Lebensdaten
1866 – 1925
Geburtsort
Heidelberg
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Frauenrechtlerin
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 1012561968 | OGND | VIAF: 171851123
Namensvarianten
  • Hotzmann, Adelheid (geborene)
  • Steinmann, Adelheid (verheiratete)
  • steinmann, adelheid
  • mehr

Quellen(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Steinmann, Adelheid (verheiratete), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012561968.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Holtzmann (1832–1910, Prof. d. Theol. in H. u. Straßburg (s. NDB IX; Drüll, Heidelberger Gelehrtenlex. I);
    M Karoline Weber (1840–97;
    B Robert Holtzmann (1873–1946, Prof. d. Gesch. in Breslau u. Berlin (s. NDB IX), Friedrich Holtzmann (1876–1948, ao. Prof. f. Gewerbehygiene in Karlsruhe, Landesgewerbearzt (s. Fischer; Wi. 1935);
    Freiburg (Br.) 1886 Gustav Steinmann (s. 1); 1 S.

  • Biographie

    In einer Gelehrtenfamilie aufgewachsen, nahm S. den hohen Stellenwert von Bildung bereits früh wahr. Während ihre Brüder akademische Laufbahnen einschlugen, blieb für sie selbst als „höhere Tochter“ ein Studium in Deutschland ausgeschlossen. 1886 heiratete S. den Geologieprofessor Gustav Steinmann und lebte zunächst in Freiburg (Br.). Hier suchte sie den Kontakt zum Verein „Frauenbildung – Frauenstudium“, der sich die Erweiterung der Bildungsmöglichkeiten für Frauen zum Ziel gesetzt hatte. Zehn Jahre nach der Geburt ihres Sohnes übernahm sie dort 1897 die Funktion der Schriftführerin und Schatzmeisterin, bevor sie 1900 Vorsitzende des Ortsverbandes mit rund 100 Mitgliedern wurde. Mit Vorträgen, Presseartikeln, Berufsberatungen und Petitionen setzte sich der Verein tatkräftig für die Anliegen der Frauen ein – teilweise gegen massive Widerstände auch von universitärer Seite.

    Dennoch ergriff S. mit ihren Mitstreiterinnen 1899/1900 die Gelegenheit, fünf als Hörerinnen an der Univ. Freiburg zugelassene Medizinstudentinnen zur Beantragung der ordentlichen Immatrikulation zu ermutigen. In mehreren Schritten, an denen auch S.s Ehemann als amtierender Prorektor beteiligt war, genehmigte die bad. Regierung mit Erlaß vom 28. 2. 1900 schließlich die Immatrikulation von Frauen mit dt. Reifezeugnis an den Landesuniversitäten Freiburg (Br.) und Heidelberg. Bis 1908 zogen auch die anderen dt. Staaten, zuletzt Preußen, nach.

    1900–14 war S. Reichsvorsitzende des Vereins. Der Fachverband mit 27 Ortsvereinen v. a. in Süddeutschland engagierte sich auch in den folgenden Jahren bei der Ausgestaltung der Mädchen- und Frauenbildungspolitik sowie für die Koedukation. S. leitete beim Internationalen Frauenkongreß in Berlin 1904 die Sektion „Frauenstudium“, arbeitete an der preuß. Mädchenschulreform 1906–08 mit und war 1907 Leiterin des Kongresses für höhere Mädchenbildung in Kassel. Hier gelang es ihr, die unterschiedlichen Strömungen der liberalen und konfessionellen Frauenbewegung auf gemeinsame Forderungen nach einer entschlossenen staatlichen Schulreformpolitik zu verpflichten.

    Seit 1906 in Bonn, wohin ihr Mann berufen worden war, trat S. zunehmend für das passive und aktive Frauenwahlrecht ein. Nach der Zulassung von Frauen zu politischen Vereinen wurde sie 1908 zur Vorsitzenden des Rhein.-Westfäl. Frauenverbands Bonn, 1912 zum Mitglied im neuen Reichsfrauenausschuß der Nationalliberalen Partei gewählt, in dem sie eng mit Julie Bassermann (1860–1940) zusammenarbeitete. Während des 1. Weltkriegs engagierte sie sich im „Nationalen Frauendienst“.

    Nach der Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts im Nov. 1918 wurde S. als fortschrittliche Liberale in den Reichsparteivorstand der neu gegründeten DDP gewählt, für die sie in Bonn seit 1919 als eine der ersten weiblichen Stadtverordneten Deutschlands fungierte. Bei der Kandidatur für die Weimarer Nationalversammlung überließ sie einen aussichtsreichen Listenplatz der jüngeren, aufstrebenden Marie-Elisabeth Lüders (1878–1966), die damit ihre Laufbahn als Reichs- und spätere Bundestagsabgeordnete begann.

    Zur Durchsetzung des Frauenstudiums in Deutschland um 1900 hat S. maßgeblich beigetragen. Innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung, die schrittweise Frauenrechte zu erkämpfen versuchte, wirkte S. an verantwortlichen Positionen integrierend, was ihr von radikaldemokratischer Seite – etwa von Minna Cauer (1841–1922) – zuweilen den Vorwurf zu großer Vorsicht einbrachte. Für als richtig erkannte Ziele trat sie jedoch oft vehement ein. Als „stark verantwortlich denkend“, „klug und energisch“ wurde sie in Nachrufen charakterisiert – neuere Darstellungen zur Frauenbewegung um die Jahrhundertwende würdigen ihr Engagement für Frauenbildung und Frauenrechte.

  • Auszeichnungen

    A A.-S.-Str. in Freiburg (Br.), Rieselfeld (1996).

  • Werke

    W Hg.: Die höhere Mädchenbildung, Vortrr. gehalten auf d. Kongress zu Kassel, 1908;
    Die Forderung polit. Neutralität im Frauenstimmrecht, in: Die Frau 17, 1909/10, S. 641–48;
    Frauenbewegung u. Parteipol., ebd. 19, 1911/12, S. 481–86;
    Zwei Frauenurteile über Mann, Frau u. Fam., ebd. 20, 1912/13, S. 153–59;
    Wieder einmal Oberlyceum u. seine Freunde, ebd. 21, 1913/14, S. 370–74;
    Die Frau in d. Fam., in: Jb. d. Bundes Dt. Frauenvereine, 1918, S. 31–49;
    zahlr. Vortrr., Petitionen u. Denkschrr. in d. Vereinszss.

  • Literatur

    Hdb. d. Frauenbewegung, Bd. 1, hg. v. H. Lange u. G. Bäumer, 1901, S. 98;
    Jb. d. Frauenbewegung, 1912–14;
    Jb. d. Bundes Dt. Frauenvereine, 1915–19;
    Nachrufe
    in: Bonner Ztg. v. 23. 1. 1925 u. Gen.anz. v. 24. 1. 1925;
    M. Dönhoff, in: Die Frau 32, 1924/25, S. 183 f.;
    G. Borgmann, Freiburg u. d. Frauenbewegung, 1973;
    B. Greven-Aschoff, Die bürgerl. Frauenbewegung in Dtld. 1894–1933, 1981;
    A. Schlüter (Hg.), Pionierinnen – Feministinnen – Karrierefrauen? Zur Gesch. d. Frauenstudiums in Dtld., 1992;
    E. Kleinau u. C. Opitz (Hg.), Gesch. d. Mädchen- u. Frauenbildung, Bd. 2, 1996;
    J. Merk, in: Bad. Biogrr. NF 4, 1996 (L);
    E. Spaude, Eigenwillige Frauen in Baden, 1999, S. 283–301;
    dies., in: Freiburger Biogrr. (P);
    E. Dickmann u. E. Schöck-Quinteros (Hg.), Barrieren u. Karrieren, Die Anfänge d. Frauenstudiums in Dtld., 2000;
    U. Scherb, „Ich stehe in der Sonne u. fühle, wie meine Flügel wachsen“, Studentinnen u. Wissenschaftlerinnen an d. Freiburger Univ. v. 1900 bis in d. Gegenwart, 2002, S. 41–45.

  • Autor/in

    Jan Merk
  • Zitierweise

    Merk, Jan, "Steinmann, Adelheid" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 216-217 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012561968.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA