Lebensdaten
1824 – 1907
Geburtsort
Groß-Sandewalde (Schlesien)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Philosoph ; Professor in Jena und Heidelberg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118533401 | OGND | VIAF: 29607117
Namensvarianten
  • Fischer, Kuno Ernst Berthold
  • Fischer, Kuno
  • Fischer, Kuno Ernst Berthold
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Zitierweise

Fischer, Kuno, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118533401.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Theodor (1787–1878), Gen.-Sup., S d. Leinewebers Chrstn. Gottlieb in Züllichau;
    M Charlotte (1798–1826), T d. Ferd. v. Corvin-Wiersbitzky (1761–1826), preuß. Rittmeister a. D., Polizei-Bgm. v. Krotoschin;
    Om Otto v. C.-W. ( 1886), Publizist (s. NDB III);
    1) Heidelberg 1852 Marie (1824–82), T d. franz. Offz. Desiré Le Mire, 2) ebd. 1884 Christiane Louise (1832–1903), T d. dän. Obersten Joh. Hieron. Kirchhoff;
    1 S, 2 T aus 1), u. a. Mary ( Theodor Clauss, 1847–1907, Dir. d. Karlsruher Lebensversicherungsanstalt, s. Bad. Biogrr. VI, 1935, S. 499 f.), Clara ( Ferd. Tiemann, 1899, Prof. d. Chemie).

  • Biographie

    F. studierte Philologie in Leipzig, dann in Halle, wo Hegels Philosophie von J. E. Erdmann gelehrt wurde. Hier befaßte er sich eingehend mit den Grundwerken der großen Philosophen, trieb aber auch historische, theologische und philologische Studien. Nach der Promotion 1847 (Dissertation: „De Platonico Parmenide“) nahm er eine Hauslehrerstelle in Pforzheim an. 1850 konnte er sich in Heidelberg habilitieren. 1853 wurde ihm wegen seiner pantheistischen Gesinnung die venia legendi entzogen. Die erzwungene Muße nutzte F. zu intensiver schriftstellerischer Tätigkeit. Nachdem schon 1852 Band I seines Hauptwerkes „Geschichte der neueren Philosophie“ erschienen war, legte er im gleichen Jahr seinen systematischen Standpunkt in seinem „System der Logik und Metaphysik…“ (1852, ³1909) nieder. 1855 nahm er einen Ruf nach Jena an, wo er 16 Jahre wirkte und in seinen Vorlesungen und Vorträgen wahre Begeisterungsstürme entfachte. 1861 erschien sein Kant-Buch (= Geschichte der neueren Philosophie IV), dessen Wirkung eine außerordentliche war. Den 1872 an ihn ergehenden Ruf nach Heidelberg nahm F. an, „um dort zu leben und zu sterben“. Nach überaus fruchtbarer Lehrtätigkeit trat er 1906 vom Lehramt zurück. – F.s bleibendes Verdienst liegt auf dem Gebiet der Philosophiegeschichte, die ihm eine Schule des Philosophierens ist. Es ist ihm in beispielloser Weise gelungen, den Entwicklungsgang des philosophischen Denkens überhaupt darzulegen, indem er jedes einzelne System von seinem Kernpunkt aus aufrollt, die wesentlichen Gedankengänge gleichsam schöpferisch nachvollzieht und im Rückblick kritisch beleuchtet. Seinem Wirken als Schriftsteller und Dozent ist es haupt- sächlich zu danken, daß die Philosophie in Deutschland nach dem auf Hegel folgenden Niedergang und einer Zeit bloßer Duldung ihren Wert und ihre Anerkennung als allgemeinstes Bildungsfach wiedergewann. Dem einsetzenden Neukantianismus bedeuteten F.s Forschungen und Vorlesungen Grundlage und Antrieb. Daneben tritt F. als Philosoph und Systematiker zurück. Er ist Hegelianer gemäßigter Richtung, jedoch zeigt sich in seiner Umbildung der Hegelschen Lehre, schon in der „Logik und Metaphysik“, vor allem in deren neu bearbeiteter 2. Auflage (1865) bemerkbar, kantischer Einfluß. Wie für Hegel ist ihm Logik zugleich Erkenntnistheorie und Metaphysik. Die dialektische Entwicklung geht vom Sein durch das Wesen zum Zweck; so verbindet F. den Entwicklungsbegriff seiner Zeit mit der Dialektik Hegels. – Durch seine Vorträge und Publikationen über Goethe, Schiller, Lessing, Shakespeare hat F. sich auch als Literarhistoriker einen Namen gemacht.

  • Werke

    Weitere W u. a. Diotima, d. Idee d. Schönen, 1849, ²1929;
    Gesch. d. neueren Philos., 11 Bde., 1852-1901, Jubiläums-Ausg. 1897 ff.;
    Über d. Problem d. menschl. Freiheit, 1875;
    Goethes Faust, 1878;
    Goethe-Schrr., 1890-1903;
    Philos. Schrr., 1891 ff., ⁵1902 ff.;
    Schiller-Schrr., 1892 ff.;
    Das Verhältnis zw. Willen u. Verstand im Menschen, 1896.

  • Literatur

    F. A. Trendelenburg, K. F. u. sein Kant, 1869;
    A. Krause, I. Kant wider K. F., 1884;
    W. Windelband, K. F. u. s. Kant, in: Kant-Stud. 2, 1897, H. 1;
    ders., K. F., 1907: E. Traumann, K. F., 1907;
    E. Bauch, in: Kant-Stud. 12, 1907, H. 3/4;
    ders., in: Schles. Lb. III, 1928, S. 304-11 (L, P);
    Gesch. d. neueren Philos. im Urteil d. Jahrzehnte 1852–1924, Zum 100. Geb.tag K. F.s am 23.7.1924, 1924;
    H. Glockner. in: Bad. Biogr. VI, 1935, S. 519-24;
    ders., Philos. Lesebuch II, 1950;
    Ziegenfuß;
    Ueberweg IV;
    H. Falkenheim, in: BJ XII, S. 255-72 (W, L, u. Tl. 1907, L).

  • Porträts

    Gem. v. K. Ritter (Karlsruhe, Schloß), Abb. in: F. Behrend, Gesch. d. dt. Philol. in Bildern, 1927;
    Gem. v. V. Parlaghi, 1899 (Heidelberg, Kunstslg.);
    Stich v. W. Rohr (Münchner Stadtmus., Maillinger Bilderchronik);
    Bronzerelief v. H. Volz (Heidelberg, Grabmal).

  • Autor/in

    Edith Selow
  • Zitierweise

    Selow, Edith, "Fischer, Kuno" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 199 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118533401.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA