Lebensdaten
1863 – 1938
Geburtsort
Gangloffsömmern bei Greußen (Thüringen)
Sterbeort
Rossitten
Beruf/Funktion
Ornithologe ; evangelischer Pfarrer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11733765X | OGND | VIAF: 69705102
Namensvarianten
  • Thienemann, Johannes Wilhelm
  • Thienemann, Johannes
  • Thienemann, Johannes Wilhelm
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Zitierweise

Thienemann, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11733765X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 16. Jh. in Holzkirchen b. Laubach ansässiger Fam., d. mit Johannes (* 1642) n. Sachsen-Altenburg („ins Altenburgische“) übersiedelte u. dort Pfarrer stellte;
    V Wilhelm (1830–84), Pfarrer in Gangloffsömmern u. Zangenberg b. Zeitz, Gangloffsömmern, Vors. d. Dt. Ver. z. Schutze d. Vogelwelt, Schriftleiter d. „Ornithol. Mschr.“, S d. Wilhelm (1781–1863), Pfarrer in Droyßig b. Zeitz u. Sprotta b. Eilenburg, Ornithol.;
    M Anna Zimmer;
    Ur-Gvv Carl Renatus (1751–1803), Amtmann in Gräfentonna;
    Gr-Ov Ludwig (1793–1858), Dr. med., Naturforscher, 2. Insp. d. kgl. Naturalienkab. in Dresden, Bibl. an d. kgl. Bibl. ebd., Reiseschriftst., Ornithol., Vf. e. Bibliogr. „Die Weinwiss. in ihrem ganzen Umfange“, 1839, u. v. „Fortpflanzung d. gesamten Vögel n. d. gegenwärtigen Stande d. Wiss.“, 10 H., 1845–56, Mitgl. d. Leopoldina (s. ADB 38; Ornithologen Mitteleuropas I; Lb. sächs. Ornithologen);
    3 B u. a. Max, Mitarb. v. T., 1 Schw; – 1901 Clara Hedwig Flöricke geb. Hoffmann (* 1876);
    1 S Hans-Georg (1909–65), Dr. phil., Zool., Dir. d. Zoos in Duisburg, 1 T Edith Hilgenfeldt (* 1904); Verwandter August (s. 2).

  • Biographie

    T. wuchs in einer vogelkundlich engagierten Familie in Gangloffsömmern auf; sein Großvater und Großonkel waren bekannte Ornithologen. Größten Einfluß auf T.s Werdegang hatte der Umstand, daß sein Vater 1884 den ersten Internationalen Ornithologen-Kongreß in Wien besucht hatte und von dort mit der Idee der Einrichtung von Beobachtungsstationen zum Studium des Vogelzugs zurückkehrte. Nach seiner Schulzeit am Gymnasium in Sondershausen und Zeitz (Abitur 1885) studierte T. zunächst in Leipzig und Halle/Saale ev. Theologie, fühlte sich aber als examinierter Prädikant (Hilfspfarrer) auf einer unbesetzten Pfarrstelle nicht zum Geistlichen berufen. Später arbeitete er als Lehrer in Leipzig, Osterwieck und zuletzt an der Ackerbauschule Badersleben.

    Ein Schlüsselerlebnis war für T. 1896 die Beobachtung des Vogelzugs in dem Fischerdorf Rossitten auf der Kurischen Nehrung. Im Okt. 1900 schlug er der „Dt. Ornithologischen Gesellschaft“ vor, dort eine ornithologische Beobachtungsstation einzurichten. 1901 gründete T. in deren Auftrag die weltweit erste „Vogelwarte“. Nach der Promotion zum Dr. phil. an der Univ. Königsberg bei Maximilian Braun (1850–1930; Unterss. über Taenia tenuicollis Rud., 1906) wurde T. 1908 zum Kustos am dortigen Zoologischen Museum ernannt (1910 Tit.-Prof.). 1923 wurde die Vogelwarte Rossitten ein Institut der KWG, dessen Leiter T. bis zum Ruhestand 1929 wurde.

    T. baute in Rossitten ein international führendes Institut auf, das heute in zwei Tochtereinrichtungen weitergeführt wird, der „Biologischen Station Rybachi“ vor Ort und der Vogelwarte Radolfzell, dem MPI für Ornithologie. Weltruhm erlangte T. mit dem 1903 initiierten „Vogelberingungsexperiment“, also der individuellen Kennzeichnung von Zugvögeln mit Beinringen. Erstmals konnten so die Zugwege von Vögeln in größerem Umfang durch ein Institut ermittelt und Versuche zur Orientierung der Vögel während des Vogelzugs durchgeführt werden. Desweiteren beschäftigte sich T. mit Vogelschutz, Meteorologie, Forstbiologie und Falknerei. Ein wesentliches Verdienst T.s für die Ornithologie liegt in der Popularisierung der Vogelbeobachtung, die die Basis für zahlreiche Forschungen legte.

  • Auszeichnungen

    A zahlr. Medaillen u. Orden v. Jagdverbänden;
    Goethe-Medaille f. Kunst u. Wiss. (1933);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ornithol. Ges. (1937).

  • Werke

    W Die Vogelwarte Rossitten, 1910;
    Rossitten, 1927;
    Vom Vogelzuge in Rossitten, 1931;
    Aufss. in: Journ. f. Ornithol. u. d. Ornithol. Mschr.

  • Literatur

    L E. Schüz, in: Journ. f. Ornithol. 86, 1938, S. 466–83 (W-Verz., P);
    L. Gebhardt, Die Ornithologen Mitteleuropas, I, 1964, S. 361;
    Ostdt. Gedenktage, 1988, S. 55–57 (P);
    M. Beleites, in: Mauritiana 12, 1989, S. 411–21 (W-Verz., P);
    P. Berthold u. R. Schlenker, in: Jb. d. Univ. Königsberg 29, 1995, S. 583–99 (W-Verz., P);
    R. Möller, in: Rudolstädter naturhist. Schrr. 12, 2004, S. 147–94 (W-Verz., P); – zur Fam.: Otto Thienemann, 400 J. Stammreg. u. Geschlechtertafeln d. Fam. T., vormals Dienemann u. Duhnemann, Neu bearb. u. vervollständigt, 1933.

  • Autor/in

    Peter Berthold
  • Zitierweise

    Berthold, Peter, "Thienemann, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 128-129 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11733765X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA