Lebensdaten
1782 – 1834
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Freikorpsführer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117301965 | OGND | VIAF: 786702
Namensvarianten
  • Lützow, Adolph Freiherr von
  • Lützow, Ludwig Adolf Wilhelm Freiherr von
  • Lützow, Ludwig Adolph Wilhelm Freiherr von
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Zitierweise

Lützow, Adolf Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117301965.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Adolph (1748–1818), preuß. Gen.-Major (s. Priesdorff III, S. 290-93, P), S d. Marquard Georg ( 1752), auf Schwechow, sachsen-weißenfels. Obermundschenk, u. d. Anna Dorothea v. Taubenheim;
    M Wilhelmine (1754–1815), T d. preuß. Majors Christian v. Zastrow ( 1758) u. d. Christiane Auguste v. Boden;
    Om Wilhelm v. Zastrow (1752–1830), preuß. Gen. d. Inf. u. Gesandter (s. Priesdorff III, S. 111-15, P);
    B Leopold (s. Einl.);
    Schw Wilhelmine ( Heinrich Gf. zu Dohna, 1777–1843, Reg.präs. in Köslin, Obermarschall d. Kgr. Preußen, Präs. d. Konsistoriums d. Prov. Preußen, s. Altpr. Biogr.);
    - 1) Tranekjaer 1810 ( 1825) Elise (1788–1855, s. NDB I), T d. Friedrich Gf. v. Ahlefeldt-Laurwig, auf Tranekjaer (Insel Langeland), dän. Gen., u. d. Luise v. Hedemann, 2) Berlin 1828 Auguste verw. v. Lützow geb. Übel (1803-88, Schwägerin), T d. Amtsrats Friedrich Ludwig Übel in Paretz; kinderlos; 2 Stief-T.

  • Biographie

    L. trat 1795 in das Grenadier-Garde-Bataillon in Potsdam ein und wurde 1800 Leutnant. Seit 1804 im Kürassier-Rgt. v. Reitzenstein (Nr. 7), machte er 1806 die Schlacht bei Auerstedt mit. Er schlug sich nach Kolberg durch und übernahm eine Dragonerschwadron im Schillschen Freikorps, das im Kleinkrieg die Operationen der Franzosen stören sollte, die Preußen besetzt hatten. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er als Stabsrittmeister in das 2. Brandenburg. Husaren-Rgt. versetzt, nahm aber im Aug. 1808 wegen der Folgen einer im Febr. 1807 erlittenen schweren Verwundung als Major den Abschied. Im Frühjahr 1809 schloß er sich dem Zuge des Majors Ferdinand v. Schill an, wurde jedoch durch eine Verwundung im Gefecht bei Dodendorf vor dem Schicksal der bald darauf gefangenen Schillschen Offiziere bewahrt. Als verabschiedeter Offizier und Ausländer (Mecklenburger) wurde er nicht vor ein preuß. Kriegsgericht gestellt. Im Auftrag von Scharnhorst und Gneisenau traf er Vorbereitungen für einen Volksaufstand in Ostfriesland und in den preuß. Teilen Westfalens. 1811 wurde er bei den Offizieren von der Armee wieder eingestellt und zeitweise der Gesandtschaft in Kopenhagen zugeteilt.

    Im Februar 1813 wurde L. auf Scharnhorsts Vorschlag von Kg. Friedrich Wilhelm III. erlaubt, ein „Kgl. Preuß. Frei-Corps“ aufzustellen. Das Werbebüro wurde in Breslau eingerichtet. L. wurde dabei von seiner Frau tatkräftig unterstützt, die auch der Truppe ins Feld folgte. Es sollten vor allem nichtpreuß. Freiwillige geworben werden. Sie sollten sich auf eigene Kosten einkleiden und möglichst auch bewaffnen und beritten machen. Die Truppe trug schwarze Montierung (z. T. gefärbte Zivilröcke) mit rotem Besatz und wurde deshalb die „Schwarze Schar“ genannt. Es meldeten sich viele aus der akademischen Jugend (z. B. Joseph v. Eichendorff, Friedrich Friesen und Theodor Körner), der Turnvater Jahn mit seinen Anhängern sowie Tiroler Scharfschützen. Das Freikorps sollte unabhängig von der normalen Armee operieren, im Rücken des Feindes „kleinen Krieg“ führen und dort einen „Volkskrieg“ entfachen. – Nach nur vierwöchiger Ausbildung trat L.s Freikorps Ende März in Stärke von 900 Fußsoldaten und 260 Reitern den Marsch nach Sachsen an. Durch weiteren Zulauf wuchs die Infanterie bis zum Mai auf 2 800 Mann an, die damit für einen beweglichen Einsatz zu schwerfällig wurde. So konnte nicht die Harzgegend erreicht werden, wo L. Stützpunkte für eine Volkserhebung anlegen sollte. Die Infanterie blieb in der Prignitz und Altmark, während L. selbst mit 480 Reitern einen Streifzug durch Thüringen ins Vogtland bis Plauen unternahm. Inzwischen war am 4.6. ein Waffenstillstand geschlossen worden. L. wollte die als Demarkationslinie festgelegte Elbe erreichen. Er wurde aber am 17.6. auf Befehl Napoleons als „Partisan“ bei Kitzen (20 km südwestl. Leipzig) von Franzosen und Württembergern überfallen. 310 Mann seiner Truppe gerieten in Gefangenschaft, der Rest und auch L. entkamen und konnten die Elblinie überschreiten. – Während des Waffenstillstands wurde L.s Freikorps in Havelberg neu formiert und umfaßte im Aug. 1813 3 000 Infanteristen, 600 Reiter und acht Geschütze. Es war der Nordarmee der Verbündeten zugeteilt, die eine Vereinigung der links der Elbe stehenden franz. Truppen mit denen in der Mark Brandenburg verhindern sollte. L. schlug die Franzosen am 16.9. im Gefecht an der Göhrde, wurde aber erneut schwer verwundet. Im November kehrte er zu seinem Freikorps zurück, nahm an der Belagerung von Hamburg teil und wurde dann vom Kronprinzen von Schweden gegen Dänemark eingesetzt, das daraufhin im Jan. 1814 Norwegen an Schweden abtrat. Ende Dez. 1813 ging L. mit zwei Schwadronen an den Rhein und führte Streifzüge gegen aufständische Bauern in den Ardennen durch.

    L.s Freikorps hatte wenig militärischen Wert gezeigt und kaum Erfolge aufzuweisen. Von der „wilden verwegenen Jagd“, wie sie Körners Gedicht verherrlicht, konnte keine Rede sein. Das Freikorps hatte keine Kriegserfahrung, war mangelhaft ausgebildet, unzureichend bewaffnet und mit dem Übergewicht an Infanterie zu unbeweglich. L. war als Freikorpsführer überfordert. Es gab in der preuß. Armee auch keine klaren und verbindlichen Vorstellungen und keine Erfahrungen in der Kampfweise des „kleinen Kriegs“. L. war ein Draufgänger (sechsmal verwundet), besaß wohl eine gewisse Ausstrahlung, aber keine höheren militärischen Fähigkeiten und kein organisatorisches Talent. Das L.sche Freikorps, an das man hohe Erwartungen gestellt hatte und das vom Volk gefeiert wurde, hatte aber viel zur patriotischen Begeisterung beigetragen und war zum Symbol vaterländischer Gesinnung und jugendlichen Heldentums geworden sowie ein Bindeglied zwischen Bürgertum und Armee. Viele ehemalige „Lützower“ wurden Mitglieder der Jenaer Burschenschaft, einer Keimzelle der deutschen Nationalbewegung.

    Im März 1814 wurde L.s Freikorps nach nur einjährigem Bestehen aufgelöst und zu zwei Regimentern umformiert. Die Infanterie bildete den Stamm für das Infanterie-Rgt. Nr. 25, aus der Kavallerie entstand das 6. Ulanen-Rgt. L., seit April 1814 Oberstleutnant, führte zunächst beide Regimenter, dann das Ulanen-Rgt. Sie gehörten zum Beobachtungskorps am Niederrhein. Im Feldzug 1815 wurde L. als Kommandeur einer Kavallerie-Brigade bei einer Attacke bei Ligny durch Sturz mit seinem erschossenen Pferd verletzt und gefangengenommen. – Sein Regiment lag nach Friedensschluß in Königsberg (Preußen) in Garnison. Als Oberst (1815) wurde L. 1817 Kommandeur der 3. Kavalleriebrigade in Münster und wurde 1822 zum Generalmajor befördert. In Münster bildete sich ein schöngeistiger Zirkel um L.s Frau. Dazu gehörte Karl Immermann, dessen Beziehungen zu Frau v. Lützow zur Trennung der Ehe führten. 1830-33 war L. Kommandeur der 6. Kavalleriebrigade in Torgau und lebte dann – von seiner zweiten Frau verlassen – zurückgezogen und vereinsamt in Berlin|

  • Auszeichnungen

    Orden pour le mérite (1807, dazu Eichenlaub 1815).

  • Literatur

    ADB 19;
    A. S[chlüsser], Gesch. d. L.schen Freikorps, 1826;
    J. F. G. Eiselen, Gesch. d. L.schen Freicorps, ²1841;
    E. H. L. Stawitzky, Gesch. d. Kgl. Preuß. 25. Infanterie-Rgt. u. s. Stammes, d. Infanterie d. v. L.schen Frei-Corps, 1857;
    B. Bothe, Gesch. d. Thür. Ulanen-Rgt. Nr. 6, 1865;
    A. Kober-stein, L.s wilde verwegene Jagd, in: Preuß. Jbb. 51, 1883, S. 417-37, dazu kritisch: K[urt] v. L[ützow], A. L.s Freikorps in d. J. 1813/14, 1884 (mit Originalberr. L.s);
    F. v. Jagwitz, Gesch. d. L.schen Freikorps, 1892 (P);
    G. Cardinal v. Widdern, Die Streifkorps im Dt. Befreiungskriege 1813, 2 Abt., ²1894 f.;
    A. Brecher, Napoleon I. u. d. Überfall d. L.schen Freikorps b. Kitzen am 17.6.1813, 1897;
    Zurbonsen, Der ehem. Freischarenführer v. L. in Münster u. s. Kreis, 1817–30, in: Zs. f. vaterländ. Gesch. u. Altertumskde. 58, 1900, S. 186-217;
    L. Bornemann, Die Lützower vor Hamburg, in: Zs. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. 12, 1908, S. 117-46 (mit topogr. Korrekturen z. Jagwitz);
    H. Bothe, E. v. Klatte u. Sieg, Gesch. d. Thür. Ulanen-Rgt. Nr. 6.|1913;
    R. Kühn, Elise v. Lützow u. L.s wilde Jagd, 1934;
    R. Elble, in: Dt. Soldatenjb. 1982, S. 360-62 (P);
    Priesdorff V, S. 84-87 (P).

  • Autor/in

    Hans Körner
  • Zitierweise

    Körner, Hans, "Lützow, Adolf Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 490-492 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117301965.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lützow: Ludwig Adolph Wilhelm Freiherr von L., der Führer des nach ihm genannten Freicorps, preußischer Generalmajor, am 18. Mai 1782 zu Berlin geboren, trat 1795 beim Grenadier-Bataillon Garde Nr. 6 in den Dienst und wurde als Secondelieutenant im Januar 1805 zum Kürassierregiment v. Reitzenstein Nr. 7 nach Tangermünde versetzt. Bei Auerstädt wurde sein Regiment fast aufgerieben; L. entkam nach Colberg, schloß sich an Schill an, errichtete eine Dragonerschwadron, mit welcher er an den Streifzügen in die Umgegend theil nahm, und wurde im Gefecht bei Naugard am 16. Febr. 1807 schwer verwundet. Mit dem Orden pour le mérite geschmückt, wurde er bei der Reorganisation der Armee im 2. Brandenburgischen Hufarenregiment angestellt, erhielt aber 1808 als Major den erbetenen Abschied und betheiligte sich nun eifrig an den Vorbereitungen zur Abschüttelung des fremdherrlichen Joches. In naher Verbindung mit Schill, übte er auf dessen Entschluß loszuschlagen, bedeutenden Einfluß, nahm, obgleich er noch am Krückstocke ging, an dessen Zuge vom Jahre 1809 theil und sprach sich, als am Nachmittage des 4. Mai in Bernburg die Frage ob umkehren, ob den Marsch fortsetzen? — erwogen wurde, lebhaft für die letztere Alternative aus, indem er vorschlug, sich nach Ostfriesland zu wenden. Aber schon am folgenden Tage endete seine Theilnahme; in dem Gefechte bei Dodendorf wurde er an der Spitze der 2. Schwadron bei einem gelungenen Angriffe auf ein feindliches Viereck von neuem schwer verwundet. Da er beim Ausmarsche nicht im Dienst gewesen war, wurde er dem zur Aburtheilung Schill's niedergesetzten Kriegsgerichte nicht unterworfen (G. Bärsch, Schill's Zug und Ende, Leipzig 1860) und, nach völliger Herstellung von seinen Wunden, 1811 als inaktiver Offizier von der Armee in diese wieder aufgenommen. Als dann zu Anfang des Jahres 1813 der Plan auftauchte, ein Freicorps zu errichten, welches besonders im Rücken des Feindes agiren und vorzüglich aus Ausländern bestehen sollte, lenkte Scharnhorst die Wahl zum Führer desselben auf L., welcher wegen seiner Bekanntschaft mit den Verhältnissen solcher Truppen, wegen seiner Theilnahme an Schill's Zuge und wegen seiner mannichsachen Beziehungen in den Kreisen der Patrioten dazu besonders geeignet erschien. Am 18. Febr. ertheilte der König ihm die Erlaubniß zur Errichtung; sein Corps sollte sich durch Freiwillige, vorzüglich durch Ausländer, rekrutiren, die sich selbst zu kleiden und beritten zu machen hätten; die Besoldung und, wenn es sein mußte, die Waffen gab der Staat. Das Wirthshaus „zum goldenen Zepter“ in Breslau wurde der Werbeplatz, Major von Petersdorff (s. d.)|stand L. als der eigentliche Organisator zur Seite, die Cavallerie wurde bald nach Rogau (bei Zobten am Berge) verlegt, von wo das Corps, nachdem es in der Kirche eingesegnet war, am 27. März nach Leipzig abmarschirte. Beim Einrücken dort zählte es 1400 Mann zu Fuß, 340 zu Pferde; in seinen Reihen waren alle Stände vertreten: Adel, Bürger und Bauern, Wissenschaft und Kunst, Handel und Gewerbe; eine besondere Abtheilung bildeten Tiroler; sie alle einte der gemeinsame Zweck, Befreiung des Vaterlandes, und das Sinnbild der Trauer um des letzteren Schmach, das schwarze Kleid. Am 25. April brach L. von Leipzig wieder auf. Er hatte den Befehl im Harz und den angrenzenden Gegenden bis in das Lippe’sche zu streifen und dort namentlich auch eine Erhebung des Volles ins Werk zu setzen. Als die Stärke des Feindes und die Anfang Mai stattgefundene rückgängige Bewegung der eigenen Truppen ihm dies unausführbar erscheinen ließen, beschloß er, nach einer Zeit ziemlich zwecklosen Umherziehens in Sachsen und der Altmark, einen Zug in das Thüringsche und Bayreuthsche zu unternehmen. Am 29. Mai marschirte er dazu mit der Cavallerie sowie einigen russischen Husaren und Kasaken von Stendal ab, die Infanterie unter Petersdorff blieb zurück. Geschickt operirend und dem Feinde mancherlei Schaden zufügend, kam er bis nach Plauen im Vogtlande, wo er am 11. Juni die Nachricht vom Abschluß des Waffenstillstandes erhielt. Am 13. trat er den Rückweg an, wurde aber in den Abendstunden des 17. beim Dorfe Kitzen (Ein Streifzug der Lützow’schen Reiterschaar und der Ueberfall bei Kitzen, Berlin 1863) durch, vom General Fournier kommandirte französische und württembergische Truppen unter General Graf Normann auf Befehl Arrighi's in völkerrechtwidriger und hinterlistiger Weise angegriffen; seine Schaar erlitt starke Verluste und wurde ganz und gar auseinandergesprengt, er selbst wurde verwundet. — Während des Waffenstillstandes ward das Corps auf 2800 Mann Infanterie, 480 Pferde und 8 Geschütze gebracht; mit dem Wiederbeginn des Krieges hörte indeß die gesonderte Verwendung desselben auf, es wurde der Heeresabtheilung des General Graf Wallmoden zugetheilt, welche zur Nordarmee des Kronprinzen von Schweden gehörig, an der Niederelbe zu operiren bestimmt war. Bei dieser bestand es selbständig mehrere Gefechte, so das bei Gadebusch am 26. August, in welchem Lützow's Adjutant Körner fiel; im Treffen bei der Göhrde am 16. September wurde dieser selbst bei einem Angriff auf ein französisches Viereck von neuem schwer verwundet. Ende November traf er genesen beim Corps wieder ein, vier Wochen später erhielt er die Erlaubniß — während der Rest der Seinen in Holstein zurückblieb, wo der Kampf sich dem Ende nahte — mit zwei Schwadronen an den Rhein zu rücken. Von hier folgte er der Armee nach Frankreich, wo er im Geiste eines Freicorpsführers mit Geschick zwischen den getrennten Heeresabtheilungen operirte, bis eine, im Gefecht mit insurgirten Bauern, am 16. März in den Ardennen erhaltene neue Verwundung seine Theilnahme am Feldzuge beendete. Die Erwartungen, welche sich an Lützow's „wilde verwegene Jagd“ bei ihrer Errichtung geknüpft hatten, waren freilich nicht in Erfüllung gegangen, die „schwarze Schar“ hatte der guten Sache nicht diejenigen Dienste geleistet, welche man aus der Fülle von Patriotismus und Intelligenz, die im Corps vertreten war, hätte ziehen können; die Liebe des Volkes aber ist den Lützowern trotzdem treu geblieben, das tragische Geschick, von dem sie bei Kitzen ereilt wurden, der ideale Flug, von dem die Mitglieder beseelt waren und den Napoleon instinctiv haßte und verfolgte, sowie Körner's Schlachtgesänge, durch welche die Grundstimmung der ganzen Erhebung dem Gedächtnisse der Nachwelt bewahrt ist, haben wesentlich zu dem poetischen Hauche beigetragen, der Lützow's und der Seinen Bild umgiebt. — Als bei der Neuformation der Armee die Infanterie des Corps den Stamm des 25. Infanterie- (Stamitzky, Geschichte des 25. Infanterie-Regiments, Coblenz 1857), die Cavallerie den des 6. Ulanenregiments zu bilden berufen ward, wurde Oberstlieutenant von L. zum Commandeur des letzteren Regiments ernannt. Im Feldzuge von 1815 führte er eine Brigade, focht tapfer bei Gosselies am 15. und bei Fleurus und Ligny am 16. Juni, wurde aber bei letzterer Gelegenheit, als er Abends das 6. Ulanenregiment gegen feindliche Infanterie führte, wiederum verwundet und, unter seinem erschossenen Pferde liegend, gefangen genommen. Napoleon, zu welchem er gebracht wurde, befahl ihn gut zu behandeln; der Friede befreite ihn bald wieder. Nachdem er sein Regiment, das nunmehrige 6. Ulanenregiment, in die Heimath geführt hatte, erhielt er 1816 das Commando einer Cavalleriebrigade in Münster, vertauschte dieses 1830 mit einer gleichen Stellung in Torgau, wurde 1833 zur Disposition gestellt, zog nach Berlin und starb hier am 6. Decbr. 1834 am Schlage. — Seine im J. 1810 mit Elise Gräfin Ahlefeldt (Bd. I, 160) geschlossene Ehe war nicht glücklich. Als das gemeinsame Ziel, welches die Gatten zusammengeführt hatte, die Befreiung vom Joche des korsischen Unterdrückers, erreicht war, wurde beiden klar, daß sie nicht für einander paßten, 1825 trennten sie sich freiwillig, auch später noch in freundschaftlichen Beziehungen bleibend. — L. war eine einfache Soldatennatur, ohne höhere militärische Fähigkeiten und ohne organisatorisches Talent, aber tapfer und treu.

    • Literatur

      Die beiden Geschichten des Lützow’schen Freicorps von Ad. S(chlüsser) [Adjutanten des Freicorps], Berlin 1826, und von Eiselen, Halle 1841 — sind ungenügend; die beste Quelle ist Bothe, Geschichte des 6. Ulanenregiments, Berlin 1865.

  • Autor/in

    Poten.
  • Zitierweise

    Poten, Bernhard von, "Lützow, Adolf Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 720-722 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117301965.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA