Lebensdaten
1832 – 1897
Geburtsort
Göttingen
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100804691 | OGND | VIAF: 53413385
Namensvarianten
  • Lützow, Karl von
  • Lützow, Carl von
  • Lützow, Karl von
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Zitierweise

Lützow, Carl von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100804691.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1794–1868), meckl. Kammerherr u. Schloßhauptm. in Schwerin, Vf. e. Gesch. Mecklenburgs, S d. meckl. Oberforstmeisters Christian (1766–94) u. d. Charlotte v. Roeder;
    M Bertha (1796–1842), T d. Justus Christian v. Loder ( 1832), Prof. d. Med. (s. NDB 15);
    München 1861 Sieglinde (Linda, 1832–1922), T d. Karl Schmitz v. Aurbach u. d. Margarete Wittmann;
    1 S, 3 T, u. a. Bertha ( Gustav Rr. v. Leon, 1839–98, Großindustrieller, s. ÖBL).

  • Biographie

    Die schon früh belegten literarisch-historischen Neigungen L.s wurden von seinem Vater beeinflußt. Nach dem Besuch der Bürgerschule und 1843-51 des Gymnasiums in Schwerin bezog L. zum Studium der Altertumswissenschaften und der Philologie die Univ. Göttingen, ging dann 1854 nach München, wo er enge Kontakte zu Bodenstedt und F. v. Thiersch knüpfte. 1856 promovierte er mit einem Thema über antike Keramik. 1857 wandte er sich zu weiteren Antikenstudien nach Berlin und geriet dort unter den Einfluß F. Kuglers, W. Lübkes und C. Schnaases, deren Werke er später teilweise bearbeitete. Jene weckten in ihm das Interesse für die nachantike Kunst. Eine 1858 unternommene Italienreise mit Lübke und Schnaase bewirkte die endgültige Hinwendung zur Mittleren und Neuen Kunstgeschichte. Dennoch widmete L. dem Altertum weitere Veröffentlichungen und bezeugte auch sonst, insbesondere dem zeitgenössischen Schaffen gegenüber, eine Vorliebe für klassische und hellenisierende Richtungen, wie sie z. B. Th. Hansen vertrat. 1859 habilitierte sich L. in München. Als Privatdozent las er über antike Kunst und Literatur. Daneben vertiefte er seine kunsthistorischen Kenntnisse auf Reisen in Deutschland, Frankreich und England. Berufliche Schwierigkeiten bewogen ihn, 1863 nach Wien überzusiedeln, wo ihn u. a. Rudolf v. Eitelberger förderte. Als „Hauptmitarbeiter“ betreute er zunächst die „Recensionen und Mittheilungen über bildende Kunst“, die 1866 von der „Zeitschrift für bildende Kunst“ abgelöst wurden, einer gemeinsamen Gründung L.s mit dem Leipziger Verleger E. A. Seemann. L. leitete fortan dieses wichtigste Fachorgan im deutschen Sprachraum als Herausgeber. Inzwischen hatte er 1863 auch die venia legendi für Geschichte und Archäologie der klassischen Kunst an der Univ. Wien erlangt, 1864 übernahm er zusätzlich als Nachfolger Eitelbergers die Dozentur für Kunstgeschichte an der Akademie der bildenden Künste. 1866 wurde er Bibliothekar und Kustos des Kupferstichkabinetts an der Akademie, 1867 erhielt er die Berufung zum ao. Professor für Architekturgeschichte am Polytechnikum (1882 o. Professor). Neben dieser gleichzeitigen Lehr- und Verwaltungstätigkeit an drei verschiedenen Hochschulen entwickelte L. nach wie vor eine rege publizistische Produktion, die sich vor allem in einer Fülle von kleineren und größeren Beiträgen für Periodika niederschlug und häufig dem aktuellen Kunstgeschehen gewidmet war. Ebenso betätigte er sich erfolgreich als Historiograph einschlägiger Institutionen (Akademie der bildenden Künste etc.).

    L.s vielseitige Interessen ließen keine Spezialisierung und Vertiefung auf einem bestimmten Gebiet zu. Seine bleibende, weit über den Wiener Wirkungskreis hinausreichende Bedeutung liegt daher in erster Linie in Überschau und Vermittlung als Autor und Bearbeiter wichtiger Handbücher sowie in der Aufbereitung und Gliederung von Material sowohl für breitere Kreise als auch für detailliertere Untersuchungen, denen er oft wesentliche Grundlagen schuf. Sein unablässiges Bemühen trug zur Popularisierung kultureller und kunsthistorischer Anliegen bei. Viele seiner Schriften stellen nicht nur Musterbeispiele profunder Kunstkritik dar, deren ausgeprägtes Streben nach Sachlichkeit und Objektivität sich deutlich vom zeitgenössischen Durchschnitt abhebt, sondern sind auch wertvolle Quellen für die Historismus- und die Wiener Ringstraßenforschung.

  • Werke

    u. a. Münchener Antiken, 1861-69;
    Die Meisterwerke d. Kirchenbaukunst, 1862;
    Wiener Neubauten, 1876-91 (mit L. Tischler);
    Gesch. d. k. k. Ak. d. bildenden Künste, 1877;
    Die Kunstschätze Italiens, 1883;
    Hans Makart, in: Zs. f. bildende Kunst, 1887;
    Gesch. d. dt. Kupferstiches u. Holzschn., 1891;
    Gesch. d. Ges. f. vervielfältigende Kunst 1871–95, in: Die Graph. Künste, 1895. -
    Hrsg.: Kunst u. Kunstgewerbe auf d. Wiener Weltausstellung 1873, 1875.

  • Literatur

    ADB 52;
    Zs. f. bildende Kunst, NF 8, 1897, S. 233-38 (Nekr.);
    Die k. k. Ak. d. bildenden Künste 1892-1917, 1917;
    W. Wagner, Die Gesch. d. Ak. d. bildenden Künste in Wien, 1967;
    E. Springer, Gesch. u. Kulturleben d. Wiener Ringstraße, 1979 (P);
    Wurzbach 16;
    BJ II;
    ÖBL;
    eigene Archivstud.

  • Porträts

    Ölgem. v. J. V. Krämer, 1888 (Wien, Ak. d. bildenden Künste);
    Relief v. R. Weyr, 1903 (am Grabmal L.s auf d. Wiener Zentralfriedhof).

  • Autor/in

    Walter Krause
  • Zitierweise

    Krause, Walter, "Lützow, Carl von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 492 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100804691.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lützow: Karl von L., Kunsthistoriker, wurde am 25. December 1832 in Göttingen geboren. Er war der Sohn des großherzoglich mecklenburgischen Kammerherrn und Schloßhauptmanns v. L. und seiner Gemahlin, der Tochter des Anatomen Loder in Jena, die L. durch einen frühen Tod verlor. Seine Jugend verbrachte er in Schwerin, wo er die Bürgerschule und seit Ostern 1843 das Gymnasium besuchte. Mit einem ausgezeichneten Abgangszeugniß entlassen, begab er sich im Herbste 1851 nach Göttingen, um dort classische Philologie und Archäologie zu studiren. Er hörte vor allem bei dem von ihm hochverehrten C. Fr. Hermann, bei Schneidewin und Fr. Wieseler, huldigte aber auch als Mitglied der Burschenschaft Hannovera, der er beitrat, den Freuden des studentischen Lebens. Im Frühjahr 1854 siedelte er nach München über, wo er an den alten Philhellenen Friedrich Wilhelm Thiersch empfohlen war und zunächst seine Studien unter diesem, Spengel, Halm und Prantl fortsetzte. Bald nach seiner Ankunft in München lernte er den ihm schon aus den Liedern des Mirza Schaffy vertraut gewordenen Friedrich Bodenstedt persönlich kennen und hat auf diesem Wege den meisten der geistig hervorragenden Männer, welche damals die Tafelrunde König Maximilian II. bildeten, insbesondere Geibel und dem Schweizer Heinrich Leuthold, nahegestanden. Bodenstedt führte ihn in den Geist der orientalischen Poesie ein, begeisterte ihn für die russische Litteratur und wußte auch sein Interesse für seine Uebersetzungen und Studien über Shakespeare zu gewinnen. L. hat seine Erinnerungen an diese schönen Münchener Studienjahre und an seine damaligen Münchener Beziehungen stets hochgehalten und noch kurz vor seinem Ende aufgezeichnet, was ihm davon im Gedächtniß haften geblieben war. (Vgl. Karl v. Lützow, Erinnerungen an Friedrich Bodenstedt, abgedruckt im Biographischen Jahrbuch und Deutschen Nekrolog, I. Bd. Berlin 1897, S. 42*—49*.) Nachdem L. mit der Dissertation: „De vasis fictilibus more archaico pictis“ promovirt hatte, wandte er sich nach Berlin mit der Absicht, die dortigen Antikensammlungen genauer kennen zu lernen. Indessen diente gerade dieser Berliner Aufenthalt dazu, ihn von der Beschäftigung mit dem classischen Alterthum mehr und mehr abzuziehen und dem Studium der neueren Kunstgeschichte zuzuführen. Die Veranlassung zu diesem Wechsel in seinen Neigungen boten die Berührungen mit Kugler und Lübke, den er im Herbste 1858 auf einer Studienreise nach Italien begleitete, an der auch Schnaase theilnahm. L. selbst kam damals bloß bis Florenz und betrieb dann die Vollendung seiner Habilitationsschrift für München, die sich mit der „Geschichte des Ornaments an den bemalten griechischen Thongefäßen“ beschäftigte. Am 17. Februar 1859 begann er in München seine Laufbahn als Docent, als welcher er über griechische Kunstgeschichte, griechische Lyriker, antikes Drama, Pausanias, Kunstmythologie und die Antiken der Münchener Sammlung las.|Vom Jahre 1861 an bis 1869 gab er ein Prachtwerk über die Münchener Antiken heraus. Das erste öffentliche Zeugniß für die neue Richtung, die er in seinen Studien eingeschlagen hatte, gab er im J. 1862 durch die Veröffentlichung seiner Lübke gewidmeten Schrift: „Die Meisterwerke der Kirchenbaukunst, eine Darstellung der Geschichte des christlichen Kirchenbaus durch ihre hauptsächlichsten Denkmäler“. Das Werk erschien bei E. A. Seemann in Leipzig, mit dem L. seitdem in eine äußerst rege Verbindung trat, namentlich nachdem er sich verheirathet hatte und wegen eines nicht recht klar gewordenen Zwischenfalles, bei dem der schon erwähnte Schweizer Leuthold eine Rolle spielte, im Frühling 1863 nach Wien übergesiedelt war, wo er die Erlaubniß erhielt, an der Universität Vorlesungen über Geschichte und Archäologie der classischen Kunst zu halten. Er betheiligte sich in Wien zunächst als „Hauptmitarbeiter“ an den „Recensionen und Mittheilungen für bildende Kunst“, die damals im Verlag der Wallishaußer’schen Buchhandlung in Wien herauskamen und begründete dann, als diese mit dem dritten Jahrgang im J. 1864 eingingen, die seit dem Jahre 1866 bei E. A. Seemann erscheinende „Zeitschrift für bildende Kunst“ mit dem Beiblatte „Die Kunstchronik“, das er in kurzer Zeit zu dem angesehensten deutschen kunstwissenschaftlichen und kritischen Organe auszugestalten verstand, und dessen Redaction er mehr als dreißig Jahre, bis zu seinem Tode, in ungetrübter Freundschaft mit dem Verleger verbunden, fortgeführt hat. In Wien, das ihm im Laufe der Jahre zur zweiten Heimath wurde, lebte er sich rasch ein. Schon im Sommer 1864 zum Docenten der Kunstgeschichte an der k. k. Akademie der bildenden Künste ernannt, wurde er im J. 1865 mit der Leitung der Bibliothek und Kupferstichsammlung der Akademie betraut. Im J. 1867 wurde er außerordentlicher und 1882 ordentlicher Professor der Architekturgeschichte an der k. k. technischen Hochschule in Wien. Trotz der Häufung amtlicher Pflichten und der Zeit raubenden redactionellen Thätigkeit fand er Muße genug, eine stattliche Anzahl kunsthistorischer Werke und viele kürzere oder längere kritische Aufsätze zu verfassen, in denen es ihm weniger darauf ankam, selbst gefundene, neue Thatsachen und eigene Forschungen zu bringen, als die Ergebnisse der Kunstgeschichte einem größeren Kreise von Kunstfreunden und Laien durch seine gewandte Feder zu vermitteln. Eine bewegliche Natur und leicht begeistert, blieb er nicht bei den in seiner Jugend gewonnenen künstlerischen Idealen stehen, sondern schritt mit der Entwicklung der Kunst fort und trat sogar nicht selten auch da für das Neue und Neueste ein, wo andere Beurtheiler sich noch vorsichtig zurückhalten zu müssen meinten. Streng aber vermied er es, sich und seine Zeitschrift in den Dienst einer Clique oder Partei einspannen zu lassen, während er seinen zahlreichen Mitarbeitern in weitgehender Weise freien Spielraum ließ. Unter seinen selbständigen Arbeiten ist die auf archivalischen Forschungen beruhende „Geschichte der kaiserl. königl. Akademie der bildenden Künste", die im J. 1877 als Festschrift zur Eröffnung des neuen Akademiegebäudes herauskam, vielleicht an erster Stelle zu nennen. Seiner schon früh entwickelten Liebhaberei für die graphischen Künste setzte er dann in einer „Geschichte des deutschen Kupferstiches und Holzschnittes“, die in den Jahren 1889 bis 1891 als ein Theil der Groti’schen „Geschichte der deutschen Kunst“ erschien, ein bleibendes Denkmal, das seinen Werth als der erste Versuch einer zusammenfassenden Darstellung des Gegenstandes behalten wird. Unermüdlich geschäftig und immer wieder neue Pläne für schriftstellerische Unternehmungen hegend, erkrankte er im April 1897 an der Influenza, aus der sich ein schmerzhaftes Nierenleiden entwickelte. Eine hinzutretende Blutvergiftung führte seinen Tod am 22. April herbei.

    • Literatur

      C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 6. Theil. Wien 1867, S. 147, 148. — Zeitschrift für Bildende Kunst, N. F., 8. Jahrg. Leipzig 1897, S. 233—238. —
      Kunstchronik, N. F., 8. Jahrg. Leipzig 1897, S. 353. —
      Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog, 2. Bd. Berlin 1898, S. 191—193. —
      Seine Schriften verzeichnet bis auf die einzelnen, noch nicht gesammelten Aufsätze und Recensionen das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel im 64. Jahrgang, 2. Bd. Leipzig 1897, S. 3635, 3636. Vgl. auch S. 3072. —
      Die Kunst f. Alle, 10. Jahrgang. München 1895, S. 178. 12. Jahrg. 1897, S. 274, 275. — Illustrirte Zeitung Bd. 108. Leipzig 1897. Nr. 2810, S. 590.

  • Autor/in

    H. A. Lier.
  • Zitierweise

    Lier, Hermann Arthur, "Lützow, Carl von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 142-144 unter Lützow, Karl von [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100804691.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA