Lebensdaten
1896 – 1945
Geburtsort
Preußisch Wilten (Ostpreußen, heute Snamenskoje, Russland, Oblast Kaliningrad)
Sterbeort
Lutzhöft bei Flensburg
Beruf/Funktion
SS-Offizier ; Höherer SS- und Polizeiführer ; Offizier ; Politiker
Konfession
evangelisch-lutherisch, seit 1935 „gottgläubig“
Normdaten
GND: 12435047X | OGND | VIAF: 18154653
Namensvarianten
  • Gottberg, Curt Gustav Friedrich Walther von
  • Gottberg, Curt von
  • Gottberg, Curt Gustav Friedrich Walther von
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Gottberg, Curt von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12435047X.html [28.04.2024].

CC0

  • Curt von Gottberg machte im „Dritten Reich“ Karriere als SS-Führer und leitender Funktionär im Rasse- und Siedlungshauptamt, ehe er kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs seiner Ämter enthoben wurde. Von Heinrich Himmler (1900–1945) protegiert und zum SS- und Polizeiführer erhoben, führte er seit 1942 im besetzten Weißrussland Massenmordaktionen durch, denen zehntausende Zivilisten zum Opfer fielen.

    Lebensdaten

    Geboren am 11. Februar 1896 in Preußisch Wilten (Ostpreußen, heute Snamenskoje, Russland, Oblast Kaliningrad)
    Gestorben am 30. Mai 1945 (Suizid) in Lutzhöft bei Flensburg
    Grabstätte Friedhof Friedenshügel in Flensburg
    Konfession evangelisch-lutherisch, seit 1935 „gottgläubig“
    Curt von Gottberg, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
    Curt von Gottberg, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
  • Lebenslauf

    11. Februar 1896 - Preußisch Wilten (Ostpreußen, heute Snamenskoje, Russland, Oblast Kaliningrad)

    ca. 1906 - 1912 - Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland)

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Gymnasium

    1912 - 1914 - Preußisch Wilten (Ostpreußen, heute Snamenskoje, Russland)

    Ausbildung zum Landwirt

    Familiengut

    August 1914 - November 1918

    Kriegsdienst

    Kürassier-Regiment „Graf Wrangel“ Nr. 3

    November 1918 - April 1920

    Oberleutnant

    Vorläufige Reichswehr

    1920 - 1923 - u. a. München

    Freikorpskämpfer

    Brigade Ehrhardt

    1924 - 1933 - Preußisch Wilten

    Landwirt

    Familiengut

    1932 - 1945

    Mitglied (1944 SS-Obergruppenführer)

    SS

    1932 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    1933 - 1936 - Königsberg; Ellwangen bei Stuttgart; Braunschweig

    hauptamtlicher SS-Führer

    SS

    Juli 1937 - November 1939 - Berlin

    Chef des SS-Siedlungsamts

    Rasse- und Siedlungshauptamt

    Mai 1939 - Dezember 1939 - Prag

    kommissarischer Leiter des Bodenamts

    Reichsprotektorat Böhmen und Mähren

    Oktober 1940 - Juni 1942 - Berlin

    Leiter des SS-Erfassungsamts

    SS-Hauptamt

    Juni 1942 - Juni 1944 - Minsk; Weißruthenien (Weißrussland)

    SS- und Polizeiführer

    SS

    März 1943 - Juni 1944

    Vertreter des Höheren SS- und Polizeiführers Russland-Mitte Erich von dem Bach-Zelewski (1899–1972)

    SS

    September 1943 - Juni 1944 - Minsk

    geschäftsführender Generalkommissar für den Generalbezirk Weißruthenien

    Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete

    Juni 1944 - Mai 1945 - Minsk

    Höherer SS- und Polizeiführer Russland-Mitte; General der Waffen-SS und der Polizei

    SS

    30. Mai 1945 (Suizid) - Lutzhöft bei Flensburg
  • Genealogie

    Vater Walter Gustav Anton Ferdinand von Gottberg 7.1.1870–17.2.1945 aus Preußisch Wilten (Ostpreußen, heute Snamenskoje, Russland); Rittergutsbesitzer; in 2. Ehe verh. mit Margarethe von Gottberg, geb. von Rohr (1898–1984)
    Großvater väterlicherseits Gustav Christian Karl Werner von Gottberg 20.8.1818–12.10.1881 Rittergutsbesitzer
    Großmutter väterlicherseits Ferdinande Lucinde Friederike von Gottberg, geb. von Wernsdorff 3.12.1836–27.8.1871 aus Popelken (Ostpreußen, heute Wyssokoje, Russland)
    Mutter Agnes Margarethe Elisabeth von Gottberg, geb. Freiin von der Goltz 16.8.1869–25.5.1923 aus Ohlau (Niederschlesien, heute Oława, Polen)
    Großvater mütterlicherseits Friedrich Gustav Leopold Freiherr von der Goltz 17.8.1830–8.3.1900 aus Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland); königlich-preußischerGeneralleutnant
    Großmutter mütterlicherseits Margarethe Elisabeth von der Goltz, geb. von Blumenthal 18.5.1839–1.5.1919 aus Königsberg
    Schwester Erika Margarethe Ferdinande Agnes von Brederlow, geb. von Gottberg 17.6.1894–5.8.1962 verh. mit Hans-Wittich Ludolf von Brederlow (1886–1945); gest. in Kassel
    Bruder Walter Wilhelm Anton Ferdinand von Gottberg geb. 15.2.1897
    Halbbruder Manfred Gustav Otto von Gottberg 4.6.1926–Juni 1945 gest. in Sibirien
    1. Heirat ca. 1918
    Ehefrau Magdalene Emma Leonie von Gottberg 2.9.1897–22.10.1967 aus Königsberg; gest. in Hartfield (East Sussex, England)
    Schwiegervater Leo Heinrich Wilhelm von Gottberg 17.5.1862–15.4.1933 aus Groß Klitten (Ostpreußen, heute Tscherjomuchowo, Russland)
    Schwiegermutter Elisabeth (Else) von Gottberg, geb. von Berg 20.3.1872–17.11.1958
    Tochter Christa-Victoria Agnes Elisabeth von Janson, geb. von Gottberg 19.7.1920–1.3.1971 verh. mit Gerd von Janson (1920–1943); gest. in Hartfield
    Tochter Johanna Frieda Erika von Glasow, geb. von Gottberg 4.12.1921–24.7.1949 verh. mit Peter von Glasow (1922–1997); gest. in Schöppenstedt (Niedersachsen)
    Tochter Elisabeth von Gottberg 4.3.1923–1942
    Scheidung 21.12.1928
    2. Heirat 22.12.1928
    Ehefrau Charlotte von Gottberg, geb. Kniep 1.8.1903–9.12.1982 aus Langallen bei Insterburg (Ostpreußen, heute Tschernjachowsk, Russland); gest. in Hamburg
    Schwiegervater Franz Leopold Kniep geb. 21.10.1873 Landwirt
    Schwiegermutter Anna Therese Kniep, geb. Bergner 27.4.1879–3.12.1929
    Sohn Lorenz Peter von Gottberg 3.9.1930–3.7.1941
    Sohn Rasmus Heinrich Ernst von Gottberg 19.7.1932–26.1.2010 gest. in Mougins (Cote d'Azur, Frankreich)
    Kinder zwei weitere Söhne
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Gottberg, Curt von (1896 – 1945)

    • Vater

      Walter von Gottberg

      7.1.1870–17.2.1945

      aus Preußisch Wilten (Ostpreußen, heute Snamenskoje, Russland); Rittergutsbesitzer; in 2.·Ehe verh. mit Margarethe von Gottberg, geb. von Rohr (1898–1984)

      • Großvater väterlicherseits

        Gustav von Gottberg

        20.8.1818–12.10.1881

        Rittergutsbesitzer

      • Großmutter väterlicherseits

        Ferdinande von Gottberg

        3.12.1836–27.8.1871

        aus Popelken (Ostpreußen, heute Wyssokoje, Russland)

    • Mutter

      Agnes von Gottberg

      16.8.1869–25.5.1923

      aus Ohlau (Niederschlesien, heute Oława, Polen)

      • Großvater mütterlicherseits

        Friedrich Gustav Leopold Freiherr von der Goltz

        17.8.1830–8.3.1900

        aus Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland); königlich-preußischerGeneralleutnant

      • Großmutter mütterlicherseits

        Margarethe von der Goltz

        18.5.1839–1.5.1919

        aus Königsberg

    • Schwester

      Erika von Brederlow

      17.6.1894–5.8.1962

      verh. mit Hans-Wittich Ludolf von Brederlow (1886–1945); gest. in Kassel

    • Bruder

      Walter von Gottberg

      geb. 15.2.1897

    • 1.·Heirat

      • Ehefrau

        Magdalene von Gottberg

        2.9.1897–22.10.1967

        aus Königsberg; gest. in Hartfield (East Sussex, England)

    • 2.·Heirat

      • Ehefrau

        Magdalene von Gottberg

        2.9.1897–22.10.1967

        aus Königsberg; gest. in Hartfield (East Sussex, England)

  • Biografie

    alternativer text
    Curt von Gottberg (links), BArch / Bildarchiv (InC)

    Gottberg begann als Erbe eines ostpreußischen Ritterguts nach dem Abitur 1912 eine landwirtschaftliche Ausbildung auf dem Familiengut in Preußisch Wilten (Ostpreußen, heute Snamenskoje, Russland), die im August 1914 mit seinem Eintritt in das Kürassier-Regiment Nr. 3 als Kriegsfreiwilliger unterbrochen wurde. 1917 aufgrund schwerer Verletzungen für kriegsbeschädigt erklärt, war er nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bis April 1920 als Oberleutnant Teil der vorläufigen Reichswehr. Anschließend schloss sich Gottberg der von Hermann Ehrhardt (1881–1971) geführten „Brigade Ehrhardt“ an und nahm im November 1923 an dem Putschversuch Adolf Hitlers (1889–1945) in München teil, ehe er sich als Landwirt nach Preußisch Wilten zurückzog.

    Seit 1932 Mitglied der NSDAP und der SS, begann Gottberg nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 eine Karriere als hauptamtlicher SS-Führer im Abschnitt Königsberg (Preußen, heute Kaliningrad, Russland); weitere Stationen führten ihn nach Ellwangen (Oberabschnitt Südwest) und Braunschweig (Oberabschnitt Südost). Nach einem schweren Verkehrsunfall Gottbergs im Januar 1936, der zur Amputation eines Unterschenkels führte, veranlasste sein Mentor und Förderer Heinrich Himmler (1900–1945) eine Übernahme der Behandlungskosten sowie eine Begleichung der offenen Schulden Gottbergs durch die SS.

    Im Juli 1937 übernahm Gottberg auf Veranlassung Himmlers die Leitung des Siedlungsamts im Rasse- und Siedlungshauptamt der SS. Im Mai 1939 wurde er durch Constantin Freiherr von Neurath (1873–1956) zudem zum kommissarischen Leiter des Bodenamts in Prag ernannt, einer zentralen Institution der nationalsozialistischen Siedlungspolitik in Böhmen und Mähren, und stellte in dieser Funktion rund 56 000 Hektar jüdischen Grundbesitzes unter die Zwangsverwaltung der SS. Ende November desselben Jahres wurde Gottberg – nach Vorwürfen der Misswirtschaft und auf Betreiben seines Konkurrenten Walther Darré (1895–1953) – beider Leitungspositionen enthoben, ein daraufhin eingeleitetes SS-Disziplinarverfahren endete im April 1942 mit seiner Rehabilitierung. Bereits seit Oktober 1940 als Leiter des Erfassungsamts im Berliner SS-Hauptamt tätig, wurde Gottberg durch Himmler im Juni 1942 als SS- und Polizeiführer im Generalbezirk Weißruthenien mit Sitz in Minsk eingesetzt.

    Beauftragt, die steigende Aktivität organisierter Partisanenverbände hinter dem Operationsgebiet des Heeres zu zerschlagen, befehligte Gottberg in der Folgezeit eine nach ihm benannte Kampfgruppe. Zunächst dem „Chef der Bandenkampfverbände“ Erich von dem Bach-Zelewski (1899–1972) unterstellt, wirkte diese an zahlreichen großen Partisanenbekämpfungsaktionen mit und erschoss Jüdinnen und Juden, die sich in den Ghettos des Einsatzgebiets befanden. Darüber hinaus gehörten Erfassung und Raub landwirtschaftlicher Produkte sowie seit Herbst 1943 v. a. die Verschleppung von Zivilisten zur Zwangsarbeit in Deutschland zum Aufgabenbereich der „Kampfgruppe von Gottberg“.

    Im September 1943 wurde Gottberg durch den Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, Alfred Rosenberg (1893–1946), zum geschäftsführenden Generalkommissar in Minsk ernannt, womit die Verschmelzung ziviler Besatzungs- und Polizeibehörden weiter vorangetrieben wurde. Seinen Abschluss fand dieser Prozess mit der Ernennung Gottbergs zum Höheren SS- und Polizeiführer Russland-Mitte und Weißruthenien am 21. Juni 1944, als die Heeresgruppe Mitte die Gegenoffensiven der Roten Armee nicht mehr aufhalten konnte. Im Oktober 1944 wegen Herzbeschwerden nach Hohenlychen (Uckermark) und Karlsbad (heute Karlovy Vary, Tschechien) zur Rekonvaleszenz versetzt, floh von Gottberg Anfang Mai 1945 mit Himmler nach Flensburg, geriet hier in britische Kriegsgefangenschaft und nahm sich kurz darauf das Leben.

  • Auszeichnungen

    1914 Eisernes Kreuz II. Klasse (1942 Spange)
    1917 Verwundetenabzeichen in Schwarz
    1919 Eisernes Kreuz I. Klasse (1943 Spange)
    1941 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern
    1943 Deutsches Kreuz in Gold
    1944 Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern
    1944 Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9 361-III/5 26909 u. 5 6952; NS 2/55-56 (Rasse- und Siedlungshauptamt der SS).

    Archiv Ministerstva vnitra ČR (Archiv des Innenministeriums der Tschechischen Republik), Prag, 114-5-16.

    Russisches Staatliches Militärarchiv, Moskau, 500-1-769.

  • Literatur

    Ruth Bettina Birn, Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten, 1986.

    Moritz Felix Lück, Partisanenbekämpfung durch SS und Polizei in Weißruthenien 1943: Die Kampfgruppe von Gottberg, in: Alfons Kenkmann/Christoph Spieker (Hg.), Im Auftrag. Polizei, Verwaltung und Verantwortung, 2001, S. 225–248.

    Isabel Heinemann, Rasse, Siedlung, deutsches Blut. Das Rasse- und Siedlungshauptamt der SS und die rassenpolitische Neuordnung Europas, 2003.

    Peter Klein, Curt von Gottberg – Siedlungsfunktionär und Massenmörder, in: Klaus-Michael Mallmann/Gerhard Paul (Hg.), Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien, 2004, S. 95–103.

  • Porträts

    Fotografie, Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9 361-III/5 6952.

  • Autor/in

    Peter Klein (Berlin)

  • Zitierweise

    Klein, Peter, „Gottberg, Curt von“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/12435047X.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA