Lebensdaten
1825 – 1896
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Schloß Räckelwitz bei Kamenz (Sachsen)
Beruf/Funktion
katholischer Agrarpolitiker ; Bauernvereinspräsident
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117084263 | OGND | VIAF: 17990369
Namensvarianten
  • Loë, Felix Graf von
  • Loë, Felix, Freiherr von
  • Loë, Felix Max Klemens Maria, Freiherr von
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Zitierweise

Loë, Felix Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117084263.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Gf. (1787–1849), auf Wissen, S d. Edmund (1749–1813), auf Wissen, Senator d. franz. Kaiserreichs, u. d. Maria Alexandrine Gfn. v. Merveldt;
    M Luise (1800–37), T d. Max Gf. Wolff Metternich zur Gracht u. d. Franziska Freiin v. d. Wenge;
    Vt Walter (s. 2);
    - Köln 1850 Walpurgis (1831–1916), T d. Joseph v. Groote (1791–1866), preuß. Konsistorialrat, Kanzler d. Erzstifts Köln, u. d. Auguste Schaaffhausen;
    1 S;
    N Clemens (s. 3), Paulus (s. 4).

  • Biographie

    Nach juristischem Studium nahm L. 1849 als Leutnant an der Niederschlagung des bad. Aufstands teil. Seit 1859 Landrat des Kreises Kleve, wurde er 1867 amtsenthoben. Im Norddeutschen Reichstag (1867–71) und im Preuß. Abgeordnetenhaus (1870–76 und seit 1890) beteiligte er sich führend an der Gründung des Zentrums als parlamentarischer Partei (1871) und der Formulierung von dessen politischen Zielsetzungen. Im Kulturkampf exponierte sich L., von C. Bachem als „unermüdlicher, opferwilliger Agitator“ charakterisiert, 1872-76 als Mitgründer und Vorsitzender des Vereins deutscher Katholiken (Mainzer Verein). Ungeachtet massiver behördlicher Schikanierung – L. verbüßte 1876 eine sechsmonatige Festungshaft in Wesel – fand der Mainzer Verein vor allem im Rheinland und in Westfalen großen Zulauf. Unerschrocken organisierte L. den Kampf für die Rechte seiner Kirche und leitete, jeweils nach staatlicher Maßregelung oder Verfolgung, 1868 (Bamberg) bzw. 1877 (Würzburg) das Präsidium eines Katholikentages. Die Gründung des Zentralkomitees der deutschen Katholikentage geht auf ihn zurück. Der 1879 gegründete Canisius-Verein, der die Simultanisierung von Volksschulen abzuwehren suchte, wählte L. zu seinem 1. Vorsitzenden. Auf dem Katholikentag in Aachen (1879) verteidigte L. neben Schorlemer-Alst in einer Arbeiterversammlung die umstrittene Schutzzollpolitik des Zentrums. Nach dem Vorbild der 1862 in Westfalen durch Schorlemer-Alst und 1881 in Schlesien durch Huene gegründeten Bauernvereine entstand 1882 der Rhein. Bauernverein. Die bäuerliche Standesorganisation sicherte L., Präsident des Rhein. Bauernvereins seit dessen Gründung, eine Massenbasis, die den agrarischen Wünschen innerhalb der Zentrumspartei, auch in schroffer Konfrontation zur Führerschaft Windthorsts, Nachdruck verlieh. Mit der Gründung des Volksvereins für das kath. Deutschland (1890), der entgegen den Vorstellungen des Mitgründers L. nicht als „Kath. Liga“ Gestalt annahm, wurde zugleich der Grund für die allmähliche Zurückdrängung der radikal-agrarischen Kräfte in der Partei gelegt. Dem sozialreformerischen Kurs des Volksvereins hat sich L. (wie später sein Nachfolger Clemens Frhr. v. Loë) unbeeindruckt von Zeitströmungen widersetzt. Im Abgeordnetenhaus folgte die Fraktion bei der Beratung des Gesetzes über die Landwirtschaftskammern (1894) der berufsständischen Wirtschaftskonzeption L.s und lehnte den Gesetzentwurf in der Schlußabstimmung wegen der zu bürokratischen Organisation der Kammern und ungenügender Berücksichtigung des kleinen bäuerlichen Besitzes geschlossen ab. Die agrarische Bewegung und deren von L. ins Leben gerufene Presse (Rhein. Bauer 1883-1933, Rhein. Volksstimme 1894-1922) waren jedoch zu schwach, um 1893/94 der Reichstagsfraktion in der Zollfrage das Gesetz des Handelns aufzuzwingen, das Zentrum auf diesem Wege in eine kath. Volkspartei des bäuerlichen und handwerklichen Mittelstandes „rückwärts zu revidieren“ (Bachem). Die radikale Agitation für eine Monopolisierung des inländischen Getreidehandels (Antrag Kanitz), die der Rhein. Bauernverein, möglicherweise auch in Abwehr eines Einbruchs des Bundes der Landwirte in die Verbandsklientel, jedenfalls ohne Rücksicht auf die Parteieinheit, verschärfte („Neußer Beschlüsse“, 1895), brachte L. vollends in die Rolle eines Außenseiters. Im Jan. 1896 wählte die preuß. Zentrumsfraktion den eigenwilligsten Kopf der agrarischen Bewegung nicht wieder in den Fraktionsvorstand. Die offiziöse Parteigeschichtsschreibung hat|L., den von Pius IX. 1877 in den päpstl. Grafenstand berufenen Initiator der kath. Laienbewegung, als den Hauptverantwortlichen der „agrarischen Sonderpolitik“ stigmatisiert. Die antimodernistische, populistische Agitation, die von L. in einer für die Partei bedrohlichen Weise mitgetragen wurde, warf einen Schatten auf seine Opferleistungen im Kulturkampf, sein Engagement für Kirche und Papst. Der agrarische Kurs L.s dürfte insgesamt eine für die Zentrumspartei nicht weniger gefährliche Interessendifferenzierung der ländlichen Schichten verhindert haben.

  • Literatur

    Nachruf: Rhein. Bauer Nr. 6 v. 15.6.1896;
    K. Bachem, Vorgesch., Gesch. u. Pol. d. dt. Zentrumspartei, 9 Bde., 1927-32;
    F. Jacobs, Von Schorlemer z. Grünen Front, Zur Abwertung d. berufsständ. u. pol. Denkens, 1957;
    ders., Dt. Bauernführer, 1958, S. 58-71;
    Kl. Müller, Zentrumspartei u. agrar. Bewegung im Rheinland 1882-1905;
    in: K. Repgen u. St. Skalweit (Hrsg.), Spiegel d. Gesch., Festgabe f. M. Braubach, 1964, S. 828-57;
    D. W. Hendon, The Center Party and the Agrarian Interest in Germany, 1890–1914, 1976;
    U. Mittmann, Fraktion u. Partei, Ein Vergleich v. Zentrum u. Soz.demokratie im Kaiserreich, 1976;
    W. Loth, Katholiken im Kaiserreich, Der pol. Katholizismus in d. Krise d. wilhelmin. Dtld.s, 1984.

  • Porträts

    Denkmal v. L. Müsch, 1901 (Kempen).

  • Autor/in

    Martin Schumacher
  • Zitierweise

    Schumacher, Martin, "Loë, Felix Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 13-14 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117084263.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA