Bermann Fischer, Gottfried
- Dates of Life
- 1897 – 1995
- Place of birth
- Gleiwitz (Oberschlesien, heute Gliwice, Polen)
- Place of death
- Camaiore bei Lucca (Italien)
- Occupation
- Verleger ; Arzt ; Bildhauer
- Religious Denomination
- jüdisch
- Authority Data
- GND: 118509683 | OGND | VIAF: 29554303
- Alternate Names
-
- Bermann, Gottfried
- Bermann-Fischer, Gottfried
- Bermann Fischer, Gottfried
- Bermann, Gottfried
- Bermann-Fischer, Gottfried
- Bermann-Fischer, Gottfr.
- Fischer, Gottfried B.
- Fischer, Gottfried Bermann
- Fischer, Gottfried Bermann-
Linked Services
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Relations
Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- Alfred Döblin (1878–1957)
- Annette Kolb (1870–1967)
- August Scholtis (1901–1969)
- Carl Zuckmayer (1896–1977)
- Ferdinand Sauerbruch (1875–1951)
- Franz Werfel (1890–1945)
- Fritz Landshoff (1901–1988)
- Georg von Holtzbrinck (1909–1983)
- Gerhart Hauptmann (1862–1946)
- Hans Keilson (1909–2011)
- Heinz Wismann (1897–1947)
- Hermann Hesse (1877–1962)
- Manfred Hausmann (1898–1986)
- Monika Schoeller (1939–2019)
- Oskar Loerke (1884–1941)
- Peter Suhrkamp (1891–1959)
- Rudolf Hirsch (1905–1996)
- Samuel Fischer (1859–1934)
- Stefan Zweig (1881–1942)
- Thomas Mann (1875–1955)
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
Places
Map Icons




Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.
-
Bermann Fischer, Gottfried (bis 1926 Gottfried Bermann, 1926–1947 Gottfried Bermann-Fischer)
1897 – 1995
Verleger, Arzt
Gottfried Bermann Fischer zählt zu den bedeutendsten deutschen Verlegern des 20. Jahrhunderts. Als Schwiegersohn des Verlagsgründers Samuel Fischer (1859–1934) übernahm er 1932 die Leitung des S. Fischer Verlags. Im „Dritten Reich“ verfolgt, verlegte Bermann Fischer 1936 Teile des Verlags nach Wien und setzte seit 1938 seine verlegerische Arbeit in Stockholm und New York City fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er mit seiner Ehefrau den S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main neu auf.
Dates of Life
Gottfried Bermann Fischer, Archiv S. Fischer Verlag (InC) -
Author
→Florian Bruns (Dresden)
-
Citation
Bruns, Florian, „Bermann Fischer, Gottfried“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118509683.html#dbocontent
Bermann Fischer wuchs in einem jüdischen und nationalpatriotisch orientierten Elternhaus in Gleiwitz (Oberschlesien, heute Gliwice, Polen) auf, wo er im Juni 1915 am humanistischen Gymnasium das Notabitur erhielt und sich danach freiwillig zum Kriegsdienst meldete. Bis November 1918 an der Westfront eingesetzt, studierte er nach Kriegsende seit 1919 Medizin in Breslau (Schlesien, heute Wrocław, Polen), Freiburg im Breisgau und München. 1922 wurde Bermann Fischer, der während seiner Studienzeit mit antijüdischen Ressentiments konfrontiert worden war, an der Münchner Chirurgischen Universitätsklinik bei Ferdinand Sauerbruch (1875–1951) zum Dr. med. promoviert. Nach kurzer Tätigkeit an der Klinik übersiedelte Bermann Fischer 1923 nach Berlin und trat eine Stelle als Assistenzarzt an der Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses im Friedrichshain an.
1925 lernte Bermann Fischer Brigitte Fischer (1905–1991), eine Tochter des Gründers des S. Fischer Verlags, Samuel Fischer (1859–1934), kennen und trat im Herbst desselben Jahres als dessen designierter Nachfolger in den Verlag ein. Um den Verlagsnamen zu erhalten, nahm das Ehepaar nach der Hochzeit 1926 den Namen Bermann-Fischer an (der Bindestrich entfiel 1947 beim Erwerb der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft). Unter dem Mentorat seines Schwiegervaters und v. a. des Cheflektors Oskar Loerke (1884–1941) arbeitete sich Bermann Fischer in die verlegerische Tätigkeit ein und stieg 1928 zum Geschäftsführer des S. Fischer Verlags auf. Er gewann neue jüngere Autoren für den Verlag, u. a. Manfred Hausmann (1898–1986), Hans Keilson (1909–2011), August Scholtis (1901–1969) und später Carl Zuckmayer (1896–1977). Zudem überzeugte er ältere Autoren, dem Haus die Treue zu halten, darunter Gerhart Hauptmann (1862–1946), Thomas Mann (1875–1955) und Alfred Döblin (1878–1957), der sich mit Samuel Fischer überworfen hatte. 1929 wurde Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ ein großer Verkaufserfolg des Verlags. Im selben Jahr gewann Bermann Fischer weiteres verlegerisches Ansehen, als er gegen seinen skeptischen Schwiegervater eine günstige Volksausgabe von Thomas Manns „Buddenbrooks“ durchsetzte, die sich glänzend verkaufte. 1932 übernahm Bermann Fischer die Verlagsleitung.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme hielt Bermann Fischer die Buchproduktion trotz einsetzender staatlicher Repressalien aufrecht. 1935 führte er mit Unterstützung von Peter Suhrkamp (1891–1959) im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda Verhandlungen mit Ministerialrat Heinz Wismann (1897–1947), wobei es ihm gelang, eine vollständige „Arisierung“ des S. Fischer Verlags abzuwenden, jedoch zum Preis von dessen Aufteilung: Bermann Fischer erhielt die Erlaubnis, mit den Büchern und Rechten von im „Dritten Reich“ unerwünschten Autorinnen und Autoren, u. a. Thomas Mann, Döblin, Annette Kolb (1870–1967) und Carl Zuckmayer (1896–1977), das Land zu verlassen. Der zweite Verlagsteil verblieb als Kommanditgesellschaft unter Suhrkamps Leitung in Berlin und betreute Autoren wie Hauptmann und Hermann Hesse (1877–1962).
Bermann Fischer übersiedelte 1936 mit seiner Familie nach Wien und gründete den Bermann-Fischer Verlag. Der „Anschluss“ Österreichs durch das Deutsche Reich im März 1938 veranlasste ihn zur Flucht über Italien und die Schweiz nach Schweden. In Stockholm gründete er mit finanzieller Unterstützung des Verlegers Tor Bonnier (1883–1976) erneut einen Verlag, für den er u. a. Franz Werfel (1890–1945) und Stefan Zweig (1881–1942) gewann. Bermann Fischer verlegte zudem weiter die Werke Thomas Manns, darunter die Romane „Lotte in Weimar“ (1939) und „Joseph, der Ernährer“ (1943). Um auch ältere Titel Manns lieferbar zu halten, initiierte er 1939 die Stockholmer Gesamtausgabe.
Als Gegner des Nationalsozialismus bekannt, wurde Bermann Fischer im Juni 1940 aus dem auf politische Neutralität bedachten Schweden ausgewiesen und übersiedelte mit seiner Familie in die USA. Er ließ sich in Old Greenwich nahe New York City nieder, führte von hier aus den Stockholmer Verlag weiter und versuchte, auf dem US-amerikanischen Buchmarkt Fuß zu fassen. Die 1942 mit Fritz Landshoff (1901–1988) gegründete L. B. Fischer Publishing Corporation, in der lediglich englischsprachige Titel erschienen, blieb jedoch nur Episode und brachte wirtschaftlich wenig Erfolg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Bermann Fischer, die verstreuten Verlagsunternehmen zusammenzuführen und den seit 1944 unter dem Namen Suhrkamp firmierenden S. Fischer Verlag in Deutschland wieder zu etablieren. Juristische Auseinandersetzungen mit Peter Suhrkamp führten 1950 zu einer Trennung des Verlags: Der 1936 mit Bermann Fischer emigrierte Verlagsteil konstituierte sich wieder als S. Fischer Verlag mit Sitz in Frankfurt am Main, während Suhrkamp einen neuen, nach ihm benannten Verlag gründete, dessen wirtschaftliche Grundlage v. a. durch die Entscheidung Hesses für Suhrkamp gesichert wurde. In den 1950er Jahren baute Bermann Fischer den S. Fischer Verlag mit seiner Ehefrau und dem Cheflektor Rudolf Hirsch (1905–1996) zu einem Ort anspruchsvoller und breitenwirksamer Literatur auf. 1952 gelang mit Gründung der „Fischer Bücherei“ der erfolgreiche Einstieg in den Taschenbuchmarkt. Das Verlagsprogramm wurde seit 1952 durch die erfolgreiche Sachbuchreihe „Bücher des Wissens“ und durch das populäre „Fischer Lexikon“ (40 Bde., 1957–1963) ergänzt.
Nachdem sich keine innerfamiliäre Nachfolge abzeichnete, begann Bermann Fischer 1963 mit dem schrittweisen Verkauf des Verlags an Georg von Holtzbrinck (1909–1983), der 1974 seine Tochter Monika Schoeller (1939–2019) als Verlagsleiterin einsetzte. 1962 übersiedelte Bermann Fischer mit seiner Ehefrau nach Camaiore bei Lucca (Italien), wo er sich u. a. der Bildhauerei widmete. Von ihm geschaffene Bronzebüsten Thomas Manns sind heute in Lübeck, München und Zürich zu sehen; ein Relief Samuel Fischers findet sich an dessen früherem Wohnhaus in Berlin-Grunewald.
1957 | Goetheplakette der Stadt Frankfurt |
1958 | Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1972 | Dr. phil. h. c., Universität Bern |
1980 | Ehrensenator der Universität Frankfurt am Main |
Nachlass:
Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar. (weiterführende Informationen)
Weitere Archivmaterialien:
Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar und S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main. (S.-Fischer-Verlagsarchiv)
Monografien und Herausgeberschaften:
Cardiospasmus bei Bleivergiftung, 1922. (ungedr. Diss. med.)
Die neue Rundschau. Sonderausg. zu Thomas Manns 70. Geburtstag, 1945, Nachdr. 1975. (Hg.)
Bedroht – Bewahrt. Weg eines Verlegers, 1967, Taschenbuchausg. 1982, Neuausg. 1991, 102003. (Autobiografie)
Lebendige Gegenwart. Reden und Aufsätze, 1977, 21987.
Wanderer durch ein Jahrhundert, 1994.
Briefe:
Peter de Mendelssohn (Hg.), Thomas Mann. Briefwechsel mit seinem Verleger Gottfried Bermann Fischer 1932–1955, 1973, Taschenbuchausg., 2 Bde., 1975.
Reiner Stach (Hg.), Gottfried Bermann Fischer/Brigitte Bermann Fischer. Briefwechsel mit Autoren, 1990.
Irene Nawrocka (Hg.), Carl Zuckmayer – Gottfried Bermann Fischer. Briefwechsel 1935–1977, 2 Bde., 2004. (P)
N. N., Art. „Bermann Fischer, Gottfried“, in: Werner Röder/Herbert A. Strauss (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1, 1980, S. 57.
N. N., Art. „Bermann Fischer, Gottfried“, in: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Bd. 2, hg. v. Archiv Bibliographia Judaica, 1993, S. 208–213.
Irene Nawrocka, Verlagssitz: Wien, Stockholm, New York, Amsterdam. Der Bermann-Fischer Verlag (1933–1950). Ein Abschnitt aus der Geschichte des S. Fischer Verlages, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 53 (2000), S. 1–216.
Florian Bruns, Vom Chirurgen zum Verleger. Das Jahrhundertleben des Gottfried Bermann Fischer, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift 143 (2018), S. 1866–1870.
Florian Bruns, Gottfried Bermann Fischer. Bewahrer und Erneuerer des S. Fischer Verlags, 2020. (P)
Fotografien, Archiv des S. Fischer Verlags, Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar.