Arnhold, Eduard
- Lebensdaten
- 1849 – 1925
- Geburtsort
- Dessau
- Sterbeort
- Neuhaus (Schliersee, Oberbayern)
- Beruf/Funktion
- Unternehmer ; Kunstsammler und Mäzen ; Stifter ; Kunstsammler ; Mäzen
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 123272432 | OGND | VIAF: 40282063
- Namensvarianten
-
- Arnhold, Eduard
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- Adolf von Harnacks (1851–1930)
- August Gaul (1869–1921)
- Caesar Wollheim (1815–1882)
- Edouard Manet (1832–1882)
- Emil Orlik (1870–1932)
- Fritz Röll (1879–1956)
- Hugo von Tschudi (1851–1911)
- Karl Gussow (1843–1907)
- Louis Tuaillon (1862–1919)
- Max Liebermann (1847–1935)
- Mayer Karl Freiherr von Rothschild (1820–1886)
- Otto Placzek (1864–1968)
- Paul Cassirer (1871–1926)
- Theobald von Bethmann Hollweg (1865–1921)
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Arnhold, Eduard
1849 – 1925
Unternehmer, Kunstsammler, Mäzen
Eduard Arnhold gehörte zur Unternehmerelite des Deutschen Kaiserreichs. Er baute die Kohlengroßhandlung Caesar Wollheim zu einem der wichtigsten Energielieferanten Berlins und der östlichen Provinzen Preußens aus. Als Mäzen engagierte er sich für die Förderung der modernen Kunst und stiftete 1914 die Villa Massimo in Rom als deutsches Künstlerhaus. Arnholds Privatsammlung moderner französischer und deutscher Kunst galt als herausragend.
Lebensdaten
Eduard Arnhold (InC) -
Autor/in
→Michael Dorrmann (Berlin)
-
Zitierweise
Dorrmann, Michael, „Arnhold, Eduard“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/123272432.html#dbocontent
Ausbildung und unternehmerische Tätigkeit
Arnhold wuchs in einer bildungsbürgerlich geprägten jüdischen Familie auf und zog nach dem Besuch der Volksschule und Handelsschule in Dessau 1863 nach Berlin, um eine kaufmännische Lehre bei dem Kaufmann Caesar Wollheim (1815–1882) zu absolvieren. Dessen Handelsgeschäft mit oberschlesischer Steinkohle baute Arnhold in den folgenden Jahren zeilstrebig aus: seit 1871 als Prokurist, seit 1875 als Teilhaber und nach Wollheims Tod als Geschäftsführer. Unter Arnholds Leitung gelang es dem Unternehmen, in stetiger Konkurrenz mit der Firma Emanuel Friedlaender & Co. den Absatz der oberschlesischen Steinkohle zu vervielfachen, ihn weitgehend zu monopolisieren und als Lieferant des wichtigsten Energieträgers zu einem Machtfaktor im gesamten ostelbischen Wirtschaftsraum zu werden. Zu Arnholds wichtigsten Vertragspartnern gehörte der preußische Fiskus, dessen Bergwerke bis zu einem Viertel der Produktion des oberschlesischen Reviers stellten.
Arnhold galt als Experte für den Transport von Massengütern und engagierte sich für den Ausbau der Wasserstraßen. 1890 gliederte er seinem Unternehmen die Reederei Caesar Wollheim, Breslau, an, deren Kapazität sich innerhalb von zehn Jahren annähernd verachtfachte und die er 1903 durch eine Werft ergänzte. Ferner war er Mitbesitzer der Gasanstalten in Krems an der Donau, Łódź (Polen), Mährisch-Ostrau (Mähren, heute Tschechien) und Zabrze (Oberschlesien, heute Polen) und beteiligte sich an der Gründung der Gasanstalts-Betriebsgesellschaft mbH, die kleinere Gemeinden zur Anlage von Gasanstalten animierte.Als Aufsichtsrat seit 1889 verschaffte er der Dresdner Bank eine bedeutende Stellung innerhalb der oberschlesischen Schwerindustrie; weitere Mandate übte er u. a. in den Aufsichtsräten der AEG, der Agfa, der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG, der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG und der Ludwig Loewe & Co. AG aus.
Arnhold war einer der vermögendsten Männer Berlins und Teil der wilhelminischen Wirtschaftselite mit engen Verbindungen in die preußische Ministerialverwaltung. 1913 wurde er als zweiter ungetaufter Jude nach Mayer Karl Freiherr von Rothschild (1820–1886) in das preußische Herrenhaus berufen.
Kunstsammler
Seit den 1890er Jahren baute Arnhold, beraten von Museumsdirektoren wie Hugo von Tschudi (1851–1911) und Kunsthändlern wie Paul Cassirer (1871–1926), eine Sammlung auf, die im Kaiserreich als künstlerisch wertvollste Privatsammlung moderner Kunst in Deutschland galt und die er in zwei Galerieräumen in seinem Privathaus im Berliner Tiergartenviertel präsentierte; sie enthielt u. a. sechs Gemälde von Edouard Manet (1832–1882) und 17 Werke von Max Liebermann (1847–1935). Für den Park seines Herrenhauses in Hirschfelde nordöstlich von Berlin gab Arnhold zahlreiche Großplastiken z. B. bei Louis Tuaillon (1862–1919) und August Gaul (1869–1921) in Auftrag.
Mäzen für Kunst, Wissenschaft und Soziales
Arnholds Verdienste als Mäzen erstreckten sich auf die Förderung von Kunst und Wissenschaft und v. a. von sozialen Belangen, denen er den Großteil seiner finanziellen Mittel zukommen ließ. Sein soziales Engagement mündete 1906 in Stiftung und Unterhalt des nach seiner Ehefrau benannten, überkonfessionell ausgerichteten Johannaheims, einem bei Berlin gelegenen Waisenhaus mit angeschlossener Schule, wo knapp 300 Kinder eine Ausbildung nach modernen pädagogischen Prinzipien erhielten. Seine Förderung von Künstlern und Museen war eng verbunden mit dem Aufbau seiner Kunstsammlung; die Königlichen Museen zu Berlin und v. a. die Nationalgalerie erhielten wiederholt finanzielle Unterstützung bei Erwerb und Finanzierung von Kunstwerken und Antiken. Seit 1906 beteiligte sich Arnhold an den Bemühungen des preußischen Staats, in Rom ein neues Künstlerhaus für die dortigen Stipendiaten der Berliner Akademie der Künste zu finden. 1910 erwarb er das Grundstück der ehemaligen Villa Massimo, errichtete dort auf eigene Kosten Ateliers für Maler und Bildhauer und übergab die Anlage mit einem Stiftungskapital kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs dem preußischen Staat.
Im Vorfeld der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (KWG) war Arnhold einer der engsten Verbündeten Adolf von Harnacks (1851–1930) bei der Einwerbung finanzieller Mittel in Unternehmerkreisen. Als früher und großzügiger Stifter der KWG gehörte er deren Verwaltungsausschuss lange Jahre an und engagierte sich als deren Kuratoriumsvorsitzender insbesondere für die Biblioteca Hertziana. Insgesamt stellte Arnhold rund ein Viertel seines Vermögens durch Stiftungen, Spenden oder auf andere Weise gemeinnützigen Zwecken zur Verfügung.
Krieg und Nachkriegszeit
Politisch bei der Nationalliberalen Partei beheimatet, unterstützte Arnhold während des Ersten Weltkriegs, etwa als Mitglied des dem Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (1865–1921) nahestehenden Deutschen Nationalausschusses für einen ehrenhaften Frieden, erfolglos die Bemühungen um einen Verständigungsfrieden. Das Ende der Monarchie im November 1918 bedauerte er, stellte sich der Weimarer Republik aber seit 1919 als Unterhändler und Sachverständiger zur Verfügung. Im Fokus stand dabei sein Einsatz für einen ungeteilten Verbleib Oberschlesiens beim Deutschen Reich sowie seine Expertise zu Transportfragen und zur Kohlenversorgung Deutschlands.
In der Nachkriegszeit stellte die Inflation durch die Entwertung des Stiftungskapitals den Fortbestand seiner Stiftungen infrage: So wurde der Betrieb des Johannaheims nur durch weitere jährliche Zuschüsse Arnholds und eine Reduzierung des Ausbildungsprogramms sichergestellt. Aufgrund der Teilung Oberschlesiens konnte seine Firma nicht mehr an ihre frühere Machtstellung anknüpfen, auch wenn die Firma Caesar Wollheim bis in die Zeit des Nationalsozialismus weiterexistierte. Nach 1933 tilgten die Nationalsozialisten die Erinnerung an seine Verdienste: In der Villa Massimo wurde die Erinnerungsplakette an ihren Stifter entfernt, im nach Potsdam umgesiedelten Johannaheim durfte nichts mehr an Eduard und Johanna Arnhold erinnern und eine nach Arnhold benannte Straße in Berlin-Britz wurde 1938 umbenannt.
1885 | preußischer Kronen-Orden IV. Klasse (1902 III. Klasse, 1909 II. Klasse) |
1889 | Ältester der Kaufmannschaft von Berlin |
1891 | preußischer Kommerzienrat |
1895 | Mitglied des Landeseisenbahnrats |
1898–1919 | Aufsichtsratsvorsitzender der Großen Berliner-Straßenbahn AG |
1900–1925 | Aufsichtsratsvorsitzender der BAMAG |
1901 | preußischer Geheimer Kommerzienrat |
1906 | preußischer Roten Adlerorden III. Klasse (1913 II. Klasse) |
1911 | Ehrenmitglied der Akademie der Künste zu Berlin |
1911 | Wilhelm-Orden |
1911–1925 | Senator und Mitglied des Verwaltungsausschusses der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften |
1913–1925 | Vorsitzender des Kuratoriums der Bibliotheca Hertziana, Rom |
1913–1925 | Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Waffen-und Munitionsfabriken AG bzw. der Berlin-Karlsruher Industriewerke AG |
1924 | Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahngesellschaft |
2024 | Johanna-und-Eduard-Arnhold-Platz, Berlin |
Nachlass:
nicht erhalten.
Weitere Archivmaterialien:
Privatarchiv Erbengemeinschaft Eduard Arnhold, Hamburg. (vereinzelte Unterlagen)
Johanna Arnhold (Hg.), Eduard Arnhold. Ein Gedenkbuch, 1928. (P)
Wilhelm Treue, Caesar Wollheim und Eduard Arnhold. Die Geschichte einer Kohlen-Großhandelsfirma von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Jahre 1925, T. 1, in: Tradition 6 (1961), H. 2, S. 65–83, T. 2 ebd., H. 3, S. 97–115. (P)
Wolfgang Hardtwig, Drei Berliner Porträts. Wilhelm von Bode, Eduard Arnhold, Harry Graf Kessler. Museumsmann, Mäzen und Kunstvermittler, drei herausragende Beispiele, in: Günther Braun/Waltraud Braun (Hg.), Mäzenatentum in Berlin. Bürgersinn und kulturelle Kompetenz unter sich verändernden Bedingungen, 1993, S. 39–71.
Michael Dorrmann, Eduard Arnhold (1849–1925). Eine biographische Studie zu Unternehmer- und Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich, 2002. (P)
Michael Dorrmann, Ein „Friedensfest“ der frühen Moderne. Die Sammlung Eduard Arnhold, in: Anna-Dorothea Ludewig/Julius H. Schoeps/Ines Sonder (Hg.), Aufbruch in die Moderne. Sammler, Mäzene und Kunsthändler in Berlin 1880–1933, 2012, S. 104–119.
Michael Dorrmann, Kunstförderung am „Regentenhof“. Der Mäzen Eduard Arnhold und seine Sammlung, in: Mariaantonia Reinhard-Felice (Hg.), Kunst ohne Geschichte. Ästhetisch motiviertes Sammeln in Europa und Amerika. Symposium in der Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“, 2014, S. 60–70.
Peter von Becker, Eduard Arnhold. Reichtum verpflichtet – Unternehmer und Mäzen, 2019.
Gemälde (Öl/Leinwand) v. Karl Gussow (1843–1907), 1881/83, verschollen.
Gemälde (Öl/Leinwand) v. Max Liebermann (1847–1935), 1919, verschollen. (Onlineressource)
Radierung v. Emil Orlik (1870–1932), 1919. (Onlineressource)
Bronzebüste v. Otto Placzek (1864–1968), 1920, Jüdisches Museum Berlin.
Gedenktafelrelief (Bronze) v. Fritz Röll (1879–1956), Deutsche Akademie Rom Villa Massimo.