Lebensdaten
1853 – 1938
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Jurist ; Professor des römischen Rechts in Graz und Wien
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117225797 | OGND | VIAF: 20451927
Namensvarianten
  • Schey von Koromla, Josef Freiherr
  • Schey, Josef Freiherr von
  • Schey von Koromla, Josef Freiherr
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Zitierweise

Schey, Josef Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117225797.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (s. 1);
    M Hermine Landauer;
    ⚭ Henriette Lang (* 1856);
    3 S u. a. Friedrich (* 1887, Anna Caecilia Schindler, verw. v. Lieben, * 1887), k. u. k. Oberlt. d. Res., Herbert S. (eigtl. Frhr. S. v. K.) (* 1891, Johanna Freiin v. Buschmann, * 1894), k. u. k. Oberlt. d. Res., Bankier in W., bis 1926 persönl. haftender Gesellschafter d. Bankkommanditges. Schey & Co., emigrierte 1938 nach New York, Witold S. (eigtl. Frhr. S. v. K.) (* 1891, Margarete Mayer [eigtl. Freiin v. Gunthoffl], * 1897), Dr. med., Arzt in W., emigrierte nach London, Chirurg ebd., 1940 Mitgründer u. Vors. d. „Austrian League“ (beide s. BHdE I), 2 T Gerda (* 1886, Hermann Goldschmidt, auf Schloß Erla b. St. Valentin, Niederösterr.), Irma (* 1894, Heinrich Simon, 1880–1941, aus Berlin, Dr. phil., Journ., Ztg.hg., 1914-34 Vors. d. Red.konferenz d. „Frankfurter Ztg.“, emigrierte nach Palästina, seit 1936 Geschäftsführer d. Palestine Philharmonic Orchestra [s. Wenzel; Rhdb.; Wi. 1935], B d. Kurt Simon, 1881–1957, Verl., 1907-33 Dir. d. Frankfurter Societätsdruckerei, emigrierte 1933 in d. USA, beide s. BHdE I, S d. Felix Simon, * 1831, Inh. d. nat.lib. „Königsberger Allg. Ztg.“);
    N Hans Przibram (1874–1944), ao. Prof. f. experimentelle Zool. inW. (s. NDB 20).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Wiener Akad. Gymnasiums (1862–70) studierte S. an der jurid. Fakultät der Univ. Wien (Dr. iur. 1875) sowie in Berlin und Bonn. Nach einer kurzen Tätigkeit bei der niederösterr. Finanzprokuratur erlangte er 1877 aufgrund seiner Habilitationsschrift „Zur Geschichte der actio Pauliana und des interdictum fraudatorium“ (1878) die venia legendi für Röm. Recht an der jurid. Fakultät der Univ. Wien ( 1882 tit. ao. Prof., 1884 Extraordinarius f. Österr. u. Röm. Privatrecht). 1885 wechselte er als o. Prof. des Röm. Rechts an die Univ. Graz, 1893 übernahm er hier die Lehrkanzel für Österr. Zivilrecht (1889/90 Dekan). 1897 folgte er einem Ruf an die Univ. Wien (1900/01, 1910/11 Dekan), wo er bis zu seiner Emeritierung 1925 lehrte und noch bis 1933 als Honorarprofessor tätig war.

    Die bedeutendsten wissenschaftlichen Leistungen erbrachte S. auf dem Gebiet des Österr. Privatrechts. Hervorgegangen aus der romanist. Schule seines Lehrers und Schwagers Josef Unger (1828–1913) trat er – ohne die grundlegende Bedeutung des Röm. Rechts zu verleugnen – für eine unabhängigere, freiere Darstellung des geltenden Rechts ein. Die Abkehr von der romanist. Schuldoktrin zeigt sich deutlich in seinem Hauptwerk, einer systematischen Darstellung der „Obligationsverhältnisse des öster. allgemeinen Privatrechts“ (3 Hh., 1890–1907), worin er eine dezidiert wirtschaftliche und zweckorientierte Auffassung des Rechts vertrat. Neben zahlreichen Publikationen zu privatrechtlichen Themen machte die von S. herausgegebene „Manzsche Ausgabe“ des ABGB (131889, 221930) sowie die „Sammlung von Civilrechtlichen Entscheidungen des k. k. Obersten Gerichtshofes“ (1892-1919, mit|L. Pfaff) seinen Namen in der österr. Rechtswissenschaft zum Begriff.

    S. übte daneben v. a. durch seine legistische Arbeit einen nachhaltigen Einfluß auf die österr. Rechtsentwicklung aus. Ein besonderes Anliegen war ihm die von Unger angeregte Erneuerung der österr. Zivilrechtskodifikation, des ABGB von 1811. In der 1904 eingerichteten Novellierungskommission übe nahm er die Bereiche Obligations- und Pfandrecht und legte 1907 einen Vorschlag zur Neuredaktion der §§ 859-937 ABGB vor. Gemäß seiner Ansicht, daß das ABGB keineswegs unbrauchbar sei, setzte er sich dafür ein, anstatt einer Gesamtrevision mit Blick auf das dt. BGB das österr. Gesetzbuch behutsam durch „Teilnovellen“ zu erneuern. Dies Überzeugung vertrat S. auch im Herrenhau des Reichsrats, dem er seit 1907 als Mitglied auf Lebenszeit angehörte. Als Generalreferent der Kommission zur Erneuerung de ABGB präsentierte er 1912 einen Entwurf, der mit geringfügigen Änderungen in den drei Teilnovellen zum ABGB von 1914, 1915 und 1916 Gesetzeskraft erlangte. Der von ihm verfaßte Bericht zu dem Kommissionsentwurf bildet die wichtigste Quelle für deren Verständnis.

    Nach 1918 wandte sich S. der jur. Praxis zu und war in den aufgrund des Staatsvertrags von St. Germain errichteten Schiedsgerichtshöfen in Paris und London als Schiedsrichter tätig. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Bewahrung von österr. Kulturgut, indem er dazu beitrug, Wiedergutmachungsansprüche Belgiens auf die Herausgabe vor Kunstbesitz, darunter den Schatz des Goldenen Vlieses, 1921 vor einem Pariser Schiedsgericht zu widerlegen und eine gütliche Übereinkunft zu erzielen.|

  • Auszeichnungen

    Hofrat (1903);
    Dr iur. h. c. (Graz 1923, Wien 1935).

  • Werke

    Über Rechtsverwandlungen, in: Grünhuts Zs. 8, 1881, S. 110-61;
    Über d. Structur d. Forderungsrechte, ebd. 9, 1882, S. 344-404;
    Begriff u. Wesen d. Mora Creditoris im österr. u. im gemeinen Rechte, 1884;
    Das Regressrecht bei Bezahlung fremder Schulden nach d. Österr. allg. bürgerl. Gesetzbuche, 1891;
    Über d. redl. u. unredl. Besitzer im österr. bürgerl. Gesetzbuche, in: FS J. Unger, 1898, S. 413-98;
    Die Behandlung d. Eigentumsübertragung im dt. bürgerl. Gesetzbuch, 1902;
    Zur Verjährung d. Entschädigungsklagen nach § 1489 ABGB, 1905;
    Zur Frage d. Tabularersitzung, in: Zs. f. Notariat 52, 1910, S. 107 ff.;
    Gesetzbuch u. Richter, in: FS ABGB I, 1911, S. 499-532;
    Die Teilnovelle z. allg. bürgerl. Gesetzbuch, Ksl. VO v. 12. Okt. 1914, RGBl. No. 276, 1915;
    Einl. S. 3-26, Von d. Besitze §§ 309-352, S. 1197-1273, in: H. Klang (Hg.), Kommentar z. ABGB I/1, 1933.

  • Literatur

    H. Sperl, in: Neue Freie Presse v. 16.3.1923;
    G. Walker, ebd. v. 16.3.1933;
    ders., in: Ak. d. Wiss. in Wien (Hg.), Alm. f. d. J. 1938, 1939, S. 360-64;
    E. Bum, in: Jur. Bll., 7/8, 1923, S. 49;
    H. E. Demelius, in: Oesterr. Anwalts-Ztg. 6, 1933, S. 101 f.;
    R. Bartsch, J. S. u. d. Novellierung d. ABGB, in: Ger.-Ztg., Sondernr. z. 16. März 1923, aus Anlaß d. 70. Geb. v. J. S., S. VI f.;
    M. Wellspacher, ebda, S. XXXIII-XXXVIII;
    J. Fraenkel (Hg.), The Jews of Austria, Essays on their Life, History and Destruction, 1967, S. 35;
    G. Wesener, Röm. Recht u. Naturrecht, 1978, S. 67-69;
    B. Pakes, Btrr. z. Gesch. d. Lehrkörpers d. jurid. Fak. d. Univ. Wien zw. 1911 u. 1938, Diss. Wien, 1981, S. 204 f.;
    H. Benedikt, in: NÖB 17, 1968, S. 130-38 (W-Verz., P);
    K. Körrer, Die zw. 1938 u. 1945 verstorbenen Mitgll. d. Lehrkörpers an d. Univ. Wien, Diss. Wien, 1981, S. 215 f.;
    ÖBL;
    Hdb. österr. Autorinnen u. Autoren jüd. Herkunft 18.-20. Jh., III;
    Wininger;
    R. Heuer (Hg.), Bibliogr. Judaica, Verz. jüd. Autoren dt. Sprache, III;
    Jüd. Lex. V;
    zur Fam.:
    Gotha. Geneal. Tb., Frhrl. Häuser 1909, S. 730 f., 1931, S. 459-61;
    Philipp Frhr. Schey v. Koromla, in: Archiv f. jüd. Fam.forsch., Kunstgesch. u. Mus.wesen 1913, H. 2/3, S. 28 f.; |

  • Quellen

    Qu Univ.archiv Wien (Personalbl.), Univ.archiv Graz (Personalakt).

  • Porträts

    Photo (Wien, Österr. Nat.bibl., Bildarchiv).

  • Autor/in

    Elisabeth Berger
  • Zitierweise

    Berger, Elisabeth, "Schey, Josef Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 719-720 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117225797.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA