumethoden des 18. Jahrhunderts durch andere Meister sich manch neue Idee bei der Fassadengestaltung und Detailausbildung durchgesetzt hat. Harmonisch mit den Ideen Johann Dientzenhofers verband sich seine Kunst bei der löwensteinischen Residenz in Kleinheubach am Main (1723–32), wo ihm der Mittelrisalit zuzuschreiben ist. Die Bedeutung von F. für die deutsche Barockarchitektur liegt in der oft gewaltigen Größe und in der monumentalen Massenwirkung seiner Profanbauten, die in ihren Fassaden eine strenge, würdevolle Gliederung erkennen lassen und den Werken der beiden Hugenottenarchitekten Paul du Ry und Jean de Bodt nahestehen. Stilistisch sind die architektonischen Schöpfungen von F. ein wesentlicher Beitrag zum rheinisch-fränkischen Barock und entsprechen dem Formgefühl jener Zeit, die akademisch-klassische Einflüsse Frankreichs mit aufgelockerter deutscher Stilauffassung harmonisch zu verbinden wußte.

  • Werke

    Weitere W 2 Pavillons im Herrenhäuser Park zu Hannover, 1706;
    Plan f. d. Schloß Berlin-Charlottenburg, um 1708 (Entwurfsvariante);
    unausgeführter Plan f. d. kath. Propsteikirche St. Clemens zu Hannover, 1710;
    Prettlacksches Haus zu Darmstadt, 1710;
    ev. Kirche in Ober-Ramstadt/Hessen, 1717;
    unausgeführte Pläne f. e. ev. Kirche auf d. Ballonplatz zu Darmstadt, um 1720;
    Jagdschloß Wolfsgarten b. Darmstadt, 1721-24;
    Holzhausensches Herrenhaus in d. Öde zu Frankfurt/M., Plan 1722, Ausführung 1727 f. – Pläne u. a. im Hess. Denkmalarchiv u. in d. Landesbibl. Darmstadt, Staatsarchiv Marburg.

  • Literatur

    J. Schlippe, L. R. de la F. u. s. Bauten, Diss. TH Darmstadt 1916;
    K. Lohmeyer, Die Baumeister d. rhein.-fränk. Barocks, 1931, I, S. 187, II, S. 107 f.,|140, 143 f.;
    P. du Colombier, L'architecture française en Allemagne au XVIIIe siècle I, Paris 1956, S. 122-31 (ausführl. L);
    Dehio-Gall, Hdb. d. dt. Kunstdenkmäler, 1. Niedersachsen u. Westfalen, 1935, S. 13, 32, 34;
    dass., 4. Rheinfranken, 1943;
    dass., Nördl. Hessen, 1950, S. 16;
    dass., Südl. Hessen, ²1955;
    Die Bau- u. Kunstdenkmäler d. Landes Hessen, Reg.bez. Darmstadt, Stadt Darmstadt, Textbd., 1952, S. 20, 32, 74, 79, 107, 156, 180, 187, 199 f., 210 ff., 270 ff., 276, 294;
    ThB 22 (unter La Fosse).

  • Autor/in

    Hans Reuther
  • Zitierweise

    Reuther, Hans, "Fosse, Louis Rémy de la" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 305-306 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118778463.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA