Wildermuth, Eberhard

Dates of Life
1890 – 1952
Place of birth
Stuttgart
Place of death
Tübingen
Occupation
Landes- und Bundesminister ; Jurist ; Offizier ; Politiker
Religious Denomination
evangelisch-lutherisch
Authority Data
GND: 118771809 | OGND | VIAF: 18018337
Alternate Names

  • Wildermuth, Hermann Eberhard
  • Wildermuth, Eberhard
  • Wildermuth, Hermann Eberhard

Linked Services

Relations

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Wildermuth, Eberhard, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118771809.html [01.07.2025].

CC0

  • Wildermuth, Hermann Eberhard

    1890 – 1952

    Landes- und Bundesminister, Jurist, Offizier

    Der württembergische Liberale Eberhard Wildermuth war in der Weimarer Republik als Ministerialbeamter und Bankier in Berlin ein Experte für Wohnungsbaufragen. Im ersten Kabinett Konrad Adenauers (1876–1967) wurde er 1949, zuvor amtierender Wirtschaftsminister in Württemberg-Hohenzollern, zuständig für das neue Wohnungsbauministerium. Hier legte er in seiner kurzen Amtszeit bis 1952 die Grundlagen für die folgende Bauhochkonjunktur und damit für einen wesentlichen Teil des bundesdeutschen „Wirtschaftswunders“.

    Dates of Life

    Geboren am 23.Oktober 1890 in Stuttgart
    Gestorben am 9. März 1952 in Tübingen
    Grabstätte Stadtfriedhof in Tübingen
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Eberhard Wildermuth, BArch / Bildarchiv (InC)
    Eberhard Wildermuth, BArch / Bildarchiv (InC)
  • 23.Oktober 1890 - Stuttgart

    1896 - 1908 - Stuttgart

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Elementarschule; Eberhard-Ludwigs-Gymnasium

    1908 - 1909 - Stuttgart

    Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger

    Grenadier-Regiment Nr. 119 Königin Olga

    1909 - 1914 - Tübingen; Leipzig; Berlin

    Studium der Rechts- und Staatswissenschaften (Abschluss: Erstes juristisches Staatsexamen)

    Universität

    1914 - 1918 - Frankreich; Polen; Italien

    Kriegsdienst als Leutnant der Reserve

    Grenadierregiment Nr. 119 Königin Olga

    1918

    Mitglied

    Soldatenrat

    1919 - 1920 - Württemberg

    zeitfreiwilliger Bataillonsführer

    Stuttgarter Studentenbataillon

    1919 - 1930

    Mitglied

    Deutsche Demokratische Partei (DDP)

    1921 - Stuttgart

    Zweites juristisches Staatsexamen

    1921 - 1924 - Stuttgart

    Assessor; Amtmann

    Oberamt der Stadtverwaltung

    1922 - 1923 - Stuttgart

    Vorsitzender

    Demokratische Jugend Württemberg

    1924 - 1925 - Stuttgart

    Regierungsrat

    Landesgewerbeamt

    1925 - 1928 - Berlin

    Oberregierungsrat

    Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung im Reichsarbeitsministerium

    1928 - 1945/47 - Berlin

    Direktor; Vorstandsmitglied

    Deutsche Bau- und Bodenbank AG

    1929 - 1930 - Berlin

    Mitglied

    Parteiausschuss DDP-Reichspartei

    1930 - 1932 - Berlin

    Mitglied

    Deutsche Staatspartei

    1930 - 1937 - Berlin

    Vorstandsmitglied (seit 1931 Präsident)

    Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeiten

    1932 - 1933 - Berlin

    Vorsitzender

    Deutscher Nationalverein

    1935 - 1945 - Berlin

    Mitglied

    NS-Rechtswahrerbund

    1936 - 1945 - Berlin

    Mitglied

    NS-Altherrenbund

    1938 - 1945/47 - Berlin

    Vorstandsmitglied

    Deutsche Wohnstätten-Hypothekenbank

    1939 - 1944 - Frankreich: Balkan; Sowjetunion; Italien; Le Havre (Département Seine-Maritime, Frankreich)

    Kriegsdienst (1939 Major der Reserve, Kompanieschef und Bataillonskommandeur; 1942 Oberstleutnant der Reserve und Regimentskommandeur; 1943 Oberst der Reserve; 1944 Festungskommandant)

    Infanterieregimenter 272 und 737; Infanterieregiment 371; Grenadierregiment 578

    1944 - 1946 - Trent Park bei London

    britische Kriegsgefangenschaft

    August 1946 - Tübingen

    Entnazifizierungsverfahren; Einstufung als „nicht belastet“

    Säuberungskommission für das Staatssekretariat

    1946 - 1952 - Tübingen

    Mitglied

    FDP/Demokratische Volkspartei (DVP), Landesverband Württemberg-Hohenzollern

    1946 - 1947 - Tübingen

    Staatssekretär für Wirtschaft

    Land Württemberg-Hohenzollern

    1947 - 1948 - Berlin; Stuttgart

    Vorstandsmitglied

    Demokratische Partei Deutschlands

    1947 - 1950 - Bebenhausen (heute Tübingen-Bebenhausen)

    Abgeordneter der FDP/DVP

    Landtag von Württemberg-Hohenzollern

    1947 - 1949 - Tübingen

    Staatssekretär und Minister für Wirtschaft

    Landesregierung Württemberg-Hohenzollern

    1947 - 1949 - Tübingen

    Vorstandsmitglied

    FDP/DVP-Landesverband Württemberg-Hohenzollern

    1948 - 1952 - Bonn

    Mitglied

    FDP-Bundesvorstand

    1949 - 1952 - Bonn

    Abgeordneter der FDP

    Bundestag

    1949 - 1952 - Bonn

    Bundesminister für Wiederaufbau und Wohnungsbau

    Bundesregierung

    9. März 1952 - Tübingen

    alternativer text
    Eberhard Wildermuth, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)

    Wildermuth stammte aus dem liberalen Bildungsbürgertum Württembergs. 1908 schloss er das Gymnasium mit dem Abitur ab, absolvierte 1908/09 den Militärdienst bei einer Eliteeinheit und studierte seit 1909 Rechtswissenschaften an den Universitäten Tübingen, Leipzig und Berlin. Nach dem Ersten juristischen Staatsexamen 1914 meldete er sich bei Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig zum Kriegsdienst und nahm als Leutnant mit seinem Regiment an den Kämpfen teil. Nach 1918 trat Wildermuth der neu gegründeten linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bei, für die er 1924 erfolglos zum Reichstag kandidierte. Von 1919 bis 1920 sowie kurzzeitig 1923 kämpfte er als Führer prorepublikanischer Bürgerwehren für die republikanischen Institutionen seiner württembergischen Heimat gegen linksradikale, später auch rechtsradikale Kräfte, was 1924 auf Veranlassung von Landesinnenminister Eugen Bolz (1881–1945) zu zeitweiser Suspendierung als Verwaltungsbeamter und einer Anklage gegen Wildermuth wegen Gefährdung der Staatssicherheit führte, die er mit Hilfe seines Anwalts Reinhold Maier (1889–1971) abwehrte.

    Nach dem Zweiten juristischen Staatsexamen 1921 in der Stadtverwaltung Stuttgart tätig und 1924 zum Regierungsrat im dortigen Landesgewerbeamt ernannt, wechselte Wildermuth 1925 als Oberregierungsrat an die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung im Reichsarbeitsministerium nach Berlin. Dort wurde er mit sozialen Fragen, v. a. der Wohnungsversorgung, konfrontiert und legte 1927 dem Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns (1868–1939) eine umfangreiche „Denkschrift über Wohnungsnot und ihre Bekämpfung“ vor, die Grundlage für eine Kabinetts- und Gesetzesvorlage wurde. Diesem Thema blieb Wildermuth auch nach seinem Wechsel 1928 zur Deutschen Bau- und Bodenbank AG verbunden, wo er leitende Funktionen innehatte. Zu Beginn der 1930er Jahre bemühte er sich erfolglos um eine Sammlung der politischen Mitte (Deutscher Nationalverein), setzte aber nach 1933 seinen beruflichen Weg weitgehend ungehindert fort, da er auf einem für die NSDAP wichtigen sozialpolitischen Feld arbeitete: Von 1931 bis 1937 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Arbeiten, von 1938 bis 1945/47 Vorstandsmitglied der Deutschen Wohnstätten-Hypothekenbank.

    Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Wildermuth zum Kriegsdienst reaktiviert und war an mehreren Fronten im Einsatz. 1944 geriet er in Nordfrankreich bei der Kapitulation der von ihm befehligten Festung Le Havre (Département Seine-Maritime, Frankreich) in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung kehrte er, verzeichnet auf den sog. Weißen Listen der Westalliierten, nach Tübingen zurück. Der Präsident des Staatssekretariats, Carlo Schmid (1896–1979), berief Wildermuth, der sich 1946 der FDP/Demokratische Volkspartei angeschlossen hatte, Ende 1946 als Staatsekretär, später unter der Benennung Minister, für Wirtschaft in die Landesregierung von Württemberg-Hohenzollern. Wildermuth behielt diese Position unter Schmids Nachfolgern Lorenz Bock (1883–1948) und Gebhard Müller (1900–1990) und wurde neben seinem Freund Maier zum bekanntesten Liberalen Südwestdeutschlands, der auch beim organisatorischen Zusammenschluss der Liberalen aus den verschiedenen Besatzungszonen führende Funktionen übernahm.

    An der Spitze der FDP-Landesliste wurde Wildermuth 1949 in den ersten Bundestag gewählt, kurz darauf von Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) mit der Führung des neu geschaffenen Ministeriums für Wiederaufbau betraut. Bei seiner für die Stabilität der neuen Bundesrepublik zentralen Aufgabe, der Schaffung von Wohnraum, gelang es Wildermuth, mit dem ersten Wohnungsbaugesetz vom April 1950 unter Verknüpfung verschiedener Lösungsansätze – öffentlich geförderter sozialer und frei finanzierter Wohnungsbau sowie teilweiser Liberalisierung des Wohnungsmarktes – einen parteiübergreifenden Grundkonsens zu schaffen, der Bundestag und Bundesrat einstimmig passierte. Obwohl die Bereitstellung der nötigen Finanzmittel schwierig war, wurde eine baupolitische Dynamik in Gang gesetzt, durch die die Wohnungsnot schnell gelindert und mittelfristig überwunden wurde, zugleich entstand eine wichtige Säule des bundesdeutschen sog. Wirtschaftswunders.

    Wildermuth war wegen seiner breiten militärischen Erfahrung auch in die Vorbereitungen der Wiederaufrüstung eng eingebunden, auf die er v. a. im Zusammenspiel mit Hans Speidel (1897–1984) erfolgreich Einfluss zu nehmen versuchte; Adenauer designierte jedoch im Herbst 1950 aus Partei- und Koalitionsraison Theodor Blank (1905–1972) als Verteidigungsminister.

    1914 Eisernes Kreuz II. Klasse (1916 I. Klasse)
    1914 Friedrichsorden (Württemberg)
    1916 Ritterkreuz des Württembergischen Militärverdienstordens
    1917 Hausorden von Hohenzollern
    1917 Österreichische Militär-Verdienstmedaille
    1918 Verwundetenabzeichen
    1940 Eisernes Kreuz II. Klasse (I. Klasse, Ritterkreuz)
    1942 Deutsches Kreuz in Gold

    Nachlass:

    Bundesarchiv, Koblenz, N 1251.

    Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau.

    Weitere Archivmaterialien:

    Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 191, EA 1/151 Bü 55, M 430/3 Bü 12 522 u. M 743/2 Bü 572 (Personalakten, Zeitungsausschnitte), Q 1/42 (Nachlass Wilhelm Kohlhaas, Korrespondenz 1929–1933).

    Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 13 T1 Nr. 756 u. T 2 Nr. 2514/161 (Entnazifizierungsakten).

    Gedruckte Quellen:

    Reinhold Maier, Auf dem Geduldsweg zur Demokratie, 1965. (P)

    Udo Wengst (Bearb.), FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Theodor Heuss und Franz Blücher. Sitzungsprotokolle 1949–1954, 1990.

    Frank Raberg (Bearb.), Die Protokolle der Regierung von Württemberg-Hohenzollern, 3 Bde., 2004–2013.

    Volker Stalmann (Bearb.), Die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag. Sitzungsprotokolle 1949–1969, 2017.

    Beziehungen zwischen Wohnbau, Volkswirtschaft und Bauwirtschaft, in: Reichsarbeitsblatt 7 (1927), Nr. 33, T. II, S. 428–430.

    Wohnungsbaufinanzierung und Kapitalmarkt, in: Reichsarbeitsblatt 8 (1928), Nr. 18, T. II, S. 291–293.

    Auslandskredit, in: Gerhard Albrecht/Albert Gut/Wilhelm Lübbert (Hg.), Handwörterbuch des Wohnungswesens, 1930, S. 28 f.

    Deutsche Bau- und Bodenbank, ebd., S. 183–187.

    Zwischenkredit, ebd., S. 858–860.

    Die Finanzierung des Wohnungsbaus, in: Die Bank 29 (1936), S. 944–949.

    Probleme des Wohnungsbaus in Deutschland und im Ausland, 1951.

    Das Gesetz, nach dem wir angetreten, in: Bundesgeschäftsstelle der Freien Demokratischen Partei (Hg.), Mehr Sein als Scheinen. In Memoriam Eberhard Wildermuth, o. J. [1952].

    Monografien:

    Wilhelm Kohlhaas, Eberhard Wildermuth. Ein aufrechter Bürger. Ein Lebensbild, 1960. (P)

    Günther Schulz, Wiederaufbau in Deutschland. Die Wohnungsbaupolitik in den Westzonen und der Bundesrepublik von 1945 bis 1957, 1994. (L)

    Irene Lindmeier-Jasch, Eberhard Wildermuth 1890–1952. Württemberger, Offizier und Bundesminister für Wohnungsbau im Einsatz bis in den Tod, 2022. (L)

    Aufsätze:

    Wilhelm Kohlhaas, Wildermuth, Eberhard. Offizier und Ritterkreuzträger, Wirtschaftsminister von Württemberg-Hohenzollern, Bundesminister für Wiederaufbau, in: Robert Uhland (Hg.), Lebensbilder aus Schwaben und Franken, Bd. 16, 1986, S. 413–428. (P)

    Ulrich Wildermuth, Zum 100. Geburtstag Eberhard Wildermuths, in: liberal 33 (1991), H. 1, S. 81–86.

    Frank Raberg, Eberhard Wildermuth (1890–1952), in: Reinhold Weber/Ines Mayer (Hg.), Politische Köpfe aus Südwestdeutschland, 2005, S. 257–266. (P)

    Agilolf Keßelring/Thorsten Loch, Himmerod war nicht der Anfang. Bundesminister Eberhard Wildermuth und die Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 74 (2015), S. 60–96. (Onlineressource)

    Lexikonartikel:

    Frank Raberg, Art. „Wildermuth, Eberhard“, in: Udo Kempf/Hans-Georg Merz (Hg.), Kanzler und Minister 1949–1998. Biographisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen, 2001, S. 742–746.

    N. N., Art. „Wildermuth, Eberhard (Hermann)“, in: Rudolf Vierhaus/Ludolf Herbst (Hg.), Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002, 2002, S. 953 f.

    Nachrufe:

    Nachruf der Bundesregierung, in: Mitteilungen des Bundespresseamtes Nr. 282/52 v. 10. März 1952.

    Bundesgeschäftsstelle der Freien Demokratischen Partei (Hg.), Mehr Sein als Scheinen. In Memoriam Eberhard Wildermuth. Bonn o. J. [1952]

    Gemälde (Öl/Leinwand) v. Oswald Poetzelberger (1893–1966), 1930, vermutlich Privatbesitz, Abbildung in: Wilhelm Kohlhaas, Wildermuth, Eberhard. Offizier und Ritterkreuzträger, Wirtschaftsminister von Württemberg-Hohenzollern, Bundesminister für Wiederaufbau, in: Robert Uhland (Hg.), Lebensbilder aus Schwaben und Franken, Bd. 16, 1986, nach S. 420.

  • Author

    Jürgen Frölich (Bonn)

  • Citation

    Frölich, Jürgen, „Wildermuth, Eberhard“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118771809.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA