Lebensdaten
1885 – 1961
Geburtsort
Verona (Italien)
Sterbeort
Berkeley (Kalifornien, USA)
Beruf/Funktion
Romanist
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117123021 | OGND | VIAF: 106966018
Namensvarianten
  • Olschki, Leonardo
  • Olschki, L.
  • Olschki, Leonard
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Zitierweise

Olschki, Leonardo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117123021.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ostpreuß. Buchdruckerfam., die 1883 nach Italien übersiedelte; – V Leo Samuel (Samuel Lev) (1861–1940) aus Johannisburg (Ostpreußen), Antiquar, begründete 1886 d. Verlagshaus „Casa Editrice Leo S. Olschki“ in Florenz (s. L);
    M Pauline Rosen (1862–95) aus Warschau;
    Geschw u. a. Margherita (⚭ Erwin, 1889–1981, S d. Jacques Rosenthal, 1854–1937, beide Antiquare), Cesare (1890–1971), Dr. iur., Antiquar in Florenz, Aldo (1893–1963), Dr. iur., Verleger in Florenz, Hg. v. Zss. u. Serienmonogrr.;
    1923 Käte (1900–89), T d. Max Mosse (1873–1936), Prof., Dr. med., Internist u. Sozialmed. in Berlin (s. NDB 18*, 19*), u. d. Regina Labaud (1878–1938); kinderlos; Cousine d. Schwieger-V Dorothea Mosse (1885–1965, Erwin Panofsky, 1892–1968, Kunsthist.)NPaul (Pablo) Keins (1910–67), begr. 1934 d. Verlagshaus “Libreria J. Pablo Keins“ in Madrid, seit 1937 in Buenos Aires (Argentinien). .

  • Biographie

    Als Sohn eines begeisterten Antiquars und Dante-Kenners, der aus gesundheitlichen Gründen 1883 als Bibliothekar nach Verona übergesiedelt war, fand O. schon als Kind Zugang zu alten Büchern und klassischer ital. Literatur. 1890 zog die Familie nach Venedig. Der Vater übertrug seine Leidenschaft für die Geschichte des Buchdrucks (Inkunabeln) und seine Begeisterung für Dante auf alle seine Kinder. O. wurde bereits als Schüler in unterschiedliche Veröffentlichungen einbezogen, die der Vater als Autor wie Verleger herausgab, doch O. wählte als einziger die wissenschaftliche Beschäftigung. Nach dem Abschluß am Liceo Galilei in Florenz, begann er 1903 ein Studium der germanischen und romanischen Philologie sowie Musik am dortigen Istituto di Studi Superiori, später an der Kgl. Univ. Rom. Im Sommer 1905 wechselte er nach München, dann nach Straßburg. Seit Sommer 1906 setzte er sein Studium in Heidelberg fort und schloß es 1908 mit der Promotion bei Karl Vossler ab. O. wirkte als Lektor für Italienisch in Freiburg (Breisgau), an der Handelshochschule Mannheim, der TH Darmstadt, kehrte 1909 für die Fächer Italienisch und Spanisch wieder nach Heidelberg zurück und konnte sich 1913 dort habilitieren (Der ideale Mittelpunkt Frankreichs im Mittelalter in Wirklichkeit und Dichtung). Im 1. Weltkrieg wurde O. als Landsturmpflichtiger zu Schreiberdiensten einberufen. 1918 ernannte ihn die Univ. Heidelberg zum ao., 1924 zum o. Professor für romanische Philologie, seit 1930 amtierte er als Direktor des Romanischen Seminars. Wiederholt beurlaubte ihn die Universität für Studienreisen nach Italien. 1932 erhielt er eine erste Gastprofessur in Rom und veranstaltete u. a. Sommervorlesungen für Ausländer in Perugia.

    Hier erhielt O. die Mitteilung über die nach dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ von den Nationalsozialisten verfügte Beurlaubung und die Versetzung in den Ruhestand am 21.8.1933 bei gleichzeitiger Kürzung seines Gehalts um 50%. Dank einer Initiative des deutschen Botschafters in Rom, Ulrich v. Hassell, wurden die Bezüge jedoch weiter ausbezahlt. O. weigerte sich in der Folge, jemals wieder deutsch zu schreiben. Er blieb in Italien, bis 1938 auch dort der Aufenthalt riskant wurde. Im März 1939 gingen er und seine Frau in die USA, wo er als „lecturer“ an der Johns Hopkins University eine gering bezahlte Beschäftigung fand. 1940/41 unterrichtete er als „Substitute teacher of Spanish“ am Sweet Briar College (Virginia), anschließend lebte er ein Jahr als Privatgelehrter in Cambridge (Mass.), ein weiteres Jahr in der Umgebung von Harvard, wo Freunde für Arbeitsmöglichkeiten und wissenschaftliche Kontakte sorgten. 1943 ging O. für ein Jahr als „teacher“ im „Army language training program“ nach Eugene (Oregon). 1944 siedelte er mit seiner Frau, die eine Fabrikarbeit hatte annehmen müssen, nach Kalifornien über, 1945 erhielten beide die amerik. Staatsbürgerschaft. O. fand ein karges Auskommen als „research associate“ am Dept. of Oriental Languages in Berkeley, wurde Mitglied im Colloquium Orientologicum und 1948 „lecturer“. 1950 wurde er entlassen, weil er es ablehnte, sich öffentlich von kommunistischem Gedankengut zu distanzieren („Loyalty Oath“). 1952 wurde diese Entlassung zurückgenommen und O., der inzwischen wieder in Italien lebte, kehrte in die USA zurück. 1950-55 studierte er Chinesisch und konnte dank seiner außerordentlichen Sprachbegabung bald Gedichte in dieser Sprache verfassen. 1953 erkannte ihm die Univ. Heidelberg die Rechte eines von seinen amtlichen Pflichten entbundenen o. Professors zu.

    Im Zentrum seiner romanistischen Forschungen stand Italien. Ausgehend von seiner zweiten Muttersprache, erschloß sich O. zunächst Dante und die Göttliche Komödie. Er arbeitete über Machiavelli, Cellini, Tasso, Bruno und wandte sich ausführlich und leidenschaftlich der Geschichte von Naturwissenschaft und Sprache in der Renaissance zu (Galilei). Sprache und Kultur des Mittelalters in Frankreich (altfranz. Epen) führten ihn zu literarisch-geographischen Untersuchungen. In den 1940er Jahren verstärkte sich sein Interesse an kulturgeographischen Beschreibungen des ital. 13. Jh. zur ostasiatischen Welt, und Marco Polos Reisen rückten ins Zentrum seiner Arbeiten.

  • Werke

    u. a. G. B. Guarinis „Pastor Fido“ in Dtld., Ein Btr. z. Lit.gesch. d. 17. u. 18. Jh., Diss. Heidelberg 1908;
    Paris nach d. altfranz. nat. Epen, Topogr., Stadtgesch. u. lokale Sagen, 1913;
    Gesch. d. neusprachl. wiss. Lit., 3 Bde., I: Die Lit. d. Technik u. d. angewandten Wiss. vom MA bis z. Renaissance, 1919, II: Bildung u. Wiss. im Za. d. Renaissance in Italien, 1922, III: Galilei u. seine Zeit, 1927;
    Dante Alighieri, La Divina Commedia, vollst. Text, mit Erll., Grammatik u. Glossar u. 7 Tafeln, 1918 u. 1922;
    Struttura spirituale e liguistica del mondo neolatino, 1935;
    The Genius of Italy, Ithaca, 1949 (dt. u. d. T. Italien, Genius u. Gesch., 1958);
    The myth of felt, 1949;
    L'Asia di Marco Polo, Introduzione alla lettura e allo studio des „Milione“, 1951 (engl. 1960);
    Dante „Poeta veltro“, 1953;
    Zahlr. Aufss. in dt., ital. u. amerik. Zss.Zu Leo S. O.: Le livre illustre au 15. siècle, 1926.

  • Literatur

    Oriens, Zs. f. Orientforsch. 10, 1957, 11, 1958;
    A. R. Evans, Jr., in: Romance Philology 31, 1977-78, S. 17-54;
    R. Baum, L. O. u. d. Tradition d. Romanistik, in: Dt. u. österr. Romanisten als Verfolgte d. NS, 1989, S. 177-99;
    BHdE II;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I. – Zu Leo S.: O., Un secolo di editoria 1886-1986, 1986;
    I primi 50 anni di attività della libreria antiquaria ed. L. S. O, Le edizioni Olschki 1886-1986, Kat. v. S. Alessandri, 1986;
    Un secolo per il libro, Atti del convegno per il centenario della casa editrice Leo S. Olschki, hg. v. Istituto di studi sul rinascimento, Firenze, 1987;
    LGB².

  • Porträts

    Abb. in: Ruperto Carola 14, Bd. 31, 1961;
    ebd. 38, 1986;
    Phot. im Univ.archiv Heidelberg.

  • Autor/in

    Susanne Strobach-Brillinger
  • Zitierweise

    Strobach-Brillinger, Susanne, "Olschki, Leonardo" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 527-528 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117123021.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA