Lebensdaten
1866 – 1934
Geburtsort
Jördenstorf (Mecklenburg)
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Kunsthistoriker ; Kunstschriftsteller ; Bibliothekar
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117259012 | OGND | VIAF: 51765119
Namensvarianten
  • Steinmann, Ernst Theodor Karl
  • Steinmann, Ernst
  • Steinmann, Ernst Theodor Karl
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Steinmann, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117259012.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1818–99), aus Bützow (Meckl.), Dr. phil., Pastor in J., später in Bad Doberan, S d. Ernst Dietrich († 1834) u. d. Wilhelmine Behm († 1858);
    M Dorothea Sophie Friederike (Betty) (1826–79), aus Rostock, T d. Johann Heinrich Ritzerow, evtl. Notar in Rostock; seit 1880 Stief-M Emilie N. N.;
    1 B, 4 Schw;
    Rom 1901 Olga (1866–1910), aus Łowicz, Sängerin, Kunstschriftst., Lyrikerin, Mitvf. v. „Pilgerfahren in Italien“, 1910, ⁴1922, Nachlaßeit 1990/97 in d. Bibliotheca Hertziana, Florenz, T d. Philipp v. Gerstfeldt (1831–82, aus Reval, russ. Gen.major, u. d. Helene v. Ovander (1837–1908), aus Oranienbaum;
    K; N Ulrich (s. L).

  • Biographie

    Nach seiner Schulausbildung in Bad Doberan und dem Abitur am Gymnasium Friedland studierte S. seit 1887 Theologie in Tübingen und Rostock, danach seit 1888 Kunstgeschichte, Geschichte und christliche Archäologie in Leipzig v. a. bei Anton Springer, Rudolph Sohm und Johannes Overbeck. 1892 wurde S. mit der Arbeit „Tituli und die kirchliche Wandmalerei des Abendlandes“ bei Overbeck promoviert und ging – empfohlen von diesem – mit einem Jahres-Stipendium an das Archäologische Institut in Rom; durch das sog. Anton-Springer Stipendium der Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften konnte er sich ein weiteres Jahr seinen Forschungen in der Sixtinischen Kapelle widmen. Seit 1895 lebte S. von der Publikation v. a. populärwissenschaftlicher Bücher und Artikel und arbeitete gleichzeitig als Korrespondent für die Zeitschrift „Kunstchronik“. Der wissenschaftliche Durchbruch gelang S. mit der Herausgabe des durch das Dt. Reich und den Kaiser persönlich geförderten zweibändigen Werks zur Sixtinischen Kapelle (1901/05). Auch in Anerkennung für die dem Reich in Rom geleistete Arbeit wurde S. 1903 zum Direktor des Ghzgl. Museums in Schwerin ernannt.

    Nach dem Tod seiner Frau machte sich S. 1911 von den Museumsaufgaben frei und übersiedelte nach Rom, wo er sich mit ganzer Kraft der Realisierung der Bibliotheca Hertziana widmete. Diese Bibliothek, begründet von der literarisch und kunsthistorisch interessierten Henriette Hertz (1846–1913), sollte in Rom eine Form und mit der Stiftung des Palazzo Zuccari zugleich einen bleibenden Ort erhalten. Auch aufgrund der guten Verbindungen S.s konnte die Bibliotheca Hertziana als erstes geisteswiss. Institut in die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft eingegliedert und Ende 1912, anläßlich des 10. Internationalen Kunsthistorikerkongresses, der Öffentlichkeit übergeben werden.

    Mit Eintritt Italiens in den 1. Weltkrieg mußte S. das Land verlassen und publizierte in Deutschland mit patriotischem Eifer v. a. kunsthistorische Aufsätze mit antifranz. Ausrichtung. Ende Nov. 1919 ging er als einer der ersten Deutschen zurück nach Italien, um dort das Vermächtnis von Henriette Hertz vor der Beschlagnahmung durch den ital. Staat zu schützen. Mit ausgeprägtem diplomatischen Geschick und guten Kontakten zu ital. Kollegen und Vertretern der kath. Kirche gelang es ihm nicht nur, die Bibliotheca Hertziana zu retten, sondern sie zu einem international renommierten Forschungsinstitut für Kunstgeschichte auszubauen. 1934 legte S. aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Direktors nieder.

    Wissenschaftlich konzentrierte sich S. früh auf Michelangelo und dessen Schaffen. Neben den Sixtina-Bänden ist die Michelangelo-Bibliographie, die nach jahrzehntelangen Forschungen 1927 erschien, sein einflußreichstes Werk.

  • Auszeichnungen

    A u. a. Prof.titel (1905);
    wiss. Mitgl. d. KWG (1914);
    Ehrenmitgl. d. Accademia di belle arti Perugia (1903), d. Acc. di San Luca, Rom (1925) u. Cultori di architettura in Roma (1929);
    Ehren-Rr.kreuz 1. Kl. (1905);
    preuß. Roter Adlerorden 4. Kl. (1906);
    päpstl. St. Silvesterorden (1906);
    Hausorden d. wend. Krone (1911);
    vatikan. Commendatore nobile.

  • Werke

    Weitere W Botticelli, 1897;
    Ghirlandajo, 1897;
    Pinturrichio, 1898;
    Rom in d. Renaissance, 1899;
    Das Geheimnis d. Medici-Gräber, 1906;
    Die Porträtdarstellungen Michelangelos, 1913;
    Michelangelo im Spiegel seiner Zeit, 1930;
    Nachlaß:
    Archiv d. Bibliotheca Hertziana, Rom, hierzu: Nachlaß E. S., in: Archiv d. Bibliotheca Hertziana (MPI) Rom, bearb. v. C. Nordhoff, 2000.

  • Literatur

    Reden gehalten b. d. Trauerfeier f. E. S. im Goethesaal d. Ks. Wilhelm-Inst. f. Kunst- u. Kulturwiss. Bibliotheca Hertziana am 10. Jan. 1935 (L. Bruhns, F. Hermanin, B. Nogara), 1935;
    Ulrich Steinmann, in: Meckl. Mhh. 11, 1935, S. 473–76;
    O. Lehmann-Brockhaus, E. S., Seine Persönlichkeit u. d. Entstehung d. Bibliotheca Hertziana in Rom, in: FS. f. Hermann Fillitz z. 70. Geb.tag, Aachener Kunstbll. 60, 1994, S. 451–64;
    D. Tesche, E. S. u. d. Gründungsgesch. d. Bibliotheca Hertziana in Rom, 2002 (P);
    Ch. Roolf, Die Forschungen d. Kunsthist. E. S. z. Napoleon. Kunstraub zw. Kulturgesch.schreibung, Auslandspropaganda u. Kulturgutraub im Ersten Weltkrieg, in: Der Kunstraub Napoleons, hg. v. Y. Dohna mit e. Btr. v. Ch. Roolf, Rom, 2007, S. 433–77 Lex. Christl. Archäol.

  • Porträts

    Photogr., 1929 (Archiv z. Gesch. d. MPG, Berlin-Dahlem), Abb. in: D. Tesche (s. L);
    Photogr. (Bibl. Hertziana), Abb. in: J. Ellwanger, Forscher im Bild, Wiss. Mitgll. d. KWG, 1989, S. 151.

  • Autor/in

    Joseph Imorde
  • Zitierweise

    Imorde, Joseph, "Steinmann, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 217-218 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117259012.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA