Wagner, Hermann
- Lebensdaten
- 1840 – 1929
- Geburtsort
- Erlangen
- Sterbeort
- Bad Wildungen bei Kassel
- Beruf/Funktion
- Geograf ; Kartograf ; Hochschullehrer ; Gymnasiallehrer
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 119034611 | OGND | VIAF: 47066218
- Namensvarianten
-
- Wagner, Hans Karl (Carl) Hermann
- Wagner, Hermann
- Wagner, Hans Karl (Carl) Hermann
- wagner, hans karl hermann
- Guthe-Wagner
- Sydow-Wagner
- Wagner
- Wagner, H.
- Wagner, Hermann Hans Karl
- Wagner, Hans Karl (Karl) Hermann
- Wagner, Hans Carl Hermann
- Wagner, Hermann Hans Carl
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Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
- Adolph (Adolf) Heinrich Gotthilf Wagner
- Bertha Bargheer , geb. Wagner
- Carl (Karl) Louis Bargheer
- Carl Mirbt
- Christian Heinrich Adolph Henke
- Friedrich August Otto Benndorf
- Friedrich Johann Heinrich Rudolph Wagner
- Lorenz Heinrich Wagner
- Moritz Friedrich Wagner
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- Rosa Michels , geb. Wagner
- Sophie Benndorf , geb. Wagner
- Victor Karl Theodor Michels
Personen im NDB Artikel
- Adolf von Donndorf (1835–1916)
- Annemarie Egersdorff (1894–1979)
- August Behm (1830–1884)
- Bernhard Riemann (1826–1866)
- Emil von Sydow (1812–1873)
- Fritz Klute (1885–1952)
- Georg Friederici (1866–1947)
- Hans Dörries (1897–1945)
- Hermann Guthe (1825–1874)
- Johann Eduard Wappäus (1812–1879)
- Moritz Stern (1807–1894)
- Walter Behrmann (1882–1955)
- Wilhelm Grape (1860–1925)
- Wilhelm Sievers (1860–1921)
- Wilhelm Weber (1804–1891)
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
- NDB 5 (1961), S. 188 (Fischer, Heinrich Ernst Benno)
- NDB 10 (1974), S. 242* (Jacobs, Emil)
- NDB 17 (1994), S. 453* (Michels, Victor)
- NDB 17 (1994), S. 557* (Mirbt, Carl)
- NDB 24 (2010), S. 391 in Artikel Sievers, Wilhelm (Sievers, Friedrich Wilhelm)
- NDB 27 (2020), S. 207* ( Wagner, Rudolph Friedrich Johannes Heinrich)
- NDB 27 (2020), S. 209* ( Wagner, Adolph Heinrich Gotthilf)
Orte
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-
Wagner, Hans Karl (Carl) Hermann
1840 – 1929
Geograf, Kartograf
Hermann Wagner trug seit den 1870er Jahren zur Etablierung der Geografie als Disziplin an Universitäten und in der Schule bei, indem er grundlegende Werke (u. a. Sydow-Wagners methodischer Schul-Atlas) herausgab, sich für die Ausbildung qualifizierter Geografielehrkräfte in Deutschland einsetzte und die naturwissenschaftliche Methodik betonte. Auch engagierte er sich für das koloniale Projekt im Kaiserreich.
Lebensdaten
Hermann Wagner (InC) -
Autor/in
→Charlotte Prauß (Gießen)
-
Zitierweise
Prauß, Charlotte, „Wagner, Hermann“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119034611.html#dbocontent
Wagner, der in seinem Elternhaus früh in Kontakt mit Musik, Forschungsreisenden und Geografie kam, studierte nach dem Abitur in Göttingen 1859 Mathematik und Physik an der Universität in Erlangen. Hier trat er der Burschenschaft Bubenruthia bei. 1860 immatrikulierte sich Wagner in denselben Fächern und in Medizin in Göttingen und hörte insbesondere Vorlesungen bei den Mathematikern Moritz Stern (1807–1894) und Bernhard Riemann (1826–1866) sowie bei dem Physiker Wilhelm Weber (1804–1891). 1863 legte er das Oberlehrerexamen für Mathematik und Physik ab. Während der letzten Studienjahre assistierte Wagner seinem Vater bei dessen anthropologischen Lehrveranstaltungen und übernahm u. a. die Neukatalogisierung der Blumenbach’schen Schädelsammlung. 1864 wurde er mit der anthropologischen Dissertation „Maassbestimmungen der Oberfläche des grossen Gehirns“ zum Dr. med. promoviert.
Für wenige Monate als Lehrer an einem Göttinger Gymnasium tätig, übernahm Wagner 1864 eine Stelle als Gymnasiallehrer am Ernestinum in Gotha, wo er bis 1876 Mathematik, Naturgeschichte und Erdkunde unterrichtete. Hier knüpfte er Kontakte in die Geographische Anstalt Justus Perthes und schuf sich ein Netzwerk von Geografen, Kartografen und Forschungsreisenden. Seit 1869 verantwortete Wagner den Statistischen Teil des von diesem Verlag herausgegebenen Gothaischen Hofkalenders und gab 1872 mit August Behm (1830–1884) das Werk „Bevölkerung der Erde“ heraus. Wegweisend war die Überarbeitung des „Methodischen Handatlas“ von Emil von Sydow (1812–1873), der seit 1888 als „Sydow-Wagners methodischer Schul-Atlas“ herausgegeben wurde, 18 Auflagen bis 1928 erlebte und sich durch vergleichende thematische Karten zu Klima, Bevölkerung, Sprache, aber auch Religion auszeichnete. In der Neubearbeitung des „Lehrbuchs der Geographie“ (1879, 101920) von Hermann Guthe (1825–1874) seit 1876 betonte Wagner die Eigenständigkeit der eher als Historische Hilfswissenschaft verstandenen Geografie und klassifizierte sie aufgrund seiner geomorphologischen Studien als Naturwissenschaft.
1875 erhielt Wagner einen Ruf für Geografie an die Universität Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland). 1880 wechselte er als Nachfolger von Johann Eduard Wappäus (1812–1879) in derselben Stellung nach Göttingen, wo er als Statistiker und mathematischer Geograf wirkte. Er führte wenige beobachtende Studien im Gelände durch; für ihn boten insbesondere Karten die Grundlage für Forschung und Lehre. Daher beschäftigte er sich auch mit historischem Kartenmaterial. Wagner, der 1880 einen Ruf nach Leipzig ablehnte, etablierte an der Göttinger Universität ein Geografisches Institut und eine Kartensammlung. Bei Wagner studierte um die Jahrhundertwende eine Reihe von Frauen, die vornehmlich als Lehrerinnen tätig waren, u. a. Elisabeth Delius (geb. 1873) und Annemarie Egersdorff (1894–1979). Daneben gehören Walter Behrmann (1882–1955), Hans Dörries (1897–1945), Georg Friederici (1866–1947), Fritz Klute (1885–1952) und Wilhelm Sievers (1860–1921) zu seinen Schülern.
Seit 1884 engagierte sich Wagner in der Deutschen Kolonialgesellschaft, übernahm den Sektionsvorsitz in Göttingen und las sowohl in Königsberg wie in Göttingen zur „Entdeckungsgeschichte Afrikas“. Um 1900 setzte er sich erfolgreich für die Errichtung eines geophysikalischen Observatoriums auf Samoa (1902–1921) ein, dessen Vorsitzender er bis 1913 war. Wagner betrachtete die Geografie als naturwissenschaftliche, messende Disziplin und trug dazu bei, die Geografie als eigenständiges Fach in Schule und Universität zu etablieren.
1878 | Mitglied der Leopoldina |
1880 | Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen |
1902 | Präsident der Deutschen Geographischen Gesellschaft |
1908 | Carl-Ritter-Medaille der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin |
1920 | Hermann-Wagner-Stiftung, zum 80. Geburtstag von Schülern und Freunden gestiftet |
1930 | Wagnerstraße, Göttingen (weiterführende Informationen) |
2005 | Gedenktafel am letzten Wohnhaus Wagners, Wagnerstraße 8, Göttingen |
Nachlass:
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. H. Wagner.
Universitätsarchiv Göttingen, Kur. 5930 u. Kur. 6017. (Personalakte)
Archiv der Perthes-Sammlung, Gotha, MFV 305.
Monografien:
Maassbestimmungen der Oberfläche des grossen Gehirns, 1864. (Diss. med.)
Lehrbuch der Ebenen Geometrie nach Grundsätzen Bolyais für Gymnasien und Realschulen, 1874.
Ueber Gründung deutscher Colonien, 1881.
Lebensbilder von eigener Hand, 1924.
Herausgeberschaften:
August Niemann/Hermann Wagner (Hg.), Gothaischer Kalender. Genealogischer Hofkalender und diplomatisches Jahrbuch, 1869–1876.
Ernst Behm/Hermann Wagner (Hg.), Die Bevölkerung der Erde. Jährliche Übersicht über neue Arealberechnungen, Gebietsveränderungen, Zählungen und Schätzungen der Bevölkerung auf der gesamten Erdoberfläche, 1872, 71888.
Geografisches Jahrbuch, 1880–1929.
Hermann Wagner/Alexander Supan (Hg.), Die Bevölkerung der Erde. Jährliche Übersicht über neue Arealberechnungen, Gebietsveränderungen, Zählungen und Schätzungen der Bevölkerung auf der gesamten Erdoberfläche, 81891, 91893.
Lehrbuch der Geographie von H. Guthe, 41879, 61900, 71903 u. d. T. Hermann Wagner, Lehrbuch der Geographie, gänzl. umgearb. Aufl. von Guthe-Wagner’s Lehrbuch der Geographie, 101920.
Sydow-Wagners methodischer Schul-Atlas, 1888, 1 81928.
Artikel:
Über die Ausdehnung des geographischen Unterrichts auf die oberen Klassen höherer Lehranstalten, in: Geographische Blätter 10 (1887), H. 4, S. 298–315.
Der Ursprung der „kleinen Seemeile“ auf den mittelalterlichen Seekarten der Italiener, in: Nachrichten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse (1900), H. 3, S. 272–285.
Die Organisation des geographischen Unterrichts nach den neuen Lehrplänen. Vortrag gehalten auf dem 13. Deutschen Geographentag in Breslau, in: Verhandlungen des 13. Deutschen Geographentages in Breslau 1901, 1901, S. 60–74.
Die Ueberschätzung der Anbaufläche Babyloniens und ihr Ursprung. Methodische Bedenken, in: Nachrichten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse (1902), H. 2, S. 224–297.
Vorschläge zur Vervollständigung offizieller Arealangaben. Vortrag gehalten bei der IX. Tagung des Internationalen Statistischen Instituts zu Berlin, in: Geographische Zeitschrift 9 (1903), H. 12, S. 685–693.
Bemerkungen zu W. Stavenhagens Aufsatz: Frankreichs Kartenwesen in geschichtlicher Entwicklung, in: Mitteilungen der k. k. Geographischen Gesellschaft (1903), H. 9/10, S. 292–315.
Aus den Anfängen der akademischen Vertretung der Erdkunde an deutschen Hochschulen, in: Geographischer Anzeiger 8 (1907), S. 28–32.
Bericht über das Samoa-Observatorium für 1906, in: Nachrichten der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Geschäftliche Mitteilungen (1907), H. 1, S. 19–22.
Vorgeschichte und bisherige Entwicklung des Samoa-Observatoriums, in: Ergebnisse der Arbeiten des Samoa-Observatoriums der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, 1910, S. 7–26.
Die Pflege der Geographie an der Berliner Universität im ersten Jahrhundert ihres Bestehens, 1810–1910, in: Dr. A. Petermanns Mitteilungen aus Justus Perthesʼ Geographischer Anstalt 56 (1910), S. 169–176.
Bericht über das Samoa-Observatorium für das Jahr 1910/11, in: Nachrichten der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Geschäftliche Mitteilungen (1911), H. 1, S. 36–42.
Zur Geschichte der Gothaer Kartographie, in: Dr. A. Petermanns Mitteilungen aus Justus Perthesʼ Geographischer Anstalt 58 (1912), S. 12–15 u. S. 76–79.
Die Zukunft des geographischen Unterrichts. Rückblicke und Ausblicke, in: Dr. A. Petermanns Mitteilungen aus Justus Perthesʼ Geographischer Anstalt 61 (1915), S. 453–462.
Edw. Wrights Seekarte für die Azorenfahrt vom Jahre 1599, in: ebd., S. 476–479.
Der geographische Universitätsunterricht in Göttingen, in: Geographische Zeitschrift 25 (1919), H. 1, S. 1–20.
Bibliografie:
Auflistungen der Schriften von Hermann Wagner 1866–1920, in: Dr. A. Petermanns Mitteilungen aus Justus Perthesʼ Geographischer Anstalt 66 (1920), S. 118–122.
J. C. Poggendorffs biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 4, 1904, S. 1585 f., Bd. 5, 1926, S. 1326 u. Bd. 6, 1940, S. 2789 f. (W)
Wilhelm Sievers, Hermann Wagner, in: Geographischer Anzeiger 46 (1900), S. 77–81. (P)
N. N., Glückwünsche zum 80. Geburtstag von Freunden, Schülern und Verehrern, in: Petermann’s Mitteilungen aus Justus‘ Perthes Geographischer Anstalt 66 (1920), S. 117–123.
Ludwig Mecking, Nachruf Hermann Wagner, in: Geographische Zeitschrift 35 (1929), H. 10, S. 565–596.
N. N., Trauerreden beim Begräbnis Hermann Wagner am 21. Juni 1929, [1929].
Wilhelm Meinardus, Nachruf Hermann Wagner, in: Nachrichten der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Geschäftliche Mitteilungen (1929/30), S. 60–65.
[Wilhelm Meinardus (Hg.)], Hermann Wagner Gedächtnisschrift. Ergebnisse und Aufgaben geographischer Forschung, 1930. (P)
Walter Behrmann, Hermann Wagner als akademischer Lehrer, in: Die Erde 6 (1954), S. 362–368.
Wolfgang Böhm, Hermann Wagner und die Geographie an der Universität Königsberg, in: Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg 24 (1974), S. 196–201.
Holzstich, 1889, Sammelbild mit den Portraits der Rektoren der deutschen Universitäten 1889 und 1890, Stadtmuseum Bonn.
Fotografien aus dem Atelier Bernhard Petri, vor 1900, v. Wilhelm Graef, nach 1900 u. v. Peter Matzen, nach 1920, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. Voit: Wagner.
Mamorbüste v. Adolf von Donndorf (1835–1916), 1910, Alte Aula der Universität Göttingen, Abbildung in: Dr. A. Petermanns Mitteilungen aus Justus Perthesʼ Geographischer Anstalt 56 (1910), o. S.