Lebensdaten
1800 – 1872
Geburtsort
Görz
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Agrarpolitiker ; Landwirt ; österreichischer Staatsmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 101168128 | OGND | VIAF: 56972238
Namensvarianten
  • Doblhoff-Dier, Anton Freiherr von
  • Doblhoff, Anton von
  • A. v. D.
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Zitierweise

Doblhoff-Dier, Anton Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101168128.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus der seit dem 13. Jh. im Oberinntal (Zams u. Imst) angesessenen, später auf das Gut Doblhoff b. Meran übergesiedelten u. mit diesem Prädikat 1692 geadelten Landwirtefamilie Holler;
    V Joseph (1770–1831), Hofrat der Vereinigten Hofkanzlei in Wien, niederösterr. Landuntermarschall, S des Anton (1733–1810), Präs. der Ak. der Künste u. der Hofkommission der Armen-Versorgungsanstalten in Wien (s. Wurzbach);
    M Josepha (1773–1846), T des Joseph Frhr. v. Buschmann (1742–1803), kölnischer Hofrat, Erbvogt u. Stadtgraf zu Köln, Herr auf Arff, Rheinbreitbach usw., u. der Walburga v. Aichen; ledig.

  • Biographie

    D. trat 1826 als Jurist (Dr. der Universität Wien) in den Dienst der niederösterreichischen Statthalterei. 1836 verließ er den Staatsdienst und übernahm die Bewirtschaftung des Familiengutes Weikersdorf bei Baden bei Wien. Nach ausgedehnten wirtschaftlichen Studienreisen durch Frankreich und England führte er wesentliche technische Neuerungen ein, hauptsächlich auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Industrien, aber auch im praktischen Ackerbau. So wurde er zum Pionier der Einführung der Dränage in Österreich. Noch wichtiger wurde seine Tätigkeit im landwirtschaftlichen Organisationswesen und im niederösterreichischen Ritterstand, wo er als Verordneter des Ständeausschusses zusammen mit seinen Freunden Schmerling, Andrian, K. von Kleyle und A. von Stifft den Kern der liberalen Opposition bildete. Seit 1842 kämpfte er im niederösterreichischen Landhaus für Abschaffung der Zehnten und Frondienste und wurde wegen dieser Haltung 1848 als Minister für Ackerbau in das erste konstitutionelle Ministerium Pillersdorff berufen. Im Juni 1848 beauftragte ihn Erzherzog Johann in Vertretung des Kaisers mit der Bildung eines Ministeriums, in dem er bis zum 12.10.1848 das Innenministerium innehatte. Danach ging er als Gesandter nach Den Haag. Er kehrte erst nach der Kabinettsbildung seines Freundes Schmerling 1861 nach Österreich zurück und widmete sich bis zum Lebensende der Entwicklung der Landwirtschaft. Als Ackerbauminister der Bauernbefreiung und als Präsident der Landwirtschaftsgesellschaft war D. durch ein Menschenalter Repräsentant des Fortschritts in der österreichischen Landwirtschaft und Agrarpolitik.

  • Werke

    Üb. d. Drainage, e. Btr. z. wiss. Begründung u. z. pract. Ausführung dieses Systems andauernder Bodenverbesserung u. vermehrten Pflanzenbaues, 1851;
    zahlr. Ztg.artikel u. Reden.

  • Literatur

    ADB V;
    K. Fink, A. Frhr. v. D., Diss. Wien 1943 (ungedr.);
    Wurzbach.

  • Porträts

    Marmorbüste (Landwirtsch.Ges. Wien);
    Lith. v. Eybl u. Kaiser, 1848.

  • Autor/in

    Heinz Haushofer
  • Zitierweise

    Haushofer, Heinz, "Doblhoff-Dier, Anton Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 5-6 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101168128.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Doblhoff-Dier: Anton Freiherr v. D., geb. 10. November 1800, gest. 16. April 1872. Aus einem alttirolischen Geschlechte entsprossen, das dem österreichischen Staate seit dem 16. Jahrhundert eine Reihe von verdienten höheren Verwaltungsbeamten geliefert hatte, widmete sich D. den juristischen Studien an der Wiener Universität und trat nach erlangtem Doctorsgrad bei der Hofkammerprocuratur in den Staatsdienst. In Folge dienstlicher Zerwürfnisse verließ er denselben jedoch bereits im J. 1836 und übernahm die Führung der Amtmannsgeschäfte auf dem seinem Oheime Karl Freih. v. D. gehörigen Fideicommißgut Weikersdorf bei Baden. Im J. 1837 durch den Tod seines Oheims zum Besitze des beträchtlichen Familienfideicommisses gelangt, brachte er ein Jahr auf Reisen in Frankreich und England zu, und benützte die dort gemachten Erfahrungen zu wesentlichen wirthschaftlichen Reformen auf seinem Gute und zur Anregung der allgemein für unabweislich erkannten Aenderungen an dem damals bestandenen Regierungssysteme. In seiner Stellung als niederösterreichischer ständischer Verordneter bildete er im Verein mit seinen Freunden v. Schmerling, Freiherr v. Stifft, v. Andrian, v. Kleyle u. A. den Kern jener Oppositionspartei im nieder-österr. Provinzial-Landtage, welche im Bunde mit dem liberalen Bürgerthume mit Beharrlichkeit auf zeitgemäße politische Reformen zu dringen nicht müde ward. Die Märzrevolution des J. 1848 brachte denn auch D. als einen der Hauptführer der ständischen Partei an die Oberfläche der eingetretenen politischen Bewegung. Er trat zunächst als Minister für Ackerbau in das erste constitutionelle Ministerium Pillersdorf ein, und wurde sohin im Juni 1848 vom Erzherzog Johann als damaligem Stellvertreter des Kaisers mit der Bildung des neuen Ministeriums betraut, in welchem er die Geschäfte des Ministeriums des Innern übernahm. Obwol ein Mann von hohem persönlichem Muthe und Entschlossenheit, war es ihm doch nicht gegeben, die wild um sich greifende und zum Theile von ganz verwerflichen Elementen geleitete Bewegung zu zügeln und in ein vernünftiges Geleise zu leiten. Er wurde vielmehr zum Theil aus übergroßer Sorge für die Popularität des Ministeriums von derselben vollständig mit fortgerissen, bis die in Folge der Schwäche der Regierung eingetretene Octoberkatastrophe dem revolutionären Taumel ein trauriges Ende bereitete, einer ebenso maß- wie geistlosen Reaction den Weg bahnend. D. selbst war, von seiner Ohnmacht zur Bekämpfung der Bewegung durchdrungen, schon am 12. Oct. 1848 aus dem Ministerium geschieden und legte bald nachher auch sein Amt als Reichstagsabgeordneter nieder. Er wurde darauf, über seinen Wunsch, zum Gesandten am Hofe zu Haag ernannt, welchen Posten er bis zur Bildung des Ministeriums Schmerling im Jahre 1861 bekleidete. In letzterem Jahre in das Privatleben zurückgekehrt, nahm er noch als Abgeordneter zum nieder-österr. Landtage und zum Reichsrathe und in den letzten Jahren als Mitglied des Herrenhauses lebhaften Antheil an dem öffentlichen Leben, ohne jedoch in irgend einer dieser Stellungen auf eine Führung Anspruch zu erheben. Seine Thätigkeit vorzüglich der Hebung der landwirthschaftlichen Verhältnisse widmend, raffte ihn eine kurze Krankheit am 16. April 1872 hinweg.

    • Literatur

      Vgl. Wurzbach, Biographisches Lexikon, Band 3. S. 330 ff. Reschauer, (fortges. van Smets), Die Wiener Revolution im Jahre 1848. Nouvelle biographie générale, Paris 1853. XIV. p. 401.

  • Autor/in

    Sommaruga.
  • Zitierweise

    Sommaruga, Franz Freiherr von, "Doblhoff-Dier, Anton Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 273-274 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101168128.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA