Lebensdaten
1860 – 1929
Geburtsort
Jasło (Galizien)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
klassischer Archäologe
Konfession
-
Normdaten
GND: 117354325 | OGND | VIAF: 15544115
Namensvarianten
  • Studniczka, Franz

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Zitierweise

Studniczka, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117354325.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolph, aus österr.-böhm. Beamtenfam.;
    M Carolina v. Strobach; ältere B;
    1889 1891 Helene Chrobak, aus Wien, 2) N. N., aus Hamburg;
    1 S aus 1) Johannes (Hanns) (1891–1975, Ingeborg Hecht, 1921–2011, Journ., Autorin, u. a. Vf. v. Memoiren „Als unsichtbare Mauern wuchsen, Eine dt. Fam. unter d. Nürnberger Rassegesetzen“, 1984, ²2007, engl. u. franz. Überss., 2005 BVK 1. Kl.), Jur., Schriftst., Übers.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am dt. Gymnasium in Prag studierte S. Klassische Archäologie dort und in Wien bei Eugen Petersen (1836–1919), Otto Benndorf (1838–1907), Otto Hirschfeld (1843–1922), Wilhelm v. Hartel (1839–1907) und Theodor Gomperz (1832–1912). 1882 mit einer philologisch orientierten Arbeit „Beiträge zur Geschichte der altgriechischen Tracht“ (Abh. Archäol.-Epigraph. Seminar Wien 6 /1, 1886) promoviert, wurde er sogleich an der zweiten Lykien-Expedition beteiligt, danach als Assistent am neu eingerichteten Archäologisch-Epigraphischen Seminar in Wien angestellt und 1885–87 mit einem Reisestipendium für die Mittelmeerländer ausgestattet. In diesen Jahren konzentrierte sich S. v. a. auf Rom und Athen, wo er sich intensiv mit den aufsehenerregenden Neufunden der damaligen Großgrabungen vertraut machte. Die direkte Auseinandersetzung mit frischen Befunden auf der Athener Akropolis regte ihn zur Wahl seines Wiener Habilitationsthemas „Antenor Sohn des Eumares und die archaische Malerei“ (Jb. d. Dt. Archäol. Inst. 2, 1887, S. 135–68 u. 280 f.) an. Bis 1889 war er Hilfsarbeiter an den kgl. Museen in Berlin und Kustosadjunkt der Münzen-, Medaillen- und Antikensammlung in Wien, als ihn Rufe nach Dorpat wie auch nach Freiburg (Br.) erreichten. Er wählte Freiburg, auch um die dt. Staatsbürgerschaft zu erwerben, denn aufgrund seines familiären Hintergrunds und der kulturellen Bindungen fühlte er sich Deutschland zugehörig. 1891 zum o. Professor ernannt, wurde er 1896 auf den Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Univ. Leipzig mit angeschlossenem Antikenmuseum als Nachfolger von Johannes Overbeck (1826–95) berufen. Rufe nach Göttingen 1907 und Berlin 1916 nahm S. nicht an, da seine Lebens- und Arbeitsverhältnisse mit einem bestens organisierten Instituts- und Seminarbetrieb, mit einer vom Engagement großzügiger Sponsoren profitierenden Originalsammlung und mit einer nahezu lückenlosen Sammlung an Gipsabgüssen antiker Plastik an einem anderen Institut schwerlich zu übertreffen gewesen wären. In Leipzig, wo sich auch ausgezeichnete alte Bibliotheksbestände befanden, vergrößerte S. den Fundus originaler Proben nach seinen eigenen Vorstellungen und baute ihn zu einem hervorragenden Lehrinstrument aus. Zudem konnte er in seiner berühmt gewordenen Werkstatt der Gipsabgüsse seiner Experimentierfreude beim kreativen Rekonstruieren unvollständig überlieferter statuarischer Typen wie auch monumentaler Gruppenkompositionen beinahe freien Lauf lassen. Wegen seines hohen internationalen Ansehens wurde S. 1908 mit der kommissarischen Leitung des röm. Auslandsinstituts betraut und 1920/21 mit der Wiedereröffnung der 1916 in Athen geschlossenen Auslandsabteilung des Dt. Archäologischen Instituts (DAI) beauftragt. Enge Freundschaften verbanden ihn mit dem Bauforscher Otto Puchstein (1856–1911), dem Archäologen Paul Wolters (1858–1936) und seinem ersten Schüler Theodor Wiegand (1864–1936).

    S. trug wesentlich zur typologischen und ikonographischen Erforschung fast aller archäologischen Gattungen von der myken. Epoche bis in die röm. Kaiserzeit und darüber hinaus bei. Sein antiquarisch ausgerichteter Zugriff auf das Material wurzelte in der positivistischen Grundhaltung des 19. Jh. Diese veranlaßte ihn dazu, jeweils alle Aspekte und Kriterien, die sich mit den ausgewählten Gegenständen verknüpfen ließen, umfassend und detailliert zu diskutieren. Diese komplexe Auseinandersetzung mit dem Einzelobjekt verhinderte, daß S. synoptische Darstellungen größerer Monumentgruppen, allgemeiner künstlerischer Phänomene oder ganzer kunstgeschichtlicher Epochen gelangen. Doch sind viele grundlegende Ergebnisse etwa zur Funktion architektonischer Räume, zur relativen und absoluten Chronologie verschiedener Gattungen, zur Rekonstruktion und Interpretation statuarischer Bildwerke, zur Zusammenführung von disiecta membra sowie zur Identifizierung und Ikonographie griech. und röm. Bildnisse bis heute gültig, weil S. erstmals das je adäquate methodische Instrumentarium überzeugend entwickelte. Der Vorzug seiner Arbeiten besteht in problemorientierten Analysen, die er als philologisch und archäologisch gleichermaßen kompetenter Forscher verfaßt hat.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. in Leipzig (o. 1896), d. Zentraldirektion d. DAI (1905), d. Österr. Ak. d. Wiss. in Wien (korr. 1917), d. Dt. Ak. d. Wiss. in Berlin (korr. 1924) u. d. Ac. dei Lincei in Rom (1923);
    GHR.

  • Werke

    Weitere W u. a. Zu d. archaischen Athenakopf im Akropolismus., in: Mitt. d. Ksl. DAI, Athen. Abt. 11, 1886, S. 185–99;
    Die Siegesgöttin, in: Neue Jbb. 1, 1898, S. 377–403;
    Das Bildnis Menanders, ebd. 21, 1918, S. 1–31, erneut in: Griech. Porträts, hg. v. K. Fittschen, 1988, S. 185–219;
    Der Farnesische Stier u. d. Dirkegruppe d. Apollonios u. Tauriskos, Ein Brief an Georg Treu in Dresden (…), in: Zs. f. bildende Kunst NF 14, H. 7, 1903, S. 171–83;
    Über d. Augustusbogen in Susa, in: Jb. d. DAI 18, 1903, S. 1–24;
    Zu d. Friesplatten v. jon. Tempel am Ilissos, ebd. 31, 1916, S. 169–230;
    Der Frauenkopf v. Südabhang d. Burg in Athen, ebd. 34, 1919, S. 107–44;
    Tropaeum Traiani, Ein Btr. z. Kunstgesch. d. Ks.zeit, in: Abh. d. Sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 22/4, 1904, S. 1–150;
    Das Bildnis d. Aristoteles, 1908, erneut in: Griech. Porträts, hg. v. K. Fittschen, 1988, S. 147–75;
    Zur Ara Pacis, in: Abh. d. Sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 27/26, 1909, S. 901–44;
    Das Symposion Ptolemaios II., ebd. 30/2, 1914;
    Artemis u. Iphigenie, Marmorgruppe d. Ny Carlsberg Glyptothek, ebd. 37/5, 1926, S. 1–160;
    Der wahre u. d. vermeintl. Caligula, in: Archäol. Anz. 25, 1910, S. 532 f.;
    W-Verz.:
    Koch, 1930 (s. L), S. 15–20;
    Rumpf, 1934 (s. L), S. 51, Anm. 1;
    Nachlaß:
    Univ.bibl. Freiburg (Br.) (enthält unveröff. „Lebenserinnerungen“ bis 1887);
    DAI Berlin (Mss., Materialslgg., Briefe).

  • Literatur

    Th. Wiegand, in: Archäol. Anz., 1930, S. 187–91;
    E. Löwy, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. in Wien 80, 1930, S. 200–07;
    P. Wolters, in: Gnomon 6, 1930, S. 108–12;
    H. Koch, in: Ber. über d. Verhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 82/2, 1930, S. 3–20 (W-Verz.);
    A. Rumpf, in: Bursian-BJ 245, 1934, S. 51–119 (Erg. zu W-Verz.);
    R. Heidenreich, in: Bed. Gelehrte in Leipzig 1, 1965, S. 133–38 (P);
    H. Döhl, in: Archäologenbildnisse, hg. v. R. Lullies u. W. Schiering, 1988 (P);
    V. M. Strocka, Hundert J. Archäol. Inst. an d. Univ. Freiburg, in: Freiburger Univ.bll. 118, Dez. 1992, S. 63 f.;
    E. Wirbelauer, Alte Gesch. u. Klass. Archäol., in: Die Freiburger Phil. Fak. 1920–1960, hg. v. E. Wirbelauer u. a., 2006, S. 113 f., Anm. 6;
    H.-U. Cain (Hg.), Aurea Aetas, Die Blütezeit d. Leipziger Antikenmus. zu Beginn d. 20. Jh., 2009 (P);
    DBJ XI, Tl.;
    Ottův slovník naučný;
    Ottův slovník naučný nové doby.

  • Porträts

    Lith. v. W. Thiemann, 1920;
    Bronzebüste v. F. Hackebeil, 1929;
    Bronzereliefs v. dems., 1928, u. v. K. Kluge, 1930 (alle Leipzig, Inst. f. Klass. Archäol. u. Antikenmus. d. Univ.);
    Zeichnungen;
    Photogrr. (Leipzig, Univ.archiv).

  • Autor/in

    Hans Ulrich Cain
  • Zitierweise

    Cain, Hans Ulrich, "Studniczka, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 621-622 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117354325.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA